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Eines Tages näherte sich eine fremde Karawane dem Ausgrabungsort
Die Männer waren auf der Hut, einige stellten sich mit Waffen den Fremden entgegen, denn Überfälle waren durchaus nicht selten. Doch die Ankömmlinge entpuppten sich als Freunde.
Der Leiter der Karawane war Sabis Vater, der mit einer Reihe von neuen Arbeitern eintraf.
Jubelnd wurden sie begrüßt, denn für einige hieß es, dass ihre Ablösung gekommen war, und dass sie nach langen Monaten zu Frau und Kind zurückkehren konnten.
Afdal El Hadary war eine große stattliche Erscheinung. Mit seinen schwarzen Haaren und dem dunklen Teint war er das genaue Gegenteil von Walter Bergström, der blond, groß und sehr schlank war. Allerdings hatte auch ihn die Sonne Ägyptens gebräunt, sodass seine Haare fast weiß wirkten. Er war ein gut aussehender junger Mann, den Afdal El Hadary nun voller Freude begrüßte. Und dann hielt er Ausschau nach seiner Tochter.
„Sabi ist im Zelt und macht die Ware zum Abtransport fertig“, sagte Walter, der den suchenden Blick des Freundes bemerkte. “Wir erwarteten euch ja in den nächsten Tagen, dass ihr so früh kommen würdet, ahnten wir nicht.“
„Ja, ich weiß, aber es gibt wieder einmal beunruhigende Nachrichten. Moslems und Christen sind in der Nähe von Kairo wieder einmal aneinander geraten, eine Kirche wurde zerstört, und mich befiel große Angst um meine Tochter.“ sagte Afdal ruhig, dennoch, sein Blick verriet seine Unruhe.
„Aber hier doch nicht“, sagte Walter, Afdal nickte und sein suchender Blick ging zu den Zelten, da öffnete sich der Windschutz eines der Zelte und Sabi stürzte heraus.
Walter sah die innige Umarmung von Vater und Tochter und spürte leise Eifersucht.
Wenn sie doch einmal ihn mit so leuchtenden Augen umarmen würde, dachte er, und wandte sich ab.
Als er am späten Abend einsam vor seinem Zelt saß, kam Afdal zu ihm.
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, plötzlich fragte Afdal:
„Wie alt bist, mein Freund?“
„Wie alt ich bin, aber das weißt du doch, ich bin 26 Jahre alt.“ antwortete Walter erstaunt.
„Sabi ist genau so alt“, sagte Afdal lächelnd, „ist dir das zu alt?“
„Wie bitte?“ rief Walter entsetzt, „wie kommst du auf so etwas?“
„Sie liebt dich, und denkt, dass ihr Europäer vielleicht ganz junge Frauen wollt.“
Walter bekam den Mund nicht mehr zu, er konnte es nicht fassen.
“Sie liebt mich?“ fragte er nach einer Weile.
„Sie liebt dich“, grinste Afdal, „und wenn ich sie einem zur Frau geben würde, dann dir.
Aber du musst mir versprechen, dass du nach der Hochzeit mit ihr dieses Land verlässt.“
„Ich verspreche dir, was du willst, denn Sabi ist die Frau meines Lebens.“
„Ich wusste es“, sagte Afdal ruhig und lächelte zufrieden vor sich hin.

Einige Wochen später, man schrieb den 23.Januar 1936 wurde in Sabis Heimatort die Hochzeit gefeiert. Die koptische Kirche war voller Blumen, und Walter konnte sein Glück nicht fassen. Diese wunderschöne Frau war nun mit ihm verheiratet. Ein kleines schneeweißes Haus sollte bis zu ihrer Abreise nach Deutschland ihr zu Hause werden.
Walter hatte seine Eltern, die in Düsseldorf lebten, benachrichtigt, dass er mit seiner jungen Frau nach Deutschland übersiedeln wollte. Die Eltern waren darüber sehr erfreut, und boten Walter und Sabi an, zunächst bei ihnen zu wohnen, bis sie in ein eigenes Haus ziehen könnten. Alle Papiere waren beisammen, da überraschte Sabi ihren Mann mit der freudigen Nachricht, dass sie schwanger sei. Walters Glück war perfekt
Doch dann, sie saßen bereits auf ihren gepackten Koffern, erreichte sie eine schreckliche Botschaft, Afdal Hadary und seine Karawane waren überfallen worden. Es hatte viele Tote gegeben, darunter auch Sabis Vater.
Nun war an eine schnelle Abreise nicht zu denken, denn sowohl Sabi als auch Walter wollten auf keinen Fall die Mutter und ihre jüngeren Töchter alleine zurück lassen.

Am zehnten Oktober 1936 wurde Sabi Mutter eines kleinen Jungen, der ebenso blond wie sein Vater und dessen Vater war und der auf den Namen Lutz getauft wurde.


Fortsetzung folgt


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Texte: (c) by rosenjule coverfoto google
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2011

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