Marie mag alles was mystisch und geheimnisvoll ist. Sie legt gerne Tarot- Karten, interessiert sich für Sendungen über unerklärliche Phänomene, und ist letztlich auch davon überzeugt, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die einfach nicht zu erklären sind. So nimmt es natürlich nicht Wunder, dass sie sich ein Buch mit dem Titel „Praktische Intuition“ zugelegt hat.
Dieses Buch beinhaltet neben ausführlichen Erläuterungen über ebendiese Intuition einige Anleitungen zu Übungen, mit deren Hilfe man oder frau diese Gabe so zu intensivieren vermag, dass Ereignisse voraus gesehen werden können. Das zumindest behauptet die Autorin.
Marie war davon so fasziniert, dass sie sich mit Buch, Block und Bleistift bewaffnete, und einen spannenden Nachmittag auf ihrer Terrasse verbrachte.
Übung für Übung arbeitete sie gewissenhaft durch, doch leider brachte all die Arbeit kein sofortiges Resultat, vielmehr sollte Erfolg oder Nichterfolg erst Wochen oder gar Monate später festzustellen sein. Gerade wollte sie das Buch enttäuscht zur Seite legen, da stieß sie auf das Kapitel mit den Äpfeln. Anders als bei den vorherigen Aufgaben, versprach die Autorin hier das Erfolgserlebnis bereits für den nächsten Tag, und so machte sich Marie mit neuer Motivation an diese Übung.
Hier nun die Aufgabe:
Marie sollte sich visuell einen Apfel vorstellen und, man glaubt es kaum, nach relativ kurzer Zeit sah sie wirklich einen wunderschönen grünen Apfel. Danach sollte sie einen zweiten Apfel vor ihrem geistigen Auge entstehen lassen, und tatsächlich, ein zweiter, ebenfalls grüner Apfel erschien, dieser war allerdings größer als der erste.
Wozu das Ganze gut war? Nun, mit Hilfe dieser, nur in der Vorstellung existierenden Äpfel, sollte es ihr möglich sein vorauszusehen, ob der Goldpreis am nächsten Tag steigt, sinkt oder stabil bleibt.
Nach Erscheinen besagter Äpfel sollte sie aus dem Wirtschaftsteil der Tageszeitung den Goldpreis des gegenwärtigen Tages heraus suchen, ihn notieren und mit dem Goldpreis des nächsten Tages vergleichen.
Folgendes hat dann zu geschehen:
Ist der zweite visuelle Apfel größer als der erste, steigt der Goldpreis am nächsten Tag, ist er kleiner, sinkt er und bei gleicher Größe bleibt er unverändert. Maries zweiter Apfel war ja nun größer, folglich musste eine Steigerung erfolgen, und so holte sie am nächsten Morgen in aller Frühe die Zeitung herein und suchte aufgeregt nach dem Goldpreis. Endlich gefunden, verglich sie ihn mit dem des Vortages und erstarrte!!
-- Der Goldpreis war gesunken!!-- Sie schaute wie hypnotisiert von einer Zahl zur anderen und konnte es nicht fassen. Der Goldpreis war wirklich gefallen!! Das konnte einfach nicht wahr sein, und da die Intuition bekanntlich immer Recht hat, blieb nur ein Schluss, nämlich: die Zeitungsleute hatten sich geirrt!!
Marie war erschüttert und beschloss, die Aufgabe zu wiederholen.
Gesagt, getan, sie setzte sich also am gleichen Tag erneut auf ihre Terrasse, schloss die Augen, versuchte sich einen Apfel vorzustellen und was geschah?
--Garnichts!!-- Weder Apfel eins noch Apfel zwei erschienen, sosehr sie sich auch anstrengte, schließlich gab sie ihre Bemühungen auf und ist nun ziemlich verunsichert.
War womöglich doch der erste Apfel der größere der Beiden?
Denn bei Licht betrachtet, was hätte eine Tageszeitung davon, eine Erhöhung des Goldpreises zu verschweigen, und was hätte Maries Intuition davon, sich zu verweigern, es sei denn, sie wäre falsch interpretiert worden?
Der Fehler muss also Marie unterlaufen sein, darum legt sie das Buch nun erst einmal beiseite, und wiederholt in ein paar Tagen diese Übung.
-- Was wohl der Goldpreis inzwischen macht?--
Texte: copy by rosenjule
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2010
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