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Der Nordpol liegt in Mittelfranken

 

 

Was hatten wir als Kinder für herrlich weiße Winter.

Ich war vielleicht so 7 oder 8 und gerade hatten die Winterferien begonnen. Wie bestellt hatte es in der Nacht zum ersten Ferientag kräftig geschneit.

Wir wohnten damals in der Altstadt. In einem von vier Gebäuden, die quadratisch angeordnet einen Innenhof umfassten. Und dieser Hof war zu jeder Jahreszeit unser Abenteuer Spielplatz.

Wir hatten also Ferien und jede Menge Schnee. Was tun? Eine Schneeballschlacht? Einen Schneemann bauen?

Ich hatte eine andere Idee. Wir könnten doch eine Expedition zum Nordpol machen. Mein Bruder sah mich verständnislos an. Ich erklärte ihm wir hätten Gelände Spielzeug Autos und Teddybären, mit denen wir das spielen könnten. Gesagt getan. Unsere Teddybären berieten was sie alles mitnehmen sollten und machten sich auf den Weg in den verschneiten Hof. Die Autos waren an Schnüren befestigt, damit wir sie hinter uns her ziehen konnten. Und das taten wir dann auch kreuz und quer über den Hof. In unserer Fantasie mussten die beiden Bären Forscher gefährliche Abenteuer bestehen bis sie schließlich den Nordpol erreichten. Wir hatten darüber ganz die Zeit vergessen. Wie sollten sie jetzt am gleichen Tag noch den Rückweg schaffen. Wir hatten eine Idee. Ein Iglu, in dem sie übernachten konnten. Schnell schoben wir Schnee zusammen und formten daraus tatsächlich ein kleines Iglu in das wir zuerst ein Deckchen und dann unsere Bären legten. Guten Gewissens konnten die beiden dort die Nacht verbringen.

Als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster sahen, staunten wir nicht schlecht. Es hatte noch mehr geschneit. Wo sich die Autos und das Iglu befand, war nur zu ahnen. Schnell war man sich einig, die Bären müssen gerettet werden.

Mein Bruder und ich stürmten nach unten und machten uns hastig daran die beiden aus zu buddeln. Im Nachhinein gesehen war es keine gute Idee sie dort über Nacht zu lassen. Die beiden waren stocksteif gefroren. Behutsam wurden sie nach oben getragen und vor den warmen Ofen zum Auftauen gelegt.

Es dauerte eine ganze Weile bis wir sie wieder kuschelig warm in die Arme schließen konnten.

Seitdem musste nie wieder ein Kuscheltier im Winter im Freien übernachten.

Impressum

Texte: Roland Schilling
Bildmaterialien: Roland Schilling
Cover: Roland Schilling
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2021

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