Der Gedanken hab ich viele, allein die Worte fehlen mir.
Von Roland Schilling.
Ein weißes Blatt Papier auf einem Bildschirm und dieser nervige, blinkende Strich, der mich herausfordert, endlich los zu legen. Viele schöne, kleine Symbole sind da oben in der Symbolleiste. Ein sich öffnender Aktenordner, eine Diskette (gibt’s die überhaupt noch?), ein Drucker, eine Schere... .Verdammt nochmal, ich wollte etwas schreiben. Eine Geschichte, einen Roman. Wenn ich für jedes Wort im Schnitt 2 Sekunden brauche, wie lange dauert es dann, wenn ich 1000 Seiten schreiben will. Ich hole meinen Taschenrechner raus um es heraus zu finden. Zu lange. Ich muss morgen Früh wieder raus. Der Roman muss warten. Eine kurze Geschichte. Nur eine ganz kurze Geschichte. Dank, dem Erfinder der Kurzgeschichten. Mir fällt nichts ein. Warum fällt mir nichts ein? Ich hab doch schon ein paar geschrieben, Die sind mir doch auch eingefallen. Hab ich etwa schon alles geschrieben, was mir einfallen kann? Das kann nicht sein, das wäre zu wenig. Da muss doch noch mehr drin sein. Der Gedanken hab ich viele, allein die Worte fehlen mir.
Schöner Schriftsteller. Ein wortloser Schriftsteller, ha ha. Der ist gut. Konzerntier dich. Erst mal der Anfang. Das ist gut. Beginne die Geschichte am Anfang. „Es war...“. Nein, kein Märchen. „Ich bin...“, dann mal weg, oder was? Was soll der Schwachsinn? Man, Roland. Du hast doch schon so viele schöne Anfänge geschrieben. „Es war ein schöner Frühlingstag...“. Sehr gut. Gut abgehangen.
Vielleicht beginne ich am Ende und erzähle die Geschichte dann in einer Rückblende ! Welche Geschichte? Dazu müsste eine komplette Geschichte im Kopf sein, oder wenigstens Stichpunktartig auf irgendeinem Zettel stehen. Da sind nur ein paar Gedankenfragmente, die keinerlei Zusammenhang haben. Ich versuche die Gedankenpusselteile zusammen zu fügen. Sie passen nicht. Ich schlage mit einem gedanklichen Hammer drauf. Jetzt passen sie, aber das Bild macht keinen Sinn. Vergiss es! Mit einem Vorschlaghammer in der Hand, kann man keine Geschichte schreiben.
Ich muss den Kopf frei bekommen, am besten mit Kaffee. Vielleicht shreib ich eine Geschichte über Kaffee. Mal sehen, was ich weiß! Kaffee kommt...? Aus dem Supermarkt. Ne. Da muss er ja auch irgendwie reinkommen. Aus irgendwelchen südlichen Ländern. Ich müsste jetzt erst mal recherchieren. Zu viel Aufwand. Wen interresierts, wo das Zeug herkommt? Hauptsache es schmeckt. Ich öffne erstmal das Fenster, um frische Luft zu bekommen. Man, die Sonne ist schon untergegangen und ich hab noch gar nichts. Es hilft nichts, ich muss morgen wieder früh raus. Ich fahre den Computer runter und geh schlafen. Vielleicht träum ich ja wieder was. Wie damals, von den singenden Feen, oder der Elfenschlucht. Oder ich gehe wieder auf eigenen Wegen durch Berlin, oder den Oktoberwald. Mal sehen. Die Geschichten damals sind mir doch auch ganz gut gelungen. Finde ich jedenfalls.
Also, wenn mir wieder was einfällt, lasse ich es euch wissen.
Liebe Grüße, euer Roland.
Texte: Roland Schilling
Bildmaterialien: Cover Roland Schilling
Tag der Veröffentlichung: 17.03.2012
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