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Also, den leichtfertig ausgesprochenen Sager, jemand der wenig Sorgen hat, hätte ein Leben "wie ein junger Hund", halte ich für sehr bedenklich. Zeigt es doch wieder einmal, dass unsere sogenannten "Halter"null Ahnung von den umfangreichen Aufgaben haben, die heutzutage unsereiner zu bewältigen hat. Und die Tatsache, dass ich bei einem Pensionistenehepaar den Animateur zu spielen habe, macht die Situation für mich sicher nicht leichter. Ich sehe schon, ich muss da etwas weiter ausholen, um mein Schicksal allgemein verständlicher zu machen.

Wenn ich mich recht erinnere, bin ich in der Nähe von Linz aufgewachsen und hatte etwa zwei oder drei Geschwister zur Seite. Mit denen hatte ich immer viel Spaß und wir zogen uns gegenseitig an den Ohren oder bissen uns herzhaft ins Bäuchlein.
Naja - bis da eines Tages ein Auto vorfuhr, dem eben dieses Pensionistenehepaar entstieg. Nach einem kurzen Wortwechsel mit meiner Kinderschwester, knallte der Mann einige Geldscheine auf den Tisch, nahm mich unter den Arm und verfrachtete mich in sein Fluchtfahrzeug. Erst dachte ich, ich sei im falschen Film. Nach einer viertelstündigen Fahrt wusste ich aber, ich war ein Entführungsopfer.

Im neuen Versteck angekommen, war ich dann doch etwas überrascht. Die Leute ließen mich sogar in ihre Wohnung. Da war es natürlich gleich viel gemütlicher als im Drahtverhau, aus dem ich gerade geholt wurde. Irgendwie kam es mir so vor, als wenn alles von langer Hand geplant gewesen wäre. Da war vor allem das gute Essen und das herrlich weiche Bettchen, auf dem man sich genüsslich ausstrecken konnte. All das war bereits vorhanden.

Kurz und gut, ich hatte das anfänglich große Heimweh bereits überwunden, als neuerlicher Unbill über mich hereinbrach. Friedrich, so nannte ihn seine Frau, warf mir eines Tages eine Schlinge um den Hals und forderte mich, wie mir schien, zu einem Wettrennen auf. Ich legte natürlich gleich mit voller Kraft los. Friedrich aber, von Fairness hatte er anscheinend nie etwas gehört, zog am anderen Ende der Schnur voll dagegen und schrie immerzu „Fuß, Fuß, Fuß“. Was immer das heißen mochte.
Kurz darauf wusste ich es. Ohne mich zu fragen, meldete man mich bei einem Ausbildungslager an. Und von nun ab musste ich einmal in der Woche mit Friedrich am Exerzierplatz erscheinen und dort lernen, den meist gebrüllten Befehlen der Ausbilder nachzukommen. Mit zahlreichen anderen Leidensgenossen führte ich nun stumpfsinnige Befehle wie „Sitz“.... „Platz“.... „Steh“.... „Bleib“ aus, ohne groß über den Sinn dieser Nötigungen nachzudenken. Irgendwann gewöhnte ich mich auch an diese nicht artgerechte Behandlung und als man mir nach der Abschlussprüfung eine Medaille um den Hals hängte, war ich sogar etwas stoz darauf.

Trotz dieser Erniedrigungen und meiner totalen Unterordnung, stieg - für mich unverständlich - mein Ansehen ganz enorm. Immer wieder musste ich nun allen meine Sitz – Platz Künste vorführen und man hielt mich für außergewöhnlich intelligent und klug.
Also wenn's nach mir geht, möchte ich hier nie mehr weg. Ist doch schön da, bei Frauchen und Herrchen.

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Tag der Veröffentlichung: 04.08.2009

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