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Schreibarbeit und blaues Auge


Marie schreibt ja nun für ihr Leben gern, aber leider muss sie auch noch andere Dinge tun, wie zum Beispiel Gartenarbeit und Haus sauber halten. Letzteres liebt sie zwar nicht so sehr, aber was sein muss, muss sein.
Da sie nun einiges zu tun hat, was ihr mitunter wirklich zuviel wird, beschloss sie kürzlich schweren Herzens, die Pressearbeit für den Tanzsport- Club aufzugeben.
Gesagt, getan sie teilte das den Verantwortlichen mit und die schienen es auch zu verstehen.
Am darauffolgenden Freitag nun machte Marie einige Besorgungen auf dem Ibbenbürener Wochenmarkt, als es plötzlich heftig zu regnen begann.
Nirgends ein Vordach oder etwas, unter dem sie sich hätte unterstellen können und einen Schirm hatte sie auch nicht mit. Also eilte sie gesenkten Hauptes und schnellen Schrittes hinter einem Bekleidungsstand vorbei, um zu ihrem Auto zu gelangen.
Plötzlich rumste es, in hohem Bogen schlug es ihr die Brille von der Nase und Marie verspürte einen heftigen Schmerz an ihrem rechten Auge.
-- Sie hatte einen leeren Kleiderständer übersehen.--
Bewusstes Auge zuhaltend, während die Tränen nur so heraus schossen, bückte sie sich nach ihrer Brille, ein Glück, die war heil geblieben.
Während sie wie betäubt weiter zu ihrem Auto hastete, spürte sie, wie das rechte Auge mehr und mehr anschwoll. Zum Glück war sie nun bald bei ihrem Wagen, ließ sich aufatmend auf den Fahrersitz fallen, beherrscht von nur einem Gedanken, möglichst schnell zu ihrer Aphoteke zu gelangen, und da fuhr sie auch schnellstens hin.
Nachdem sie und ihr Auge mit Salbe und Arnika versorgt waren, gings nach Hause, wo sie endlich einen Blick in den Spiegel wagte.
Es war unglaublich, aber sie sah wirklich aus, als habe ihr jemand mit der Faust aufs Auge gehauen.
Jetzt war ihr auch klar, weshalb sich ihr Apotheker bei aller Fürsorge ein Lächeln nicht hatte verkneifen können.
Nun denn, es war ja alles nur äußerlich, die Brille war heil, sehen konnte sie wie vorher, und die Schwellung würde ja wieder zurückgehen.
Am Nachmittag werkelte sie bereits wieder in ihrem Garten, als unerwartet Besuch auftauchte.
F.J. der Ehrenvorsitzende des Clubs, dessen Schreibarbeit Marie wenige Tage zuvor niedergelegt hatte, starrte sie entsetzt an.
„Was hast Du denn gemacht?“ wollte er wissen, Marie lachte und erzählte die Geschichte.
„Und was machst du hier?“ fragte sie, obwohl sie den Grund des Besuches ahnte.
Und so war es denn auch, sie sollte weiter Berichte für Internet und Presse schreiben.
Marie überlegte einen Moment und sagte dann:
„OK. aber ich mache es nur, wenn ich denen, die mich fragen, woher ich das blaue Auge habe, sagen darf, dass Du es mir gehauen hast, weil ich nicht mehr für den Club schreiben will.“
F.J. schaute erst verblüfft, lachte dann herzlich und meinte schmunzelnd:
„Es ist mir schnurzpiepegal, wem Du was erzählst, Hauptsache, Du schreibst wieder für uns.“
Konnte Marie da noch nein sagen?


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Texte: copyright by rosenjule
Tag der Veröffentlichung: 18.04.2010

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