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Eins:Sandro


Ich breitete die Karte auf dem Tisch aus, und versuchte nicht so hoffnungslos auszusehen, damit ich meinen Kameraden nicht auch noch den letzten Funken Glauben nahm. Wir suchten seit fünf verdammten Jahren nach ihm, griffen jeden Hinweis auf, doch es nutzte nichts. Die Dunkelheit, der sechste und letzte Teil in unserem Bund, war noch immer nicht aufgetaucht. Ich seufzte auf und ließ meinen Blick zu dem bärenähnlichen Krieger mit dem glutroten Haar gleiten, der neben mir stand."Kairis, wie viel Zeit haben wir noch bevor die Küjäner die Landesgrenze erreichen?" Der bullige Mann blickte konzentriert auf die Karte.
"Ich kann es nicht genau sagen, Sir, aber ich denke wenn wir Glück haben, noch fünf Monate.""Wieso greifen wir sie nicht einfach an? Wir sind stark genug, wir können die Mistkerle auch ohne die Dunkelheit besiegen! Trainieren wir lieber anstatt den ganzen nutzlosen Spuren nachzugehen!", warf Xavier, der Jüngste unter den "Hisa", den Elementkriegern, ein. "Du verstehst das nicht, Kleiner - ohne die Dunkelheit sind wir nicht vollständig. Selbst wenn wir es schaffen würden, die Küjäner zurückzudrängen, könnten wir das nicht lange aufrechterhalten. Wir würden zu schnell unsere Kräfte verlieren. Willst du wirklich riskieren, dass einer von uns bei diesem waghalsigen Unterfangen getötet wird?"Ich beobachtete den Wortwechsel stumm, doch bei Kairis` Worten unterbrach ich sie. "Bis zu einem gewissen Grad stimme ich dir zu,Kairis, und du ,Xavier, musst auch verstehen: es ist zu gefährlich ihnen unvollständig entgegenzutreten.Trotzdem weiß auch ich nicht, wo wir noch suchen sollen."Zum ersten Mal ergriff Pete` das Wort:"Sir, ich denke ich habe einen Vorschlag zu machen. Die Höhlen von Sinai sind ein eher unwarscheinliches Versteck, aber sie sind unsere einzige Chance."Es breitete sich Stille aus. Selbst der eben noch trotzig dreinschauende Xavier sah schockiert aus.Die Höhlen von Sinai grenzten nicht an Hjowa, ihre Heimat, sondern waren an Menslin und das Land der Küjäner angegliedert.Die Sinaihöhlen gehörten zum verbotenen Land und es war seit Jahren niemand mehr dort gewesen.
Aber es wurde gemunkelt, die Küjäner hätten seit einiger Zeit begonnen die Höhlen zu erkunden und es gab Gerüchte, dass sie die zum Tode verurteilten dort einsperrten. Trotzdem hatte Pete` mit seiner Vermutung warscheinlich recht. Sie waren die ganzen Jahre über Spuren gefolgt die allesamt von den Höhlen wegführten. Es wäre möglich, die Küjäner hatten falsche Spuren gelegt, weil sie Hinweise darauf hatten, dass sich der Krieger dort befand.
Wenn Petes Vermutung also richtig war so fürchteten die Küjäner die Höhlen, weshalb sie auch nur Spuren legen konnten, anstatt den Krieger selbst zu ergreifen.
Ich trug meine Gedankengänge meinen Freunden vor. Xavier sah mich ernst an und meinte:"Es klingt eigentlich einleuchtend, wenn auch sehr erfinderisch. Ich denke Pete` hat Recht. Es ist unsere letzte Chance. Sollen wir den Versuch wagen und in die Höhlen vordringen?" Bei diesen Worten Xaviers` flammte Stolz in mir auf. Er war noch jung, hatte aber trotz dem schon eine Menge bei uns gelernt.
Lino, der Krieger mit dem silberblonden Haar und den Augen, die viel zu weise für sein junges Gesicht wirkten, blickte gedankenverloren auf:"Ich und Pete` haben bereits vorher darüber gesprochen. Mir war klar, dass Ihr den selben Schluss ziehen würdet, deshalb habe ich bereits einen Plan ausgearbeitet."Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wie immer war Lino ihnen allen einen Schritt voraus.
"Beginn, Lino", sagte ich und wies meinen Freunden mit einer Handbewegung an sich zu setzten."Sir, wie wir alle wissen, liegen die Höhlen im verbotenen Land. Was aber nur wenige wissen, weil das verbotene Land noch nicht erkundet worden ist, ist dass es gleichermaßen aus Bäumen, Pflanzen und natürlich jeder Menge Tiere besteht wie auch aus einer Einöde, die den Steppen der Genso ähnelt, aber so gut wie kein Wasser besitzt. Nur ein kleiner Teil des Flusses Umi", bei diesen Worten, breitete er eine weitere Karte auf dem Holztisch aus, die er schon die ganze Zeit in Händen hielt und zeichnete eine Linie darauf mit dem Zeigefinger nach,"fließt hier hindurch. Wir haben Glück, dass diese Stelle, an die Höhlen grenzt, sodass wir nicht an Wassermangel leiden werden." Er umkreiste eine große Fläche auf der Karte und sprach weiter:"Das sind die Höhlen von Sinai. Wie ihr sicher schon festgestellt habt, ist es am kürzesten den Fluss Umi zu folgen. Es gibt nur ein Problem. Unser Weg...","...führt uns durch das Land der Küjäner.", vollendete ich seinen Satz.
"Genau", meinte Lino."Es wird schwierig, ist aber zu schaffen. Natürlich nur, wenn wir alle zusammen gehen. Alle oder keiner."Ich schaute meine Kameraden nacheinander an. Lino, das Wasser; Pete` , die Erde; Xavier, die Luft und Kairis, das Feuer. Jeder von ihnen richtete seinen Blick auf mich, dann sprachen sie gemeinsam:"Wir, die Hisa, die Elementkrieger, Teil des Volkes von Hjowa, schwören dir, Sandro von Miracles, dem ersten und einzigen Sohn des Königs, dem Thronerben und dem Element Licht in unserem Bund, die Treue und werden dir bis in den Tod folgen."
Stolz flammte in mir auf. Meine Soldaten. Meine Freunde. Meine Familie.

Zwei:Daria
Ein Jahr zuvor



Das Ziel war genau hundert Meter vor mir. Ich konzentrierte mich auf den schwarzen Punkt in der Mitte der runden Scheibe, die gerade so groß war wie meine ausgebreitete Hand. Dann entlud sich die Energie die durch meinen ganzen Körper kribbelte, in Form eines schwarzen Blitzes der aus meinen Fingerspitzen direkt auf das Ziel zuflog. Mit einem lauten Knall landete der Blitz genau in der Mitte.
"Bravo, Daria. Du wirst immer besser. Noch ein paar Monate und du beherrscht deine Kräfte besser als ich es je getan haben könnte.", rief mir Enrik, der Mann der mich als Baby vor den Höhlen von Sinai gefunden und großgezogen hatte, zu. Ich zwang mich zu lächeln, aber innerlich war ich nicht mehr fähig dazu, seit ich den Grund für seine Kräfteübertragung herausgefunden hatte.
Ich liebte Enrik. Er war wie ein Vater für mich und die einzige Familie, die ich kannte.
Soweit ich mich erinnern konnte, hatte Enrik angefangen mir das Kämpfen beizubringen, sobald ich laufen konnte. Vor ungefähr zwei Jahren dann, ich war etwa 15 gewesen, hatte er alle seine Kräfte auf mich übertragen. Es war erst ungewohnt, denn diese Kräfte gehörten in meinen Augen zu Enrik und nicht zu mir, doch balsd schon war ich nicht mehr dazu fähig, mir ein Leben ohne sie vorzustellen.
Bis vor ein paar Monaten begriff ich nicht, warum er das getan hatte, doch als er auf einmal zusammen gebrochen ist, ist mir alles klar geeworden. Enrik war krank und sobald ihm bewusst wurde, dass er nicht mehr lange leben würde, hatte er seine Kräfte auf mich übertragen.
Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Enrik auf mich zuging und mich in den Arm nahm. Seufzend lehnte ich mich an ihn. Er war in letzter Zeit so zerbrechlich geworden. Noch einmal drückte er mich an sich, dann hielt er mich mit beiden Armen in sein Blickfeld und sah mich ernst an."Daria, du bist jetzt siebzehn und eine junge Frau. Es wird Zeit, dass du alles erfährst."

Impressum

Texte: Cover von jemandem der das Bild auf Google gestellt hat Alle Figuren und die Geschichte gehören mir zusammen mit allen anderen Rechten
Tag der Veröffentlichung: 01.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich Lydia und Julia, den einzigen Menschen, die mich wirklich verstehen

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