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Ein Mädchen mit blonden Haaren und im Alter von ungefähr 15 Jahren lag auf einer Liege in einem Garten, sie trug ein weißes schulterfreies Sommerkleid, in dem Garten blühten wunderschöne Rosen in jeder Art und Farbe, und Schmetterlinge flogen in der Luft und setzten sich auf ihre blasse, aber umso hübschere Haut.
„Gillina komm rein, ich brauche deine Hilfe“, rief eine junge Frau mit feuerrotem, lockigem Haar.
„Ja,ich komm gleich Marie!“ Das Mädchen, dessen Name anscheinend Gillina war, lief zum Haus hinüber. „Wofür brauchst du den meine Hilfe?“ „Ich hab meine Bewerbung fertig, kannst du sie für mich abgeben? Ich hab keine Zeit, ich muss noch einkaufen.“, diesem Blick konnte sie einfach nicht widersprechen.
„Natürlich“, sie machte sich auf den Weg und ihr goldenes Haar wehte hinter ihr her.
Sie setzte sich in den Bus und schaute auf die Bewerbungsmappe, Marie Bell stand darauf. Als sie ankam schmiss sie die Mappe in den Briefkasten und ging in Richtung Friedhof, dort ging sie mindestens einmal pro Woche hin, weil dort ihr Vater Oliver lag. Sie hatte ihre Eltern immer mit Vornamen angesprochen, weil ihr Mum und Dad nie wirklich passend vorkamen, sie wusste selbst nicht wieso.
Der Weg zum Friedhof, lag von der Stadt 10 Minuten und von ihrem Haus 5 Minuten entfernt.
Als sie am Grab ihres Vaters stand, hörte sie hinter sich das Geräusch von Schritten die immer näher kamen, als sie sich umdrehte sah sie nur eine Gestalt, die ganz in schwarz gekleidet war. Als die Person bemerkte das Gillina sie gesehen hatte rannte sie in Richtung Stadt. Gillina dachte sich nichts dabei, legte die mitgebrachten Blumen auf das Grab und ging nach Hause.
Sie dachte nicht länger über die dunkle Gestalt nach, sondern machte sich Gedanken über den ersten Schultag nach den Sommerferien, der in zwei Tagen sein würde. Aber die Gestalt zu vergessen sollte schlimm für Gillina enden, den diese Person hatte ein dunkles Geheimnis.


Gillina lief grade den Weg zur Schule entlang, als sie einen wohl neuen Schüler sah, sie lief zu ihm rüber und begrüßte ihn:„Hi, ich bin Gillina und wie heißt du?“
„Emanuel“, das war alles. Kein:“Ich bin der Neue und heiße Emanuel. Nett das du mich angesprochen hast.“
Gillina sah das er wunderschöne eisblaue Augen hatte, ihr Freund hatte auch blaue, aber Stefans Augen sind viel dunkler, königsblau.
„Und wie findest du unsere Schule?“
„Ganz O.K.“, er redet nicht viel das kann ja nicht gut werden, dachte Gillina.
„Hi, Jill!“, das war Stefan sie erkannte ihn mit verbundenen Augen.
„Okay, ich muss dann los, viel Spaß noch in der Schule.“
Sie warf noch einen Blick zu Emanuel und rannte dann zu Stefan herüber und umarmte ihn so heftig das er zwei Schritte nach hinten taumelte.
„Nicht so stürmisch, Süße.“
„Ich bin nur glücklich dich nach den Ferien wieder zu sehen.“
„Ich doch auch.“
Da klingelt es und Gillina muss in den Unterricht, in der Schule wird sie von allen Seiten begrüßt und umarmt. Sie schaute auf ihren neuen Stundenplan, Mathe. Juhu, dachte Gillina, direkt mein Lieblingsfach.
„Was hast du jetzt Stefan?“
„Chemie, schade dann bis zur Pause“, er küsste sie und lief zum Unterricht. Als Gillina in den Raum kam wurde sie direkt wieder umarmt, diesmal von Mandy, ihrer besten Freundin.
„Jill! Na wie waren deine Ferien?“, aber bevor sie antworten konnte sprach Mandy auch schon weiter, „Also meine waren super...“.
Gillina hörte gar nicht zu, sie bemerkt den neuen Schüler den sie vor der Schule getroffen hatte.
„Wer ist das?“
„Der süße Typ da drüben? Das ist Emanuel Taylor. Er ist echt süß und voll nett.“, Emanuel lächelte als hätte er gehört was Mandy gesagt hat, aber das konnte nicht sein.
„Aber er ist doch so still und spricht kein Wort.“
„Du hast mit ihm gesprochen?“,fragte Mandy ungläubig und guckte Gillina mit ihren braunen Hundeaugen fragend an.
„Ja ich hab ihn vorhin getroffen“,sie selbst hatte hell violette Augen. Mandy stupste Gillina an. „Und wie findest du ihn? Er ist doch voll süß oder?“
„Ja, aber ich finde Stefan einfach süßer.“ Das stimmte, den er war schließlich ihr Freund.


In der Pause wollten Gillina und Mandy in die Schulkantine gehen, aber Gillina hielt irgendetwas davon ab,„Komm wir gehen raus und sonnen uns etwas.“
„Was hast du den willst du den nicht zu Stefan?“
„Doch, aber ich hab da so ein Gefühl das wir nicht dort rein sollten“,sie deutete auf die Kantine.
„Okay wenn du das denkst. Und vielleicht ist Stefan ja auch da.“
An der Wiese angekommen bemerkten sie, dass sie allein waren.
„O.K. Mehr Platz für uns“, sagte Mandy. „Und guck mal wir bleiben anscheinend doch nicht allein.“
Und da sah auch Gillina ihn, den Neuen, Emanuel. „Schön euch zu sehen. Gillina und Mandy, richtig?“
„Ja, das stimmt.“
„Aber Gillina wird überall nur Jill genannt.“
„Ah in Ordnung, das wusste ich natürlich nicht. Könnte ich mich zu euch unter den Baum setzten, das ist der einzige und ich sitze nicht so gerne in der Sonne.“
„JA!!!“, Mandy rief es richtig aus, und man sah ihr an, das sie sich darüber freute. Dieser Emanuel spricht echt komisch, so altmodisch und der Name ist auch, irgendwie alt, dachte Jill. Sie legten sich alle gegen den Baum und entspannten, dass heißt Jill und Mandy entspannten sich, Emanuel saß angespannt da und sah die Kantine an. Plötzlich bebte die Erde. Das war das schlimmste Erdbeben seit 9Jahren, dachte Jill. Und da kamen auch schon die ganzen Schüler raus gerannt, drinnen muss wohl alles umgefallen sein, dort standen nämlich Pokale und Holzstaturen. Jill versuchte verzweifelt Stefan zu finden, aber er kam und kam einfach nicht raus.
„Wo ist Stefan? Er muss doch raus kommen!“
„Dreh jetzt nicht durch, keiner weiß ob er da drinnen war.“, Jill dachte das wäre Mandy, aber es war Emanuel.


„O Stefan! Ich bin so glücklich das du nicht verletzt bist.“, sie war jetzt bei ihm zuhause. Sie strich über sein blondes Haar, dabei musste sie sich strecken, Stefan ist über 1,90 groß, der beste Basketballspieler an der ganzen Schule.
„Jill, ich hab dir doch heute morgen gesagt, dass wir in den Pausen jetzt immer auf dem Sportplatz trainieren.“
„Echt? Hab ich gar nicht gehört.“
„Süße, du machst dir auch über alles und jeden sorgen.“, dann küsste er sie.


Er huschte durch die Schatten der Dunkelheit, in dieser fremden Welt verlief er sich meistens, aber da er schon etwas länger da war kannte er sich aus. In seiner Welt nannte man ihn der Panther , weil er so flink und schnell war. Seinen richtigen Namen kannten nur die wenigsten. Er gehörte zu der ältesten Vampirfamilie die wirklich Kinder kriegen können.
Er kam an der High School an. Es würde bald noch mehr Katastrophen geben, in dieser und in seiner Welt, die sich die Spiegelwelt nannte. Er musste die Prinzessin finden, Lucia, das wusste er, war die Falsche. Seinem Vater wurde damals aufgetragen die echte Prinzessin zu entführen und zu töten, aber sein Vater brachte sie in die Menschenwelt. Danach gab dann die Schwester der Königin ihr Tochter als die Prinzessin aus. Er hatte Lucia nie selber gesehen, und hat nur aus Geschichten von ihr gehört.
In der Schule sah es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, das Erdbeben war sehr heftig. Er kam an den Spinden seiner neuen Jahrgangsstufe an, er hätte fast angefangen zu lachen, er selbst war ungefähr 100Jahre alt. An einem Spind stoppte er, er wusste nicht wieso. Der Panther schaute auf das Schild des Spindes, er gehörte einem Mädchen namens Gillina Bell. Er dachte an den Morgen, sie hatte blondes Haar dass bis zu den Schultern hinunter floss wie flüssiges Gold, und Augen von der Farbe der hellsten Amethysten die er je gesehen hatte. Sie trug ein rosafarbenes Minikleid welches ihre Augen betonte und sie strahlen ließ. Sie war das schönste Menschenmädchen was er in seinem langen Leben je gesehen hatte.
In dem Spind waren Bücher, Hefte und Bilder ihrer Freunde. Nach langem durchstöbern des Spinds fand er eine Halskette die aus schwarzem Leder bestand und einem einzelnen Amethyst.


Es waren vier Tage vergangen seit das letzte mal Unterricht gewesen war. Jill ging zu ihrem Spind, sie erschreckte sich, er war aufgebrochen und alles durchgewühlt. Sie guckte nach ob all ihre Sachen noch da waren. Es fehlte nichts, bis auf ihre Kette die sie am letzten Schultag dort rein gelegt hatte. Sie hätte heulen können, es war ein altes Familienerbstück und ihre Lieblingskette.
„Bist du dir den ganz sicher das sie im Spind war?“, Marie machte ein besorgtes Gesicht, da sie wusste das Jill nie etwas verlegte. „Ja, ich bin mir 100 Prozentig sicher. Ich hab sie in der Pause weggelegt, weil mir zu warm war und das Leberband an meiner Haut geklebt hat. Du kannst ja Mandy fragen, sie war dabei.“, Mandy war ihre Notlösung für alles, ihre beste Freundin, sie kannten sich seit dem Kindergarten. „Ok, ich glaub dir ja, aber schon merkwürdig das die Kette einfach weg ist.“
Jill hatte später noch mit Mandy telefoniert und sie waren sich einig das die Kette im Spind lag.


In der Nacht träumte Jill sehr schlecht, sie träumte von der Kette und von vielen Spiegeln. In ihrem Traum ging sie durch ein großes Schloss, sie trug ein rotes, langes Kleid so wie es sie im Mittelalter oft gab, dazu ihre Kette. Das Schloss hatte viele Türen und Fenster. Durch die Fenster konnte man auf der einen Seite auf das weite Meer gucken und auf der anderen Seite auf ein kleines Dorf. Hinter dem Dorf lagen Berge dessen Spitzen mit Schnee bedeckt waren. Sie wusste das hinter den Bergen noch sechs andere Schlösser lagen und zwischen den Bergen, Dörfern und Schlössern war nichts als Wald. Wälder mit Kiefern, Tannen und Fichten. Aber auch Wälder mit Eichen, Ahorn-Bäumen und Buchen. In den Wäldern waren manchmal kleine Hütten. Das alles wusste sie, aber gesehen hatte sie es nie, nur gelesen aus Büchern die in Bibliothek standen, in die sie nun ging. Die Regale waren aus Kirsch-Baum-Holz und wunderschön, in ihnen standen tausende von Büchern. Hinter einem der Regale war ein Geheimgang, man öffnete ihn indem man an einer danebenstehenden Statue den Kopf drehte. Sie ging durch eine kleine Tür hinter dem Regal und gelangt in einen großen Saal. Man konnte nicht sehen wie groß er war, denn die Spiegel waren in einem Labyrinth aufgestellt. Gillina ging durch das Labyrinth und durch jeden Spiegel konnte man in eine andere Welt sehen. Durch sechs von ihnen konnte man in die anderen Schlösser dieser Welt sehen. Durch ein anderes konnte man in eine Welt voller Roboter sehen. Und in noch einem anderen konnte man eine Welt sehen die dieser hier gar nicht so fremd war. Nur das ein paar mehr Roboter Maschinen gab.Es gab noch mehr Spiegel die zu dieser Welt gehörten. Gillina aber ging auf diesen zu, sie griff in den Spiegel, nein sie griff DURCH den Spiegel. Und dann ging die ganz durch. Sie kam in einer Kapelle in der anderen Welt raus, sie gehörte zu einem alten Friedhof. Langsam ging sie zwischen den Gräbern hindurch. Irgendwann stoppte sie, vor ihr war ein neueres Grab, etwa 12 Jahre alt.
In den Grabstein war der Name Oliver Bell eingraviert.


Am nächsten Morgen wachte Jill schweißgebadet auf. Sie hatte schlecht geschlafen, aber wusste nur noch das es um viele Spiegel und den Friedhof ging.
Das erste was sie an diesem Tag machte war auf den Friedhof zu gehen. Sie wollte herausfinden was ihr Traum zu bedeuten hatte. Am Friedhof angelangt ging sie in die Kapelle die schon seit 500 Jahren dort stand. An einer Seite war ein riesiger Spiegel, an den konnte sie sich aus ihrem Traum erinnern. Sie ging auf ihn zu und fasste an das kalte Glas. Träume bleiben also doch nur Träume. Aber sie konnte sich an den ganzen Traum wieder erinnern.
Plötzlich hörte sie Schritte. Sie kamen immer näher.
Wenn ich jetzt in einem Film wäre, dachte Jill, würde gruselige Musik abgespielt und die Musik vom weißen Hai noch dazu.
Die Schritte kamen immer näher an die Kapelle, sie stoppten vor der Tür. Dann wurde die Tür mit einem schaurigen Quietschen aufgemacht. Als sie sah wer es war musste sie beinah lachen. Es war nur Emanuel, der Neue.
„Was machst du hier allein auf dem Friedhof, es könnte gefährlich sein, vor allem in dieser Kapelle.“
„Nein danke. Ich steh nicht so auf Gänsehautgeschichten. Ich bin hier wegen einem Traum den ich hatte“, antwortete Jill, „Was machst du den hier, so ganz allein, es könnte auch für dich gefährlich werden.“
Emanuel antwortete lachend: „Für mich könnte so leicht nichts gefährlich werden. Aber erzähl du von deinem Traum. Ich bin neugierig.“
Gillina erzählte, sie ließ keine Kleinigkeit aus.
Emanuel hörte gebannt und erstaunt zu. „Das hast du geträumt? Dann bist du wohl weiter als ich gedacht habe.“
„Wie meinst du das?“
Aber Emanuel antwortete nicht. Er nahm seine Kette, an der ein kleiner schwarzer Stein hing, und hielt sie an den Spiegel. „Du wirst nun eine völlig neue Welt sehen.“
Als die Kette an den Spiegel kam erschreckte sich Gillina zuerst.


Der Spiegel verwandelte sich in Wasser, aber er blieb stehen. Jill berührte die Oberfläche vorsichtig, das Wasser war eiskalt, sie bekam eine Gänsehaut.
„Es ist so kalt, sagt man, weil man die Welten überquert.“
„Die Welten überquert? Wie kann das möglich sein?“
„Ich weiß nicht, das Universum hat keine Grenzen, aber überall gibt es Wege in meine Welt zu kommen, die Spiegelwelt.“
„Spiegelwelt“, Jill kam sich vor als ob Emanuel sie auf den Arm nehmen wollte.
„Ja, die Spiegelwelt ist eine normale Welt wie jede andere. Aber sagen wir so, du würdest sagen sie ist eine aus dem Mittelalter Europas.“
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern nahm Jill an die Hand und ging mit ihr durch den Spiegel, in eine andere Welt.
Sie kamen in einem Großen Saal raus.
„Von diesem Saal habe ich geträumt, heute Nacht.“
„Ja, das ist der Königssaal des siebten Reiches, hier können wir aber nicht aus dem Saal, wir müssen einen anderen Spiegel zu dieser Welt nehmen der in den nahen Wald führt.“
„Wieso? Wieso können wir nicht hier raus?“
„Ich gehöre nicht zur Königsfamilie und dich werden sie für eine Illusion halten.“
Jill verstand nichts mehr, sie gehörte nicht in diese Welt wieso würde man denken sie gibt es nicht?
„In all den Geschichten über unsere Prinzessin wird sie genau so beschrieben wie du.“, auf Jills Blick sagte er, „Ich bin ein Vampir wir können Gedanken lesen, obwohl das bei manchen Menschen sehr schwer ist. Du musst es lernen zu verbergen bevor wir zu den Vampiren gehen.“
„Du bist ein Vampir? Ihr könnt Gedanken lesen? Und wieso gehen wir zu den Vampiren?“, Jill war verwirrt, zuletzt war sie so verwirrt als mit Stefan zusammen gekommen war.
„Ja, ich bin ein Vampir. Ja, wir können Gedanken lesen. Wir gehen zu den Vampiren, weil wir dort für eine Weile leben können bis wir einen Weg gefunden haben die falsche Prinzessin vom Thron zu stürzen.“
„Hier bleiben, wieso hierbleiben? Ich habe ein Leben in meiner Welt, ich kann dort nicht einfach weg. Was passiert mit meinen Freunden?“
„Du meinst Mandy? Oh die wird bald im Vampirlager sein.“
„WAS?“, sie konnte nicht glauben was sie gehört hatte.
„Du wurdest damals von meinem Vater, auf Befehl der Zwillingsschwestern der Königen, in die Menschenwelt gebracht. Da er nicht dort bleiben konnte, hat er eine kleine Familie, mit einer kleinen Tochter, auch in die Menschenwelt gebracht, um dich zu beschützen.“
„Mandy wusste also das ich hierhin gehöre?“
„Nein, ihre Eltern haben es ihr nie erzählt.“
Jill war traurig, sie war in der falschen Welt aufgewachsen und wegen ihr auch ihre beste Freundin Mandy.
„Komm Gillina, wir müssen uns auf den Weg machen.“
Jill ging mit ihm was sollte sie auch anderes machen, der Spiegel war wieder Glas und sie konnte ohne Emanuels Kette nicht hindurch. Es war ein langer Weg zwischen den Spiegeln hindurch.


Irgendwann stoppte Emanuel vor einem Spiegel. Durch den Spiegel sah man in eine kleine Holzhütte.
„Wenn wir hier rausgehen müssen wir noch ein paar Stunden laufen, aber das ist der kürzeste Weg. Außerdem kannst du in der Zeit lernen deine Gedanken abzuschirmen.“
„Wieso muss ich eigentlich meine Gedanken abschirmen? Wieso dürfen nicht alle wissen wer ich bin?“, Jill war so verwirrt durch diese neue Welt.
„Wenn es jemand wüsste, würde man dich für eine Hexe halten. Oder was würdest du denken, wenn du Jahre eine Geschichte einer Prinzessin hörst und plötzlich steht ihr Ebenbild vor dir, wenn sie zur selben Zeit im Schloss ist?“, Emanuel überzeugte Jill, sie wusste selbst nicht wieso, wahrscheinlich eine weitere Vampireigenschaft.
„OK, wie schirme ich meine Gedanken ab?“, Jill wusste so etwas nicht, woher auch.
„Also zuerst musst du, wie dumm das jetzt auch klingen mag, deine innere Mitte finden, dass heißt du musst gleichmäßig Atmen und du darfst an nichts denken.“
Jill versuchte es, aber spüren tat sie nichts.
„In Ordnung, jetzt musst du dich an etwas erinnern was gar nichts hiermit zu tun hat. An einen Sommertag oder einen Geburtstag zum Beispiel.“ Aber so sehr Jill es auch versuchte, sie merkte immer wieder das sie an das alles nicht denken konnte ohne auf die ganze Prinzessinnen-Nummer zu kommen.
„Gillina, ich verstehe das dich alles verwirrt, aber es ist gar nicht so schwer.“, Emanuel versuchte immer noch Gillina dazu zu bringen das sie es schafft. „Wenn dir wirklich nichts einfällt helfe ich dir. Auch wenn dir das vielleicht nicht ganz so gefallen wird.“
„Was...?“, aber bevor sie den Satz zu ende sprechen konnte küsste er sie, und sie werte sich kein bisschen. Als er aufgehört hatte sie zu küssen konnte sie an nichts mehr sonst denken.
„WOW“ , war alles was sie sagen konnte.
„Es hat geklappt, ich kann keinen einzigen Gedanken mehr lesen und selbst deine Aura ist nicht mehr so auffällig. Wir können jetzt weitergehen.“
Er hielt seine Kette an den Spiegel und er wurde wieder zu Wasser. Sie gingen durch die Holzhütte und dann in den Wald.


Gillina und Emanuel mussten schon eine halbe Stunde durch den Wald gehen, sie redeten kein einziges Wort, denn beide mussten immer noch an den Kuss denken.
Emanuel spürte die Kette schwer in deiner Hosentasche, irgendwann muss er sie Jill wiedergeben, aber es war noch nicht an der Zeit ihr den Weltenstein wiederzugeben, sie konnte damit noch nicht umgehen und er wollte nicht zugeben, dass er sie angelogen hat.
Er dachte die ganze Zeit über an den Stein und den Kuss, er hatte noch nie ein Menschenmädchen geküsst, auch wenn er jetzt wusste das sie eine Prinzessin war, aber eine Prinzessin hätte er wahrscheinlich nie geküsst. Er wusste das es falsch war, deshalb schirmte er seine Gedanken ab und hoffte das keiner der Vampire es merken würden. Den seine Gefühle gingen niemanden etwas an. Er hatte einen Auftrag und den würde er erfüllen, er hatte seine Aufträge immer ohne Gefühle bewältigt, das würde er diesmal auch schaffen, er konnte kein Risiko eingehen.


„Wie lange dauert es den jetzt noch, Emanuel?“, sie sprach das erste mal seit sie losgegangen waren mit ihm.
„Noch ungefähr fünf Minuten oder weniger, ich kann sie schon hören.“ Gillina strengte sich an, aber sie hörte nur die Vögel und die zerbrechenden Zweige unter ihren Füßen, nur unter ihren eigenen. Emanuel gab komischerweise kein einziges Geräusch von sich.


Sie kamen an einer dunklen Lichtung an, überall standen kleine Hütten und wenn man an den Rand der Lichtung in die Bäume guckte waren dort Baumhäuser, die man nur mir einfachen Strickleitern erreichen konnte und die mit Hängebrücken verbunden waren.
Gillina spürte einen leichten Wind der über die Lichtung ging.
„Wo sind wir hier, Emanuel?“, fragte Jill, sie hatte einen solchen Ort noch nie gesehen. Natürlich war sie schon in vielen Wäldern gewesen, aber dieser Ort hatte etwas geheimnisvolles und erschreckendes zusammen. „Das ist die Vampirlichtung, aber im ganzen Land ist sie nur als die Lichtung des Todes bekannt, da jeder sterbliche sofort getötet wird, wenn er sie ohne Erlaubnis betritt.“
„Zum Glück bin ich nicht allein“, Jill schaute sich auf der Lichtung jetzt etwas genauer um. In der Mitte der Lichtung stand eine etwas größere Hütte die auf Stelzen gebaut war.
„Ich nehme an da wohnt euer Häuptling, oder wie auch immer ihr es nennt?“, Jill hatte bei dieser Frage an die Schule gedacht,sie hatten in Geschichte mal gesagt das im Mittelalter die Burgen immer in der Mitte von der Stadt waren.
„Richtig, und wir nennen es Oberhaupt, Häuptling hat man noch vor meiner Zeit benutzt.“
„Dürfte ich fragen wie lange das her ist?“, fragte Jill vorsichtig.
„Fragen darfst du, aber ob ich dir darauf antworte ist eine ganz andere Frage!“, bei diesen Worten hatte er ein so umwerfendes Lächeln aufgesetzt, dass Jill nur noch das Lächeln im Kopf hatte und nichts anderes.


Emanuel spürte wie sehr er Gillina schon allein mit einem einfachen Lächeln in seinen Bann ziehen konnte, er musste kalt bleiben, er durfte ihr nicht zu nah kommen. Aber eins war sicher er konnte seit Stunden, nein seit Tagen an nichts anderes mehr denken als an ihre Haare, ihre Lächeln, ihre Stimme und ihre Augen, aber vor allem konnte er den Kuss nicht vergessen, obwohl es nur zu ihrem Schutz gewesen war, er konnte es nicht vergessen, aber er musste. Und zwar schnell.


In der Hütte war es stockdunkel.
„Keine Angst Jill, unser Häuptling, wie du ihn nennst, kommt gleich.“
„Haha. Ich hab es verstanden, okay?“
„Klar“, dabei musste er lachen.
Im nächsten Augenblick ging die Tür auf, wurde aber direkt wieder geschlossen.
„Guten Tag“, die Person die hereinkam war offensichtlich weiblich, Jill hatte gedacht das Oberhaupt wäre männlich. Sie rückte instinktiv näher zu Emanuel.
„Guten Tag Anbylin“
Anbylin? Wieso duzt Emanuel sie den? Jill fand das sehr komisch, ihr wurde immer beigebracht Person die mehr zu sagen hatten als sie zu siezen.
„Wenn hast du den da mitgebracht? Eine Sterbliche in unserem Lager, dass ist Jahrhunderte her, dass so etwas zuletzt passiert ist“, sagte Anbylin.
„Das ist Gillina, ich muss mit deinem Vater reden Anbylin, es ist wichtig“, antwortete Emanuel. „So wichtig, dass du deiner hübschen kleinen Freundin nicht einmal erklärst wer ich bin, sehr schade. Gut, dann mach ich das halt. Also Gillina, ich bin Anbylin und die Tochter des Oberhauptes.“
„Ehm, schön dich kennenzulernen“, Jill wusste nicht so recht was sie sagen sollte.
„Also Anbylin, wärst du vielleicht so nett und würdest deinen Vater holen und vielleicht für etwas Licht sorgen, den falls es dir entgangen ist, Sterbliche können im Dunklen nichts sehen“, man konnte hören das Emanuel nervös wurde.
„Oh, das hab ich ganz vergessen, wie gesagt es ist lange her das ein Sterblicher hier war.“ Kurz darauf wurden Kerzen angezündet und Jill konnte sich den Raum und Anbylin genauer angucken.
Der Hütte war nicht sehr groß, hatte aber mehrere Hinterzimmer, wahrscheinlich lebte hier der Oberhaupt und seine Familie. Auf dem Holzfußboden lag ein Bärenfellteppich, bei dem Gedanken auf den Überbleibseln eines Tieres zu stehen, schauderte Jill. Die Fenster waren mit großen, dicken Verhängen verdeckt. An einer Wand hing ein Portrait von einem Mann, er war dunkelhäutig und hatte lange braune Haare, außerdem war über seinen ganzen Körper ein merkwürdiges Tattoo gemalt, das musste der Häuptling sein, er sah nicht wirklich nett aus.
In der Mitte des Raumes stand ein langer Holztisch mit Stühlen, auf dem Tisch standen die Kerzenständer.
Danach betrachtete Jill Anbylin, sie war wunderschön. Sie hatte lange braune Haare, welche sie zu einem französischen Zopf zusammengebunden hatte. Anders als erwartet trug sie enge Lederkleidung und hohe Lederstiefel, Jill war sich sicher, dass diese Kleidung nicht aus dieser Welt stammte. Anbylins Augen waren grau-grün mit braunen Punkten, sie schauten mich durchdringlich an.
Jill drehte sich von ihr weg und ging näher zu Emanuel. „Ich gehe dann mal meinen Vater holen, wartet hier“, sagte Anbylin und ging aus der Hütte.
„Wie lange kennst du sie den schon?“ Jill wollte wissen wie alt Emanuel war, aber er hatte ihr auf die Fragen während des Weges nicht geantwortet. „Ich kenne sie fast mein ganzes Leben lang“, er wich ihrem Blick aus. Das war nicht die Antwort die Jill sich erhofft hatte, aber sie wusste, dass er etwas vor ihr verbarg.


Emanuel konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Er hatte eine lange Vergangenheit mit Anbylin, sie hatte ihn damals wegen eines Prinzen aus dem sechsten Königreich verlassen, dieser war aber schon einer Prinzessin versprochen. Seitdem trafen sich Anbylin und der Prinz sich immer heimlich. Selbst Emanuel wüsste von den beiden nichts, hätte er sie nicht eines Nachts im Wald erwischt. Dies war jetzt zwei Jahre her und keiner außer ihm hatte es herausgefunden.
Jetzt da er sie wieder sah, konnte er seine verletzten Gefühle nur schwer zurückhalten.


Die Tür öffnete sich und der Mann von dem Portrait kam herrein.
„Guten Tag, du musst Gillina sein, die nach der ich suchen ließ. Willkommen zurück Panther, ich bin froh, dass du deine Aufgabe so gut erfüllt hast, dein Vater wäre stolz auf dich.“
Panther? Jill wusste nicht, dass Emanuel Panther genannt wurde und sie wusste außerdem nicht, dass sein Vater tot ist, sie dachte immer Vampire können nicht sterben.
„Ja, ich bin Gillina, freut mich sie kennen zu lernen Herr...“, Jill wusste nicht wie er heißt.
„Nenne mich John, Oberhaupt würde nicht passen, da du nicht zu meinem Stamm gehörst“, John sah Jill von Kopf bis Fuß an. „Aber du fällst zusehr auf, ich sage Anbylin sie soll dir ein Kleid von ihr geben.“
„Aber sie gibt mir doch sicher keins von ihren Kleidern“, widersprach Jill.
John schüttelte traurig den Kopf. „Leider doch, sie trägt nurnoch diese Lederkleidung, immer dieselben Lederstiefel, dasselbe weiße Hemd, dieselbe Lederjacke und dieselbe Lederhose, eine HOSE“, er schrie das Wort richtig, „soetwas schickt sich als Dame nicht. So wird man immer merken, dass sie anders ist, dass schadet bei ihren Aufträgen enorm.“
Jill schaute verlegen, sie wusste, dass er mit den Hosen auch sie angesprochen hatte, dabei tragen in Menschenwelt alle Hosen, weil Hosen einfach bequemer sind, aber im Mittelalter war das ja noch anders.
„ANBYLIN!!!“ Sofort danach stürmte sie in den Raum.
„Was ist den Vater?“, kurz sah es so aus als ob sie Angst hätte, aber Jill muss sich wohl getäuscht haben.
„Bring Gillina bitte in die Hütte des Panthers, sie wird dort wohnen, bis sich etwas ändert. Außerdem gibst du ihr bitte ein paar von deinen Kleidern, du trägst sie ja eh nichtmehr.“
„Meine Kleider? Natürlich“, antwortete sie und drehte sich zu Jill, „Komm Gillina, wir holen die Kleider und gehen dann in Emanuels Hütte, ich hoffe du hast keine Höhenangst.“ Ein böses Lachen kam aus ihrem Mund.
„Höhenangst? Wieso fragst du ob ich Höhenangst habe?“, Jill wollte nicht zugeben, dass sie schreckliche Höhenangst hatte und wollte eigentlich auch nicht den Grund für die Frage wissen.


Nun war Emanuel alleine mit John. „Du hast sie also gefunden. War es sehr schwer sie zu finden?“
„Nein, es war nicht schwer, ich weiß nicht, aber ich hatte irgendwie ein Gefühl, dass sie es ist und dann erzählte sie mir von einem Traum. Ich war mir aber schon vorher sicher, nämlich als ich den hier“, er zeigte John den Weltenstein, „gefunden hab, als ich nachts durch die Schule gegangen bin.“
John betrachtete den Weltenstein, „Sie hat einen Weltenstein? Das war mir nicht bewusst, die Frage ist nur, wo hat sie ihn her. Hat dein Vater ihn ihr gegeben? So muss es wohl sein.“ Emanuel sah ihm an, dass ihn der Weltenstein beschäftigte.
„John, muss ich ihr sagen, dass sie einen Weltenstein hat? Ich befürchte nämlich, dass sie sofort zurück in die Menschenwelt gehen wird, wenn sie ihn wieder hat.“
„ Genau das befürchte ich auch, deswegen wirst du ihn ihr auch nicht wiedergeben. Behalte du ihn, wenn die richtige Zeit kommt gib ihn ihr wieder. Nun es gab noch etwas anderes, als du in der Menschenwelt warst, wurde bekannt gegeben, dass Lucia's Krönung an ihrem 16. Geburtstag sein soll. Bis dahin müssen wir sie stürzen und die Wahrheit ans Licht bringen“, John sprach so, dass Emanuel der Ernst der Lage sofort klar wurde. Sie hatten nur fünf Monate um alles zu schaffen. Fünf Monate um eine Prinzessin zu stürzen. Fünf Monate um ein so unkönigliches Mädchen in eine Prinzessin zu verwandeln. Fünf Monate um sie zu überzeugen Königin des siebten Reiches zu werden.


Jetzt wusste Jill den Grund weshalb Anbylin sie wegen ihrer Höhenangst gefragt hatte. Nachdem sie zusammen die Hütte verlassen hatten, holten sie aus Anbylin's Hütte mehrere Kleider und gingen dann zu den Bäumen. Dort wurde Jill klar, dass Emanuel in einem der Baumhäuser lebt, genauer gesagt in dem Höchsten.
„Was ist? Willst du da unten Wurzeln schlagen? Komm hoch!“
Jill blickte unglücklich hoch zu Anbylin und dann wieder zu der sehr unsicheren Strickleiter. Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf die Leiter, diese begann direkt zu schwanken. Mit sehr viel Widerwillen setzte sie den zweiten Fuß auch auf die Leiter. Sehr vorsichtig bewegte sie sich weiter nach oben, versuchte das Schwanken zu ignorieren und sagte sich immer wieder, dass sie nicht nach unten gucken soll. Nur war dies nicht so einfach wenn man Höhenangst hat.
Nach etlichen Stunden, so kam es ihr vor, kam sie oben bei Anbylin auf und zwang sich nicht nach unten zu gucken, den oben gab es nicht einmal ein Geländer an dem sie sich hätte festhalten können.
„Auch schon da? Bist wohl nicht die Schnellste“, sagte Anbylin und konnte sich dabei ein fieses Grinsen nicht verkneifen. „Komm schon wir müssen nurnoch über die Hängebrücke dann sind wir da.“
Hängebrücke?! Jill wurde schlecht, aber Anbylin würde schon aufpassen, dass ihr nichts passiert. Jill war schließlich wichtig. Da würde Anbylin sie doch nicht aus dieser Höhe fallen lassen, oder?
In Jill brach ein Kampf aus. Eine Stimme sagte ihr sofort wieder runterzuklettern, welches für Jill tausendmal schlimmer war als das raufkletter, weil man dort nach unten gucken musste. Die andere Stimme sagte ihr sie sollte Anbylin folgen. Jill hörte auf die zweite Stimme, also folgte sie Anbylin über die morsche Brücke zu einem etwas größeren Baumhaus.
Die Hütte war spärlich eingerichtet. An der einen Wand ein Schrank und ein Bücherregal, an einer anderen stand ein Doppelbett. Die beiden anderen Wände wurden von einer Eckbank mit einem Tisch in Beschlag genommen. Keine Blumen, keine Bilder, nichts.
„Anbylin, wo ist das Bad?“, fragte Jill vorsichtig, sie ahnte böses.
„Bad? So mit Klo, Wanne, Waschbecken? In einem Baumhaus? Ich weiß ja nicht wie so was bei euch funktioniert, aber bei uns fließt Wasser nicht grade nach oben, sonder nach unten. Schwerkraft nennen wir das“, sie blickte Jill höhnisch an. „Bei uns Waschen sich alle, die nicht zu meiner Familie gehören am Bach im Wald, dort wirst du aber sicher nicht so schnell hinkommen, weil du alleine in Gefahr bist.“ Sie war die Kleider die für Jill gedacht waren auf das Bett und ging raus. Sie ging einfach. Jill lief zu Tür und sah wie Anbylin direkt nach unten sprang und unten ankam ohne sich zu verletzten. Und das aus 20 Metern Höhe, bei diesem Gedanken wurde Jill sofort wieder übel und ging in das Baumhaus zurück.
Sie sah sich den Stapel Kleider auf dem Bett an. Die meisten waren einfache, braune Kleider, aber es gab auch schöne Kleider, eins war rot und hatte einen schwarzen Gürtel. Ein anderes war schwarz mit weißen Blüten, also hatte Anbylin nicht nur ihre Ledersachen aus der Menschenwelt geholt. Ob gekauft oder geklaut, da war sich Jill noch nicht so sicher.
Erst jetzt merkte sie wie müde sie war, sie war schließlich mehrere Stunden heute nur gelaufen. Also legte sie sich auf das Bett und lies sich in die weichen Kissen sinken. Dort schlief sie sofort ein.


Nach dem Gespräch mit John merkte Emanuel wie durstig er eigentlich war, also beschloss er jagen zu gehen. Er könnte dem süßen Geruch von Gillina nicht widerstehen, wenn er jetzt zu ihr gehen würde.
Er rannte lautlos durch den Wald und kam bald an einem Dorf an. Er sah ein Mädchen in den Wald gehen.
Dummes Mädchen, dachte er sich, man geht niemals alleine in den Wald.
Er schlich sich an sie ran und im nächsten Augenblick hatte er seine Zähne in ihrem Hals versenkt und hielt ihr mit der Hand den Mund zu damit sie nicht anfing zu schreien. Sie schmeckte gut, wenn auch nicht so gut wie Gillina wahrscheinlich schmecken würde. Als sie kurz vorm Zusammenbruch stand, hörte er auf zu trinken und legte er sie sanft auf den Waldboden und verschwand.


Als Marielle erwachte blickte sie auf das Blätterdach über ihr. Sie konnte sich nicht erinnern was passiert war.
Dann viel ihr alles wieder ein, sie war in diesem Dorf, weil sie seltene Kräuter kaufen wollte, als sie danach in den Wald ging, um ihr verfluchtes Pferd zu suchen, wurde sie überfallen. Von einem Vampir?!
Sie fasste sich an den Hals, wo sie Bissspuren spürte. Sie musste Stunden geschlafen haben, obwohl sie sich immer noch leicht merkwürdig fühlte.
Moment mal! Wieso hatte dieser verfluchte Blutsauger an meine Herrin gedacht? Und vor allem wieso hatten sie sich in den Gedanken geküsst?, fragte sich Marielle.
Sie hatte wohl, während er sie gebissen hat ihre Gedanken-Leser-Kräfte benutzt. Diese neuen Hexenkräfte hatte sie erst vor kurzem entwickelt.
Ihr nächster Gedanke war, dass sie ihrer Herrin bescheid sagen musste.
Wie auf Kommando kam ihr Pferd angetrottet und Marielle konnte sich auf den Weg zum Schloss machen.


Nachdem er das Blut dieses Mädchens getrunken hatte, wurde Emanuel sofort müde, dass passierte nur nach längerer Blutknappheit.
Um nicht im Wald übernachten zu müssen, stiefelte er zur Lichtung zurück.
Dort angekommen kletterte er die, wie es ihm vorkam, unendlich lange Strickleiter hoch und erreichte kurz darauf seine Hütte.
Da er die Augen kaum noch offen halten konnte, stieß er gegen den Tisch. Leise fluchend ging er weiter, war aber glücklich als er kurz darauf in sein Bett fiel. Dort viel er sofort in tiefen Schlaf.


Als Jill am nächsten Morgen aufwachte, merkte sie zuerst den Arm der von hinten um sie geschlungen war und der sich nicht einen Zentimeter bewegen lies. Dann merkte sie den feinen Atem der ihr sanft in den Nacken wehte und von dem sie Gänsehaut bekam.
Erst dann bemerkte sie, mit großem Schreck, dass dies nicht ihr Zimmer war und vor allem, dass hinter ihr nicht Stefan lag.
Sie versuchte sich zusammen zu reimen was los war.
Ach stimmt ja, ich bin die mittlerweile zweimal Entführte Prinzessin und der Typ hinter mir ist ein Vampir, dachte sie. Stopp! Knabberte besagter Vampir grade an meinem Ohr?
Sie schrie auf. Hinter ihr wurde Emanuel wach und nahm verwundert seinen Arm von ihrer Hüfte und seinen Mund von ihrem Ohr.
„Ich war wohl gestern müde und muss vergessen haben, dass du in meinem Bett schläfst“, sagte er entschuldigend, so dass Jill innerlich lächelte.
„Also knabberst du nachts immer an Dingen rum?“, sie fasste sich an ihr rechtes Ohr.
Emanuel verzog das Gesicht, musste aber gleich darauf wieder lächeln. „Nur wenn so eine schöne Frau neben mir schläft!“
„Von der du nichts wusstest“, ergänzte Jill.
Emanuel rollte mit den Augen. „Im Unterbewusst sein hab ich es wohl gewusst.“
In diesem Moment bemerkte Jill etwas rotes an seinem Hemd, es war ein Haar. Ein Frauenhaar.
„Ah, da hatte wohl gestern jemand Spaß, da vergisst man gerne mal andere in seinem Bett!“
Jill stand auf, sie wollte nicht mehr mit diesem Vampir in einem Bett liegen. Einen Augenblick später hielt Emanuel sie auch schon fest.
„Gillina, es ist nicht so wie es aussieht!“
Dieses mal war Jill an der Reihe und rollte mit den Augen. „Es ist ja nie so wie es aussieht! Außerdem schuldest du mir keine Rechenschaft! Da kannst machen was du willst und mit wem du willst! Nur knabber nächstes Mal danach nicht an meinem Ohr.“

Jill ging aus der Hütte und atmete erleichtert die frische Luft ein. Unter ihr auf der Lichtung herrschte schon buntes Treiben, wenn man braune Kleidung als bunt bezeichnet.
Dann sah sie die braunen Haare mit den pinken Strähnen.
„MANDY!“
Alle drehten sich zu ihr um, aber das war ihr egal. Ihr beste Freundin blickte zu ihr und fing an zu lächeln. „JILL!“
Jill lief über die Hängebrücke zu der Strickleiter und kletterte so schnell es ging nach unten und fiel direkt Mandy in die Arme, die unten gewartet hatte.
„Ich bin so froh dich zu sehen“, sagte Mandy. „Wo zum Teufel sind wir hier? So ein komischer Typ hat uns gestern Abend abgeholt und wir sind grade angekommen.“
„Ich glaube diese Geschichte sollten dir lieber deine Eltern erzählen, glaub mir“, erwiderte sie.
„Vor fast 16 Jahren, du warst grade drei Monate alt, da kam Abends ein Mann zu uns. Er war ein Vampir. Uns wurde gesagt, dass wir zum Wohl des Landes in die Menschenwelt gehen und dort auf Gillina aufpassen sollen.
Zuerst wollten wir nicht, also hat er uns erzählt, dass Gillina töten müsse, wenn sie nicht in die Menschenwelt käme und das er sie dort nicht ohne Schutz wissen möchte. Und naja, da wir Bescheid wussten, dass er Gillina in die Menschenwelt bringen wollte, hätte er uns töten müssen, wären wir nicht auch gegangen um sie zu beschützen.
Als ihr beide dann drei Jahre alt wart, haben wir alles daran gesetzt, dass du mit Gillina in einen Kindergarten kommt und ihr habt euch sofort angefreundet. Ich weiß nicht woran es lag, aber daran haben wir sicherlich nicht herumgefuchtelt.
Und danach weißt du ja was passiert ist“, erzählte Mandys Mutter ihnen ruhig.
„Wieso habt ihr mich angelogen? Ihr hättet mir die Wahrheit sagen können!“, in Mandys Augenwinkeln bildeten sich Tränen.
Ihre Mutter ging auf sie zu. „Ich wollte, wir wollten, aber wir wussten nicht wie wir es dir erklären sollten. Du hättest uns eh nicht geglaubt und wir hatten keinen Weg hierher zurück“, bevor Mandy weiter schreien konnte, umarmten ihre Eltern sie.
Jill zog sich zurück, sie wollte die kleine Familie nicht stören.


Sie ging mit schnellen Schritten die Treppen im Schloss hinauf. Marielle hatte ihr Pferd bis zu Erschöpfung getrieben, aber sie musste mit ihrer Herrin reden. Vor einer riesigen Eichenholztür blieb sie stehen.
„Ich bitte um Einlass, ich habe dringende Nachrichten für Prinzessin Lucia.“
Eine der vier Wachen klopfte an die Tür und verschwand kurz im Raum, als er wieder heraus kam, schickte er sie rein.
Marielle befand sich nun im Schlafgemach der jungen Prinzessin.
„Was willst du Hexe? Wenn es nichts wichtiges ist, werde ich dich foltern lassen, niemand stört meinen Schönheitsschlaf!“
Marielle blickte auf den Boden und machte einen Knicks, sie wusste wie schnell Lucia wütend wurde.
„Ich hatte eine merkwürdige Begegnung mit einem Vampir“, sie deutete auf die Bisswunde an ihrem Hals, „und während dieser Vampir mein Blut trank, habe ich Gedanken gesehen, in denen er sie geküsst hat.“
Wütend stand Lucia auf und trat vor Marielle. „Du wagst es solche Lügen zu verbreiten? Wie kannst du nur wagen zu behaupten ich hätte einen Blutsauger geküsst? Du kleine, dumme Hexe! Du legst es auch immer wieder auf Folter an.“
„Aber Lucia...“, begann Marielle zu reden.
„Nenn mich Herrin oder Prinzessin, eine Dienerin hat die Herrin nicht mit Vornamen anzusprechen.“
„Verzeiht, Herrin. Aber glaubt mir, ich sage die Wahrheit“, sie schaute Lucia nun direkt in ihre dunkelvioletten Augen.
„Dieses eine Mal, werde ich dir noch verzeihen, aber wage es nicht mich noch einmal zu belügen. Und jetzt raus! Ich brauche meinen Schönheitsschlaf!“


Emanuel hatte die Füße in das kühlende Wasser des Flusses gelegt, es war mittlerweile zu heiß geworden.
Er hatte gejagt, dieses Mal nicht aus Hunger, sondern aus Verachtung auf sich selbst. Dieses Gefühl war neu für ihn, sonst war ihm egal was andere von ihm dachten, aber nicht bei ihr. Er musste es ihr erklären, aber er fragte sich welcher Gedanke für Gillina schlimmer war, der dass er mit einer anderen Frau geschlafen hatte oder der dass er Menschenblut trinkt.
Er warf in Gedanken verloren einen dicken, schwarzen Stein in den Fluss. Als dieser einige Meter weiter ins Wasser fiel, platschte das Wasser fast einen Meter hoch.


Jill ging über die Lichtung, überall blickten ihr die Vampire hinterher. Keiner von ihnen wusste wer sie war, sie fragten sich alle nur wer Jill war.
Dann sah sie Anbylin, der einzige Vampir den sie in diesem Moment auf der Lichtung kannte.
„Anbylin, kannst du mir sagen wo ich mich waschen kann?“, fragte sie vorsichtig nach.
Sie drehte sich zu Jill um. „Am Wasserfall.“
„Und wo ist dieser Wasserfall? Könntest du mir das sagen oder mich hinbringen?“ Anbylin hatte ihr schon wieder den Rücken zugedreht.
„Komm mit, du nerviges etwas,“ wie nett, „Folg mir!“
Sie ging quer über die Lichtung und dann in den Wald hinein, Jill folgte ihr eilig.
Kurz später, sah Jill den Fluss durch die Bäume. Erst jetzt bemerkte sie das Geräusch des Wasserfalls.
„Da ist er“, sagte Anbylin und wies auf den Wasserfall, den man einige Meter weiter sehen konnte. Als Jill sich wieder zu Anbylin umdrehte, war diese verschwunden.
Naja, was solls, den Weg werde ich schon wieder finden, dachte sich Jill.
Kurz später stand sie auch schon unter dem Wasserfall.


„Was machst du den hier?“
Emanuel drehte sich um und erkannte Anbylin. „Ich denke nach.“
Sie setzte sich zu ihm. „Über was? Du weißt, du kannst immer über alles mit mir reden“, Emanuel blickte verwundert zu ihr.
„Seit wann den das? Letztes Mal hat die ganze Lichtung erfahren was ich dir gesagt habe, also werde ich nicht mit dir reden“, er blickte sie wütend an.
„Gut, dann rede nicht mit mir!“, sie stand auf. „Du kannst ja mit deinem Menschen-Mädchen reden. Die übrigens grade allein im Wald rumläuft.“
„WAS? Wieso ist Gillina alleine im Wald? Das ist viel zu gefährlich! Wo ist sie? Sag es mir, sofort!“, brüllte er sie an.
„Ruhig Blut, mein Lieber. Sie wollte sich waschen und da hab ich sie zum Wasserfall gebracht. Halb so schlimm.“
Ohne auf ein weiteres Wort rannte Emanuel in Richtung Wasserfall, er verstand Anbylin nicht, wieso hatte sie Gillina einfach allein gelassen? Er verstand die Frauen einfach nicht.
Als er am Wasserfall ankam, stand Gillina darunter. Er konnte den Blick nicht von ihr nehmen, sie war so schön. Er stellte sich hinter einen Baum, wenn sie merkte, dass er sie beobachtete, wenn sie entkleidet war, würde sie durchdrehen. Zum Glück hatte sie ihm den Rücken zugewandt, auch wenn er es auf der anderen Seite nicht als wirkliches Glück betrachten konnte.


Jill hörte hinter sich ein Knacken und drehte sich um, ohne zu beachten das sie nichts an hatte.
Zum Glück ist da keiner, dachte sie sich.
Schnell zog sie sich an, sie hatte das ungute Gefühl beobachtete zu werden. Sie blickte sich um, aber konnte niemanden sehen.
Zügig machte sie sich auf den Weg zurück zu Lichtung.


Marielle eilte die Treppen zu den Kellern hinunter, in denen sie die Zimmer der Diener befand. Sie blieb vor einer kleinen Tür stehen und klopfte.
„Her rein“, kam die Stimme von Leonora aus dem Raum.
Marille betrat den kleinen Raum. „Was willst du? Gibt es Neuigkeiten?“
„Ja, Madam. Es geht um die Prinzessin.“
Nun blickte Leonora sie neugierig an. „Ich habe sie in den Gedanken eines Vampires gesehen, wie er sie küsste.“
„Einen Blutsauger? Bist du dir sicher? Ich nehme an du hast schon mit ihr darüber gesprochen. Was hat sie gesagt, stimmt es oder nicht?“
„Sie bestreitet alles, aber wie sollte der Vampir sonst an diese Gedanken kommen, alle Gedanken die ich sehe müssen echt sein“, sie blickte Leonora fragend an.
Leonora stand auf und ging zu dem kleinen Fenster. „Wenn Lucia die Wahrheit sagt, gibt es nur eine Möglichkeit. Die Echte ist aufgetaucht.“
„Die Echte? Wie meinen sie das?“
„Die echte Prinzessin, meine Nichte“, sagte sie.
„Aber Lucia ist doch ihre Nichte oder etwa nicht? Was meinen sie? Ich verstehe sie nicht.“
„Lucia ist meine Tochter“, auf den fragenden Blick von Marielle erzählte sie weiter,“Als damals Lucia und meine Nichte zu Welt kamen, habe ich meine Chance gesehen. Da ich schon nicht Königin werden konnte, sollte es wenigstens meine Tochter werden. Ich lies das Kind von meiner scheinheiligen Schwester umbringen und habe ihr Lucia gegeben. Die zwei sahen damals exakt gleich aus, bis auf ihre Augen.
Lucia weiß nicht, dass ich ihre Mutter bin und sie wäre auch nicht sehr erfreut.
Aber da du mir jetzt von diesen Vampir-Gedanken erzählt hast, kann das du eines heißen, dieser elende Blutsauger hat die Prinzessin nicht umgebracht, sondern versteckt.“
„Das kann doch nicht wahr sein, sie wollen mich nur täuschen“, sagte Marielle.
„Nein, dass will ich nicht“, sie blickte Marille aus ihren dunkel violetten, fast schon schwarzen, Augen an. „Aber ich habe eine Aufgabe für dich, finde meine Nicht und schalte sie aus, bevor sie meinen Plan zunichte macht. Koste es was es wolle!“



Geht bald weiter, bin noch am schreiben. Ist mein erstes Buch, also bitte nicht ZU fies sein.
Verbesserungsvorschläge sind gern gesehen! :)

Impressum

Texte: by Rose Prince
Bildmaterialien: by cat.of.storm
Tag der Veröffentlichung: 30.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich danke allen die Ihre wertvolle Zeit, nutzen um mein erstes Buch zu lesen. Außerdem danke ich cat.of.storm für das cover ;)

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