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Rodeln im Sommer

 

 

 

Hallo. Ich bin Wugi, eine kleine Waldfee. Und heute möchte ich euch mal etwas von einem Abenteuer erzählen, das ich neulich erlebt habe.

 

Meine Mutti und ich waren bei einer anderen Waldfee eingeladen. Einer Bekannten meiner Mutter, die auch eine Tochter in meinem Alter hatte.

 

Wir mussten eine ganz schöne Strecke fliegen, als wir plötzlich an einem hohen Zaun ankamen. Ich fragte meine Mutti, warum denn das Revier dieser Waldfee ein gezäunt wäre. „Nun“, antwortete sie. „Den Zaun haben die Menschen gebaut. Ich glaube, damit die Tiere nicht weglaufen.“

 

Ich war verwirrt. Wieso sollten die Tiere denn weglaufen? Die wohnen doch im Wald.

 

Meine Mutti meinte, dass die Menschen dieses Gelände Wildgehege nannten. Das verwirrte mich aber noch mehr. Tiere, die eingesperrt waren, konnten doch nicht wild leben.

 

Wir überflogen den Zaun und fanden schließlich die Waldfee mit ihrer Tochter Elli. Die Erwachsenen tranken Gänseblümchentee und unterhielten sich. Das war für uns Kinder natürlich viel zu langweilig. Elli achlug vor, dass wir die kleinen Wildschweinchen streicheln könnten. Die Wildsau in dem Gehege hatte nämlich Frischlinge bekommen.

 

Wenig später fanden wir die kleinen Schweinchen mit ihrem braunem Fell und den dunklen Streifen. Elli meinte, dass ich sie zuerst zu ihnen lassen solle. Ich hatte das aber anscheinend missverstanden und dachte, sie wollte ein Wettfliegen machen, wer zuerst da sei.

 

Ich überholte sie also und flog direkt auf die Schweinchen zu. Das bemerkte die Muttersau und wurde richtig wütend. Sie scharrte mit den Vorderbeinen, schnaubte und rannte auf mich los. Ich konnte gerade noch ausweichen. „Ich hab doch gesagt, du sollst mich zuerst zu ihnen lassen“, schimpfte Elli. „Dich kennen sie doch nicht.“ Schließlich überzeugte Elli die Muttersau, dass von mir keine Gefahr ausging und wir konnten mit den Kleinen spielen.

 

Als wir so spielten, hörte ich aus der Ferne seltsame Geräusche. Das eine war Kinderlachen, doch das andere hatte ich noch nie gehört. Ich fragte Elli, was das sei. „Ach das“, antwortete sie. „Das kommt von der Sommerrodelbahn.“ „Von der Sommer... was?“, fragte ich erstaunt.

 

„Die haben die Menschen an den Hang da drüben gebaut, damit sie Spaß haben“, erklärte sie. „Aber wir dürfen da nicht hin. Meine Mutter hat es mir verboten. Es ist zu gefährlich für uns.“ Den letzten Satz hatte ich natürlich überhört. Das musste ich einfach sehen. Und schon flog ich los. „Wugi, bleib doch hier!“, rief mir Elli noch verzweifelt nach. Dann folgte sie mir aber doch.

 

Wir versteckten uns im Gebüsch und beobachteten die Menschen, wie sie in ihren Schlitten die Rinnen aus glänzendem Metall den Hang hinab sausten. Die einen schneller, die anderen etwas langsamer. Es schien ihnen aber tatsächlich mächtig Spaß zu machen.

 

Ich musste da unbedingt mit fahren, doch Elli versuchte mich davon ab zu bringen. Die Schlitten wären viel zu groß für uns. Außerdem durften uns die Menschen nicht bemerken.

 

„Ich halt mich einfach hinten am Rahmen fest. Da sieht mich keiner“, beschloss ich und flog auch schon auf einen der Schlitten zu, der gerade ab fuhr. Ich hielt mich fest und ab ging die wilde Fahrt.

 

Schon nach der ersten Kurve bereute ich meinen Entschluss. Ich wurde mächtig durchgeschüttelt und hin und her geschleudert. Doch zum Abspringen war es zu spät. Der Schlitten war viel zu schnell. Endlich stoppte er unten im Tal. Elli war mir heimlich nach geflogen und zerrte mich schnell von dem Schlitten weg. „Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. „Du bist ja ganz grün im Gesicht. „Das kannst du aber sagen“, keuchte ich. „Mir ist auch speiübel.“ Ich musste mich erstmal setzen und ein paar mal tief durch atmen, bevor wir uns auf den Rückweg machten.

 

Eigentlich wollten wir unseren Müttern nichts davon sagen, doch meine Mutter bemerkte sofort, dass etwas mit mir nicht stimmte. Also beichtete ich alles. „Ach Wugi“, sagte meine Mutter. „Was du immer für Sachen machst.“

 

Plötzlich musste Elli lachen. „So schlecht war mir, als ich das letzte mal auf den See gefahren bin,“ sagte sie. Ich war auf einmal wieder putzmunter. „Ein See?“, wollte ich wissen. „Hier gibt’s einen See?“ „Ja, nicht weit von hier“, bestätigte Elli. „Können wir da hin?“, bettelt ich meine Mutter an. „Nein, Wugi. Heute bestimmt nicht mehr“, antwortete sie. „Aber ein andermal“, beschloss ich. „Und dann werde ich Kapitänin.“ Meine Mutter lachte. „Aber Wugi“, meinte sie. „Du bist doch eine kleine Waldfee. Du kannst kein Kapitän werden.“

 

Naja, das werden wir ncoh sehen. Ich war fest entschlossen Kapitänin zu werden. Oder Piratin.

 

 

 

Also Kinder. Das war mein Abenteuer auf der Sommerrodelbahn. Und wenn ihr mal hier in der Gegend seid, probiert sie doch einfach mal aus. Auch wenn sie für uns Waldfeen nicht so geeignet ist. Den Menschenkindern hat es jedenfalls mächtig Spaß gemacht.

 

Bis bald, servus. Eure Wugi.

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Roland Schilling
Bildmaterialien: Roland Schilling
Tag der Veröffentlichung: 19.05.2013

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