Eigentlich brauche ich keine Brille...
Maries Tochter ist nun auch schon 42 Jahre alt, und da Marie in dem Alter ihre erste Lesebrille bekommen hatte, fragte sie bei ihrer Tochter eines Tages nach, wie es denn um deren Augen bestellt sei.
„O, nein ich brauche keine Brille“, wehrte die Tochter entsetzt ab. Das erinnerte Marie an eine andere Geschichte, die nun schon über zwanzig Jahre her war.
Marie trug damals ganz stolz ihre erste Lesebrille, und als sie immer öfter sah, dass der Arm ihres Mannes Wolfgang beim Zeitung lesen „lang und länger“ wurde, empfahl sie ihm, sich auch eine zuzulegen.
„Oh, nein“, wehrte dieser empört ab, „ich brauche keine Brille, ich habe nämlich Adleraugen, wie mir seinerzeit der Stabsarzt der Bundeswehr bescheinigt hat.“
„Vor mehr als zwanzig Jahren“, lachte Marie und überließ ihn seiner Zeitung.
Und dann sah sie eines Tages in der „ Hör Zu“ auf der Humorseite eine Zeichnung. Ein Mann saß im Wartezimmer eines Augenarztes und sagte zu seinem Stuhlnachbarn:
„Eigentlich brauche ich keine Brille, aber meine Frau besteht darauf.“
Das war etwas für Marie, sie schnitt die Zeichnung aus, und befestigte sie mit Tesafilm am Nachttisch ihres Mannes.
„Ja, da siehst du mal, dass es anderen Männern auch so geht“, freute sich am Abend Maries Wölfchen, als es den Zettel entdeckte.
Einige Tage baumelte der Abschnitt nun am Nachttisch und war dann spurlos verschwunden.
Ja, und irgendwann wurde Maries Mann der Arm dann doch zu kurz und so bekam auch er seine erste Lesebrille. Wenig später waren sie bei Freunden eingeladen, Freund Holger gab Wolfgang etwas zu lesen, und sah erstaunt, dass dieser seine neue Brille aufsetzte.
„Wie, Wölfchen, du hast eine Lesebrille?“ fragte er verwundert.
Und was machte Maries Mann? Er holte seine Brieftasche hervor, kramte darin herum und hielt Holger einen Zettel vor die Nase.
„Eigentlich brauche ich keine Brille“, las der lachend vor, „aber meine Frau besteht darauf.“
Ja, und so hatte das „adleraugenbestückte“ Wölfchen die Lacher wieder einmal auf seiner Seite.
Tag der Veröffentlichung: 29.10.2009
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