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Die Wasseruhr


„Die Polizei warnt vor falschen Stadtwerke- Mitarbeitern“, liest Marie in der Tageszeitung, als es an der Tür klingelt.
„Ich komme von den Stadtwerken und muss die Wasseruhr austauschen“, ein Mann im blauen Arbeitsdress steht vor der Haustüre.
„In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas davon gehört, dass Wasseruhren ausgetauscht
werden müssen“, antwortet Marie misstrauisch.
„Gute Frau“, beginnt der Mann, Marie verabscheut derartige Anreden und sagt energisch:
„Bitte zeigen Sie mir Ihren Ausweis.“
Der Mann fingert einen Ausweis aus der Vordertasche seiner Latzhose und reicht ihn ihr.
„Am fünften Februar geboren, ein Wassermann also, passt zur Wasseruhr“, fällt Marie beim Lesen auf. Von den Stadtwerken steht da auch etwas, aber ganz geheuer ist Marie die Sache immer noch nicht.
„Ich habe noch nie einen Ausweis der Stadtwerke gesehen, wer sagt mir, dass er auch echt ist“, sie gibt den Ausweis zurück.
„Was ist nun? Darf ich in Ihren Keller?“ der Gesichtsausdruck des Mannes wirkt leicht gequält.
Marie will ihn trotz ihrer Bedenken ins Haus lassen, da fällt ihr Blick auf den geöffneten Werkzeugkasten.
„Das sind ja wahre Mordinstrumente“, schießt es ihr durch den Kopf.
„Nein, kommen Sie sofort wieder heraus“, nervös zieht sie den Mann am Arm zurück, „ich kann Sie nicht ins Haus lassen, erst heute morgen warnt die Polizei vor falschen Mitarbeitern der Stadtwerke, Sie müssen sich anmelden, wenn Sie wichtige Arbeiten durchzuführen haben.“
„Gute Frau“, schon wieder diese Anrede, „ich tue nur meine Pflicht, und weil ein paar schwarze Schafe die Leute verunsichern, werde ich daran gehindert. Sieht so ein Verbrecher aus?“
„Ich weiß nicht, wie ein Verbrecher aussieht, sicher ganz harmlos, sonst fielen die Leute ja nicht auf ihn herein“, antwortet Marie entschieden.
„Ja, und was ist jetzt?“ die Stimme des Mannes ist nun ziemlich gereizt. “Ich habe noch mehr Wasseruhren auszutauschen, und kann nicht den ganzen Morgen hier verbringen.“
„Tauschen Sie Wasseruhren aus, wo immer Sie können, ich kann Sie nicht herein lassen, tut mir Leid, Sie müssen sich vorher anmelden“, sagt sie nun bestimmt.
Der Mann verlässt entnervt das Grundstück.
„Hallo Marie“, hört sie kurz danach die amüsierte Stimme ihres Nachbarn am Telefon, „Du kannst den Mann ruhig hereinlassen, er hat es wirklich nur auf die Wasseruhren abgesehen.“
„Wenn du es sagst“, gibt Marie lachend zurück.
Fröhlich pfeifend hantiert der Wasseruhren austauschende Wassermann wenig später in ihrem Keller, binnen kürzester Zeit ist die Uhr ausgetauscht und der Mann in blau kann sich den nächsten Uhren zuwenden.
„Viel Erfolg“, wünscht Marie ihm beim Abschied. Er nickt lachend und klingelt am nächsten Haus.

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Texte: copyright by rosenjule
Tag der Veröffentlichung: 07.01.2010

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