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Ein Sommer im Dschungel

 

 

Ich glaube, ich sehe nicht richtig. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als ich den Kopf hebe und meinen Gefährten sehe – der mich noch nicht akzeptiert hat –, wie er kopfüber an einem Ast hängt und sich … genüsslich die Nüsse putzt.

Oh Götter, wie gerne würde ich den kleinen Mistkerl vom Baum holen und den Job selbst übernehmen. Aber nein, er lässt mich am langen Arm verhungern. Meine eigenen Eier sind längst blau und wenn nicht bald was passiert, sterbe ich an geplatzten Samensträngen.

Obwohl er die Augen zuhat, weiß ich genau, dass er weiß, dass ich am Boden sitze und ihm wie ein Hund hinterherhechle.

Scheiße, ich bin wirklich erbärmlich geworden.

Mit einem Knurren wende ich mich ab und schlage mich quer durch die Büsche. Dass ich normalerweise so leise unterwegs bin, dass mich niemand bemerkt, und jetzt mit Radau durch den Urwald jage, sagt einiges über meinen Gemütszustand aus.

Dieser kleine …

Kopfüber stürze ich mich die anvisierte Klippe hinunter und verwandle mich noch im Fallen in einen Menschen. Mein Leopard mag kein Wasser, aber als Mensch weiß ich es sehr zu schätzen.

Immerhin muss ich mich irgendwie abkühlen, um das Blut aus meinem besten Stück zu bekommen. Handjobs haben leider nicht die gewünschte Wirkung, sondern verschlimmern es nur.

Ich spreche aus Erfahrung.

Gnah, und schon wieder muss ich an ihn denken.

Als ich mich so im kleinen, kalten See treiben lasse und in den klaren blauen Himmel schaue, muss ich zugeben, dass ich nicht ganz unschuldig an dieser Situation bin. Ich werde allerdings den Teufel tun und es ihm sagen.

Um euch die Umstände näherbringen zu können, muss ich ein wenig ausholen.

 

Ich lebe seit meiner Geburt im Dschungel und habe ihn noch nie verlassen. Meine Eltern haben mir alles beigebracht, was ich wissen muss, um im Dschungel zu überleben.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass Etikette nicht dabei war. Und genau das hat zu der Situation geführt, dass ich meinen Gefährten, als ich ihn das erste Mal erblickte, nicht mit dem Respekt behandelt habe, den er sich wohl gewünscht hat.

Ich lebe allein, seit ich 16 bin. Das ist bei uns Leoparden nicht ungewöhnlich, da wir einen starken Drang haben, die Welt allein zu erkunden und nicht mehr von den Eltern gegängelt werden wollen.

Vor allem ich als Alpha bin meiner Natur stärker unterworfen als andere.

Nun ja, um es mal so zu sagen: Ich habe mein Maul ziemlich weit aufgerissen und vielleicht, aber nur vielleicht, etwas gesagt wie: „Den hab ich schneller im Bett, als ihr gucken könnt.“

Leider wusste ich da noch nicht, dass besagtes Objekt der Begierde mein Gefährte ist.

Versucht ihr mal, in einer Bar voller Menschen und Wandler die verschiedenen Gerüche auseinanderzuhalten. Vor allem, wenn es sich um ungewaschene Menschen handelt, die über eine Woche im Dschungel gearbeitet haben und dann wie die Heuschrecken in der einzigen Bar im Umkreis von hundert Meilen einfallen.

Leider hat mein Gefährte, dessen Namen ich bis heute nicht einmal weiß, dank seiner tierischen Natur alles gehört.

Er ist ein Flughund, mit großen Ohren und dementsprechend hervorragendem Gehör.

 

Nun lasse ich mich in diesem kleinen See treiben und meine Eier werden bald erfrieren oder wahlweise explodieren. Oder abfaulen.

Weh tut es in jedem Fall.

Und nein, ich habe mich nicht bei dem kleinen Mistkerl entschuldigt. Der hatte doch so viel Eier in der Hose, mich vor versammelter Mannschaft dumm anzumachen und sich danach zu verziehen.

Und jedes Mal, wenn ich ihn jetzt sehe, hängt er kopfüber in einem Baum und leckt sich die Eier. Ja, wirklich. Er ist so gelenkig, dass er es ohne Probleme hinbekommt. Er kann sogar seinen Schwanz, der selbst in seiner tierischen Form eine beachtliche Größe hat, in den Mund nehmen und lutschen.

Ein mehr als unangenehmes Ziehen in der Leistengegend macht mich darauf aufmerksam, dass es keine gute Idee ist, an das Prachtexemplar seines Penis zu denken.

Leise vor mich hin fluchend verlasse ich den kleinen See. Innerhalb von Sekunden bin ich als Mensch nass geschwitzt. Dieses Jahr ist der Sommer extrem. Heiße Temperaturen wechseln sich mit kurzen, aber heftigen Regengüssen ab, was wiederum zur Folge hat, dass es hier extrem schwül ist. Man kann die Luft an manchen Tagen vor lauter Feuchtigkeit fast nicht mehr einatmen. Da habe ich es in meiner tierischen Form einfacher. Zumindest kann ich als Leopard besser in die Bäume klettern. Wenn man hoch genug ist, bekommt man hin und wieder eine frische Brise ab.

Da ich eh keine Lust habe, als Mensch und dazu nackt durch den Dschungel zu laufen, wandle ich mich in meine tierische Form.

Gemütlich mache ich mich auf den Weg zu meiner Höhle, die ich glücklicherweise mein Eigen nennen darf.

Die meisten meiner Artgenossen haben hoch in den Bäumen ihre Häuser gebaut, aber ich fand eines Tages diese schnucklige, kleine Höhle und beschloss dort einzuziehen. Sie hat genau die richtige Größe, um sich darin wohlzufühlen.

Zugegeben, der Zugang ist nicht leicht. Als Mensch komme ich nicht durch den kleinen, engen Tunnel, aber als Leopard habe ich da keine Probleme. Holz für Möbel zu beschaffen und dort hineinzubekommen dagegen erwies sich als extrem nervenaufreibend.

Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, um alles zu beschaffen, was ich brauche. Ein bisschen Luxus in Form von Möbeln und vor allem einem Bett musste schon sein. Ich liebe es, wenn ich mich in die Felle einkuscheln kann, egal ob als Mensch oder Katze.

Der größte Vorteil aber ist die Temperatur. Sie ist immer gleichbleibend, so um die 20 Grad.

Bei dem Gedanken an mein leeres Heim bildet sich in meinem Magen spontan ein Stein und drückt mir auf die Eingeweide.

Wie konnte ich nur so dumm sein?

Nun ja, der Schaden ist angerichtet, mein Gefährte angepisst und ich begnüge mich weiterhin mit meiner Hand, die mir bald abfällt, wenn ich nicht endlich einen Weg finde, meinen Fehler wiedergutzumachen, ohne dass ich vor den anderen Katzen das Gesicht verliere.

Wir sind nun mal ein sturer, leicht egoistischer und vor allem stolzer Haufen.

Trotz dieses Wissens komme ich keinen Schritt voran.

 

In meiner Höhle springe ich auf das Bett und kuschele mich ein. Ja, ich gebe es zu, tief in meinem Herzen bin ich ein Kuschler. Leider hatten meine Sexualpartner dieses Gen nicht, sodass ich mich meistens befriedigt, aber mit Sehnsucht im Herzen allein wiederfand, wenn die Begegnung vorbei war.

Ob mein Gefährte auch gern kuschelt? Ich hoffe es.

Es macht mich verrückt, dass ich immer noch nicht seinen Namen kenne..

Irgendwann schlafe ich ein und im Land der Träume ist mein Gefährte bei mir.

 

 

Ziemlich erfrischt wache ich auf, strecke sämtliche Glieder und stoße ein leises Schnurren aus. Im Traumland kam mir eine Idee, wie ich meinen Patzer wiedergutmachen kann. Hoffentlich hört mir der Kleine zu, denn einen Plan B habe ich nicht.

Mein erster Weg führt ins Dorf, wo die Kneipe ist und auch der einzige Lebensmittelladen. In einer kleinen Hütte am Rande der großen Lichtung wandle ich mich und schlüpfe in die Klamotten, die ich hier deponiert habe.

Da das Dorf zum größten Teil aus Wandlern besteht, hat man hier diese Hütte gebaut. Eine kleine Dusche und mehrere Schränke mit Ablagefächern sind darin. Jeder Wandler hat sein eigenes Fach.

Ziemlich praktisch, dann muss ich das ganze Zeug nicht immer mit mir herumschleppen.

Im Laden bekomme ich einen mehr als seltsamen Blick der Inhaberin ab, als ich ihr meine Bitte vortrage.

„Junge, das ist nicht dein Ernst.“ Ihr Blick erdolcht mich regelrecht.

„Äh, doch“, sage ich und überlege, was sie so verwundert.

„Du kannst deinem Angebeteten doch keinen Strauß Rosen schenken. Wo soll ich die denn jetzt herbekommen? Die muss ich Wochen im Voraus bestellen und außerdem gehen sie viel zu schnell kaputt bei dieser Hitze.“

Ich runzele die Stirn. Ich weiß, dass es etwa zweihundert Kilometer westwärts eine Rosenfarm gibt, die ihre Produkte nach Europa verschiffen.

Sie seufzt. „Hör mal, ich weiß, woran du denkst, aber diese Rosen sind noch lange nicht reif für die Blüte, wenn sie geerntet werden. Und nein, ich kann keine Gedanken lesen, aber du bist nicht der Erste, der es sich mit seinem Gefährten versaut.“ Sie schüttelt den Kopf. „Tu mir einen Gefallen und geh einfach zu ihm, rede, mach einen Kniefall oder jaule erbärmlich in den Dschungel, aber lass dir eines gesagt sein: Mit romantischen Gesten kommst du nicht weiter. Nur mit der Wahrheit.“

Verblüfft sehe ich sie an. Auf den Gedanken bin ich überhaupt nicht gekommen. Reden ja, aber Kniefall? Für wen hält die mich?

Sie schüttelt den Kopf und scheucht mich mit einer Handbewegung nach draußen. „Rede einfach mit ihm. Ihr Katzen seid so stolz, dass es ein Wunder ist, dass ihr überhaupt Gefährten findet.“

Ich könnte ja jetzt alle Vorzüge aufzählen, die wir Katzen haben, angefangen bei unserem Stehvermögen und der Durchhaltedauer, aber ich halte lieber meinen Mund. Noch mehr Ratschläge kann ich nicht gebrauchen.

Reden. Ja klar. Im Beisein seiner Schwarmkollegen. Nie und nimmer. Meinen Stolz vor ihm abzulegen, okay. Aber niemals vor anderen.

Mir steigt ein verführerischer Duft in die Nase.

Er ist hier. Und er riecht himmlisch. Am liebsten würde ich mich jetzt an ihn heranpirschen und mich dann an seinem ganzen Körper reiben. Er soll nach mir riechen und nur nach mir.

Ich sehe mich um, kann ihn aber nicht sehen. Dafür hören. Er muss wohl um die nächste Hausecke sein, wenn ich mich nicht irre.

Leise schleiche ich mich an und linse vorsichtig um die Ecke.

„Wie lange willst du das Spiel noch treiben?“, höre ich jemanden sagen, der nicht er ist.

„So lange, bis er sich entschuldigt.“ Er klingt bockig und ein Lächeln verzieht meine Lippen. Wie er so dasteht, die Arme vor der schmalen Brust verschränkt und ungeduldig mit einem Fuß auf den Boden tippt, ist er einfach nur niedlich. Seine dunkelbraunen Haare fallen ihm ein wenig in die Stirn, an den Seiten sind sie kürzer als oben.

Hach, ich könnte mich geradewegs auf ihn stürzen. Aber das würde er wahrscheinlich nur zum Anlass nehmen, mich noch weiter von sich zu stoßen.

Also halte ich mich zurück und lausche ungeniert weiter. Der Wind steht günstig, sodass sie mich nicht wahrnehmen können.

„Mikkael, mal ehrlich, du tust dir selbst keinen Gefallen, wenn du so weitermachst. Wir wissen alle, was für Großmäuler Katzen sind, aber tief in ihrem Herzen brauchen sie eine sanfte Hand, die sie anleitet.“

Meine Augen werden kugelrund und ich muss mich arg beherrschen, um nicht zu verraten. Was erlaubt der sich?

„Ich leugne nicht, dass ich das Band zu ihm fühle, aber solange er sich nicht für den Machospruch entschuldigt und es auch wirklich aufrichtig meint, kann er von mir aus zum Teufel gehen.“

Meine Worte müssen ihn noch härter getroffen haben, als ich dachte. Ein ungewohntes Gefühl macht sich in mir breit: Scham.

Mein Verhalten war wirklich nichts, was ich mir in den Lebenslauf schreiben kann.

Der andere seufzt. „Hör mal, ich will ja nicht den Miesepeter spielen, aber deine Hormone geraten langsam außer Kontrolle und das macht den Schwarm wuschig. Ist dir nicht aufgefallen, dass sie seit drei Nächten nur am Vögeln sind?“

Empört schnappt Mikkael nach Luft. „Behauptest du etwa, ich sei schuld daran, dass die ihre Triebe ausleben?“

„So habe ich das nicht gemeint und das weißt du. Aber deine wild gewordene Libido überträgt sich auf alle. Dass wir normalerweise im Frühling vögeln, was das Zeug hält, ist ja normal, aber im Sommer bei diesen Affentemperaturen? Ruhiges Chillen und Am-Ast-Hängen ist nicht mehr, seit du diese Miezekatze getroffen hast.“

Interessant. Ob ich das zu meinem Vorteil einsetzen kann?

„Ich verstehe schon. Tut mir leid. Du hast ja recht. Aber ich kann es ihm einfach nicht durchgehen lassen.“

Mikkael ist wirklich niedlich, wenn er sich aufregt. Und sein Duft erst! Ich könnte jetzt glatt in diese strammen Arschbacken beißen und …

„Mik, tu mir einen Gefallen. Rede mit dem Arsch. Jag ihn zum Teufel, vögel ihn oder ertränk ihn im nächsten See, aber tu etwas!“

Arsch? Ich? Vielleicht ein kleines bisschen, nicht, dass ich das jemals offen zugeben würde.

Leise schleiche ich mich davon, nicht, dass ich noch beim Lauschen erwischt werde. Was wird mein kleiner Gefährte tun?

Am besten lasse ich mich überraschen.

 

 

 

Drei Tage später immer noch keine Spur von Mikkael. Dabei habe ich mich extra öfter im Dschungel getummelt als sonst. Und nein, ich habe nicht die Schlafplätze der Flughunde ausgespäht. Nur ab und zu vorbeigesehen.

Leider war mein Kleiner nicht mit dabei. So ein Mist. Ist er abgehauen? Hätte ich mal meinen Kopf früher aus dem Arsch gezogen, anstatt mir die Hand und den Schwanz wund zu wichsen.

Es ist meine vierte Runde an dem Baum vorbei, in dem normalerweise Mikkael mit den anderen abhängt, als ich es plötzlich von oben rauschen höre und in Sekundenschnelle bin ich von acht Flughunden umzingelt. Als sich einer von ihnen wandelt, erkenne ich den anderen Kerl aus dem Dorf.

Ich setze mich auf den Hintern und warte ab.

„Du bist Nael. Ich erkenne dich am Geruch. Und nun mal Tacheles, mein Freund. Du wirst jetzt deinen pelzigen Hintern zum See schwingen und mit Mikkael reden. Es ist ja nicht mit anzusehen, wir ihr beide es versaut. Und wir wollen endlich wieder in Ruhe am Baum chillen können. Also schnapp ihn dir, entschuldige dich, vögelt miteinander und werdet glücklich. Und jetzt zieh Leine.“

Er verwandelt sich und fliegt zurück in den Baum, seine Kollegen folgen ihm.

Respekt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie ihren großen Eiern auch gerecht werden.

Kleine Scheißer.

Immerhin hat er mir gesagt, wo ich meinen Gefährten finden kann. Und genau das mache ich jetzt. Ich gehe zum See. Der Mistkerl hat recht. Das Spiel dauert schon viel zu lange und mal ehrlich: Hätte ich einmal mein vorlautes Mundwerk gehalten, würde ich jetzt nicht in dieser Situation stecken. Und da irgendwie keiner von uns bereit ist, auf den anderen zuzugehen, kann es auch nicht besser werden.

Die Ansprache hat echt gewirkt und meine Katze maunzt leise. Es wird Zeit, den Deckel auf den Topf zu bekommen.

In meinem Fall: das Rohr zu vergraben.

Noch bevor ich den See erreiche, kann ich ihn riechen. Der Duft kommt von oben. Suchend blicke ich mich um und entdecke ihn tatsächlich, wie er kopfüber im Baum hängt, den Blick auf den See gerichtet.

Als ich unter seinem Baum ankomme, wandle ich mich, setze mich hin, lehne den Rücken an den Stamm und winkle ein Bein an, auf das ich einen Arm ablege. Dann sind meine Weichteile wenigstens ein bisschen geschützt, sollte er auf dumme Ideen kommen.

„Obwohl wir seit Tagen wie die Deppen umeinander schleichen, weiß ich nicht, ob du weißt, wie ich heiße. Mein Name ist Nael, ich bin ein Leopard und ja, auch ein Idiot.“

Als die ersten Worte meinen Mund verlassen haben, kann ich die Wortflut nicht mehr aufhalten. Es ist, als würde ein Damm brechen.

„Es tut mir wirklich leid, wie ich mich in der Kneipe benommen habe, und nicht nur, weil du mein Gefährte bist. Wir Katzen neigen dazu, sehr stolz zu sein, und wir liegen regelmäßig in irgendwelchen Konkurrenzkämpfen. Das ist keine Entschuldigung, sondern eine Erklärung. Ich entschuldige mich für meinen blöden Spruch, der wirklich nicht angebracht war.“

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Mikkael leicht seitlich von mir vom niedrigsten Ast herabhängt und mich misstrauisch beäugt. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er nach unten gekommen ist.

„Ich sage das nicht nur, damit ich dich vögeln kann. Ja, ich will dich vögeln, aber erst, wenn du meine Entschuldigung akzeptierst und mich als deinen Gefährten anerkennst, so wie ich dich anerkennen will. Außerdem, ich wollte dir ein paar Rosen besorgen, als Zeichen, dass ich es ernst meine, aber im Dorf habe ich keine bekommen.“

Ich merke, wie ich immer mehr ins Schwafeln verfalle, was sonst so nicht meine Art ist. Prahlen, angeben ja, aber sinnloses Zeug reden? Äh, nein.

Ich verfalle in Schweigen und warte. Sein Duft macht mich schier verrückt und das stattliche Exemplar zwischen meinen Beinen ist nicht gerade hilfreich, um meine Entschuldigung zu unterstützen.

Mikkael lässt sich vom Ast fallen und landet als junger Mann vor mir. Mit verengten Augen sieht er mich an. „Du meinst es wirklich ernst? Kein Scheiß? Kein: Ich entschuldige mich, vögel ihn und prahle dann damit herum?“

Autsch. Ich habe ihm mehr wehgetan mit meinen unbedachten Worten, als mir bewusst gewesen ist.

„Ja, ich meine es ernst.“

„Wie hast du mich gefunden?“

Achtung, Falle!, schreit mein Gehirn, aber ich antworte ehrlich. „Deine Kumpels haben mir in den Hintern getreten und mir gesagt, wo du bist.“

„Also bist du nicht von dir aus gekommen!“ Mit einem wütenden Aufschrei springt er auf und rennt auf den See zu.

Ach, Scheiße. Da entschuldige ich mich zum ersten Mal in meinem Leben und dann das. Elegant komme ich auf die Beine und sprinte ihm hinterher. Dank meiner Katze bin ich schneller als er, bekomme ihn zu fassen, aber durch seine Gegenwehr stolpern wir und in der nächsten Sekunde tauchen wir in den See ein.

Prustend kommen wir fast gleichzeitig an die Oberfläche und sehen uns an.

Wie auf Kommando brechen wir in schallendes Gelächter aus.

„Du siehst aus wie eine nasse Katze“, gluckst er und spuckt eine Ladung Wasser aus.

„Und du wie eine ersoffene Fledermaus“, erwidere ich und bekomme postwendend eine Ladung Wasser ins Gesicht. „Hey!“ Was sollte das denn?

„Ich bin ein Flughund, keine Fledermaus. Merk dir den Unterschied!“ Mikkael sieht mich empört an.

„Und dann behauptest du, ich sei arrogant und stolz.“ Das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

Mit einem Mal wird sein Gesichtsausdruck zerknirscht. Ohne darüber nachzudenken, strecke ich meine Arme aus und ziehe ihn an meine Brust, streichele über seine Haare, den Rücken. Ich bin froh, dass wir im seichten Teil des Sees gelandet sind, wo man ohne Probleme stehen kann.

„Ja, ich bin stolz, vielleicht auch ein wenig arrogant.“ Das bringt mir einen Knuff in die Seite ein. „Aber ich bin verrückt nach dir, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Um das zu überspielen, habe ich den Spruch abgelassen. Da hatte ich dich noch nicht gerochen.“

Er kuschelt sich weiter an mich. „Heißt das, du warst vom ersten Blick an scharf auf mich?“

„Ja.“ Mehr Worte braucht es nicht.

Er löst sich ein wenig von mir, nur um mir sein Gesicht entgegenzustrecken. Er spitzt die Lippen und ich komme ihm gerne entgegen.

Unser erster Kuss ist wie ein Feuerwerk der Sinne. Seine Lippen sind weich, Blitze schießen durch mich hindurch und, was ich nicht verhindern kann, ich habe einen Mordsständer.

Himmel, dieses Ding gibt wirklich keine Ruhe, wenn Mikkael in der Nähe ist.

Er unterbricht den Kuss und sieht nach unten, wo ihm fröhlich eine Erektion entgegensieht.

Gespielt seufzend schüttelt er den Kopf. „Das da wirkt sehr erfreut, mich kennenzulernen. Ich glaube, wir sollten uns einen weniger feuchten Ort suchen, um das hier fortzusetzen.“

Mit diesen Worten entzieht er sich mir ganz und geht einige Schritte, bis er weit genug auf dem Sand steht, um nicht erneut nass zu werden.

Mir läuft der Sabber aus dem Mund. Seine Pobacken sind einfach zum Niederknien. Doch als er sich umdreht, weiten sich meine Augen.

Das Teil zwischen seinen Beinen ist … ohne Worte. Flughunde sind wirklich extrem gut ausgestattet. Das ist mir vorhin, als wir uns unter dem Baum unterhalten haben, gar nicht aufgefallen.

„Kommst du?“ Mikkael wirft mir ein neckisches Grinsen zu.

„Oh ja, Baby, und wie ich kommen werde“, murmele ich und nehme die Verfolgung auf, als mein Gefährte mit einem hellen Lachen die Beine in die Hand nimmt und im Dschungel verschwindet.

Der schwüle Sommer wird gleich noch viel feuchter und heißer.

Dafür werden wir zwei schon sorgen.

 

 

ENDE

Impressum

Texte: Celine M. Bouvier
Cover: Miraclelady
Lektorat: Bernd Frielingsdorf
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2020

Alle Rechte vorbehalten

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