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Nie wieder

1. Januar

 

 

 

Ich schleppe mich die Treppe hoch. Das erste Silvester, nach dem ich 18 geworden bin, hab ich hinter mir. Das erste mal legal einen hinter die Binde gießen. Das erste mal legal so ein richtig mega krasses Feuerwerk zünden.

Schon Mittags hatten wir versucht, verschiedene Getränke zu mixen und probiert, um sie dann auf der Party abends an zu bieten. Außerdem gab es Erdbeerbowle, Wein, Bier, und natürlich Sekt.

Gut , dass die Party in unserem Haus stattgefunden hat. Ich brauch mich nur die Treppe hoch schleppen, ins Bett fallen und gut ist.

Denkste. Nichts ist gut.

Ich hab mich zu heftig ins Bett fallen lassen. Spüre einen gewaltigen Druck im Magen, der sich gar nicht gut anfühlt. O.K. Vom Bett ins Klo ist es nicht weit. Nur aus der Tür raus und rechts um die Ecke.

Fehlalarm. Ich darf alles in mir behalten, was ich so in mich rein geschüttet habe. Noch. Denn gerade führen die Erdbeeren mit dem Bier und dem Wein einen erbitterten Streit in meiner Magengrube. Jungs, gebt Ruhe, das bringt doch nichts. Die geben aber keine Ruhe, weshalb ich auf dem Absatz kehrt mache, zurück ins Klo und mich da von den Streithanseln verabschiede.

(Das hab ich doch jetzt schön umschrieben, oder?)

Ich schleppe mich zurück ins Bett, geplagt von einem nervigen Schluckauf. Neben dem Bett hab ich immer eine Flasche Wasser stehen, aus der ich nun einen kräftigen Schluck nehme. Gleich besser.

Endlich liege ich, obwohl die Party in meinem Magen immer noch weitergeht. Und auch in meinem Kopf.

Ich schau auf die Uhr. 3:25, leuchten mir die giftgrünen, etwas verschwommenen Zahlen entgegen, die im Rhythmus der Bässe in meinem Kopf zu hüpfen scheinen.

Ich möchte schlafen und drehe mich auf die rechte Seite. Blöde Idee. Der Druck im Magen verstärkt sich dadurch wieder. Ich wälze mich also nach links. Liege zwar jetzt auf meinem linken Arm, der ein zu schlafen droht, aber dem Magen gefällt das besser.

Langsam dämmere ich hinüber ins Traumland, als mich ein gewaltiger Knall schlagartig hoch schrecken lässt. Ein verspäteter Böller, der draußen gezündet wurde um... ich versuche die tanzenden, grünen Ziffern der Uhr zu entziffern. 4:35.

Der Rest meines Mageninhaltes hat sich wahrscheinlich genauso erschreckt wie ich, und will die Flucht ergreifen. Ich also wieder zum Klo. Aber dort angekommen haben sich die Erdbeeren, das Bier und der Willi (Willams Birne, ein Schnaps) wieder beruhigt und ziehen es vor, doch da zu bleiben, wo sie sind.

Zurück ins Bett, ich bin hundemüde. Ja, ich. Aber weder mein Hirn, noch mein Magen.

Unruhig wälze ich mich hin und her, wie Nürnberger Bratwürste in der Pfanne. Wieso ausgerechnet Nürnberger Bratwürste? Viel zu fett. Man soll nicht so fett denken, wenn der Magen sowieso rebelliert.

Endlich hab ich meine richtige Position gefunden und auch besänftigendere Gedanken. Ein letzter Blick auf die Uhr, deren Ziffern jetzt mit einer mystischen Aura umgeben sind. Eigentlich sind es drei verschwommene Flecken, die durch mehrmaliges intensives Fokussieren zu Zahlen werden. 6:25.

Langsam werden meine Augenlider schwer und senken sich und ich denke: „Nie wieder. Nie mehr wieder.“

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Roland Schilling
Bildmaterialien: Roland Schilling
Cover: Roland Schilling
Tag der Veröffentlichung: 06.01.2018

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