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Geflüster des Sandes


Sie zog den Schleier weiter ins Gesicht und lugte hinter der Hauswand hervor. Würde sie jetzt entdeckt werden, wäre es vorbei. Sie müsste wieder zurück und wäre eingesperrt für alle Ewigkeit. Die Luft war rein und sie lief los. Doch wo wollte die junge Frau schon hin? Sich irgendwo in der Stadt einnisten? Der Mond schien hell und der Himmel war klarer, als sonst. Der Sand hatte sich langsam abgekühlt, doch sobald die Sonne wieder hoch am Himmel stehen würde, war es unerträglich. Sie lief einfach weiter soweit ihre Füße sie trugen. "Geht ihr hier entlang!", rief eine raue Männerstimme einer Wache. "Wir müssen die Prinzessin finden!" Sie verkroch sich unter einem Marktstand und er Herz schlug so schnell und laut, das sie Angst hatte, gleich würde sie jemand entdecken. Die Wachen liefen weiter und sie atmete erleichtert aus. Sie kam hinter dem Stand hervor und sah sich noch einmal um. Sie lief weiter, immer weiter in die Stadt hinein. Sie war noch nie hier gewesen. Ihr Vater, war einfach immer viel zu streng gewesen um sie aus den Mauern des Palastes heraus zulassen. Sie war die jüngste von ihren sechs Schwestern und die einzige unverheiratete. Es machte ihr Angst, das sie jemanden heiraten sollte, den sie weder mochte, noch großartig kannte. Deshalb war sie davon gelaufen.
Sie lief um eine Ecke und fiel jemanden in die Arme. Ihr Herz blieb für einen Moment stehen und sie rechnete damit das es eine Wache war. Doch, als sie erkannte das es nur ein junger Mann war, setzte das Herz der jungen Frau wieder ein. Sie löste sich von ihm und lief weiter. "Hey, wieso so eilig?", rief er ihr noch nach, aber wahrscheinlich hörte sie es nicht mehr. Wer war diese schöne Fremde mit den dunklen Augen, war das einzige was ihn interessierte. Er war ja sonst nicht sehr interessiert an Frauen, aber diese war anders. Das spürte er, auch wenn sie keinen Ton gesagt hatte.
Sie sah so verschreckt aus? Lief sie vor etwas davon? Oder täuschte er sich da. Seine innere Stimme sagte ihm, er solle ihr nach gehen.
Die Tore der Stadt lagen vor ihr. Sie sah sich um. Egal ob sie nach links oder rechts ginge, alles wäre besser, als zurück. Sie drehte sich um und sah den Palast in seiner vollen Größe und Pracht. Wenn man ihn so von hier sah, wirkte er gigantisch und man stellte sich ein Leben in Prunk vor. Doch hinter der Fassade, war alles anders. Nichts war wie in Träumen.
"Da ist sie!", rief eine Männerstimme und sie drehte sich erschrocken um. Jetzt würde ihr letztes Stündlein schlagen und sie würde wieder zurück in den Palast gesperrt werden.
Sie lief so schnell, wie es ihr möglich war. Doch der Sand unter ihren Füßen machte es nicht gerade einfach. Es fühlte sich an, als ob der Sand sie festhielt und jeder Schritt war mühsam. Wo sollte sie hin? Sie wusste nicht einmal wo sie sich verstecken sollte, doch plötzlich wusste sie nicht wie ihr geschah. Sie wurde von einer warmen Hand hinter eine Mauer gezogen und ihr wurde eine Hand auf den Mund gelegt. Der junge Mann sah sie erwartungsvoll an. Er hoffte sie würde nicht schreien oder in seine Hand beißen. Doch sie schien zu verstehen und gab keinen Ton von sich. Er hatte mit seinem Gefühl, Recht gehabt. Es war gut das er ihr gefolgt war. Ihm fielen wieder ihre dunklen Augen auf, wie sie strahlten. Sie sahen sich einfach nur in die Augen und ihr lief ein warmer Schauer den Rücken hinunter. Was war das denn für ein Gefühl, welches sich in ihrer Magengrube ausbreitete. Sie konnte gar nicht die Augen von ihm lassen. Er hatte ein wunderschönes markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer geraden Nase und vollen Lippen. Langsam wurde es dem jungen Mann doch unangenehm, denn er merkte wie er sie anstarrte oder besser gesagt ihre Augen, denn mehr konnte er ja nicht sehen. Er vernahm die Stimmen der Wachen wie sie sich entfernten. "De Luft ist rein", hauchte er. Sein süßer Atem kitzelte ihre Nase. Die kleine zierliche Frau musste leicht zu ihm aufsehen, denn er war schon recht groß. "Danke", gab sie zurück und er war vollkommen von ihrer lieblichen Stimme gefesselt. Was war das nur, was sie in ihm auslöste? Beschützerinstinkt? Er wollte sie beschützen, denn sie wirkt so gebrechlich auf ihn. Kein Mensch der Welt sollte ihr zu nahe kommen. Die junge Frau trat einen Schritt zurück und bedankte sich noch einmal, nur um dann wieder davon laufen zu wollen. "Warte, wo willst du denn hin?", fragte er und sie drehte sich noch einmal um. "Ich muss mir ein Versteck suchen", sagte sie mit einer engelsgleichen Stimme. "Du kannst dich auch bei mir verstecken...", meinte er schüchtern. Er wollte nicht das sie es falsch verstand. "Das ist sehr freundlich von dir", sagte sie und trat einige Schritte auf ihn zu.


Fortsetzung folgt...

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Tag der Veröffentlichung: 03.03.2012

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