Es gibt tückische Tage, das glaubt man einfach nicht. An so einem Tag geht einfach alles schief, was man sich nur denken kann.
So ein Tag ist auch heute.
Ich stehe auf von meinem Bett und ramme mir dabei meinen Fuß am Nachttisch, sodass ich vor lauter Schmerz wie ein junger Hund aufheule. Zu allem Verdruss stieß ich auch noch mein Glas mit Wasser runter, welches neben der Nachtischlampe steht. Das Glas fällt mit lautem poltern und klirren zu Boden und zerspringt in tausende von Einzelteilen. Ich habe einen Parkettfußboden und da scheppert es um so lauter.
Vor meinem Bett habe ich einen kleinen Läufer liegen. Mit meinem Fuß bin ich dann auch noch in eine von dem Scherben getreten. Ich denke bei mir das kann doch wohl nicht wahr sein. So ein Pech aber auch. Ich jammere nun noch mehr, weil ich die Scherbe nicht aus meinem Fuß heraus bekomme.
Kraftlos lass ich mich auf mein Bett fallen und denke bei mir, wie komme ich nun zum Bad?
Mein Fuß blutet wie verrückt. Der Läufer ist auch schon beschmiert.
Da sehe ich das Handy neben mir. Auf das Einfachste kommt man natürlich nicht. Ich wähle die Nummer meiner Freundin.
Sie geht aber natürlich nicht ran. Hm. Warum auch. Ist ja heute mein Pechtag, wo alles schief geht.
Ich überlege mir, was ich tun könnte.
Der Fuß hat aufgehört zu bluten. Aber die Scherbe ist noch drinn. Ich muss ja irgendwie zum Arzt kommen. Weil mir kalt geworden ist ziehe ich mir etwas an. Aber erstmal ins Bad kommen, das ist nun wichtig. Will mich ja auch nicht noch erkälten. Ich habe es schließlich mit Ach und Krach ins Bad geschafft. Dort sitze ich nun auf dem WC.
Und mache erstmal ein kleines Geschäft.
Das muss nun mal sein. Meinen Fuß verbinde ich erstmal steril.
Eine Schmerztablette nehme ich auch gleich.
Vor mich hinschimpfend gehe ich zum Telefon und rufe mir ein Taxi.
Zum Arzt war es nicht weit. Der Fuß schmerzt so unerträglich, dass ich nicht alleine dorthin laufen kann. Der Taxifahrer war auch gleich da und bringt mich zum Arzt. Er hilft mir die Treppen runter. Er fragt, was ich denn gemacht habe. Ich erzähle ihm von meinen Missgeschick. Da sagt er, dass ihm auch schon so etwas passiert wäre. Seinen kleinen Zeh hat er sich gebrochen, als er gegen ein kleines Regal in der Nacht gelaufen war. Das tat auch höllisch weh. Wir unterhalten uns noch eine Weile. Dann bringt er mich zum Arzt hinauf, ich kann ja immer noch nicht alleine gehen. Ich bedanke mich bei ihm. Der Fahrer sagt, dass ich ihn anrufen könnte, wenn ich fertig bin. Das schlug ich natürlich nicht aus. Im Wartezimmer ist es sehr voll.
Ich stehe am Tresen der Praxis meines Hausarztes.. Aber keine Schwester da. Warum denn auch. Na ja. Wie kann es an diesem Tag auch anders sein
Ich schaue mich um, ob noch ein Plätzchen für mich frei war. Aber nein. Alles voll. Bis auf einem Platz neben einer dicken alten Dame. Daneben sitzt ein etwas dünnerer Herr so um die 30. Bestimmt sind an die 10 Mann vor mir. Ich denke bei mir, das kann ja was werden. Solange warten mit meinem schmerzenden Fuß.
Aber da muss ich wohl durch. Nun kommt endlich auch eine Schwester. Sie fragte, was ich wollte. Ich sage zu ihr, dass ich mir meinen Fuß an einer Scherbe verletzt habe und vielleicht noch die Scherbe drinnen ist
Sie krammt meine Akte raus. Dabei macht sie den Aktenschrank auf. Der quietschte so laut, dass die alte Dame zu Husten anfing, weil sie grade von ihrer Stulle abbiss.
Sie sage zu mir, das ich mich einwenig hinsetzten soll. Ich humpele zu dem Platz, wo die alte dicke Dame sitzt und der dünne Mann. Die dicke Dame mampfte ihre dicke Stulle mit Käse. Der stinkt fürchterlich. Ich sehe zu ihr herüber. Aber sie verzieht keine Miene. Genüsslich verschlingt sie ihre Käsestulle. Hoffentlich ist sie bald dran, denke ich bei mir. Nun sah ich mich weiter in der Runde um. Da saß noch jemand, der hat seinen Arm auch im Verband liegen. Hat bestimmt sich auch verletzt. Ich bat den Mann neben mir, ob er mal das Fenster ankippen kann. Denn der Käse,den die Frau neben mir zu sich nimmt, stinkt doch ganz schön. Frische Luft tut doch auch allen hier in dem Warteraum gut. Die dicke Dame beginnt zu keuchen, als wenn sie was sagen wolle. Aber sie kommt nicht mehr dazu. Denn sie wird aufgerufen. Mann was war ich froh. Endlich habe ich Platz und Luft. Die Dame steht mit einem Lautem ächzen und stöhnen auf. Nun sehe ich erstmal, dass sie 2 Stühle gebraucht hatte. Ich musste innerlich lachen. Bei so einem Gewicht ist es ja auch kein Wunder. Da braucht sie auch 2 Stühle. Unter einem wäre sie zusammengebrochen. Die sind nicht so stabil. Naja endlich ist sie weg. Der dünne Mann neben mir war auch erleichtert. Weil er der Nächste ist.
Gegenüber von mir sitzt ein junger Mann und liest die Bildzeitung. Neben ihm sitz eine Frau und schaut aus dem Fenster. Eine andere Frau geht zu dem geöffneten Fenster und schaut hinaus. Ein junger Mann gegenüber zieht aus seiner Tasche ein Tempotaschentuch und schneuzte so laut hinein, dass es einen Lärm machte, als würde ein Elefant trompeten. Das Taschentuch riss dabei entzwei und er musste sich ein Weiterees rausholen. Diesmal machte er es leiser.
Die Schwester kommt heraus und ruft mich auf. Ich muss ins Behandlungszimmer. Dort macht sie vorsichtig meinen Verband ab. Ich zucke ein wenig zusammen. Das bemerkt sie und sagt zu mir:“ Keine Angst ich tue Ihnen nicht weh. Ich mache es ganz vorsichtig. Aber der Verband muss ja ab, damit sich der Arzt es ansehen kann. Ich säubere nur noch die Wunde, dann kann er es sich ansehen kommen. Das säubern wird ein wenig weh tun. Aber das vergeht ja wieder. Sie bekommen bestimmt einen kleinen Schreck, weil es kalt ist.“ Sie macht nun die Wunde sauber mit dem Mittel. Ich zucke ein wenig zusammen. Es ist doch ein wenig schmerzhaft. Aber es ist auszuhalten. „Sieht gar nicht gut aus, sagte die Schwester. „Aber mal sehen, was der Doktor sagt. Der entscheidet weiter.“
Hm, dachte ich bei mir. Sieht nicht gut aus? Das auch noch. Hat mir gerade noch gefehlt. Aber was soll`s. Ist eben nicht mein Tag heute. Werde es schon irgendwie überstehen.
Nun kommt der Arzt und sieht sich das an. „Na da haben sie ja ganze Arbeit geleistet, junge Frau. Wie haben sie das denn hinbekommen? Sieht ja gar nicht gut aus.“ Er besieht sich meinen Fuß, der nun schon angeschwollen ist. Die Liege gibt ein Stöhnen von sich durch sein und mein Gewicht. Ich konnte gar nicht lachen über den Witz. Er nahm eine Flasche mit Desinfektionslösung und besprühte meinen Fuß. Dann ruft er nach einer Schwester, sie soll ihm assistieren. Denn er muss die Scherbe rausbekommen. Er sagt zu der Schwester: „Ziehen sie mal eine Spritze auf, damit wir den Fuß betäuben können. Dann bringen wir die Scherbe auch raus.“ Als ich das höre, wurde mir ganz komisch. Denn ich habe große Angst vor Spritzen. Die Schwester zieht eine Spritze auf mit dem Mittel. Bei dem Anblick der Spritze wurde ich ohnmächtig. „Ach herje. Das hätten wir uns ja sparen können mit der Spritze“.Meinte der Arzt und musste lachen, weil ich weg war und nichts mehr merkte von alle dem, was er machte. Die Spritze habe ich aber doch noch bekommen, weil da ein Antibiotikum drinn ist. Als ich aufwache, war mein Fuß verbunden. Die Schwester hielt meine Hand..“ Na wieder unter den Lebenden?“
Ich wusste gar nicht, was los ist. Aber dann sah ich es. Die Schwester sagte mir, dass ich ohnmächtig wurde, als ich die Spritze sah. Ich musste nun lachen. Sie zeigte mir den Übeltäter für meinen geschwollenen Fuß. Ja solch ein kleiner Übeltäter kann solche Schmerzen anrichten, denke ich bei mir.
Ich war froh, als alles vorbei war. Da fiel mir ein, dass mich der Taxifahrer von heute Morgen ja abholen wollte. Ich konnte noch nicht laufen. Der Schmerz saß noch zu tief.
Ich bedankte mich bei der Schwester. Sie rief den Taxifahrer an, dass er mich abholen könne.
Ich setzte mich noch einwenig hin. Der Warteraum war schon leer. Es wartet nur noch ein Patient. Der schlief schon fast auf seinem Stuhl ein. An der Wand hängt eine Multivisionswand. Dort waren Bilder zu sehen vom WWF.
Nun kam der Taxifahrer. Er brachte mich nach Hause. Sogar bis zu mir hinauf. Ich wollte ihm noch einen Kaffee anbieten. Aber er meinte ich soll ihm sagen, wo alles steht, dann macht er den fertig für uns. Ich sagte es ihm, wo alles steht. Wir tranken dann zusammen den Kaffee.
Daraus entwickelte sich eine kleine Freundschaft.
Copyright by ronya
Tag der Veröffentlichung: 22.06.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meinen Freund Peter