Minka der Indianersohn
Der kleine Minka ist 7 Jahre alt und gehört zu den Indianern. In seinem Dorf gibt es viele Zelte.
Adlerauge ist sein Vater und der Häuptling des Stammes. Seine Mutter wird Wilde-Blume genannt. Seit der kleine Minka denken kann, wünscht er sich sein eigenes Pony, doch seine Eltern meinen, dass er noch zu jung für eine solche Verantwortung wäre.
Damit will Minka nicht leben also geht er zu seinem Großvater Sitting Bull, der weiß immer Rat.
Sein Großvater nahm sich viel Zeit für das Anliegen seines Enkels und lauschte dem Bedürfnis nach einem eigenem Pony aufmerksam. Minka redete schnell und als er fertig war, holte er ersteinmal tief Luft. Sitting Bull sah ihn an, strich über Minka´s schwarzes Haar und lächelte. „Weißt du Minka, ich war genauso wie du, als ich noch jung war.“ Sagte der Großvater. Minka hörte gespannt zu wie sein Großvater ihm erzählte, dass er damals nicht auf seine Eltern gehört hatte und sich auf ein Pferd setzte. Er erzählte ihm auch, dass er sogleich mit einem Ruck hinunter fiel und sich den Arm brach. Seine Eltern waren damals sehr besorgt darüber. Sie sprachen noch eine Weile darüber.
Nachdem Gespräch mit Sitting Bull ging klein Minka zu seiner Mutter und sagte Ihr, er würde lieber noch eine Weile mit seinem eigenem Pferd warten, denn er wusste jetzt, dass ihn seine Eltern nur beschützen wollten. Seine Mutter lächelte und strich ihm über die Wange. Minka war schon immer sehr verständnisvoll.
Ein paar Tage später spielte Minka mit seinem Freund kleiner Bär. Der hatte schon ein Pony, ein sehr schönes sogar. Es war braun – weiß gescheckt und hatte eine lange schwarze Mähne. Leider durfte Minka nicht darauf reiten, weil seine Eltern ihm das Verboten hatten.
Am nächsten Tag war Büffeljagd und alle erwachsenen Männer des Stammes machten dabei mit. Minka und kleiner Bär durften noch nicht mit auf die Jagd, weil sie noch keine 12 Jahre alt waren. Sie liefen deshalb zu den großen Hügeln. Von dort aus konnten sie die Büffelherde gut aus der Ferne beobachten.
Ihre Blicke schweiften über die weite Landschaft der Prärie. Am Fuß des Hügels, auf dem sie zusammen mit dem Pony von kleiner Bär standen, ritten ihre älteren Stammesgenossen in Richtung der Büffelherde. „In ein paar Jahren dürfen wir auch mit auf die Jagd.“ Sagte Minka zu kleiner Bär. „Ich will aber nicht mehr so lange warten“ antwortete dieser und schaute ganz sehnsüchtig den anderen hinterher. „Ich halte nichts von den Regeln der Erwachsenen, die wollen doch nur, dass wir keinen Spaß haben“ fügte er hinzu. Mit einem Ruck schwang er sich auf sein Pony und ritt davon. Minka schaute ihm verdutzt hinterher, das hätte er nicht von kleiner Bär gedacht, dass er ihn, seinen Freund einfach alleine hier zurück lassen würde.
Als kleiner Bär in der Weite verschwand, drehte sich Minka enttäuscht um und lief alleine zum Dorf zurück. Dort setzte er sich still in eine Ecke und versuchte sich mit Schnitzereien abzulenken. Minka´s Mutter kannte ihren Sohn jedoch gut und erkannte seine trübe Stimmung: „Was ist los mit dir?“ Fragte sie. „Ach, ich habe keine Lust, alle Männer sind auf Büffeljagd, nur ich bin hier.“ Antwortete er. „Und was ist mit kleiner Bär? Ihr seid doch zusammen weggegangen.“ Fügte sie an. „Ach, der hat ja ein Pony, und reitet ein wenig herum. Schade, dass ich nicht reiten darf“ erklärte Minka und verriet nicht, dass sein Freund in Richtung Büffelherde geritten war.
Als es Abend wurde kehrten die Männer mit mehreren erlegten Büffeln zurück. Die Jagd hatte sich gelohnt.
Nach einer Weile fiel Minka auf, dass sein Freund kleiner Bär nicht im Dorf war. Er fragte seinen Vater Adlerauge: „Hat euch kleiner Bär denn nicht bei der Jagd geholfen?“ Adlerauge schaute seinen Sohn fragend an: „Weshalb? Kleiner Bär ist doch noch zu jung um mitzujagen.“ Schnell wurde allen klar, dass kleiner Bär offensichtlich die Männer nicht erreicht hatte und noch allein in der Wildnis umher-irrte. Das ganze Dorf geriet in helle Aufregung. Die Eltern von kleiner Bär sagten besorgt: „Wir müssen unseren Sohn suchen. Er ist doch noch nicht in der Lage alleine in der Wildnis zu überleben.“
So zogen die Männer mit Fackeln los, um sich auf die Suche zu machen.
Allen voran Minka, auf dem Schoß seines Vaters, um zu zeigen, wo er kleiner Bär zuletzt gesehen hatte. Die Frauen blieben zurück und beteten zusammen mit dem Medizinmann, dass kleiner Bär nichts geschehen sei und er unversehrt gefunden wurde.
Es war dunkel und im Schein des Mondes wirkten die Schatten der Sträucher in der Prärie unheimlich. Ein Wind kam auf, und manchmal hörte man das Heulen der Hyänen, die sich über die Reste der erlegten Büffel her gemacht hatten.
Minka war ganz unwohl und er fröstelte. An den großen Hügeln hielten sie an und Minka weiste den Weg, wo lang kleiner Bär mit seinem Pony geritten ist. Dann schweiften die Männer jeweils paarweise in verschiedene Richtungen aus, um nach dem verschollenen Jungen zu suchen.
Gegen Morgen-grauen wollten sie sich wieder am Fuß der großen Hügel treffen. Die Indianer durchsuchten die ganze Gegend und riefen nach kleiner Bär. Aber niemand sah oder hörte ein Lebenszeichen von dem Jungen. Als die Sonne aufging, sammelten sich die Stammesbrüder am vereinbarten Platz und hielten Rat. Hoffentlich wurde er nicht von wilden Tieren angegriffen oder er ist vom Pony gefallen und hat sich verletzt, bangten sie.
Da kleiner Bär immer noch verschollen war, fragten sie den alten Sitting Bull um Rat.
Dieser konnte sich noch an eine einsame Höhle am Felsen hinter der Flussbiegung erinnern, in der er sich als kleiner Junge immer versteckt hatte. Vielleicht ist kleiner Bär dort zu finden. Sitting Bull führte den Tross dort hin, es war ganz in der Nähe der Stelle, an der sie am Vortag die Büffel gejagt hatten.
Schon von Weitem sahen sie das Pony friedlich vor der Höhle grasen. Sie ritten zügig weiter und fanden den verängstigten Jungen im Eingang der Höhle. Er war am Fuß verletzt und schien zu frieren. Minka stieg vom Pferd seines Vaters und eilte zu ihm, um ihn zu umarmen. Was war passiert?
Kleiner Bär erzählte den Männern, dass er den Jägern mit dem Pony gefolgt war und sie plötzlich nicht mehr sehen konnte, weil die gejagten Büffel so viel Staub aufgewirbelt hatten. Er irrte mit dem Pony umher, und die wilden Hyänen umkreisten ihn. Die Kreise wurden immer enger. Dann stolperte das von den Hyänen irritierte Pony über einen Felsblock und kleiner Bär stürzte auf den Boden. Dabei verletzte er sich am Fuß. Zum Glück hatte das Pony einen guten Instinkt und konnte die Hyänen von kleiner Bär so ablenken, dass dieser bis zur Felswand robben konnte. An der Felswand angekommen, erkannte er die kleine Höhle und schleppte sich hinein. Das Pony hielt die ganze Nacht wache und ließ kein wildes Tier an den Jungen herankommen.
„Zum Glück habt ihr mich schnell gefunden“ beendete kleiner Bär seine Erzählung.
Adlerauge verband die Wunde von kleiner Bär, setzte ihn auf sein Pony, und gemeinsam mit allen zogen sie zurück ins Dorf. Dort angekommen war die Freude groß. Es gab ein großes Fest mit Musik, Tanz und leckerem Büffelfleisch.
Kleiner Bär versprach seinen Eltern, nicht mehr alleine und auf eigene Faust los zu reiten, bis er 12 Jahre alt ist. So lange wollte er in der nähe des Dorfes bleiben und das Reiten und Jagen üben.
Auch Minka hatte aus der Begebenheit gelernt und erkannte, dass man in seinem Alter nicht unbedingt ein eigenes Pony braucht. Manchmal durfte er unter Beobachtung und mit Anleitung seines Vaters auf dem Pony seines Freundes reiten und seine Technik verbessern. Das reichte ihm aus, bis er als junger Mann ein eigenes, richtiges Pferd bekam.
Tag der Veröffentlichung: 30.06.2012
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