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Bis(s) zu zweit
Wenn mein Herz nur dir gehört


Es war eine klare Vollmondnacht, deren Stille nur ab und zu durch das Rascheln der Blätter im kühlen Wind unterbrochen wurde. Die funkelnden Sterne glichen tausenden Diamanten... Sie schienen jeden meiner Schritte, jeder meiner gleißenden Bewegungen zu folgen und über mir zu wachen. Ihr Leuchten erinnerte mich an das in Alice’ wunderschönen Augen.
In Gedanken versunken und beide Hände in den Hosentaschen meiner Jeans versteckt, schlenderte ich den schmalen Pfad, der mich nach Hause führte, entlang. Ich hatte keinen Grund zur Eile, denn die Jagd war glücklich und schnell verlaufen. Es war mir ein leichtes gewesen meine Beute zu fangen und kein Mensch ist mir dabei begegnet - zum Glück...
Mein Durst war nun wieder vollkommen gestillt, meine Kehle brannte nicht mehr und meine Augen leuchteten wie flüssiges Gold.
Genauso, wie sie es prophezeit hatte.
Die Prophezeiung war der eigentliche Grund, weshalb ich in dieser Nacht zum ersten Mal alleine zur Jagd aufbrechen durfte. Aus Angst, ich könnte die Beherrschung verlieren und Wanderer angreifen, wurde ich üblicherweise von meinen Brüdern begleitet. Auch dieses Mal sollten mir Edward und Emmett Gesellschaft leisten, doch dank Alice kam alles anders...

Am frühen Abend bereits war es klar, dass ich meinen Durst bald stillen müsste. Es war kaum mehr zu ertragen! In meinem Inneren tobte schon seit Stunden ein Kampf und ich musste viel Mühe aufbringen um mich zu beherrschen. Ich saß verkrampft, mit geschlossenen Augen und zu Fäusten geballten Händen auf der Couch im Wohnzimmer und versuchte alles um mich herum auszublenden. Dennoch konnte ich die beunruhigten Blicke der anderen und die Spannung im Raum, die mit jedem Augenblick wuchs, spüren. Es quälte mich – und machte mich gleichzeitig unglaublich wütend!
Ich hatte es satt!
Satt, dass sich alle aus meiner Familie jedes Mal Sorgen um mich machten!
Satt, dass sie mich immer wie ein rohes Ei behandelten und satt, dass sie mich jedes Mal aufs Neue zur Jagd begleiteten!
Als bräuchte ich ihre Hilfe! Immerhin war ich derjenige, der am besten kämpfen konnte! Selbst damals, als die Volturi drohten und auszulöschn, war ich es, der sie trainiert, sie auf die mögliche Entscheidungsschlacht vorbereitete! Hatten sie das alles etwa vergessen?! Ich war der letzte, der Babysitter brauchte! Der letzte, auf den sie aufpassen mussten!
Dieser Gedanke machte mich so rasend vor Wut, dass mir plötzlich ein lautes Knurren aus der Brust entfuhr. Erschrocken über mich selbst riss ich die Augen auf und sprang von der Couch hoch. Alice stand schon wenige Augenblicke später Kerzengerade vor mir und versperrte den Weg zur Tür. „Alles wird gut, Jasper! Du musst dich nur noch ein wenig gedulden. Das schaffst du! Vertrau mir...“, flüsterte sie mir mit ihrer weichen Stimme zu. Auch Emmett war nun einige Schritte vorgetreten, bereit mich aufzuhalten. In Esmes Augen spiegelte sich blankes Entsetzen! Ich wollte das Missverständnis aufklären, also begann ich: „Alice beruhig dich bitte. Das war nur ein Versehen! Glaub mir, ich wollte gar nicht...“, doch sie ließ mich nicht zuende sprechen sondern drückte mich sanft aber bestimmt wieder in die Couch zurück. „Schon gut, wir verstehen dich ja alle. Wir wissen, wie schwer du es hast, aber bitte versuch dich zu beherrschen!“ „Was meinst du denn, was ich die ganze Zeit tue?! Und ihr alle seit mir keine große Hilfe! Lasst mich doch einfach mit eurer Besorgnis in Ruhe!“, zischte ich ihr entgegen. Sogleich bereute ich es, denn ich spürte, wie sehr ich sie damit verletzt hatte. „Jasper, bitte! Das führt doch zu nichts...“, ergriff Esme das Wort. Zu Carlisle gewandt fuhr sie fort: „Wir müssen ihn jetzt gehen lassen. Er hat schon zu lange gewartet! Jede Sekunde wird es schlimmer!“ „Es ist noch nicht spät genug, Esme. Ich würde es ihm gerne erleichtern, doch wir können keine unschuldigen Menschen in Gefahr bringen. Er muss wohl oder übel noch warten...“, mit einem noch besorgteren Blick als zuvor musterten sie mich. „Bitte, Carlisle!“, diesmal war es Alice, „Wir alle sehen doch wie er leidet! Auch ich halte das nicht mehr länger aus! Lass... lass mich doch in die Zukunft blicken und wir werden wissen, was zu tun ist!“ „Alice, du weißt doch, dass deine Visionen sich im Laufe der Zeit ändern können. Es wir uns also wahrscheinlich nicht...“ „Bitte... lass es mich wenigstens versuchen!“, flehte sie.
Ungläubig starrte ich sie an. Kurze Zeit zuvor hatte ich sie verletzt und nun setzte sie sich so für mich ein! Ich wollte sie am liebsten in die Arme nehmen und nie wieder loslassen, doch das musste warten...
Es herrschte Stille im Raum und alle Blicke ruhten nun auf Carlisle. Dieser schaute lange in Alice Gesicht. Es vegingen etliche Sekunden... Doch dann, als ich die Hoffnung nicht mehr bis zur völligen Dunkelheit abwarten zu müssen längst veloren hatte, nickte er langsam. Ich spürte, wie sich ein Gefühl der Erleichterung im Raum ausbreitete und ließ mich von dieser mitreißen.
„Nun gut. Einen Versuch ist es wohl wert... Jedoch bitte ich dich inständig nicht zugunsten Jaspers zu handeln, sondern uns deine Vision wahrheitsgemäß zu schildern. Du weißt, was davon abhängen kann, Alice.“ „Gewiss“, nachdem auch sie zustimmend nickte wurde ihr Blick abwesend und sie selbst verharrte regungslos.


Fortsetzung folgt...

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Tag der Veröffentlichung: 01.04.2010

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