.Am Abend des gleichen Tages saß Sabrina in ihrer Wohnung Christoph gegenüber, der sie verwundert ansah, denn sie wirkte zwar ungemein energisch und entschlossen, aber irgendwie auch fahrig.
„Morgen in aller Frühe fahre ich nach Düsseldorf“, beantwortete sie gerade seine verwunderte Frage, was die gepackte Reisetasche zu bedeuten habe.
Sabrina hatte ihn gegen Mittag angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie eine Entscheidung getroffen habe und mit ihm sprechen müsse. So verabredeten sie sich für 19.00Uhr in Sabrinas Wohnung.
Christoph, der angenommen hatte, dass Sabrina ihm bezüglich ihrer Beziehung etwas mitteilen wollte, wusste nicht, wie ihm geschah.
„Wieso fährst du nach Düsseldorf, ist es wegen der Bibliothek?“ wollte er wissen. Sabrina schüttelte den Kopf.
„Nein, Christoph, es ist privat, ich habe mich für ein paar Tage beurlauben lassen und alle Aufgaben in der Bibliothek meiner Stellvertreterin übertragen. Frau Wiegand weiß ja ebenso gut Bescheid, wie ich. Es ist alles geregelt, nur lass' dir etwas einfallen,… das heißt, du hast mich auf eine Idee gebracht, klar, wir sagen meiner Mutter, dass ich beruflich für ein paar Tage verreise.“
Sie sprang auf um, zum Telefon zu eilen, doch Christoph versperrte ihr den Weg.
„Was um alles in der Welt ist los? Ich denke gar nicht daran, Verena zu belügen, wenn ich nicht erfahre, was das Ganze soll.“
Sabrina schaute ihn einen Augenblick verständnislos an, doch dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie schlug den Handrücken der rechten Hand an die Stirn, begann zu lachen und legte dann zärtlich beide Arme um seinen Hals.
„Verzeih, Liebling“, sagte sie immer noch lachend, „ich benehme mich wirklich wie eine Irre. Komm, setzten wir uns wieder, also, es ist so, ich habe heute meinen Vater im Fernsehen gesehen, und da ich die Adresse seiner Eltern in Düsseldorf von meiner Mutter habe, fahre ich morgen nach Düsseldorf, um Einiges zu klären.“
Christoph war baff, er verstand kein Wort und das zeigte auch seine Miene, er setzte sich langsam auf die Couch und schüttelte nur den Kopf. Sabrina, die bereits wieder aufspringen wollte, sah sein fassungsloses Gesicht und setzte sich neben ihn.
Doch bevor sie zu einer Erklärung ansetzen konnte, war es plötzlich um sie geschehen, sie schüttelte sich vor Lachen und konnte gar nicht mehr aufhören, schließlich, als das Lachen in Weinen überging, warf sie sich an Christophs Brust und schluchzte herzzerreißend.
So saßen die beiden jungen Leute eine ganze Weile da, bis Sabrinas Schluchzen allmählich verebbte, sie setzte sich auf, wischte die Tränen ab und erklärte ihrem Freund endlich ruhig und sachlich die Situation.
„Ich komme mit“, sagte Christoph schließlich, doch Sabrina schüttelte abwehrend den Kopf.
„Nein, das tust du nicht“, antwortete sie bestimmt, „das ist eine Sache, die ich alleine erledigen muss. Darum fahre ich ja bereits morgen, damit meine Mutter nicht mitkommt.“
„Sabrina“, begann Christoph, doch sie unterbrach ihn sofort, „nein, nein, nein, ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst, ich fahre alleine.“
Doch als sie sein entschlossenes Gesicht sah, wusste sie, dass jeder Widerspruch vergeblich war.
„Ok, ok“, murmelte sie, „aber dann übernachte in Deiner Wohnung und hole mich morgen um sieben Uhr ab.“
Zufrieden nickte Christoph, verabschiedete sich liebevoll von Sabrina, und ging in seine Wohnung, um seine Sachen zusammenzupacken.
Sabrina indes dachte nicht im Traum daran, ihn mitfahren zu lassen. Sie bestellte telefonisch ein Hotelzimmer in Düsseldorf, schnappte ihre bereits gepackte Reisetasche und machte sich auf zu ihrem Auto, um nach Düsseldorf zu fahren.
Man schrieb den fünften Mai 1991, als Sabrina ihre Fahrt begann, und diese Fahrt sollte ihr Leben und das aller Beteiligten ziemlich durcheinander wirbeln.
Fortsetzung folgt
Texte: (c) by rosenjule
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Tag der Veröffentlichung: 05.01.2011
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