Wie ein grünes Band umschließen die historischen Wallanlagen das Stadtzentrum Bremens. Mit ihren sanft ansteigenden Hügeln, dem sich malerisch schlängelnden Stadtgraben, und einem gut erhaltenen Baumbestand bereichern sie die Stadt mit einer unvergleichlichen Freiraumqualität.
Die Bremer Wallanlagen sind hervorgegangen aus den bis zum 17. Jahrhundert erbauten Befestigungsanlagen und heute eine beliebte Parkanlage am Rande der Bremer Altstadt. Sie sind nicht nur Bremens älteste, sondern auch die erste öffentliche Parkanlage in Deutschland, die durch eine bürgerliche Volksvertretung realisiert wurde.
Durchgang vom Wall in die Bleicherstrasse.
Blick von der Altmannshöhe auf die Weser.
Den bildenden Künsten geweiht von Dürer bis Paik -
Alte Meister, Französischer und Deutscher Impressionismus, klassische Moderne und Medienkunst sind in der Gemälde- und Skulpturensammlung der Kunsthalle vertreten.
Das Kupferstichkabinett ist mit über 200.000 Blatt Handzeichnungen und druckgrafischen Blättern eines der bedeutendsten seiner Art.
Wilhelm-Wagenfeld-Haus
Ostertor
Erst Gefangenenhaus, dann Gestapogefängnis, Polizeigewahrsam und schließlich Abschiebehaftanstalt: Die Anfang des 19. Jahrhunderts im klassizistischen Stil erbaute Ostertorwache beherbergt heute die Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung, das Design-Zentrum Bremen und die Gesellschaft für Produktgestaltung. Regelmäßig sind hier spannende Ausstellungen zu Themen aus den Bereichen Produktdesign und Alltagskultur zu sehen. Im rechten Seitenflügel ist ein original erhalten gebliebener Zellentrakt als Dokumentationsstätte jeden ersten Samstag im Monat zu besichtigen.
Das Theater am Goetheplatz ist Spielstätte
für Oper und Operette.
Außerdem sind 2-3 Schauspielproduktionen während einer Spielzeit auf der großen Bühne zu sehen. Jazz, Lesereihen, Konzerte und Gastspiele runden den Spielplan ab.
1843 erwarb der Maurermeister Heinrich Depken das Grundstück "Altenwallcontrescarpe 4" und errichtete dort ein dreiachsiges, spätklassizistisches Wohnhaus.
1871/72 erhielt der Bremer Architekt Johann Georg Poppe den Auftrag zum Ausbau. Die dabei enstandene Außenfassade ist bis heute weitestgehend erhalten geblieben. Ebenfalls aus Poppes Ära stammen u.a. die farbigen Stuckdecken und die Holzbalkendecken sowie der weiß-blaue Fayence-Ofen im Erdgeschoß.
1925 kaufte die Bremer Theatergesellschaft das Gebäude und mit dem Einzug des damaligen Direktors Johannes August Wiegand erlebte die Villa einen weiteren kulturellen Höhepunkt - sie avancierte zum Mittelpunkt des Bremer Theaterlebens.
In den 60er Jahren war u.a. die Anwaltskanzlei Dr. Ichon hier Mieter, ein Umstand, dem das Haus seinen heutigen Namen verdankt. 1982 wurde das Haus wiedereröffnet und 1984 erhielt die "Initiativgruppe zur Erhaltung der Villa Ichon" den deutschen Preis für Denkmalschutz.
Die Villa Ichon, neben dem Goethe-Theater, ist eines der schönsten Häuser in der Bremer Innenstadt mit einem romantischen Weingarten und enendlichen Möglichkeiten für stilvolle Feiern.
Paula Becker Modersohn Steg am Theater am Goetheplatz.
Die etwas unklare Stellung, die Paula Modersohn-Becker bislang in der Kunstgeschichte einnimmt, manifestiert sich nirgends deutlicher als in Bremen. Dort ist die Malerin einerseits Hausheilige mit eigenem Museum, andererseits brauchte die Stadt nach ihrem Tod noch 100 Jahre - und den massiven Druck des Vereins “Bremer Frauenmuseum” -, um ein Stückchen öffentlichen Raums nach der Malerin zu benennen. Nicht etwa eine Straße oder gar einen Platz, sondern einen kleinen geländerlosen Steg hinter der Kunsthalle.
Blick auf die Altmannshöhe.
Die Altmannshöhe, benannt nach dem Gartenarchitekten I. H. ' Altmann, entstand am Südostende der Wallanlagen nach dem Abbruch der hier schon 1615 angelegten Altenwalls-Bastion. Die jetzigen Anlagen wurden, nach mehreren großen Veränderungen im 19. Jahrh., erst 1893 angelegt.
Plastik im Garten des Gerhard-Marcks-Hauses.
Das Vermächtnis von Gerhard Marcks ist nur eine Seite des Bremer Bildhauermuseums.
Die andere Seite ist die faszinierende Formenwelt zeitgenössischer Bildhauerkunst in ihrem ganzen Spektrum. Avantgarde und klassische Moderne, das Spektakuläre und das Besondere, werden in wechselnden Ausstellungen von internationalem Format präsentiert.
Krokuswiese am Olbers Denkmal
Villa am Wall
Bremen räumt auf !
Eine wohlverdiente Ruhepause !
"Die stufenförmige Anlage des Theatergartens ist charakteristisch für den Stil der deutschen Gartenkunst in den 50er und 60er Jahren". So steht es auf Bronzetafeln, die in den Weg eingelassen sind und außerdem wissen lassen, dass hier das 1840 erbaute und 1944 zerstörte Staatstheater stand und die Wallanlagen als älteste öffentliche Grünanlage Bremens seit 1978 unter Denkmalschutz stehen.
Theatergarten auf dem Theaterberg
Wallanlagen, nahe dem Bischofstor
Wenn das Wetter es erlaubt, laden die weißen Bänke im 1966 vom Gartenbaumamt Bremen angelegten Theatergarten zur Mittagspause unter freiem Himmel ein. Der Garten ist terrassenförmig angelegt, dem Vorbild der Zuschauerränge eines Theaters folgend. Auf der "Bühne" streckt sich "Die Liegende", eine Skulptur von Gerhard Marcks.
"Ägina" nannte Marcks die überlebensgroße Figur, nach der griechischen Insel, auf der er ein Haus besaß, und auch "meine große Bremerin". 1968 wurde die Skulptur hier so aufgestellt wurde, dass sie ihr Publikum auf den Rängen im Blick hat.
Das Bischofstor
Wallanlagen, Präsident-Kennedy-Platz
Bremens Festungswall hatte verschiedene Durchgänge. Einer davon war um 1250 das Bischofstor am Ende der kleinen Brücke über den Wallgraben. Abends leuchten die alten Laternen auf den Torpfosten. Im ehemaligen Wachthäuschen daneben werden heute Brötchen und Kuchen verkauft.
Blick vom Wall auf das Musical Theater.
Als Ende der 1990er Jahre das Zentralschwimmbad Konkurs anmeldete und abgerissen wurde, beabsichtigte die Stadt, auf dem frei gewordenen Gelände in der Bahnhofsvorstadt ein Theater für Opern oder Musicals zu errichten. Es meldeten sich mehrere Sponsoren, die sich bereit erklärten, ein solches Projekt an dieser Stelle mitzufinanzieren. Nach zweijähriger Planung und einjährigem Bau wurde 1999 das „Musicaltheater Bremen“ am Richtweg mit dem Musical Jekyll & Hyde eröffnet.
Blick von der Bischofsnadel auf die Bremer Innenstadt.
Der Rosselenker
Wallanlagen / Bischofstor / Theaterberg
Louis Tuaillon, ein preußischer Bildhauer, lehrte Anfang des 20. Jahrhunderts als Professor an der Berliner Kunstakademie. "Der Rosselenker" am Bischofstor unterhalb des Theaterbergs ist ein Geschenk des Bremer Kaufmanns Franz E. Schütte und wurde 1902 aufgestellt. Wegen seiner Nacktheit sorgte der bronzene Jüngling für Empörung:
"Alle Achtung vor der unberührten Shönheit des menschlichen Körpers, es ist jedoch nicht unmöglich, ein bisschen Gürtel oder Schärpe oder dergleichen Nebenkram so zu arrangieren, dass der anatomische Reiz nirgends eine nennenswerte Einbuße leidet und dennoch das gutbürgerliche Gefühl einer norddeutschen Stadt geschont bleibt", schrieb damals der Kunstvereinsvorsitzende Arthur Fitger.
"Das Ende" von Bernd Altenstein (1978)
Wallanlagen , Bischofsnadel
Erst durch den Tunnel "Bischofsnadel" zu den Wallanlagen und dann mit dem Kopf durch die Wand will dieser Mann – die Skulptur von Bernd Altenstein aus Stein und Bronze symbolisiert eine gewisse Vergeblichkeit. Aber sie inspirierte einen Bremer Bürger zum heiteren Kommentar
"Mit Brille wäre das nicht passiert".
Wer weiß das schon ...
Der Bremer Architekt Th. Siegfried Morschel, 1946–1990:
schuf viele Wohn- und Geschäftshäuser, so auch das
Siemens-Hochhaus, auf dem Bild im Hintergrund.
Erpel in den Bremer Wallanlagen
Im Mai 1998 wurde das Restaurants, Bistro und Cafe "Kaffeemühle" in der Mühle am Wall eröffnet.
Die Mühle am Wall ist die letzte noch erhaltene von ursprünglich acht, die im 17. bis 18. Jh. auf den Wällen des inneren Stadtgebietes errichtet wurden. Zweimal, 1832 und 1898, brannte die Mühle völlig ab, wurde jedoch stets von neuem errichtet. Bis 1950 wurde hier noch Mehl gemahlen. Heute befindet sich in der Mühle ein Café.
Überall begegnen einem die Enten in den Wallanlagen.
Blick auf den Herdentorsteinweg
1229 wurde das Herdentor als „portam gregum“ im Norden, als Weg der Viehherden (heute Herdentorsteinweg) zur Bürgerweide angelegt.
Die Mühle steht seit 1953 unter Denkmalschutz.
Zudem unterhält das "Cafe in der Mühle" das ganze Jahr über mit Kultur und Kleinkunst – vom Theater über Kabarett bis hin zu Musik und Ausstellungen.
Die Gesamthöhe bis Oberkante der Haube: 27,15 m
Höhe des massiven Unterbaus: 15,75 m
Flügellänge: 11,50 m
5 Geschosse bis zur Galerie;
weitere vier Böden im Mühlenstapel .
Das Unternehmen Grashoff bietet höchstes Renommée, beste Speisen & Getränke.
Und ich sage euch,
keine Siegespalme, kein Baum der Erkenntnis, kein Ruhmeslorbeer
ist schöner als dieser weiße, zarte Kelch am blassen Stengel,
der im frostigen Wind schaukelt . . .
Ausschnitt aus der Rehgruppe am Wall / Mühle
Theatro
Restaurant im Theater am Goetheplatz.
... aus meiner tiefsten Seele zieht mit Nasenflügelbeben ein ungeheurer Appetit
nach Frühstück und nach Leben! (J. Ringelnatz)
Auf dem Flur im Theatro
Texte: Copyright Hans Snoek
Tag der Veröffentlichung: 23.03.2009
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