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Das Ampel -Lottchen

Einst lebten in einer Stadt ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge. Sie waren Zwillinge und hießen Lieselotte und Leopold, aber alle nannten sie nur Lottchen und Leo.
Die Eltern der beiden waren sehr stolz auf ihre Kinder, die sich wie ein Ei dem anderen ähnelten.

Oft ging die Mutter mit Lottchen und Leo in der Stadt spazieren oder einkaufen. Als Lottchen die ersten Worte plappern konnte, fiel der Mutter ein merkwürdiges Verhalten auf. Während Leo gerne Schaufenster betrachtete, schwatzte Lottchen beim Warten an der Straßenkreuzung mit den Ampeln. Die Mutter lachte über das kindliche und unverständliche Geplauder und dachte sich nichts weiter dabei, denn das wird sich sicher ändern wenn sie größer ist, hoffte sie.
Die zwei wuchsen heran und der erste Schultag stand vor der Tür. Die Zwillinge waren ganz stolz mit ihren neuen Schulranzen und den großen Schultüten, die gefüllt waren mit Süßigkeiten und auch mit allerlei Nützlichem für den Unterricht, wie bunte Stifte zum Malen und Schreiben und einer Fibel zum Lesen lernen.

Die ersten Tage begleitete die Mutter Lottchen und Leo und zeigte ihnen den sichersten Weg zur Schule. Es gab viele Fußgängerampeln auf dem Schulweg und die Mutter erklärte ihnen, wie sie sich verhalten sollten. Verwundert stellte die Mutter allerdings fest, dass Lottchen gar nicht richtig zuhörte, sondern mit den Verkehrsampeln zu sprechen schien.
Obwohl Lottchen und Leo bei fast allen Nachbarn sehr beliebt waren, gab es auch Leute, die Lottchen auslachten, wenn diese behauptete, mit Verkehrsampeln reden zu können.
„ Mit Verkehrsampeln reden, das geht doch nicht“ sagten sie und verspotteten die Kleine. Mit Tränen in den Augen zog sie sich immer mehr zurück und war sehr traurig darüber, dass man ihr nicht glaubte und sie auch noch hänselte.
Wenn die Kinder der Stadt sie sahen, tanzten sie um sie herum und sangen sogar ein Spottlied über sie:

„Lotte, Lotte Ampel-Lotte
bist wie eine große Motte
Fliegst sofort zum Ampellicht
Pass schön auf, verbrenn dich nicht.“

Immer wenn das passierte, schaute Leo seine Schwester zärtlich an und ihm fiel auf, dass sie am liebsten geweint hätte. Er nahm sie liebevoll in den Arm und sagte: „Ach Schwesterchen, sei nicht traurig, ich glaube dir.“ Dann drückte Lottchen ihren Bruder ganz fest und ihr Kummer verflog schnell wieder. Trotzdem spürte Lottchen in ihrem Herzen eine sehr große Traurigkeit, weil die Erwachsenen und die Kinder sie wegen ihrer Gabe, mit den Verkehrsampeln zu sprechen, belächelten.


Für sie selbst war es normal, mit diesen Dingern, die ihr wie Riesen erschienen, zu reden, denn das tat sie schon, solange sie denken konnte. Es waren nicht nur Verkehrszeichen für sie, sondern sie erschienen ihr wie große Lebewesen mit farbigen Augen, die den Menschen zeigten, wie sie sich verhalten sollten.

Eines Tages gingen sie wieder mit ihrer Mutter zum Einkaufen in den großen Supermarkt inmitten der Stadt. Die Straßen waren mit vielen Autos verstopft und deren Gehupe nervte alle, denn auch mit Hupen geht es nun mal nicht schneller voran.

Als sie an eine große Kreuzung mit einer Fußgängerampel kamen, bemerkte Lotte, dass mit der Ampel etwas nicht stimmte, denn die Lichter stritten lautstark miteinander. Aufmerksam hörte Lotte diesem Streit zu.
„Vielleicht bist du nicht rot genug“, sagte das Grünlicht.
„Pfftt“ sagte das Rotlicht „ ich bin röter als die schönste rote Rose.“
„Und du, du grünes Etwas“, sagte das Rotlicht, „du bist doch so farblos, kein Mensch beachtet dich.“
„ Wir sollten nicht streiten“ sagte das Grünlicht“, es liegt an den Menschen, nicht an uns.“
„ Es wäre schön, wenn wir mit ihnen schimpfen könnten, vielleicht würden sie dann auf uns hören.“

Lotte, die nicht wusste um was es ging, mischte sich in den Streit ein und fragte: “Hallo Rotlicht, was ist los mit dir? Du siehst heute so blass aus“.

„Siehst du“ sagte das Grünlicht „ auch Lotte fällt deine Farblosigkeit auf.“ „Papperlapapp“ raunzte das Rotlicht “, ihr seid beide farbenblind.“

Leo und die Mama schauten Lotte ganz ratlos an, denn sie verstanden nicht, was gerade passierte. Anscheinend unterhielt sich Lottchen mit den Lichtern in einer Sprache, die nur von der Kleinen verstanden wurde.

„ Ach weißt du“ sagte das Rotlicht, „ich bin traurig und verärgert, weil die Menschen mich nicht beachten. Sie gehen bei meinem knalligen Rot über die Straße, obwohl meine Farbe Stopp für alle bedeutet.“
„Sogar Eltern mit Kindern beachten mich nicht und hetzen durch die Stadt, achten nicht auf den Verkehr und eben so wenig auf uns Ampeln. Sie haben vergessen, wie gefährlich es ist, so unvorsichtig über die Straße zu rennen.“


„Was wollt ihr nun tun?“ fragte Lotte.
„Wir werden uns jetzt abschalten“ sagte das Rotlicht“, sollen die Menschen doch sehen, was ohne uns passiert.“
„Das könnt ihr nicht machen, das ist doch zu gefährlich für alle“ meinte Lotte.

Doch kaum hatte sie das ausgesprochen, schalteten sich die alle Lichter, auch die für die Autos wie auf ein Kommando aus und antworteten nun Lotte nicht mehrIn der Stadt begann augenblicklich das größte Chaos, welches die Menschen je erlebt hatten.
Sämtliche Fahrzeuge hatten nun freie Fahrt und die Fußgänger konnten ohne Ampellicht ungehindert über die Straßen gehen. Lange dauerte es nicht, dann waren alle Kreuzungen mit hupenden Fahrzeugen verstopft und Polizisten versuchten eilig, den Verkehr zu regeln.
Es starteten sogar Polizeihubschrauber, die einen Weg aus diesem Chaos suchen sollten.
Von oben sah alles wie ein großer Ameisenhaufen aus, in dem es kein Vorwärtskommen mehr gab und selbst die besten Elektriker der Stadt versuchten ohne Erfolg die Ampeln zu reparieren.

Alle Einwohner waren ratlos, jedoch nach ein paar Tagen erinnerte sich der Bürgermeister der Stadt, dass es ein Mädchen gab, das behauptete mit Ampeln reden zu können.
Er glaubte zwar nicht an ihre Gabe, dachte aber, dass es besser wäre als nichts zu tun.
Er besuchte Lotte zu Hause und sagte: „Liebe Lotte bitte hilf uns.“

Stur sagte Lotte“ Neihein, sie glauben ja nicht, dass ich mit den Ampeln reden kann“.
„Alle haben über mich gelacht bis ich weinte, nun mag ich nicht helfen. Schaut wie ihr es schafft, die Ampeln zu überreden wieder zu leuchten“.

Kleinlaut ging der Bürgermeister in sein Büro und wusste nun nicht wie er dieses große Chaos beseitigen konnte. Er telefonierte mit der Stadtzeitung, die einen großen Bericht veröffentlichte, warum die Ampeln nicht mehr arbeiten wollen.
Viele Einwohner der Stadt lasen den Artikel und waren sehr betroffen über ihr Verhalten und versprachen, in Zukunft die Ampeln zu beachten.

Lotte glaubte nicht so recht daran, rief aber den Bürgermeister an und versprach mit den Ampeln zu reden. Sie ging mit Mama und Leo sofort in die Stadt, stellte sich vor die Ampel und sagte mit ihrem zauberhaften Lächeln zu den Lichtern:

„Liebe Licht’lein,
die Menschen schwören,
dass sie immer auf euch hören,
bei Rot bleiben sie nun steh’n
wollen nur bei Grün noch geh’n“

Bei diesen schönen Versen leuchteten die Lichter so verlegen, dass Lotte schmunzeln musste.
Die Ampeln glaubten dem Versprechen der Menschen und begannen wieder mit ihrer Arbeit.
Langsam kehrte Ruhe in die Stadt ein und der Verkehr floss wieder wie zuvor.

Manchmal können wir auch heute noch ab und zu Ampeln ohne Licht sehen. Ob sie wieder nicht arbeiten wollen?
Ich weiß es nicht. Dazu müsste ich die Ampel-Lotte fragen, aber ich kenne nicht die Stadt in der sie wohnt. Damit es zu keinem Unglück kommt, sollten wir die Verkehrsampeln in jeder Stadt beobachten und das tun, was sie uns sagen.

Rot heißt Stopp
Grün heißt gehen

Aber auch wenn es grün leuchtet, sollten wir immer auf den Verkehr achten, damit wir nicht überfahren werden. Bleibt stehen und geht erst vorsichtig über den Zebrastreifen, wenn das grüne Licht leuchtet.

So kommt ihr gesund wieder nach Hause


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Texte: alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 27.05.2011

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