Julia
„Warum weinst du, Julia? Ich begreife es nicht, du sagst doch, dass es schön ist, dass Papa und Meta geheiratet haben. Und nun liegst du da und hörst nicht auf zu weinen.“ Ratlos saß Verena neben der Freundin auf deren Bettkante und streichelte unbeholfen mit ihrer kleinen Hand über den Rücken der Freundin.
„Es ist ja auch schön“, schluchzte Julia, während ein neuer Weinkrampf die kleine Gestalt schüttelte, „aber nun heißt ihr alle Michaelis und nur ich heiße Julia Wagner, und darum bin ich nun ganz alleine und gehöre nicht richtig zu eurer Familie.“
„Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht“, sagte Verena erschrocken, „ach du liebe Zeit, was machen wir denn nur?“
„Gar nichts, oder glaubst du, da kann man was machen?“ Julia richtete sich auf und schaute die Freundin fragend an.
„Ich weiß nicht, am besten wir fragen Tante Hedwig, die weiß doch immer einen Rat, und außerdem ist mir das egal. Du bist jetzt meine Schwester und den blöden Namen kann man bestimmt ändern. Komm, lach wieder.“
Getröstet ließ sich Julia von Verena die Tränen abwischen, da klopfte es an die Tür.
„Darf man herein kommen?“ fragte Tante Hedwigs Stimme, „oder ist hier eine geheime Sitzung?“
„Du kannst immer herein kommen“, sagte beide Mädchen gleichzeitig.
„Da bin ich aber froh“, lachte die Tante, ließ sich zwischen ihnen auf das Bett fallen und legte jeweils einen Arm um sie.
„Was ist los, Kann ich irgendwie helfen? Wenn unsere Julia weint, gibt es sicher einen Grund. Na, heraus mit der Sprache.“
„Was muss man machen, damit Julia auch Michaelis heißt“, fragte Verena.
„Ach, da drückt der Schuh, meine Herzchen“, Tante Hedwig drückte die kleinen Mädchen liebevoll an sich und überlegte laut:
„Also, mal nachdenken, Julia kann adoptiert werden“, schmunzelte sie, „aber wenn ich das mache, heißt sie danach Grosser. Willst du das, meine Dame?“
Julia schüttelte den Kopf, wollte dann aber wissen:
„Würdest du mich denn adoptieren?“
„Mit dem größten Vergnügen, aber was ist daran so schlimm, dass du wieder weinen musst?“
„Weil ich dachte, mich will überhaupt keiner“, erneut liefen Julia Tränen übers Gesicht und sie schluchzte herzzerreißend.
„Wie kommst du nur auf so eine absurde Idee, meine Kleine“, liebevoll legte Tante Hedwig beide Arme um das zitternde Kind und streichelte zärtlich über ihr Haar.
„Weil ich keinen Vater und keine Mutter habe, und darum denke, dass ich für Meta und alle anderen nur eine Last bin“, die Tränen flossen wie kleine Bäche aus Julias Augen und schienen überhaupt nicht versiegen zu wollen.
„O nein, du bist für niemanden eine Last, und für Meta schon gar nicht, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lieb sie dich hat. Glaubst du im Ernst sie ließe zu, dass ich dich ihr wegnähme? Ja, da schaust du, aber glaub mir, ich weiß ganz sicher, dass es so ist.“ Tante Hedwig schüttelte sie sanft und wiegte sie dann wie ein Baby in ihren Armen.
„Und Papa hat erst gestern Abend gesagt, dass er froh wäre, weil er nun zwei Töchter hat, hast du das vergessen?“ fragte Verena ein wenig vorwurfsvoll, „und was ist mit mir? Bist du nicht meine beste und liebste Freundin?“
So rasch wie Julias Tränen gekommen waren, versiegten sie auch wieder.
„Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist“, sagte sie schuldbewusst, „vielleicht kommt das ja nur von dem anderen Namen.“
„Dann wollen wir mal sehen, was sich da machen lässt“, Tante Hedwig erhob sich, „ich denke, dass Hans und Meta sich bestimmt schon Gedanken darüber gemacht haben. Vielleicht sind sie sogar schon auf die Idee gekommen, dich zu adoptieren. Ach, ihr Mäuse, ich finde den Einfall prima und werde das gleich unten zur Sprache bringen.“
„Nein, das will ich doch nicht“, sagte Julia nun bestimmt, „dann ist Meta meine Mutter und Verenas nicht.“
„Und was stört dich daran?“ fragte Tante Hedwig überrascht.
„Dann sind wir wieder etwas anderes“, meinte Julia, „entweder sie adoptiert uns beide oder keinen.“
„Blödsinn“, wehrte Verena ab, „sie braucht mich nicht zu adoptieren, meine Stiefmutter ist sie doch sowieso.“
„Ja, und meine Tante, das reicht“, nickte Julia. „Aber der Name?“
„Jetzt lasst euch mal keine grauen Haare wachsen, uns fällt bestimmt etwas ein“, tröstete Tante Hedwig, „und nun kommt mit hinunter, es gibt herrlichen Kuchen.“
„Aber wir haben unsere Koffer noch nicht zu Ende gepackt, und darum sind wir doch eigentlich hier oben.“
„Ich helfe euch, dann geht es schneller und wir bekommen hoffentlich noch etwas von der schönen Torte ab, oder wollt ihr nichts?“
„Schon“, meinte Julia und machte sich mit Feuereifer daran ihren Koffer fertig zu packen, während Verena in ihr Zimmer lief, um dort die restlichen Sachen zu verstauen, damit sie nach dem Kaffeetrinken mit Tante Hedwig zu deren Wohnort fahren konnten, um dort einen Teil ihrer Sommerferien zu verbringen.
„Ich weiß jetzt, was ich werden will“, sagte Julia zwei Wochen später, „ich werde technische Zeichnerin, heirate Karl-Heinz Bernfort und kriege vier Jungen.“
Erstaunt schaute Verena sie an.
„Aber dann wohnen wir ja so weit auseinander, und dabei wollten wir uns nie trennen“, antwortete sie fassungslos.
„Karl-Heinz sagt, wenn du Schauspielerin wirst, ziehst du auch woanders hin, dann ist es sowieso egal.“
„Nun hört auf damit, bis dahin ist es noch lange Zeit. Also braucht ihr euch heute noch nicht damit zu befassen. Aber dass der schüchterne Karl-Heinz unserer Julia den Kopf verdreht, hätte ich nie für möglich gehalten“, lachte Tante Hedwig und verlangsamte die Fahrt, um an einer bestimmten Raststätte eine Pause einzulegen, wie jedes Mal, wenn sie die Mädchen abholte, oder wie jetzt, nach Hause brachte.
„Und wen will unsere kleine Verena heiraten?“ frage sie lächelnd, als sie in der Raststätte Platz genommen hatten.
„Ich heirate gar nicht“, antwortete Verena und schaute richtig finster vor sich hin.
„Karl-Heinz sagt, sein Freund Axel Winter wäre der Richtige für dich“, meinte Julia. Verena sprang empört auf.
„Ich lasse mich doch nicht verkuppeln“, rief sie mit blitzenden Augen, „ich dachte, du wärst meine Freundin, und nun willst du mich verkuppeln, und in eine andere Stadt ziehen willst du auch.“
„Aber doch nur, weil du immer an andere Theater gehen musst, was soll ich alleine zu Hause, wenn du weg gehst?“ sagte Julia und plötzlich saß Tante Hedwig mit zwei weinenden kleinen Mädchen da.
„Ist das zu fassen“, meinte sie kopfschüttelnd, „da streiten sich diese Mäuse um Dinge, die allerfrühestens in zehn Jahren eintreten können.“
„Ich bin ja auch nur traurig, weil die Ferien zu Ende sind, und wir wieder nach Hause müssen, es war so schön bei dir“, schluchzte Julia, und Verena fügte schniefend hinzu:
„Wenn ich nicht Schauspielerin werden müsste, würde ich deinen Laden später weiter machen, der ist so schön, wie sonst nichts auf der Welt.“
„Dann werde doch Schneiderin, wie Tante Hedwig, dann bekommst du ihr Geschäft, und wenn ich Karl-Heinz heirate, sind wir wieder in der gleichen Stadt“, meinte Julia unter Tränen, „und außerdem will ich nicht streiten, dann bekomme ich wieder...“ Sie hielt erschrocken inne und schaute zu Verena und Tante Hedwig, doch die hatten nichts bemerkt und so aß Julia beruhigt ihre Suppe.
Solange Julia zurück denken konnte, plagte sie beim geringsten Anlass ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Egal was sie tat, ihr schlechtes Gewissen verlor sie nie. Sie litt zeitweilig entsetzlich darunter, und war dennoch nicht in der Lage, sich irgend jemandem anzuvertrauen.
Als sie älter wurde, fand sie sich insgeheim damit ab, und überdeckte ihre schwankende Gemütsverfassung hinter ihrer ein wenig respektlosen und oft schnoddrigen Art.
Es war im September 1961, Verena war bereits Mutter und lebte mit der kleinen Sabrina bei Großtante Hedwig, als Julia mit zwei Kolleginnen ein Gartenfest besuchte. Freundin Rosemarie erzählte immer wieder von einem jungen Mann namens Willy Mayer, der im gleichen Haus wie ihre Großmutter wohne, und der einfach wunderbar sei. Und dieser tolle Mensch war nun angeblich auch auf dem Fest.
Plötzlich flüsterte Rosemarie aufgeregt:
„Der Mayer kommt auf unseren Tisch zu, er holt mich zum Tanz, ich werde verrückt.“
Julia und die andere Kollegin Karin lächelten sich verständnisinnig zu, als plötzlich ein großer gutaussehender junger Mann vor Julia stand, sie eindringlich ansah und zum Tanz aufforderte.
„Ich kann nicht tanzen“, sagte sie ablehnend, und konnte sich nicht von den Augen des jungen Mannes losreißen.
„Bitte, lassen Sie mich nicht stehen, ich habe mit meinen Freunden gewettet, dass sie mich nicht wie all Ihre anderen Verehrer abweisen.“
Julia musste lachen, „na gut“, willigte sie schließlich ein, „auf Ihre Verantwortung.“
Sie war hingerissen von seinen graugrünen Augen, die sie amüsiert fixierten.
Als sie aufstand, fiel ihr Blick auf Rosemarie, die mit völlig versteinerter Miene da saß und Freundin Karin schüttelte kaum merklich den Kopf. Julia wusste zunächst überhaupt nicht, was los war, doch dann verstand sie, der bewusste Mayer stand vor ihr, und wollte mit ihr tanzen, nicht mit Rosemarie. O weia, was nun? Doch da wurde sie sanft in Richtung Tanzfläche geschoben und tanzte mit dem sagenhaften Willy Mayer, und zu ihrer großen Verwunderung klappte es auf Anhieb.
Es war wie ein Traum, und in Julias Kopf wirbelten die Gedanken;
„Ich bin neunzehn Jahre alt, ich tanze mit einem jungen Mann, der fantastisch aussieht, der mich verliebt ansieht und der ununterbrochen auf mich einredet, die Worte verstehe ich nicht, aber sie interessieren mich auch nicht, was zählt, ist nur seine Stimme, seine zärtliche Stimme, und seine graugrünen Augen.“
Julia wusste nicht, was mit ihr geschehen war, in ihrem ganzen neunzehnjährigen Leben hatte sie so etwas noch nicht erlebt, ihr war, als ob sie den Menschen schon immer gekannt hätte. Sie fürchtete nur, dass die Musik aufhören könnte zu spielen, und das tat sie dann auch.
Etwas verwirrt ließ sie sich zu ihrem Platz führen und merkte erst am Tisch, dass er ihre Hand hielt. Sie sah das bedenkliche Gesicht ihrer Kollegin Karin, und dann sah sie eine wütende Kollegin Rosemarie. Sie hörte ihre ärgerliche Stimme, die Worte jedoch rauschten an ihr vorbei.
Julia horchte in sich hinein, etwas Wunderbares war mit ihr passiert. Sie hätte weinen und lachen können, und dann begann die Musik wieder zu spielen. Er kam angerannt, ja, er rannte förmlich, doch ein anderer war schneller und forderte sie auf. O nein, bloß das nicht, was sollte sie tun? Sie musste mit dem anderen tanzen, er hatte doch gesehen, dass sie tanzen konnte, die Ausrede galt nun nicht mehr, sagte er. Vom Rand der Tanzfläche aus verfolgten sie Willy Mayers graugrüne Augen, nach dem letzten Ton der Musik ließ sie ihren Tänzer einfach stehen und lief zu ihm. Er legte den Arm um sie und sie rührten sich nicht von der Stelle. Er roch so gut, ihr war ganz komisch im Kopf, keiner sprach ein Wort und sie spürte, das mit ihm das Gleiche geschehen war, wie mit ihr.
Die Musik setzte erneut ein, er zog sie liebevoll zur Tanzfläche und sie tanzten wieder. Sie vergaßen Zeit und alles um sich herum, da wurden sie angerempelt:
„Nur nicht einschlafen“, sagte ein junger Mann grinsend zu ihnen.
„Halt die Klappe, Heinz“, sagte Willy Mayer etwas grob. Da sah Julia Karin winken, sie zeigte auf die Uhr und auf die Musiker, die ihre Instrumente einpackten.
„Ich muss gehen“, sagte Julia. Er nickte, doch er fragte nicht, ob und wann sie sich wiedersehen. Ernüchtert ließ sie ihn stehen und rannte zu ihren Kolleginnen.
Auf dem Nachhauseweg erzählte Rosemarie etwas von Freundschaft, Julia schwieg, was sollte das auch, Freundschaft, sie waren Kolleginnen, keine Freundinnen, und überhaupt, sie hatte doch gar nichts getan und den blöden Willy Mayer konnte Rosemarie behalten.
In der Folgezeit traf sie nun dauernd einen Mayerfreund, ihn aber traf sie nicht. Es war schrecklich, sie musste ständig an ihn denken, sie ging zu keinem Gartenfest mehr, sie mochte überhaupt nirgendwo hingehen. Sie konnte nicht viel essen, und war entgegen ihrer sonstigen Natur still und in sich gekehrt. Sie würde wohl nie wieder froh sein können, und in ihrem ganzen Leben wollte sie sich nie mehr verlieben, kurzum, sie litt entsetzlich, sprach jedoch mit niemandem darüber, nicht einmal mit Verena.
Doch dann, eines Abends, als Julia mit mehreren Kolleginnen und Kollegen zu einem Dämmerschoppen in die Milchbar ging, saß er plötzlich am Nebentisch, und obwohl sie nicht hinschaute, spürte sie den Blick seiner graugrünen Augen auf sich gerichtet. Sie tat, als habe sie ihn nicht gesehen, ließ sich, obwohl sie nicht rauchte, eine Zigarette geben, und unterdrückte krampfhaft den Hustenreiz. Sie war wie aufgezogen, schaute in alle Richtungen, nur nicht zum Nebentisch, und dann durchfuhr sie ein eisiger Schreck, der Nebentisch war leer. Wieder einmal war er ohne ein Wort verschwunden.
Julia wurde es speiübel, sie rannte zur Toilette und... da stand er plötzlich vor ihr. Sie war wie erstarrt, fühlte seine Hände auf ihren Schultern und konnte sich nicht bewegen.
„Eine Dame hält die Zigarette in der linken Hand“, sagte seine Stimme mit diesem zärtlichen Unterton.
„Ich bin keine Dame“, sagte Julia.
„Stimmt, du kommst mir vor wie ein kleines Mädchen, und rauchen kannst du auch nicht.“
„Stimmt“, sagte Julia wütend und schüttelte seine Hände von ihren Schultern, „und was willst du von mir?“
„Ganz einfach, kleines Mädchen, du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn. In wenigen Monaten muss ich mein Abitur bauen, das wollte ich erst hinter mich bringen und mich dann um uns kümmern, aber anscheinend geht das nicht. Zum einen muss ich dauernd an dich denken, und zum anderen muss ich nun noch befürchten, dass du dich weiter mit diesen Typen triffst. Da kann ich mich nicht auf meine Lernerei konzentrieren. Wann und wo können wir uns Sonntag treffen?“
Julia konnte es nicht fassen, ihr Herz schlug Purzelbäume, sie starrte ihn sekundenlang regungslos an.
„Ich, ich weiß nicht“, sagte sie mit zugeschnürter Kehle.
„Na gut“, grinste er, „sagen wir achtzehn Uhr bei Mac?“
„Achtzehn Uhr bei Mac“, wiederholte Julia, „und diese Typen sind lediglich Kollegen.“
„Lediglich Kollegen“, lachte er, „dafür starrt der dunkle dich aber ziemlich verliebt an.“
„Quatsch“, sagte Julia verblüfft, drehte sich um und schwebte die Treppe hinauf. Ja, sie schwebte, denn es kam ihr vor, als ob sie träumte.
So begann Julias erste zauberhafte Liebesgeschichte, und es folgten zwölf wunderbare Monate. Willy machte sein Abitur und studierte danach an der TH in Aachen, um Tiefbau-Ingenieur zu werden, und da er Fußballer war, engagierte ihn der Fußballverein Allemania Aachen. So sahen sie sich nun nicht mehr oft, doch trudelten fast täglich Briefe auf beiden Seiten ein, und wenn sie sich trafen, war es immer wunderschön.
Wieder einmal verbrachte er ein Wochenende zu Hause. Sie gingen Samstagabend mit Freunden aus, trafen sich Sonntagnachmittag zu einem Spaziergang und gingen abends ins Kino. Später konnte sie sich gerade an diesen Abend genau erinnern, denn er war einfach nur schön gewesen, sie saßen Hand in Hand im Kino, später brachte er sie nach Hause, er sprach davon, dass sie nach der Ausbildung zur Technischen Zeichnerin eine Stelle in Aachen annehmen sollte, damit sie endlich immer zusammen sein konnten, sie küssten sich immer wieder und als Julia zur Haustüre ging, kam er noch einmal zurück, nahm sie in die Arme und sagte zum ersten Mal: „Ich liebe dich.“
Julia war unwahrscheinlich glücklich, wie hätte sie auch ahnen können, dass sie ihn nie wiedersehen sollte. Sie schrieb zunächst noch einen Brief an ihn, erhielt jedoch keine Antwort. Sie schickte ihm eine Gürtelschnalle für seinen Trenchcoat nach Aachen, um die er sie gebeten hatte, sie bekam keine Antwort. Zunächst begriff sie es nicht, doch dann hörte sie ausgerechnet von Kollegin Rosemarie, dass der Mayer bei seinen Eltern gewesen sei, da begann sie zu verstehen, er war im Ort, aber sie wollte er nicht sehen.
Und nun war sie dankbar, dass sie weder Verena noch den Eltern von ihm erzählt hatte. Sie schwieg auch jetzt, schloss ihren Kummer in ihrem Herzen ein, und machte die Tür zu. Nach außen tat sie so, als ob sie die alte fröhliche Julia sei, aber innerlich war sie wie versteinert und ihr Selbstwertgefühl sank auf den Nullpunkt. Sie fühlte sich, als habe sie einen Makel, ein Mann, an dessen Liebe sie geglaubt hatte, war ohne ein Wort gegangen. Erst Jahre später begriff sie, dass er es nicht wert war, dass sie dermaßen darunter litt.
Im Jahr 1963 beendete Julia ihre Ausbildung zur Technischen Zeichnerin bei der Firma Röltgen. Danach fuhr sie für eine Woche zu Verena und Sabrina, die jetzt bei Tante Hedwig lebten.
Fortsetzung folgt
Texte: copyright by rosenjule
coverfoto google
Tag der Veröffentlichung: 28.12.2010
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