Nord und Süd
Am Huaba Sepp sei Tochter hod g’heirat: einen sprachbehinderten Hamburger.
Sprachbehindert deshalb, weil er nur Hochdeutsch kann. Er heißt Hauke, was eher nach einem Gartengerät klingt als nach einem Vornamen. Er sagt sogar am Nachmittag „moin, moin“, a so a Hopfazupfa (ein Mann, der in der Holledau den Hopfen erntet) und sagt auch nicht „ha “?, wenn er etwas nicht versteht, sondern „wie bitte“?
Jetzt haben sie ihm eine Lederhose gekauft, dem Spargeltarzan, dem boanigen (boanig = knöchern, dürr). Er schaught aus wie a Virginia (Zigarrensorte) in am Stützstrumpf. Seine Haxen sann so dürr und krumm wia Wiener Würschtl. Sie mussten ihm die Wadlstrümpf mangels Wadl’n mit doppelseitigem Klebeband befestigen, damit sie nicht nach unten rutschen. In etwa so, wie das einzelne Damen im Fernsehen machen, die ihr „Holz vor der Hütten“ fixieren, damit ihnen die ganze Herrlichkeit nicht auf die Kniescheibe knallen kann und der Meniskus Schaden erleidet, wenn die „Tittiverrutschnie“ (italienische BH-Marke) reißen sollte.
Die Lieserl war ja schon lange reif zum heiraten, um nicht zu sagen überreif.
Jetzt haben ihre zwei unehelichen Kinder (die Pille ist im streng bayrischen Oberland verboten) endlich einen Papa. Das Lieserl schiageld a weng (sie schielt etwas). Wann de woand laffa ihra de Dräna an Bugge’l oba (wenn sie weint, laufen ihr die Tränen über den Rücken).
Wir haben von den Beiden am Ortseingang große Plakate aufgehängt. Nicht, weil die Zwei so schön sind, sondern als Abschreckung. Seit dieser Zeit ist die Besucherzahl unseres Dorfes auch rapide nach unten gegangen. Wenn der Hauke keine Ohren hätt’ wäre er blind, denn da würde ihm der Hut vom oiden Huaba über die Augen rutschen. Der Huaba hod an Schädel wie oa Zuchteber. Durch das Gewicht vom Gamsbart wirkt der Hauke fünf Zentimeter kleiner. Sonst isser aber a ganz a Liaba.
Jetzt ist das Lieserl wieder schwanger. Wenn’s a Bub wird, soll er Sören heißen. Und ist’s a Madel hoast’s Birte. A schwerhöriger Bayer würde da eine Birke raushören. Die Namen sind ja noch schlimmer als die Schwangerschaftsstreifen beim Lieserl nach der Geburt. Mit solch einen Namen bekommt ein Kind erst gar keine Geburtsurkunde, sondern gleich den Behindertenausweis. Das Gute am Namen Sören aber ist, dass man beim Aussprechen anfangs einen kleinen Mund bekommt: „SÖÖÖRRREEEENNN“. Noch bleibt ja Gott sei Dank Zeit. Vielleicht hoasen’s ja auch Bene (Benedikt) und Burgl (Walburga)?
Am Nebentisch im Wirtshaus ham’s Weißwürscht gessen, mit Messer und Gabel. Jo mei, noch nia wos vom auszuzzeln (gibt’s nicht in Hochdeutsch) g’hört? Sie fragt ihn, wias die Wurscht in den Senf eintaucht, „was ist das für ein Gewürz“? Ja Herrschaftszeiten, du preissische Henna (Huhn) in der Mauser, des Gewürz is a siasser Senf (süßen Senf isst man zu den Weißwürsten).
Im Hochdeutschen heisst es ein Ei, zwei Eier, im bayrischen is ein Ei a Oa, also oa Oa, zwao Oa. Sie haben uns ja mittlerweile schon eingedeutscht. Koa oide Sau sogd mehr „pfiad di“, es hoast jetzt „tschüss“. Erschlagen darf man sie auch nicht, die Preiss’n, denn dann kommen 500 Verwandte auf die Beerdigung, 300 bleiben dann wieder da. Letzte Woche war ich beim Beichten. „Hochwürden, i hob an Preiss’n g’watscht.“ Sogd da Pfarrer: „Erst die Sünden und dann die guten Taten mein Sohn.“
So is hoid unser Bayernland, manchmoi a weng vadraht (verdreht), manchmoi liebenswürdig mit hinterfotzigem Humor (Fotz’n ist nicht das Ding, das die Männer so mögen, sondern in Bayern der Mund), der nicht beleidigend ist, sondern herzlich. Wenn ein Bayer sagt „du bist scho a Hund“, dann ist das ein Ausdruck der Hochachtung. Die absolute Steigerung ist: „Du bist scho a Hund a varreckta.“ In Bayern haben wir keinen Geschlechtsverkehr, do werd g’schnackselt, wobei der Schnackler wiederum ein Schluckauf ist.
Liebe Ausländer aus Deutschland, glaubt uns, wir lieben euch. Es ist so eine Art Liebe, die ihr nicht versteht. Wir sind herzlich, liebevoll, tolerant und freuen uns aufrichtig, wenn ihr nach Bayern zu Besuch kommt. Ich lege Wert auf das Wort Besuch, denn ein netter Besuch darf wiederkommen. Wiederkommen kann er aber nur, wenn er wieder nach Hause fährt. Und nehmt bitte nicht alles so ernst. Unser Humor ist manchmal schwer zu verstehen.
Texte: Alle Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 11.08.2009
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