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Also, eigentlich könnte man ja die Geschichte in einem einzigen Absatz erzählen und sie mit einem unflätigen Fluch auf das falsche Frauenvolk enden lassen.
Ja, wenn es da nicht meine Liebe zum Detail gäbe und sich die Geschichte nicht zu einer Zeit ereignet hätte, in der ich noch fest an das Gute, und nur an das Gute in den Frauen geglaubt hätte.
Meine Geschichte ereignete sich Mitte bis Ende der 60er Jahre in einem Nachtlokal der Salzburger Innenstadt. Heute würde man In-Lokal dazu sagen.
Zu dieser Zeit waren wir bereits 1 Jahr Profi-Musiker und wir nannten uns großspurig "Internationales Bartrio". Das "International" bezog sich allerdings nur auf Österreich und Bayern.

Hier in der Salzburger Astoria-Bar spielten wir die Zwischensaison September bis Dezember.
Das Lokal, geführt von einem Mann mit schneeweißem Haar, Sir vom Scheitel bis zur Sohle, war für damalige Begriffe ein Traum. Mit dem nötigen Kleingeld und der richtigen Partnerin, ließ sich hier ein unvergesslicher Abend verbringen.
Die Innenarchitektur glich einem terassenförmig angelegten Irrgarten, der in seiner untersten Ebene in einer runden Tanzfläche aus Glas endete, die von unten färbig beleuchtet wurde.
Las Vegas in Salzburg!
Ja und dann beschäftigte man noch - huch, wie verrucht - vier Animierdamen zur netten Konsumentenberatung.
Nein, sie kamen nicht aus Thailand und sie strahlten eher Eleganz, denn Ordinäres aus.
Freilich gab es für die weniger sprachgewandten Besucher auch ein Separee-Zimmerchen.
Dieses bediente Lilli. Sie trug ausschließlich vorne knöpfbare Kleidung. Aber selbst ihr gebot es der Anstand, von Reissverschlüssen Abstand zu nehmen. Dass die Anzahl der Knöpfe gleichzusetzen sei mit der Anzahl der ananimierten Gläser Sekt, war böses Gewäsch.
So, nun wird es aber Zeit, zur eigentlichen Geschichte zu kommen. Ich wollte nur ungefähr beschreiben, wie sehr damals die Welt noch in Ordnung war, allem späteren 68er Geschrei zum Trotz.

Eines Abends geschah Ungewöhnliches in diesem Lokal. So als hätte man unseren Sündenpfuhl mit einem feinen Speiserestaurant verwechselt, betrat eine Verlobungsgesellschaft, bestehend aus zwei Elternpaaren und eben dem zu verlobenden jungen Paar das Lokal.
Als wir der jungen Verlobten ansichtig wurden, stockte uns der Atem. Dieses Mädchen, welches hier hereinschwebte zu sehn, war ein Erlebnis.
Nicht zu vergleichen mit stupiden, vollbusigen Filmsternchen.
Sie war ausschließlich sie selbst.
Nicht empfänglich für tollpatschiges, anzügliches Werben liebestoller junger Männer.
Nein. Sie schien mir vielmehr Traumziel von Minnesängern aus vergangenen Zeiten zu sein:"O Wonne, zu halthen dies zarth' Händchen".

Wer war nun dieser vom Himmel beglückte Mann, der diesen Traum an seiner Seite führte?
Nun, das optische Erscheinungsbild des jungen Mannes war durchaus würdig, Verlobter dieser schönen Frau zu sein. Er vermittelte gute Erziehung und finanzielle Sicherheit. Eben ein ernstzunehmender, aufstrebender junger Mann.
Allerdings, man sah sofort, dass er sein Glück kaum fassen konnte, denn er ließ das Mädchen keinen Augenblick aus den Augen.
Der Abend verging wie im Flug und der Sekt floss bereits in Strömen.
Man begab sich auf die Tanzfläche und die Scheinwerfer darunter taten ein Übriges um den Zauber zu vollenden.
Wir Musiker gaben unser Bestes und seufzten Frank Sinatras 'Strangers in the night' und Dean Martins 'Everybody love somebody sometime' ins Mikrofon.
Da sah ich Unfassbares!
Das schöne Mädchen, eng an ihren Verlobten geschmiegt, warf über dessen Schulter unserem Schlagzeuger kesse Blicke zu. Und dies wiederholte sich, dem Takt der Musik entsprechend, bei jeder Drehung des Paares.
Unser Trommler, ein dunkler Typ italienischer Abstammung, mit dem durchaus alpenländischen Namen Josef Huber (vulgo: Huaba Peperl) hat in solchen Fällen noch nie etwas anbrennen lassen.
Zu meiner Bestürzung bearbeitete er dieses zauberhafte Wesen mit den gleichen abgedroschenen Zwinkereien und anzüglichem Gelächle, wie er es tagtäglich bei jeder anderen auch tat.
Ja und das schien bei diesem Geschöpf auch tatsächlich bestens anzukommen.
Ein neues Bild über die Frauen brannte sich in mein unschuldiges Herz.

Um 3 Uhr morgens war dann allgemeiner Aufbruch.
Die Eltern zeigten zufriedene Gesichter. Sie waren sich ganz offensichtlich einig darüber, wie man dem jungen Paar nun am besten "unter die Arme greifen" könnte. Man verabschiedete sich und die nunmehrige Braut warf noch einen bedeutungsvollen Blick auf den Peperl.

Nun war der Abend auch für uns gelaufen. Die kommende letzte Stunde machten wir nur mehr Dienst nach Vorschrift.
Punkt 4 Uhr ließen wir unsere Kennmelodie "Lullaby of Birdland" von Stapel und Peperl breitete bereits das rote Tuch über das Schlagzeug, damit es bis zum nächsten Abend gut schlafen konnte.
Da ging die Tür auf....und unsere Braut von vorhin stand mit unschuldigem Lächeln auf der Tanzfläche.
Peperl nickte zufrieden und schnitt eine weitere Kerbe in seine Sticks.

So endet nun diese wahre Geschichte. Die unvermeidbare Moral aus dieser Geschichte zu ziehen, überlasse ich dem geneigten Leser.

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Tag der Veröffentlichung: 14.07.2009

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