„Doppelmops“ und „Blutige Nonne“.
Marie liebt Theaterbesuche, dabei macht sie keinen Unterschied zwischen Aufführungen für Erwachsene oder Kinder. Beides begeistert sie. So kann es passieren, dass sie sonntags eine schwermütige Oper sieht und wenige Tage später eine fröhliche Kinderveranstaltung besucht.
So war es auch kürzlich. Als deutsche Erstaufführung brachte das Osnabrücker Theater eine Oper von Charles Gounod auf die Bühne, die im Jahre 1853 in Paris uraufgeführt worden war.
Bei schwermütiger aber wunderschöner Musik sangen die Darsteller in französischer Sprache (mit deutschen Übertiteln) die traurige Geschichte der „blutigen Nonne“, die ihr abtrünniger Liebhaber einst nicht nur verschmäht, sondern auch erstochen hatte.
Nun irrte die arme Ermordete als Geist durch die Welt der Lebenden, sie konnte nämlich erst dann in ihrem Grab zur Ruhe kommen, wenn die grausige Tat gerächt war. So erhob sie sich über Jahrzehnte Nacht für Nacht aus ihrer kalten Gruft und erschreckte ihre Zeitgenossen.
Jedoch liebten wohl auch vor 150 Jahren die Menschen versöhnliche Ausgänge ihrer dramatischen Geschichten. Der Meuchelmörder bekam nach drei hochdramatischen Stunden seine Strafe, die arme Nonne ihre Ruhe, der Sohn des Mörders seine Geliebte und Marie ihr „Happy- End“. So konnte sie nach der Aufführung der gespenstischen Oper auch ruhig schlafen.
Ein paar Tage später dann besuchte sie mit einer Freundin das „Kindertheater Töfte“.
Was sie da zu sehen bekamen, war so leicht, so fröhlich und unterhaltsam, dass ca. einhundert Kinder gebannt auf ihren Plätzen saßen. Etwa eine Stunde lang unterhielt ein einzelner Mann mit überdimensionalen Büchern, Fantasiefiguren und seiner unglaublichen Stimme sowohl Kinder als auch Eltern und Großeltern mit seiner „Doppelmops- Geschichte.“
Erstaunlich und erfreulich war, dass die Kinder sämtliche Lieder, von den „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ bis hin zur „Vogelhochzeit“ mitsingen konnten. Die Zeit verging wie im Fluge, und als Marie und die Bekannte anschließend noch mit dem Herrn sprechen konnten, merkten sie, wie anstrengend auch eine scheinbar so leichte Stunde war, denn der junge Mann wischte sich mehrmals die Schweißperlen von der Stirn..
Dankbar und beflügelt fuhren Marie und ihre Bekannte nach Hause und waren sich darüber einig, dass derartig liebevoll gestaltete Darbietungen für alle Zuschauer bereichernd sind, seien sie jung oder alt.
Texte: copyright by rosenjule
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Tag der Veröffentlichung: 13.05.2010
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