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In jüngeren Jahren begab es sich einmal, dass wir bei meinem Chef privat zum Abendessen eingeladen wurden.
Mein Chef war ein umgänglicher, humorvoller Mann, der immer wieder mal zu einem Scherz aufgelegt war.
Nicht so seine Ehefrau, die stets ein gehörig Quentchen Standesdünkel ihr Eigen nannte.

So kam es, dass mich mein Chef darum bat, ihm bei einem Scherz, mit dem er seine Frau überraschen wollte, zu assistieren.
Die Sache verhielt sich so, dass ihn seine Frau schon lange bekniete, sich doch endlich den sündteuren Ledermantel mit Innenpelz und unverwechselbarem Design, den sie für ihn in einer Nobelbotique gesehen hatte, zu kaufen.
Das sei nun ohne ihr Wissen geschehen und er möchte, dass ich dieses teure Kleidungsstück bei unserem Besuch am Abend anziehen sollte, um seine Frau damit zu erschrecken.
Bei der ersten Anprobe sah ich allerdings, dass mir das gute Stück um mindestens zwei Größen zu klein war.

Nun, ein Chef hat bei mir natürlich immer einen Wunsch frei und so erschien ich am Abend, angetan mit dem teuren Renommierstück, und begrüßte mit gespielter Gönnermiene die Frau meines Brötchengebers.
Diese stieß beim Anblick des unverkennbaren Mantels einen entsetzten Schrei aus, wechselte nach Luft schnappend mehrmals ihre Gesichtsfarbe, und wurde schließlich von ihrem Gatten aufgefangen.
„Egon, so sieh doch mal.“
Egon der mit dieser Blamage nicht gerechnet hatte, und im Moment lieber der Konkurseröffnung seiner Firma beigewohnt hätte, zeigte Nehmerqualität, wie man es eben von einem Mann von Welt allgemein voraussetzt. Jovial klärte er dieses „kleine Missgeschick“ auf und auch Marlene hatte sich bald wieder gefangen und war für den restlichen Abend die zauberhafteste Hausfrau in Person.

Warum kam mir bloß das Kleid, das meine Chefin an diesem Abend trug, so besonders kleinkariert vor?

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Tag der Veröffentlichung: 22.08.2009

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