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Der Traum

Ich liege lang ausgestreckt am Strand des Indischen Ozeans und schaue in den friedlichen Sternenhimmel. Des Meeresrauschen gleichmäßiges Dösen besänftigt meine Seele.
Meine Augen verlieren sich in der unendlichen Leere des Alls. Mein Herz , ich höre es müde schlagen, es pulsiert in meinem Kopf.
Ich bin weit gereist und am Ende meiner Kräfte. Mein Körper ist ausgezehrt von all den Strapazen und sehnt sich nach Ruhe. Es geht nicht mehr weiter.Hier ist Endstation meines Ichs.
Mir ist kalt, so kalt und ich öffne mir die vor Jahren gekaufte Flasche Jack Daniels und trinke davon.
Ich lächle der Ewigkeit tief schauend entgegen und eine bezaubernde innere warme Ruhe breitet sich in meinem Herzen aus.Die Wahrheit in den Sternen lesend , scheint alles so friedlich und klar.
Ich werde mir in Anbetracht des bezaubernden Sternenzeltes meiner selbst Gewahr und verspüre wie mein Bewusstsein, mein Ich versucht zu durchdringen, um wieder eins mit dem Universellen Bewusstsein zu werden.
Die Tatsache, das ich etwas wie Geist, oder Bewusstsein Genanntes besitze, ist recht offensichtlich, da die menschliche Erfahrung seine Existenz bezeugt.
Außerdem wird mir immer bewusster, dass mein Geist oder Bewusstsein der Veränderung unterliegt, wenn es jeweils verschiedenen Bedingungen und Umständen ausgesetzt ist.
Seine Natur ist es von Augenblick zu Augenblick neu zu entstehen.
Ich öffne mir eine Schachtel Camel, die ich mir für diesen Augenblick aufbewahrt habe und die ich wie die Flasche Jack Daniels die ganze Zeit bei mir getragen habe.
Aus der Innentasche meiner Jacke zaubere ich ein Feuerzeug hervor und zünde mir seit Jahren wieder die erste Zigarette an.
Ein leichtes Schwindelgefühl überkommt mich und ich sinke wieder in den feinen Sand des Strandes zurück.
Ich und der Vater sind eins, hatte Jesus gesagt. Ich erkenne nun endgültig den wahren Sinn seiner Worte.
Ich kann die Elemente des Universums sehen und erblicke die tiefgründige Wahrheit aller Religionen.
Ich sehe Gott als universelles Bewusstsein, sehe die Materie aus der wir entstanden sind und erkenne unser Ich, den Teufel, der uns von diesem Großen, schon immer dagewesenden Bewusstsein trennt.
Für meine Leser möchte ich dies kurz näher erläutern, denn das ist die zusammenfassende tiefe Wahrheit aller großen Geister bis zum heutigen Tage. (zusammengefasst aus “Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben! “Von Sogyal Rinpoche)
Alle Elemente in unserem gegenwärtigen Universum bis hin zur mikroskopischen Ebene, können so nehmen wir gewöhnlich an zurückverfolgt werden zu einem Ursprung, einem Ausgangspunkt, an dem alle Elemente der materiellen Welt verdichtet werden zu dem , was wir technisch Raum Partikel nennen. Diese Partikel sind aber wiederum das Ergebnis der Auflösung eines vorausgegangenen Universums. Wir finden also keinen Anfang, sondern einen kontinuierlichen Kreislauf, in dem sich das Universum entwickelt auflöst und wieder ins sein tritt.
Es muss aber eine Basis, Energie oder Quelle geben,( die Religion nennt es Gott) die es dem Geist ermöglicht, in der Interaktion(wechselseitige Verbindung) mit materiellen Partikeln( Sternenbanner,Feuer und Eis) bewusste Lebewesen hervorzubringen.
Genau wie bei der Materie(Stoff des Universums) muss auch diese Energiequelle in der Vergangenheit zu finden sein.
Wenn wir also unseren gegenwärtigen Geist oder unser Bewusstsein zurückverfolgen, um zu einem Ursprung zu gelangen, entdecken wir, dass wir diesen Ursprung des Geistes- wieder genau wie im Falle des materiellen Universums- bis in eine Dimension der Grenzenlosigkeit zurückverfolgen können, die anfangs los ist.
Es muss daher eine Aufeinanderfolge von Wiedergeburt geben, die diese Kontinuität des Geistes
zulässt.( Nicht du sondern das reine Bewusstsein entsteht immer wieder neu)
Ich sehe die Menschen der Zukunft, die ein neues Verständnis von Gott haben, und freue mich, das Glaubenskriege der Vergangenheit angehören werden.Überall wo Religion herrscht, sind die Menschen auf dem richtigen Weg.
Der anmutende bleiche Vollmond lässt mich die Umrisse eines kleinen Bootes erkennen und ich sammle meine letzten Kräfte und erhebe mich aus der Mutter Erde Schoß, um mit leicht wackelndem Schritt auf das Boot zuzugehen
Eine Textzeile meiner früher selbst geschriebenen Songs drängt sich wie ein Ohrwurm meiner Seele auf. „ Hab keine Angst, wir hinterlassen nicht viel. Nur neonfarbne Lichter, nichts sagend, fremd und kühl. (Willkommen im Verein von MultiRimbaud bei YouTube aufrufbar)
Das im Mondlicht dunkelgrün schimmernde, kleine Fischerboot, kommt mir vertraut vor. Ich kenne es, weiß aber nicht woher.
Es wurde auf jedenfall für mich gebaut, anders kann es nicht sein. Das Boot hat die ganze Zeit nur auf mich gewartet, es wusste das ich eines Tages kommen würde.
Ich binde es los und schiebe es in die leise weinenden, schwarz schäumenden Fluten des Indischen Ozeans.
Mit einem ovalen Brett, das auf der Sitzbank liegt, rudere ich los. Ich battle und battle, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her.
Schließlich habe ich die Brandung durchbrochen und kann mich nun endlich hinaus , in die dunkle Unendlichkeit treiben lassen.
Ich trinke wieder aus meiner Whiskeyflasche und zünde mir die zweite Zigarette an und denke mit einem melancholischen Lächeln auf den Lippen“ Endlich am Ziel.Das wars dann wohl!“
Ich entnehme aus einer meiner unzähligen Jackentaschen, ein kleines Foto, auf dem mein Sohn,meine Frau und meine Mutter zu sehen sind und halte es in einem Winkel, in dem das Mondlicht ein wenig von ihren Gesichtern erkennen lässt.
Was sie wohl jetzt gerade tun werden? Ich liebe sie!
Ich vernehme die Stimme meiner Mutter, wie sie mir als Kind „Guten Abend ,Gute Nacht vorgesungen hat, höre das herzhafte Lachen meines Sohnes und sehe ihn vor mir, wie er voller Lebensfreude eine Wasserrutsche hinunter rast. Und ich verspüre die Wärme meiner lieben Frau Peggy.
Man sollte nicht den Papst , dessen Ego stärker ist als sein Glaube, sonst wäre er nicht Papst verehren, sondern Menschen wie Peggy , die durch ihre Mitmenschen viel Bosheit , Gewalt und Leid erfahren haben und trotzdem noch Liebe und Vergebung in sich tragen.
Sie hat mich gelehrt, das es etwas auf dieser Welt gibt, was man nicht erklären kann und was vielen Menschen verloren gegangen ist, die reine, selbstlose, uneigennützige Liebe! Ohne tieferen religiösen, ethischen Sinn!
Ich war immer der festen Überzeugung,das es so etwas nicht gäbe!
Wie man sich irren kann.
Sie alle sind in diesem Augenblick bei mir und spenden mir Kraft und Liebe.
Mir fallen Jesus Worte ein “ Ich werde bei euch sein immer dar von Ewigkeit zu Ewigkeit“! Damit meinte er, das sein Bewusstsein verbunden mit seiner Wahrheit, immer Bestand haben werden, wie ein Naturgesetz.
Wenn Jesus sagte „Ich und der Vater ( Gott) sind eins!“ meinte er nicht, das er und Gott die gleiche Person sind, Sondern das sein Bewusstsein ein kleiner Teil vom großen Universellen Bewusstsein ist, wie bei jedem anderen Lebewesen auf dieser Welt.
Wegen dieser Teilwahrheit wurde Jesus von den Juden durch die Römer gekreuzigt( Weil du dich als Mensch, dich selbst zu Gott erhoben hast.)
Um wieder eins mit dem Großen Universellen Bewusstsein (Gott) zu werden ,muss unser Ich sterben.
( Jesus Tod am Kreuz) Mein Ich stirbt und mein Geist kehrt zurück zum Vater.( Universelles Bewusstsein)
Seine Wahrheit, lässt unser Dasein wie ein Traum erscheinen. Einen fieberhaften Traum voller Leid,Hass und Liebe.

“Die Wahrheit macht dich frei! Aber vorher macht sie dich fertig!"( David Förster)

Mich hat sie fast umgebracht, die Wahrheit. Ja, auch das sollte der Leser über mich wissen , damit er den symbolischen Charakter ,der in meinem Traum öfters erwähnten Flasche Jack Daniels besser versteht.

Wenn das Leben ein Traum ist, dann ist das ein Traum im Traum.Urteilen sie selbst!

Mein Blick richtet sich apathisch auf die an der Wandlampe sitzenden Fliegen , in meiner seit Wochen nicht mehr aufgeräumten Bude.
Hinter mir höre ich die fürchterlichen Schreie von Menschen, endlose Schusssalven vom Sturmgewehr AK 47,CAR 15 oder auch M16. Neben mir vernehme ich das dröhnende Geräusch eines landenden Chincook und links von mir wiederholt einer ständig die Worte „Verdammte Scheiße!“
Es ist ein Kriegsfilm der in vollem Dolby Soraund über meinen Bildschirm in Endlosschleife läuft.
Ich murmle in mich hinein“ Peggy,es tut mir Leid. Ich liebe dich!“
Meine rechte Hand greift wie von selbst zu einer neben mir auf den Boden stehenden Whiskeyflasche, die ich mir in der vergangenen Nacht an einer Tankstelle gekauft habe.
Ich führe sie langsam zu meinen aufgesprungenen Lippen und wie automatisch öffnet sich mein Mund und ich sauge gierig daran.Doch ich sauge nicht an der Flasche, nein, die Flasche saugt mir die letzten Lebensgeister aus der Seele.
Nach vier fünf großen Hieben, muss ich aufpassen, das ich mich nicht übergebe und spüle mit Cola nach, auch um den brennenden Schmerz auf meiner pelzigen Zunge etwas zu lindern.
Ich atme tief durch und schalte den Ton des Fernsehers auf stumm.
Mir wird allmählich warm ums Herz, der Alkohol fängt wieder an zu wirken und ich drücke auf die Taste Play meines CD Players. Die Doors erklingen mit dem Song Rider on the storm.
Der ganze Fußboden ist übersät mit leeren Schnaps und Bierflaschen. Es riecht wie in einer Gruft!
„Ich muss aufhören mit dem scheiß Gesaufe und ins Krankenhaus gehen und wenn ich wieder hergestellt bin, fange ich ein neues Leben an.
Was ist nur aus meinen Träumen geworden, nichts mit Weltenbummler, nein Assi!“
Die Küchentür halte ich schon seit Tagen geschlossen, weil ich dieses Chaos von dreckigen Geschirr und Essensresten nicht mehr ersehen kann. Manchmal vernehme ich schon seltsame Geräusche, die aus der Küche kommen müssen. Anscheinend beginnen sich neue Lebensformen in ihr zu entwickeln.
Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst, ein körperliches,seelisches Frack.
Ich fange an irr witzige Fantasien zu entwickeln. Ich werde die Flucht ergreifen und nach Afrika abhauen. Ha, haaa!!
Und dort werden wir dann weiter sehen. Wer ist eigentlich wir?
Wir sind Hank (Sucht) und ich!
Ihm habe ich das ganze Elend zu verdanken. Er ist es, der gelogen und betrogen hat. Er ist es, der gestohlen hat und vorbestraft ist. Und wer kann es jedes mal ausbaden? Ich.

Die Geburtsstunde von Hank war in meinem 15.Lebensjahr.
Ich erinnere mich noch genau.
Es war an einem Samstag, 2 Wochen nach meinem 14. Geburtstag.
Meine Eltern waren wie gewohnt mit der Musik unterwegs und ich hatte die Wohnung für mich allein.Zum lesen oder fernsehen verspürte ich keine Lust. Ich lief gelangweilt in der Wohnung umher und öffnete ohne ersichtlichen Grund den Getränkeschrank in unserer Küche. Neben den üblichen alkoholfreien Getränken, konzentrierte sich diesmal mein Augenmerk besonders auf die am Boden stehenden Bier und Weinflaschen. Da es derer sehr viele waren, dachte ich mir, das es niemandem groß auffallen würde, wenn eine Flasche Bier fehlte.
Nach einigem zögern, entschloss ich mich es zu wagen. Ich stellte die Flasche auf den Küchentisch und nahm mir einen Flaschenöffner aus dem Besteckkasten.
Nun konnte ich dem Verbotenen nicht mehr widerstehen ,öffnete sie und trank.
Plötzlich viel der ganze angestaute in mich hinein gefressene seelische Druck, die Qual des Nichts wert sein, wie eine schwere Last von mir ab.
Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so entspannt und locker gefühlt.
Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchdrang meine Seele. Ich schaltete das Radio an , wo gerade The Invisible Man von Queen gespielt wurde . Ich drehte das Radio auf volle Lautstärke und fing befreit von allen irdischen Zwängen an zu tanzen.
Was der Sender im laufe des abends noch für Songs spielte weis ich nicht mehr. Doch ich tanzte zu jedem Lied, öffnete mir ohne Angst auf Enddeckung oder möglichen Konsequenzen noch eine zweite Flasche Bier und hatte ein Hochgefühl, als läge mir die ganze Welt zu Füßen, ja als würde sie nur noch auf mich warten.
Von diesem Augenblick an war mir bewusst, das mein Traum von Freiheit irgendwann Realität werden würde und das ich von nun an alles dafür tun würde, um diesem großen Ziel Taten folgen zu lassen.
Das war nun das zum Leben erweckte ,jahrelang gezüchtete Monsters in mir. Das war die Geburtsstunde von Hank, meinem selbst zerstörerischen, “anderen Ichs“ (Symbolisch gemeint), das an diesem Abend anfing zu atmen.

Ja. Und da sind wir nun, alle wieder vereint in einem Boot. „ Wenn ich gehe, dann nehme ich dich mit Hank“!
This is the End, my only frend! ( The Doors)

Langsam , aber merklich wird das Meer unruhiger, der gerade noch verträumte Sternenhimmel, wird von Dunkelheit überzogen.Ein gewaltiger Sturm setzt ein,Blitze zucken auf . Mit einem mal wird es Nacht.Die Schleusen des Himmels öffnen sich.Der Horizont steht in Flammen.Es ist kein einzelner Donner mehr vom anderen zu unterscheiden. Ohne Unterbrechung kracht und prasselt es in einer unvorstellbaren Stärke.
Das Meer tobt und des Teufels Fratze schreit nach mir.
Ich schreie auch“ Na los, hohl mich doch! Ich habe keine Angst vor dir! Das hättest du dir wohl nicht träumen lassen.Was? Das ich dich so vorführe. He? Du mieses kleines Arschloch!“
Ich nehme einen letzten großen Hieb aus meiner Flasche und mein Boot wird von den wütenden Wellen verschlungen und zieht mich in die geheimnisvolle Tiefe, meines kalten, stillen Grabes.
Mein Geist ist wieder Teil des Ganzen. Eine Essenz oder Seele, ein wanderntes immer fort bestehendes Ich gibt es nicht.
Der Aspekt, der die Eigenschaft des Gewahrseins besitzt, der nachdenken kann und über die Kraft des Erkennens verfügt, ist der subtile Geist, der aus fünf wechselseitig verbundenen Aggregaten des Bewusstseins besteht.(Empfindung,Wahrnehmung, Neigungen,Gefühle, geistige Aktivität) Gleichzeitig gibt es die Energie oder Kraft, die den Geist in Hinsicht auf sein Objekt aktiviert.(subtiler Wind, religiös gesehen der Atem Gottes) Diese beiden untrennbar miteinander verbundenen Eigenschaften werden als die Endgültige Natur einer Person angesehen.
Das ist die essenzielle Natur oder Wahre Wirklichkeit des Geistes, die hinter allen großen Religionen steht. Kein Platz für unser vor dem Tod flüchtendem,phantasievollem Ego, das sich ein ewiges fortbestehen einer Ich-Seele wünscht.
Verstört und nach Atem ringend wecke ich auf.
Doch im gleichen Moment wird mir bewusst, es war nur ein Traum.
Erleichtert schaue ich neben mir und schaue auf meinen schlafenden Sohn Danny, der seinen kleinen Arm um Peggy gelegt hat.
Wie zwei blasse, liebliche Engel schlummern sie friedlich vor sich hin.
Ich bin zu tiefst gerührt und glücklich.
Victor Hugo hatte recht mit seinen Worten.“ Manchmal macht Sehen blind“!
Ich sehe wieder....!

Die größte Botschaft aller Religionen hat der Dalai Lama in einem Vers beeindruckend zusammengefasst.

Was immer an Freude ist in dieser Welt,
entspringt dem Wunsch für das Glück aller anderen,
und was immer an Leiden ist in der Welt,
entspringt dem Wunsch nach nur eigenem Glück.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.05.2010

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