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Das Blut der andere.

Jim Henning

5 Uhr morgens. Der scheiss Wecker reißt mich aus dem Schlaf. Fuck. es ist wieder zeit für die Arbeit. 50 Kilometer fahren für einen Hungerslohn.
Von irgendetwas muss man ja Leben.

Ich schwing meinen Arsch aus dem Bett.
Wie jeden Tag der übliche Vorgang.
Frühstück, bestehend aus zwei Eiern,
dann die körperpflege.

Kann ja meinen Chef nicht mit `ner Fahne sagen was für ein Arsch er ist.
Noch ein letzter Geldcheck. Verdammt... sah auch schon mal nach mehr aus. Naja. Für drei oder vier Bierchen wird es schon reichen. Wird zeit das ich mich ins Auto schwing und los fahre. Obwohl ich heute früh dran bin, normalerweise komme ich zwei s
Stunden zu spät in die Drecksarbeit.


Mein Nachbar mit seinem Vorzeigeleben wünscht mir, wie jeden Tag, einen guten Morgen.
Ich sagte nur er solle sein Maul halten. ha!
Wenn der nur wüsste das ich jeden Abend,
seine Frau durchvögel während er Arbeiten ist.


Arbeitsbeginn. Als erstes,
rapport beim Chef.Wie jeden morgen brüllt er mich mit seinem von Wut rotgefärbten Schädel an.

Keine ahnung was er so aus sich heraus schreit.
Ich bin mit meinem Gedanken schon wieder daheim bei meinem Bier und der saftigen Muschi von der verheirateten Nachbarin.
Schon komisch, in den ganzen Monaten in der ich sie schon durchnehme weiss ich noch immer nicht wie sie heißt.
Was solls.Nachdem ich bemerkte das sich die Lippen von meinen Chef nicht mehr bewegten, war ich der Annahme das er fertig war mit seinem diktaktorischen Gebrülle.
Oder sein Herz hat ausgesetzt?
Vergönnen würde ich es dir du gieriger Bastard.

Also versuchte ich mich mit Motivation zur Arbeit
zu bewegen.
Fehlanzeige. Ach, darauf geschissen.
Ich pack meine Sachen und fahr ins nächstbeste lokal und verrichte dort meine arbeit mit ein paar Bierchen,
und viel Schnaps. Mich stört es auch nicht wenn ich anschreiben lassen muss.

Zwei Stunden später steige ich betrunken in mein Auto.
Auch wenn die Strasse nicht mehr gerade zu sein scheint ist es mir volkommen egal.


Mama

Ich ging zu einer Party, Mama,
ich erinnere mich, was du sagtest.
Du ermahntest mich, nicht zu trinken, Mama,

Also trank ich Soda stattdessen.
Ich fühlte mich richtig stolz, Mama,
so wie du es mir vorrausgesagt hattest!

Ich habe nichts getrunken, um dann zu fahren, Mama,
obwohl mir die anderen sagten, es sei nichts dabei.
Ich weiß, ich tat das richtige, Mama,
ich weiß, du hast immer recht.

Nun ist die Party zu Ende, Mama,
und alle fahren sie fort.
Als ich in meinen Wagen stieg, Mama,
wußte ich, ich würde rasch nach Hause fahren,
weil du mich so erzogen hast,
verantwortungsbewusst und lieb.

Ich fuhr also los, Mama,
aber als ich auf die Straße auffuhr,
sah mich der andere Wagen nicht, Mama,
er fuhr einfach über mich drüber.

Als ich lag auf dem Asphalt, Mama,
hörte ich den Polizisten sagen,
"Der andere Typ war betrunken", Mama,
und nun bin ich es,
die bezahlen wird.

Ich liege hier sterbend Mama....
Ich wünschte du wärst bald hier.
Wie konnte das geschehen, Mama?

Mein Leben zerplatzte wie ein Ballon.
Überall um mich herum ist Blut, Mama,
das meiste davon ist meins.

Ich höre den Arzt sagen, Mama,
bald werde ich sterben.

Ich wollte dir nur sagen, Mama,
ich schwöre, ich habe nichts getrunken.
Es waren die anderen, Mama,
ich schwöre, ich habe nichts getrunken.
Es waren die anderen, Mama,

die anderen haben nicht nachgedacht.
Er war wohl auf der selben Party wie ich.
Der einzige Unterschied ist:
ER hat was getrunken,
viel zu viel.

ICH werde sterben!
Warum betrinken sich die Leute, Mama?
Es kann ihr ganzes Leben zerstören.

Jetzt fühle ich heftige Schmerzen.
Es sticht wie ein Messer.
Der Typ, der mich anfuhr, der geht, Mama,
und ich denke das ist nicht fair.

Ich liege hier im Sterben
und alles,
alles was er kann,
ist zu starren.

Sag meinen Bruder, er soll nicht weinen, Mama,
schreibt "Papas Mädchen" auf mein Grab.
Jemand hätte ihm sagen sollen, Mama,
kein Alkohol hinter dem Steuer.
Wenn sie es ihm bloß sagen könnten, Mama,
wäre ich noch am Leben.
Mein Atem wird kürzer, Mama,
ich bekomme solche Angst.

Bitte weine nicht um mich, Mama.
Du warst immer da, als ich dich brauchte.
Ich hab nur noch eine letzte Frage, Mama,
bevor ich mich verabschiede.
Ich bin nicht betrunken gefahren,
also warum bin ich diejenige,
die stirbt?

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Tag der Veröffentlichung: 27.05.2011

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