Das Haus!
Kein schönes Haus. Ein kleines Haus. Es riecht alt und vermodert. Ein Fenster ist bereits gebrochen. Ich sehe das Unbehagen auf dem Gesicht meiner Mutter. Sie sagt nichts, ich schweige ebenfalls. Ich höre Schritte auf mich zu kommen. Ein Mann steht vor mir. Auch er schweigt. Leise deutet er auf eine Tür hinter der eine Treppe hinunter führt. Als meine Mutter die Tür öffnet schlägt mir der unverkennbare Geruch des Todes entgegen. Meine Mutter schiebt sich den Schal vor die Nase. Ich nicht. Es ist nicht weit. Wir gehen an einer Zelle vorbei. Früher haben sie dort Gefangene eingesperrt, das weiß ich. Doch jetzt sind sie einfach nur leer. Der Mann gibt mir den Schlüssel, deutet auf eine Tür und zieht sich dann diskret zurück. Ich schließe auf. Meine Mutter und ich treten ein. Meine Mutter schlägt die Hand vor den Mund und geht in die Knie. Ich sehe sie an. Meine Mutter. Da kniet sie. Sie hat in ihrem Leben so viel durchgemacht. Sie war so früh schon Waise in einem ärmlichen Waisenhaus im falschen Viertel. Viele haben sie verletzt und in die falschen Kreise gezogen. Einer hat sie geschwängert und alle haben sie verlassen. Sie hat Drogen genommen und eine um die andere Kur gemacht um von ihnen los zu kommen, doch sie ist immer gescheitert. Bis jetzt! Und ich weiß sie hat es für mich durchgezogen. Für mich und dafür das wir jetzt endlich ein besseres Leben bekommen sollten. Ich bin stolz auf sie. Auf meine Mutter die hier in diesem modrigen alten Haus kniet, in ihrem Gesicht ein Ausdruck der Unfassbarkeit. Und auch ich kann es kaum fassen. Dieses nach Tod riechende Haus, welches ursprünglich einer Bestie gehört hatte, sollte unser komplettes Leben verändern. Ich schaute von meiner Mutter auf und überblickte das Gold, dass mein Vater über die Jahre hier angesammelt hatte. Und nicht nur das, ich wusste dieses Haus war weit mehr als es zu sein schien, verfügte es doch über ein riesiges unterirdischen Kellersystem....
Tag der Veröffentlichung: 20.10.2017
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