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Der wehende Wind

Der Wind weht durch meine Haar.

Es ist wie ein Flüstern welches mir sanft ins Ohr singt. Dieser leise, kaum hörbare Gesang lässt meine Tränen Trocknen. Ein zweiter Windzug erfasst mich, er fühlt sich wärmer an als der erste.

Mir kommt es so vor als würde mich jemand sanft umarmen und mir sagen, das alles wieder so wird wie früher.

Ich kann mich nicht bewegen, zu schön ist das Gefühl fest halten zu werden.

Das flüstern in meinem Ohr wird zu einem sanftem Lachen. Ich kann es hören, es klingt so schön.

Eine etwas ältere aber warme Stimme kichert und lacht in meinen Ohren.

Ich kann mich genau erinnern wann ich dieses Lachen schon einmal gehört hab.

Wir saßen zusammen und haben alte Fotos durch gesehen, damals habe ich nicht verstanden warum mein gegen Überlacht.

Heute kann ich es verstehen, heute bin ich genau so wie sie.

Ich fange an ohne Grund zu lachen, wenn ich ein altes Foto sehe. Zu schön sind die Erinnerungen und zu schnell vergisst man sie wieder.

Genauso wie so viele Menschen die man im Laufe seines Lebens trifft.

Egal ob man sie vergiss oder nicht, sie alle hinterlassen Spuren in uns.

Langsam schreiten meine Beine die grauen Steintreppen hinunter, voller würde aber auch voller Schmerz.

Wie oft habe ich gefleht das dieser eine Tag niemals kommt. Und nun ist er da, ich stehe vor einem großen, hellgestrichenen Gebäude. Tausend Menschen gehen an mir vorbei, ich kann ihnen nicht in die Augen schauen. Zu viel leben erkenne ich in ihren Augen.

Zittern gehe ich hinein, meine Eltern warten drinnen schon auf mich.

Meine Mutter hat verquollene Augen, mein Bruder sitz Teilnahmslos auf einem Stuhl während mein Vater meine Mutter in den Armen hält.

Ich weiß was geschehe ist, es ist als wäre ich betäubt.

Meine Bewegungen sind abgehakt und unkoordiniert.

Benommen sehe ich zu meiner Familie, wir sind eingehüllt in eine Kuppel aus Schweigen.

Betroffen kommt eine Ärztin raus, sie schaut uns bemitleidend an.

Ohne Worte gibt sie meinem Vater einen Zettel.

In mir zieht sich alles zusammen. Ich kann nicht Atmen, ohne Worte zieht mein Vater mich auch in seine Arme.

Ich kann die Tränen nicht mehr zurück halten, diesen Kampf habe ich verloren.

Die Ärztin verschwindet wieder, allein stehen wir vier vor diesem Zimmer.

Schwestern, Pfleger, Ärzte, Patienten und Angehörige laufen in Scharen an uns vorbei.

Aber wir sind allein.

Bitterliche Tränen laufen aus meinen Augen, wieder hab ich das Gefühl als würde mich jemand umarmen.

Der Schwall aus Tränen wird stärker. Man kann fast sagen, dass man mir einmal über das Herz gelaufen ist mit Hackenschuhen.

Diese Absätze haben sich bei jedem Schritt in mein Herz gebohrt.

Mir ist kalt, das Zittern von vorhin ist schlimmer geworden.

Kein Mensch sagt einen Ton, ich blicke auf die weiße, verschlossene Tür.

Sie soll aufspringen und meine Oma soll darin stehen, ohne Rollstuhl, ohne Krankheiten.

Sekunde um Sekunde starre ich diese Tür an während meine Eltern versuchen uns und voralem sich selbst zu beruhigen.

Keine ihrer Worte erreichen mich, ich kann sie nicht verstehen, als würden sie eine andrere Sprache sprechen als ich.

Um mich herum blendet mein Kopf alles aus, ich bin ganz und gar auf diese eine Tür Fixiert.

Sie weiß und hat eine graue Türklinke.

Innerlich brüllt meine Stimme zu Gott, er solle sie wieder zu uns holen.

Aber nichts passiert.

Ein Klos steckt in meinem Hals, ich kann weder Schlucken noch atmen.

Die Hand Meiner Mutter ergreift die meinige.

Tief ein und Ausatmend stehe ich da um ringt von meiner Familie und kann dennoch nichts machen.

Es ist zu Spät, sie ist weg.

Ich muss zu ziehen lassen, es so wie, wenn ein Freund der weit weg geht.

Auch denn muss man ziehen lassen, aber man weiß, dass man sich immer wieder sieht.

Irgendwann ist es so weit das man sich wieder sieht.

Ist das auch so mit dem Tod? Ich kann an nichts andres Denken, als an ihre letzten Worte.

„ Bis zum nächsten Mal“

Vielleicht hat sie das Gewusst, dass es bald so weit ist.

Ich kann es trotzdem nicht verstehen, sie ist doch meine Oma gewesen.

Sie ist diese Frau Gewesen die geplatzt ist vor Freude, als sie mich das erste Mal in den Armen hielt.

Hundert und aber hunderte Male hat sie mir immer die gleiche Geschichte Vorgelesen.

Es war immer“ Max und Moritz“.

Zusammen sind wir so oft in den Park gefahren, dass sie jeden Schritt genau wusste.

Sie wusste auch wie es mir geht, noch bevor ich etwas gesagt habe.

Mit ihrer Hilfe, bin ich zu dem geworden was ich bin.

Eine Junge und selbst bewusste junge Frau.

Ohne sie hat alles an Bedeutung verloren.

Mein Kopf will sich nicht damit abfinden ´, doch ich muss es.

Langsam verlassen meine Eltern mit mir das Krankenhaus.

Es ist ein schöner Wintertag, der Himmel ist blau, nur vereinzelt sieht man weiße Wolken entlang schweben.

Eine kleine Brise erfasst meine Haare und es fühlt sich an würde sie mir ein letztes Mal durch die Haare streichen.

Ein Abschied, für eine lange Zeit, doch nicht für immer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.02.2014

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