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Das Frühlingsfest der Feen

 

 

Hallo. Ich bin Wugi, die kleine Waldfee. Und heute möchte ich euch etwas von einem ganz besonderen Fest erzählen. Dem Frühlingsfest der Feen.

 

Jedes Jahr, wenn die ersten Märzenbächer blühen, feiern wir das Frühlingsfest der Feen. Jedes Jahr findet dieses Fest in einem anderen Revier statt. Dieses Jahr waren meine Mutti und ich die Gastgeber.

Wir feiern dann das Ende des Winters und begrüßen die ersten Zugvögel, die vom Süden zurückkehren. Die haben dann immer ganz viel zu erzählen. Von ihrer langen Reise und den fremden Ländern im Süden, die so ganz anders sind, als unser Wald. Ich könnte ihnen stundenlang zu hören und wollte, ich könnte einmal mit fliegen. Ich hab das auch schon mal meiner Mutti gesagt. Doch sie hat nur geantwortet: „Ach Wugi, was dir immer so alles einfällt. Du bist doch eine kleine Waldfee und wir müssen dafür sorgen, dass die Tiere gut durch den Winter kommen.“

Naja, wahrscheinlich hat sie ja Recht. Nur für mich ist der Winter immer so langweilig. Viele meiner Freunde halten Winterruhe, wie die Haselmaus, oder fliegen in den Süden. Und meine Mutti ist von Früh bis Spät unterwegs und hilft den Tieren. Wenn sie dann nach Hause kommt, ist sie so müde, dass sie auch nicht mehr mit mir spielen kann.

Ich bin ja noch zu klein, um ihr zu helfen. Aber diese Jahr komme ich in die Feenschule und dann lerne ich eine richtig gute Waldfee zu werden.

Jedenfalls mussten wir für dieses Fest ganz schön viel vorbereiten. Die Gäste wollten ja alle was zu essen haben und sich wohl fühlen, wie meine Mutti sagte. Ich schlug vor. Dass wir das ganze Essen ja herbei zaubern könnten. Doch meine Mutti sagte: „Wugi. Du weißt doch, dass Waldfeen nur im äußersten Notfall zaubern. Und wie würdest du dich fühlen, wenn du wo eingeladen bist und sich dein Gastgeber überhaupt keine Mühe macht, damit du dich wohl fühlst?“

Da war was dran. Ich musste an Elli denken, meine beste Freundin. Wenn ich bei ihr zu Besuch war, machte sie mir immer extra Pfefferminztee, weil ich Gänseblümchentee nicht mag.

Elli und ihre Mutter kamen dann auch einen Tag vor dem großen Fest, um uns bei den Vorbereitungen zu helfen. Doch nachdem wir eine Stunde geholfen hatten, war es Elli und mir langweilig.

Meine Mutter schlug vor, dass wir die restlichen Einladungen verteilen könnten. Das machten wir natürlich gerne. Da konnten wir durch den Wald flattern und hatten eine Menge Spaß. Und von den meisten bekamen wir auch Süßigkeiten.

Endlich hatten wir alle Einladungen verteilt und Elli durfte bei mir im Zimmer übernachten. Wir erzählten uns natürlich fast die ganze Nacht Geschichten, bis meine Mutter rief, dass sie uns in kleine Kröten verzaubern würde, wenn wir nicht endlich schliefen. Das war natürlich nicht ernst gemeint, da Waldfeen nur im äußersten Notfall zaubern. Und eine Übernachtungsparty kleiner Waldfeen ist ja kein Notfall. Oder doch?

Am nächsten Morgen begann dann das große Frühlingsfest der Feen. Die Singdrossel weckte uns mit ihrem lieblichem Gesang und nach und nach trafen alle Gäste ein und beteiligten sich am gemeinsamen Frühstück.

Dann wurden Reden gehalten. Die von den Zugvögeln waren ja noch ganz interessant. Was die alles auf ihren Reisen erlebt hatten und wie sie sich freuten, wieder zu Hause zu sein.

Aber dann kamen die Reden der Waldgeister und Feen, die darüber berichteten, was so alles im Winter vorgefallen war.

Als dann Gunnar der Gnom ans Rednerpult trat und sagte: „Ich fasse mich kurz.“ Und dabei einen meterlangen Zettel entfaltete, riss mir der Geduldsfaden. Wenn Gunnar mal loslegt, ist er nicht mehr zu bremsen.

Kennt ihr das, wenn jemand stundenlang redet und man hinterher trotzdem nicht weiß, was er gesagt hat?

Ich stupste Elli an. „Lass uns hier verschwinden!“, flüsterte ich ihr zu. „Das geht doch nicht“, flüsterte sie zurück. „Deine Mutter hält doch gleich ihre Rede. Willst du denn nicht dabei sein, wenn deine Mutter redet?“

„Natürlich will ich das“, antwortete ich. „Aber bei Gunnar kann das dauern. Wir haben locker zwei Stunden Zeit.“

Elli war überzeugt und wir schlichen uns an den gebannt zuhörenden Gästen vorbei.

Es war fantastisch. Da alle bei der Feier waren, hatten wir denganzen Wald für uns allein.

Wir flatterten bis in die höchsten Baumwipfel um uns dann in atemberaubendem Tempo weder hinab zu stürzen. Wir sangen und tanzten in der Luft und spielten „Fang mich doch!“

Auf einmal sagte Elli: „Schau nur wie rot die Sonne ist.“

„Bei allen guten Geistern des Waldes“, rief ich erschrocken. „Wir haben völlig die Zeit vergessen. Jetzt ist bestimmt gleich meine Mutti mit ihrer Rede dran. Sie wird sicher böse sein, wenn ich da nicht dabei bin.“ Wir beeilten uns also, zu dem Fest zurück zu fliegen.

Als wir dort ankamen, hatte meine Mutter ihre Rede schon begonnen oder besser gesagt, sie war bereits bei ihrem letztem Satz.

„Wie Gunnar schon so ausführlich berichtet hat, haben wir diesen Winter hervorragend überstanden. Aber das ist nicht nur mein Erfolg, sondern der Erfolg von uns allen. Ohne euren tatkräftigen Einsatz könnte ich meine Arbeit nicht bewältigen. Ich danke euch allen.“

Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr nicht bei ihrer Rede zugehört hatte. Und ich habe ihr es dann auch am Lagerfeuer gestanden.

„Aber Wugi, das weiß ich doch“, sagte sie. „Und du bist mir nicht böse?“, wollte ich wissen.

Da lachte sie. „Nein, Wugi. Es ist doch Frühlingsfest und da soll doch jeder seinen Spaß haben.“

Und als dann die Sonne den Horizont berührte und wir alle das Frühlingslied der Feen sangen, wurde es noch ein richtig schöner Abend.

 

So, Kinder. Das war mein Erlebnis bei dem Frühlingsfest der Feen. Vielleicht feiert ihr mit euren Freunden ja auch so ein Fest.

Bis bald, servus. Eure Wugi.

Impressum

Texte: Roland Schilling
Bildmaterialien: Roland Schilling
Tag der Veröffentlichung: 13.04.2014

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