Es war Samstagabend. Mein 15 jähriger Sohn David war in der Disco. Mit Freunden. Und wahrscheinlich einer Freundin. Da war ich mir nicht so sicher. Die Mädchennamen in seinem Wortschatz wechselten in letzter Zeit öfter mal.
Ob er nun aktuell mit einer befreundet war oder nicht, war nicht immer so schlüssig.
Egal. Meine Frau, meine 9 jährige Tochter Lena und ich, hatten es uns im Wohnzimmer gemütlich gemacht und sahen fern.
Nun wollte ich natürlich etwas anderes sehen, als meine beiden Dame. Doch es lief eben dieser Rosmunde Pilcher Film, mit dem ich überstimmt wurde.
Das einzige, was mich an diesen Filmen interessierte, waren die Naturaufnahmen. Die Geschichten selbst waren für meinen Geschmack viel zu kitschig.
Es ging wieder mal um ein Paar das Schwierigkeiten hatte, zusammen zu kommen. Dabei kam meine Tochter auf die Frage, die irgendwann unausweichlich war.
„Papa, wie hast du eigentlich die Mama kennen gelernt?“
Mein Sohn hatte mich das nie gefragt. Haupsache er hat ein Dach über dem Kopf, das Essen steht auf dem Tisch und es ist immer genug Geld in der Tasche. Das ist es, was Männer brauchen. Mädchen haben da anscheinend so ein Romantikgen in sich, das uns Männern fehlt.
Ich sah zu meiner Frau, die bereits grinste. Sie dachte da natürlich an diesen einen Satz, den ich damals von mir gegeben hatte und mit dem sie mich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens aufziehen würde. Die Götter wissen, wie ich damals auf diesen Satz gekommen bin.
„Nun“, sagte ich zu meiner Tochter. „Deine Mutter und ich kannten uns schon aus der Schulzeit. In der neunten Klasse. Sie ist damals mit ihren Eltern hier her gezogen. Wie du weißt, kommt sie ja aus dem Allgäu und hatte damals einen ziemlich krassen schwäbischen Dialekt. Sie wurde von den anderen Schülern immer gehänselt deswegen. Den Begriff Mobbing gab es ja damals noch nicht, aber irgendwie tat sie mir leid.“
Da unterbrach mich meine Frau. „Naja, du bist auch nicht gerade in die Bresche gesprungen für mich, aber immerhin warst du der einzige Junge, der nicht so blöd war, wie die anderen.“ Ich lächelte sie an. „Stimmt. Es war vielleicht nicht Liebe auf den ersten Blick, aber auf den dritten auf alle Fälle.“
Meine Tochter wurde ungeduldig. „Und wie ist es dann weiter gegangen? Hast du sie gefragt ob sie deine Frau werden möchte?“
Als sie an diesen Heiratsantrag dachte, musste meine Frau herzhaft lachen. „Oja, das hat er und wie!“, lachte sie, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.
Ich gab ihr mit einem Seitenblick zu verstehen, dass sie sich etwas zusammen reißen sollte. Schließlich ging es hier um ein ernstes Thema.
„Nach der Schulzeit ging ich in die Lehre und deine Mutter weiter auf die Schule“, fuhr ich fort. „Aber wir blieben immer Freunde. Ziemlich gute Freunde. Und mein bester Kumpel Jens drängte mich immer mehr dazu sie endlich zu fragen, ob da mehr ist, als nur Freundschaft. Der Idiot hat seine Freundinnen immer als Torte bezeichnet. Vielleicht eine Erklärung, wieso ich diesen Satz gesagt habe. Vielleicht gerieten aber auch alle meine Gedanken durcheinander und ich dachte schon an Hochzeit und so.“
„Aber was hast du denn gesagt?“, wollte meine Tochter wissen. Ich sah zu meiner Frau, die krampfhaft versuchte ihr Lachen zu unterdrücken.
„Ich sagte“, antwortete ich. „Ich möcht der Mann auf deiner Torte sein.“
Texte: Roland Schilling
Bildmaterialien: Roland Schilling
Tag der Veröffentlichung: 29.05.2013
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