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null: Der Nullraum

 

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Die Zeit steht still.

Der Raum ist Null.

Wir sind Anna und Onno.

Der Beginn und das Ende.

Die Erste und der Letzte.

Du bist unser Zeuge.

 

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eins: Der Pfad


 
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Sternzeit 1-7-8-4: Edward Garben ein junger deutscher Maler reist durch die Niederlande.
Auf seinen Ausflügen in die Provinz hat er die junge Magd Elehayym van de Krüüchten kennen-
gelernt. Ihr karottenrotes Haar und ihre ausladenden Hüften haben ihn sofort in ihren Bann
gezogen. Gleich einer Hypnose. Nun lagen sie also da. Im Heu. Arm in Arm. Eng umschlungen.
Die Sonne war noch nicht einmal untergegangen. Da Krächzt ein Rabe. Eine der letzten
Sonnenstrahlen dieses Tages trifft sein Blau-Schwarzes Gefieder und entlockt ihm einen
Schimmer der dem Flügel eines Engels auch gut zu Gesicht gestanden hätte.
Die Beiden sehen nicht mal auf. Zu sehr sind sie aufeinander fixiert. Ein kühler Wind zieht
auf. Bringt die beiden zum Frösteln. Feine Härchen, blaß und zart stellen sich auf ihrer
Haut auf. Sie ist weiß, schon fast transparent. Wären da nicht die vielen Sommer-
sproßen, könnte man denken man betrachtet eine Made, unterm Mikroskop. Unvergleichlich
schön. Wenn man das Sein versteht und nicht gefangen ist in sinnlosen Gedanken.
Er musste diesen Moment einfach festhalten. Zu schön war er. Er nahm seine Leinwand
und all seine Pinsel und Farben und wie in einem Rausch Malte er sie. Als könnte er sie so
für immer in seinen Armen halten. Wild und mit leuchtenden Farben nahm sie langsam
Gestalt auf dem Stoff, so gespannt, an. So weich und unvergleichlich schön. malte er
ihren Menschenleib. Er wusste nicht das dies das letzte mal sein würde wo dies möglich
war. Er wusste nicht was kommen würde. Doch war es nah.... aber noch war es nicht so weit.
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Nur ein Zwinkern entfernt, getrennt von einem Atemzug, und wenig Zeit. Da saß er.
Einfach nur So. Sternzeit 1-8-4-1. Er bewegte sich kaum und besinnt sich. In Gedanken
schwebt er in einer anderen Zeit. Ist die lange vergangen oder wird sie erst noch kommen,
in weiter Ferne. Die Erinnerung fällt ihm schwer. Ihm Uriil, den vierten von 12 Kindern, und
dem einzigen Sohn die seine Mutter seinem Vater schenkte. Ist es ein Segen mit 11 Schwestern
aufzuwachsen? Er kannte es ja nicht anders, deshalb stellte er sich die Frage auch nicht.
Und nun konnte er sich kaum noch an sein eigenes Gesicht Erinnern. Und sein Nachname,
wie war der noch? Simiehl...wenn er da nicht etwas durcheinander bringt............
JA! Ich bin Uriil Simiehl!!!! Schreit er in die Nacht hinaus. Inzwischen unsicher ob er sich
richtig entsinnt oder nur einem Traum erliegt.. Ruhig beinahe schon apathisch legt er seinen
Kopf in den Nacken..... Ja ich bin es. Uriil Simiehl flüstert er nun in die Nacht hinaus....
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Rowena ist ihr Name. Mehr muß man nicht wissen. Gerade einmal 18 Jahre alt, doch ihr
Entschluss steht fest. Sie will Ordensschwester werden. Braut des Herrn. Sie hatte es sich
gut überlegt. Viele verwunderte dies, sie war bildhübsch. Lange schwarze Haare, helle blaue
Augen wie eine Bergquelle. Und der Sohn des Herzogs hatte ein Auge auf sie Geworfen. Was
ihr den Neid vieler Mädchen einbrachte, und schon bald ihr Schicksal in eine andere, un-
erwartete Richtung lenken sollte. Ja drei Schicksale vereinen, wo man nie gedacht hätte
das sich ihre Wege kreuzen würden. Aber nun träumte sie erst einmal davon Nonne zu
werden. Von ihrem Gewand das ihr die Stille bringen sollte, die sie so mag. Ihre Nägel
waren auch schon wieder lang. Doch für Heute war sie zu Müde. Das mach ich Morgen.
Gleich nach dem Aufstehen. Ich verspreche es. Sie zog sich die Decke bis zum Hals hoch,
ja es war frisch geworden diesen Abend. Und die Sonne versank am Horizont.....
Sternzeit 1-8-6-9.............
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So ein grelles Licht, gefächert in tausenden von Farben. Sanft, friedlich und beunruhigend
zugleich. Es entfacht ein Feuer, und ich glaube fast nur er, nur er alleine vermag es zu
löschen. Doch möchte er das überhaupt. Man wird dieser Tage kaum mehr schlau aus ihm.
Kümmern ihn die Menschen überhaupt noch? Haben sie es je getan? Na zumindest scheint
es seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben..............Aber wer weiß das schon mit
Sicherheit?..................Vielleicht sieht er auch hindurch........ Seine Gedanken zu
erraten, wer kann.......

zwei: Der Traum





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Maria schloß das buch, hastig.... Wut war in ihren Augen zu sehen. So ein dummes Buch,
dachte sie sich. Hat nichts mit der Realität gemein. Zumindest war dies ihr Wunsch. Hier
in Nürnberg, jetzt und Heute. Der Stadt der Götter und des Geistes. Der Schöheit und des
Weines. Erzürnt warf sie das Buch fort, in die blutrote wogende Pegnitz. Eine wilde Herde
Elefanten stampfte nur etwa 100 Meter an ihr vorbei. Gefährlich nahe. Das Buch versank
in der Flut, und sie fragte sich, Was mag sie wohl hierher geführt haben? Mitten in die
Stadt? Angst? Die haben wir wohl alle Heute, hier, im Jetzt. ...................
Sie schlenderte, ja ganz gemütlich in Richtung ihres Hotels. Geldsorgen, die kannte
sie nicht. Immer nur die feinsten Hotels. Und sie wechselte sie häufig. Doch immer
in der selben Stadt. Nürnberg wollte sie nicht verlassen. Oder sie konnte es nicht.
Aber was tut das schon für einen Unterschied?
Es begann zu schneien. In diesen Zeiten bedeutete dies Gefahr, ganz alleine da
drausen, und der Schnee. Angst machte ihr das jedoch nicht, sie liebte das Knarzen
des Schnees bei jedem Schritt, sie genoß es und machte sich weiter keine Gedanken.
Es war ja ohnehin nur noch ein Fußmarsch von wenigen Minuten. Gleich war sie
zu Hause. In ihrem derzeitigen Zuhause.
Schon war sie da, und natürlich war ihr nicht geschehen. Freudig wurde ihr Tür
geöffnet. Guten Abend rief ihr ein strahlendes Gesicht entgegen. Ein Guten Abend
Minerva, entgegnete sie dem Mädchen an der Tür. Und brachte ein schmales
Lächeln auf ihr Gesicht. Sie schritt richtung Treppe. Einer freistehenden, mitten
in der Halle. Wie die Arme einer Hure die sie in eine Falle locken wollte. Doch so
weit kam sie gar nicht. Am Empfang rief ihr ein Kleiner Mann zu. Frau Reeminghton,
Frau Reeminghton. Ich habe eine Nachricht für sie. Er hatte dabei einen komischen
indischen Akzent. Ja, den hatte er immer wenn er Sprach. Sie ging auf ihn zu
und konnte ihr lachen nur schwer verbergen.M: Ja Gneils, was ist es den? G:Hier ein
Brief für sie. M:Ein Brief? G:Ja ein Mann hat ihn persönlich vorbeigebracht, sie haben
ihn nur um wenige Minuten verpasst.
Sie nahm dem Brief. M: Danke Gneils.
Was für ein komischer Name für einen kleinen Mann mit diesem indischen Akzent.
Das dachte sie immer, ich glaube jedes mal. Nun gut. Sie sah sich den Umschlag
an. M: Die Schrift die kenne ich.
Damit hatte sie natürlich recht. Sie kannte sie nur allzu gut. Wieder machte sich
Zorn in ihrem Gesicht breit. Das stand ihr garnicht.
Alucard kann warten dachte sie sich und steckte den Brief in ihre Manteltasche.
Ungeöffnet. Gar nicht mal neugierig. Sie war nicht bereit ihren Traum jetzt schon
aufzugeben. Zumindest noch nicht. Noch hatte sie Hoffnung. Träumen das
gefiehl ihr, hatte es immer schon..........
Sie ging hoch in ihr Zimmer. Ein duftendes Schaumbaad, ja das wäre jetzt schön.
Sie läßt schon mal das Wasser ein. Die Öle aus Rosenblüten, Yasmin und vielen
anderen fröhlichen Blumen kommt erst zum Schluß rein. Na nicht ganz. Zum
Ende komme natürlich ich rein, dachte sie sich, aber ich löse mich ja nicht
darin auf. Den Mantel hatte sie gleich als sie ihr Zimmer betrat abgelegt. Jetzt
trug sie nur noch ein rotes, samtenesKostüm und weiße Seidenstrümpfe auf
ihren makellosen Beinen. Sie waren fast so schön wie ihr Gesicht.
Die Wanne war nun schon eingelassen. Sie machte sich frei...............
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......................So konnte der Tag enden. Mit einem wohlduftenden heißen
Bad. So sollte jeder Tag enden. Das wäre schön.
Noch ahnte sie nicht was es bedeutete den Brief einfach so, ungeöffnet.......
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drei: Die rothaarige Kriegerin





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Eine Gestalt. Von Hinten. Nicht nah, doch auch nicht in der Ferne.
Lange graue Haare, sehr lang, beinahe bis zum Hintern. Ein altes Mütterchen könnte man
meinen, Wären da nicht die viel zu breiten Schultern. Und natürlich war er auch viel zu
groß, so etwa 1 Meter und neunzig. Alucard Raubritter von Streit, dies war sein Name, ist
es auch immer noch. Trotz der Zeiten. Und von einem Ritter hatte er auch was, den Sinn
für Gerechtigkeit und einen Willen der nicht zu brechen ist.
Gerade kommt er aus einem Hotel. Er wollte eine alte Freundinn besuchen. Sie war
jedoch nicht da. Er wollte sie wirklich sehen. Wiedersehen nach all der Zeit. Doch
insgeheim hatte er auch gehofft sie nicht anzutreffen. Darum hatte er ja auch einen
Brief für sie dabei. Das würde die Sache auch viel einfacher machen. Wenn er persönlich
mit ihr sprechen würde, wäre alles nur noch Komplizierter, als es ohnehin schon ist.
Es begann zu schneien, er hasste den Schnee und alle Erinnerungen die er in ihm
weckte. Verdrängen, darin war er gut. Vergessen, das hat er noch nie gekonnt.
Genauso wenig wie verzeihen. Er entschloß sich umzudrehen, ging zurück, Richtung
Hotel. Der Schneefall nahm nun deutlich zu. In nur wenigen Minuten war der Schnee
schon knöcheltief geworden. Aber er war ja auch schon angekommen. Am Hotel.
Licht brannte in ihrem Zimmer. Sie war da. Er wusste welches ihr Zimmer ist, weil
er sie schon seit Tagen beobachtete. Ja, seit dem ersten Tag wo er wieder in der Stadt
war. Seit langem. Obwohl er nie wieder zurück kommen wollte. Doch nun war es nötig.
Es dauerte auch viel zu lange, das es nötig war. Er wünschte sich seit langem einen
Grund sie Wiederzusehen. Er hatte es gar nicht wahrgenommen.
Gar nicht bemerkt. Doch war er schon an der Fasade hinauf gekletert und sah durch
das Fenster. Wie sie in der Badewanne lag. Er stellte sich vor wie sie wohl duften
würde. Und da waren sie wieder da. Alle auf einmal. Die ganzen Erinnerungen, Gedanken,
Wünsche und Sehnsüchte. Die Guten wie auch die Schlechten. Vielleicht war er ja
doch ein ganz normaler Mann, wie all die anderen. Zumindest in mancher Sicht.
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Rot sind ihre Haare, Karmesinrot mit Strähnen von Magenta. Viele sagen sie färbt ihre Haare mit dem
Blut ihrer Feinde. Doch das ist nur eine wilde Geschichte. Wie sie's macht ist ihr Geheimniss und wird
es auch wohl bleiben. Sie krümt sich vor Pain und ihr Harnisch ist ganz voller Blut, das ist häufig so,
doch Heute ist etwas anders. Es ist ihr Blut. Viel davon. Und eine Klinge steckt noch in ihrer Brust.
Nicanora Krüger, vom Schicksal betrogen. Um ein ein Leben gebracht, wie es hätte sein können.
So einfach, einfach so. Doch sie ist auserwählt IHN zu bekämpfen. Ihre Mutter war es auch schon.
Und derer ihre zuvor auch. Ja sie bringen alle nur Mädchen zur Welt, mit nur einem Ziel, vielleicht
auch zwei. IHN zur strecke zu bringen, oder eine Tochter zu gebähren. Ersteres ist ihr mißlungen.
Für einen weiteren Versuch fehlt ihr auch die Kraft, und die Zeit. Nur wenige Minuten ist es hehr,
da stellte sie sich dem Kampf. Es war ein ungleicher dazu. Sie kurz vor der Niederkunft und nicht
Herr ihrer Kraft, und ER strahlend, glänzend und niemal mächtiger als jetzt.
Doch noch war es nicht zu Spät, noch war die Kette des Schicksals nicht durchbrochen. Er hätte
sie mit leichtigkeit entzweien können. Was hätte sie schon dagegen tun wollen? Doch ER war zu
Neugierig, was die Zukunft wohl noch bringen möge. Vielleicht auch zu hochmütig. Aber so ist
ER nun mal. Und das macht wohl auch seinen Charme aus.
Ihr treuer Knappe Florian, zieht ihr die Klinge aus der Brust und entletigt sie ihrer Rüstüng. Sie
hat kaum noch kraft zu Atmen. Doch sie wird es wohl noch schaffen. Das Schicksal steht auf
ihrer Seite. Und nach einem kurzen Kampf ist es auch vollbracht. Florian hebt das kleine Wesen
an den Beinen in die Höh und verpasst ihm einen Klapps auf dem Hintern, sie schreit. Das ist wohl
das letzte was Nicanora hörte. Kraftlos falllen ihr die Augen zu, und schließen sich für immer.
Sie konnte nicht mal einen Namen mehr für ihre Tochter wählen. Ihr Vater? Der weiß nichts
davon. Er ist ein junger Maler, unstet im Geiste und längst weitergezogen. Kann sich vermutlich
gar nicht mehr an die rothaarige junge Kriegerinn erinnern. Was bedeutet auch schon die
Gegenwart, wenn sie bald nur noch als rasch verblassende Erinnerung existiert?
Wie von diesem Tag, der sich nun auch seinem Ende neigt. Er läßt einen stolzen,
wie auch traurigen und hoffnungsvollen Knappen zurück, der eine kleine Menschenfrau
auf seinem Arm trägt, und auf ihr lastet noch viel mehr. Doch das muß sie noch nicht
kümmern, nicht wo sie noch so klein ist. Sie lächelt nur, weis nicht wie ihr geschieht.
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vier: Spuren von Hunger





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Minerva machte gleich die Tür auf. Ein neuer Gast. Das kam nicht jeden Tag vor. Sogar recht selten.
Die meisten wohnten schon seit Wochen hier. Und jetzt wo es immer kälter wurde wird auch kaum
einer Abreisen. Er hatte ein lächeln wie sie noch keines zuvor gesehen hatte. Er musste ein guter
Mensch sein, das sagten auch seine Augen. Sie versteckte ihre Hände gleich hinter ihrem Rücken
um das Zittern zu verbergen. Sie wollte nicht das er es sieht. So kannte sie sich gar nicht. Sie
schämte sich nun ein wenig. Aber nur Kurz.
Er durchschaute sie gleich, und war geschmeichelt. Blickte ihr noch kurz in die Augen, Lächelte
erneut und schritt nun Richtung Empfang.
Ein kleiner Mann begrüste ihn freundlich und fragte ihn nach seinen Namen, mit einem leichten
indischen Akzent. Oder auch deutlichem. Ist ja nichts schlimmes dabei.
Jecht Yunalesca. Sagte er mit ruhiger Stimme. Eigentlich Jecht Zoru Yunalesca. Doch das
läßt er meistens weg. Noch ein paar Zeilen ausgefüllt und schon hatte er ein Zimmer. Gleich
gegenüber von Marias Zimmer, doch das war nur Zufall. Sie waren sich ja noch nie begegnet.
Die Treppe hoch und schon stand er vor der Tür. Er war auch schon wirklich müde. Schlaf,
das war es was er nun umbedingt wollte. Er war zwar hungrig, doch das war jetzt zweitrangig.
Essen das hat Zeit. Er ging hinein und legte sich gleich aufs Bett, in voller Kleidung, und
noch bevor er die Gelegenheit hatte seine Augen zu schließen, klopfte es auch schon an der
Tür.
Es war Minerva, sie entschuldigte sich auch gleich. Es gehörte eigentlich nicht zu ihren Auf-
gaben und es hatte sie auch all ihren Mut gekostet hochzukommen. Sie fragt ihn ob er denn
noch etwas brauche, vielleicht etwas Hunger habe. Er mußte schmunzeln, noch immer
furchtbar müde, aber eben auch hungrig. Sie sagte, es sei zwar spät, aber es ist noch
kalter Braten vom Mittagstisch übrig. Und Kartoffelsalat, die waren wirklich selten Heutzutage,
die Kartoffeln. Da konnte er nicht nein sagen, schon ihr zages lächeln hatte ihn überzeugt.
Schon da hätte er ja gesagt, auch zu trocken Brot und einen Becher Saft.
Er sagte ja, Hunger habe er. Ihre Freude über diese Antwort ist nicht zu übersehen. Sie gibt
sich auch keine mühe mehr dies zu verbergen. Ich bringe ihnen gleich etwas Herauf
sagt sie. Und macht sich gleichsam auf den Weg.
Keine fünf Minuten hat sie gebraucht, ist schon zurück mit einer Platte kalten Braten,
ein wenig Kartoffelsalat, die letzte Portion die da war und einer Flasche roten Weins.
Es war eigentlich ihr Kartoffelsalat, auf dem sie sich schon den ganzen Abend freute,
doch das mußte er ja nicht wissen. Er lag noch da. Auf dem Bett. Die Augen jedoch
fest geschlossen und entschlummert. Sie war enttäuscht. Stellte das Essen neben ihn
auf das kleine Tischchen. Zog ihn noch die Schuhe aus und deckte ihn zu.
Er zuckte im Schlaf und murmelte. "Dieses Licht......" mehr war nicht zu verstehen.
Sie verlies sein Zimmer und ging wieder zur Eingangstür des Hotels. Noch hatte sie
nicht Feierabend.
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fünf: Ihre alte Heimat





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Wie ein Schwarm von Hummeln, oder wie eine kleine Spielzeugeisenbahn. So etwa hört sich das Knatern
der Maschine an. Sie mag es. Vor Schmerzen hat sie keine Furcht. Das einzige wovor sie wirklich
Angst hat ist die Liebe, aber das würde sie natürlich nicht zugeben. Falls sie es überhaupt weiß. Sie
ist wirklich gut im Beobachten von Menschen und sie zu durchschauen. Doch bei ihr selbst klappt
das leider nie. Ja Nicollet von Drachenberg, wußte nicht viel über sich selbst. Nur eines wusste sie,
oder glaubte sie zu wissen, ihren Nachnamen hatte sie nicht verdient. Nicht mehr seit dem sie wusste,
das ihre Mutter ihren Vater nie geliebt hatte. Aber sie hatte ihn dafür umsomehr geliebt. Auch wenn
er ein wenig verschroben war. Er erzählte ihr häufig wirre Geschichten, die sie nicht verstand. Lauter
Unfug, dachte sie zumindest. Damals. Das änderte aber nichts an ihren Gefühlen für ihn.
Vielleicht war dies der Grund, warum sie gehen mußte, denn sie erkannte wie ähnlich sie
ihrer Mutter war. Anna hatte es besser bei ihrem Vater, sagte sie sich, und ich
komme ja zurück, irgendwann, ich verspreche es!
Gleich war es soweit, fast komplett. Die beiden Kirschen auf ihrem Oberarm, verbunden durch die
Stiele und ein kleines Blatt hing auch noch dran. Sie war wirklich zufrieden mit dem Tattoo. Sie
hatte auch lange warten müssen, auf einen Termin bei ihm. Dem Künstler ihrer Wahl. Hatt sich aber
gelohnt. Ein freudiges Blitzen liegt in ihren Augen. Sie liebt alles mit Kirschen, Saft, Kuchen,Cola.....
Sogar auf ihrer Unterwäsche sind Kirschen aufgdruckt, und das mit Mitte zwanzig.
Sie giebt ihm ein paar Scheine, beide lächeln und schon verläßt sie seinen Laden.
Beide voll zufrieden, so mag er es, so macht es ihm Spaß. Das Lächeln auf ihrem Gesicht ist ihm
sogar wichtiger als sein Lohn.
Ein wenig traurig war sie nur, das sie ein paar Tage keinen Sport treiben durfte. Wenn man das
überhaupt so nennen mag. Laufen oder so, fand sie doof. Monoton und ohne Sinn.
Aber sich Prügeln, das hätte sie den ganzen Tag gekonnt. Bei dem Gedanken daran musste sie
gleich Lachen.
Sie faste sich in die Tasche um die Kirschkerne zu spüren. Davon trug sie immer ein paar mit sich
herum. Wartend auf die Gelegenheit, einen einzupflanzen, wenn sie sich ergab.
Als kleines Mädchen wollte sie immer Gärtnerinn werden und das wo es kaum noch Pflanzen giebt.
Aber das wusste sie nicht, der große Garten vor ihrem großen Haus, sie dachte so sieht es überall
aus auf der Welt. Nicht nur hier in Tarnach, überall.....
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Alucard sah ihr immer noch beim Baden zu. Sonst war er nicht so geduldig, verlor schnell sein
Interesse, aber Maria wollte er nie vergessen. Was denkt sie wohl wenn sie mich hier so sieht?
Doch sie war eingeschlafen, entspannt vom heißen Wasser, entführt von Träumen in die Ferne,
die auch nur sie kannte solange sie schlief.
Er, draußen, war schon ganz durchgefroren. Hatte jetzt auch genug. Auf ein neues schritt er
vom Hotel davon, doch diesmal kehrte er nicht um. Ein Gebäude, zum Teil schon eingestürzt,
da hatte er sein Lager aufgeschlagen. Kein Licht, keine Fenster, auch kein Feuer, legte er
sich zur Ruh, zu träumen, wohl ungleich bescheidener.
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sechs: Ein reines Versprechen





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Minerva machte ein leicht säuerliches Gesicht, enttäuscht von sich selbst, wie dumm sie war.
Er hatte das Essen gar nicht angerürt, nur den Wein trank er ganz aus. Und den ganzen
Tag war er schon außer Haus. Hatte sie kaum beachtet als er ging.
Der Schnee tobte draußen auch schon wieder heftig. Hoffentlich verdeckt er bald
die Spur, aus Blut auf der Straße die sie immer während vor sich sah. Ein Rudel Wölfe
hatte heute nacht ein Zebra erlegt, so hatte es ihr der Nachtportier erzählt.
Ja die Nachtschicht, da würde sie keine einzige überstehen, dachte sie sich
und schüttelte den Gedanken daran ab.
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40 Jahre war ich Ordensschwester. Als Schwester hab ich nie gezweifelt, nie bereut. Dann
wollten sie mich verbrennen, leutern. Meine eigenen Schwestern, die ich so lange kannte.
Doch ich Hab nichts unrechtes getan. Ich bin nicht böse. Wie kann man nur so viel unter-
schiedliches in gemeinsamen sehen?
Mehr als drei Jahrhunderte sind seither vergangen. Da war ich noch eine schmucke Frau.
Heute bin ich nur noch ein hutzeliges altes Weib. Welkes Fleisch, auf morschen Knochen.
Langsam, doch stetig getrocknet, im Ozean der Zeit. Ja, aber meine Robe trag ich immer
noch. Trotz allem. Nichts hat meine Entschlossenheit entzweit. Ich bin rein. Ja, das bin ich.
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Er ist bestimmt in meiner Nähe dachte sie sich. Das find ich schon raus. Flotten Schrittes
verließ sie das Hotel. Wohin, in welche Richtug? Ist nicht wichtig. Jede Richtung ist die
Richtige, für mein Ziel. Verlaufen, das ging da nicht.
Der Schnee war schon ganz tief und zehrte an ihrer Kraft. Mit jedem Schritt ein
Korn. Doch sie konnte es vertragen. Der Rand der Stadt war schon fast erreicht. Hier
waren mal dutzende von Gewächshäusern. Hier bauten sie Gemüse an. Ein Dach, das
hat wohl kein's der Häuser mehr, doch stehen noch viele der Seitenwände. Gerippe aus
Glas und kaltem Metall.
Hier wuchsen auch noch manche Pflanzen. Sträucher, Büsche und vereinzelt gar ein
Baum. Ob man etwas Davon Essen kann wusste sie nicht, und langsam kamen Zweifel
in ihr auf, ob er wirklich in ihrer Nähe war. Hatte sie ihn ausversehen abgehängt?
Gar nicht weit entfernt sah sie eine Gestallt, war er das? Wer sonst sollte hier schon
sein? Nein es waren zwei Gestallten, das machte keinen Sinn. Das wollte sie von nahem
sehen und legte an Tempo zu.
Nein das war kein Mann, kein echter jedenfalls. Geschichten sagen sie waren es mal,
doch wissen können es nur sie. Ein Guuhl und eine junge Frau.
Warum steht sie nur da? Fragte sie sich.
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sieben: Tanz des Ritters





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Er lief nur daran vorbei, so sah es zumindest aus. Dann war der Guuhl auch nicht mehr.
Nicht mehr furchteinflösend. Eben noch nacktes Fleisch, auf wunden Knochen.
Bedrohlich wie ein wildes Tier, lag nun nur noch ein Häufchen rohes Hack, vor
ihnen auf dem Boden.
Ganz schüchtern steht sie da. Einen kleinen geflochtenen Korb hält sie vor sich, die Arme
angewinckelt. Ein rosa Kleid, vom Busen bis fast zu den Knöcheln. Genau vorne in der Mitte
eine Knopfleiste genauso lang. Von oben aus etwa die Hälfte zugeknöpft. Ein wirklich
kurzes Jäckchen darüber, satt rot und die Schultern gepolstert. Mit Blick frei auf's
Dekoltee'. Ein spitzes Kinn, lange brünette Haare. Riesige Grüne Augen sahen mich
durch ihren geteilten in Locken herabfallenden Ponny an.
Irgendwie kam sie mir bekannt vor, oder war es die viel zu große rosa Schleife, die
ihren Pferdeschwanz im Zaune hielt. Man konnte sie von vorne sehen. Viel zu groß,
wie auch ihre braunen Lederstiefel. Die wollten gar nicht recht zu der weiblichen
Erscheinung passen. Mit denen könnte sie einen Berg erklimmen.
Sie kam mir so gewohnt vor?
Maria stand teilnamslos am Rande. Nicollet sah Maria in die Augen, griff ihn ihren
Korb und reichte ihr einen Kirschkern. Der soll dir Glück bringen, und auch der Welt.
Was hatten sie da für eine seltsame Bekanntschaft gemacht?
Maria wußte nicht was sie sagen soll, steckte den Kern jedoch in ihre Tasche.
Ja Alucard hatte die junge Frau wohl gerettet, doch schien sie gar keine Furcht vor dem
Ding zu haben, nicht mehr als vor ihrem Retter.
Ich bin Nicollet von Drachenberg, und wer seid ihr?
Von Drachenberg? Ja da wußte Alucard es nun, er kannte nicht sie, ihren Vater kannte er
und auch die Mutter. So sah sie aus, wie ihre Mutter. Das dürfte auch schon fast
zwanzig Jahre her sein, wo er sie das letzte mal sah. In dem Alter ist sie Heute wie ihre
Mutter da.
Vor gut fünf Jahren zog es sie von zuhause Fort, gleich nach dem Tod des Vaters. Die
Kirschen auf ihrem Arm, ein Talisman sollten sie sein. Und immer begleiten auf ihrem
ungewissen weg in die Welt. Deshalb hatte sie sie damals machen lassen und damit
die Gedanken nie an Farbe verlieren. Aber jetz ist sie in der Gegenwart.
Die drei machten sich bekannt.
Doch Alucard und Maria, wechselten kaum ein Wort, keines von Bedeutug. Nur
höfliche leere frasen. Warum war es schon wieder so verworren? Beide hatten
sich doch so gefreut den anderen wiederzusehe. Selbst Nicollet viel auf das da
was war. Wirklich wissen, was, tat keiner der drei.
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Langsam bewegten sich die Schwingen auf dem Rücken. Er war aber keine Taube, gar kein
Vogel war er, nur ein weißer alter Mann. Die Neugier hatte ihn hergetrieben, er war nicht
gut, auch war er nicht Böse. Keiner Seite stand er näher. Er wollte nur sehen was war.
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Maria war schon auf dem Rückweg ins Hotel, sie hatte sich nicht getäuscht. Alucard weicht
nicht von meiner Seite. Nur ein kleiner Spaziergang, ein dummer Guuhl und schon lock ich
ihn herraus. Ahhh, und das verrückte Gör nicht zu vergessen. Was soll ich mit dem Kern?
Ist sie wagemutig oder nur dumm? Zu durchschauen ist sie nur schwer.
Und die Gelegenheit zum Reden, mit Alucard, wird uns die Zeit wohl noch schenken.
Zum geizen ist sie viel zu hold, das wünsch ich mir von ihr.
Kurz gegrüßt und schon im Warmen, ging sie schon die Treppe hoch. Sie strich sich den
Schnee aus ihrem Haar, war schon beinahe bei ihrem Zimmer. Gegenüber öffnete sich die
Tür, er ging und kam schon mehrmals heut. Jetzt kreuzten sich ihre Wege, das erste mal.
Jecht tat was er immer tut, er sah ihr in die Augen. Ging nah an ihr vorbei.
Sie berührten sich fast.
Dieses Lächeln, was war das? Von ihren eigene Gedanken war sie erschrocken.
Und was hatte er getan? Hatte sie sich das nur eingebildet, oder roch er an ihrem Haar?
Ihr war wohl dabei und das missfiehl ihr.
Die Müdigkeit, sie war schon wieder da, und lockte sie auf ihr Zimmer.
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acht: Die Unvergessliche





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Sie war noch nicht einmal geboren, als sie die Kuppeln über ausgewählte, oder eher aus-
erwählte Städte errichteten. Damals war da noch ein reger Tausch, mit anderen Städten.
Doch mit den Jahren, als ob ein Nebel aufkam, immer dichter und undurchdringlicher, ließ
dies nach. Als ob man langsam Blind würde. Das wenige was man noch sehen konnte, waren
die Erzählungen ein paar mutiger Reisender. Sofern sie nicht logen, oder die Wahrheit zu sehr
schmückten.
Meine Heimatstadt kümmerte es auch nicht, was sonst noch so war. Sie ist eine Dirne, wie
sie alle Dirnen sind, wenn man genau hinsieht. Sie gesteht es sich aber wenigstens ein.
Ist sich nicht zu fein. So auch ich, Angela. Ich hab so viele von ihnen schon gewärmt.
Doch heute Nacht gehört sie mir allein, die Stadt. Sie soll erwachen, wie auch ich er-
wachet bin, mein Geist mein Wille und dann für immer sacht verstummen, in der Nacht.
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Rauch war in der Ferne zu erkennen. Sehr viel Rauch. Was war da wohl geschehen?
.....................zurück! Ich schwimme, treibe bin in ihm, benetzt er meine Lippen. Salzig
und ein wenig schal ist sein Geschmack!
.............doch zurück! Viele Jahre, viele Zeit, tragen mich meine Schwingen dort hin!
Nur ein paar Federn könnten mich verraten, doch tun sie das nicht. Wird es später
dunkel, sind sie fort wie auch das Licht.
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Die Leinwand war leer, wie auch sein Geist. Ausgebrannt. Das Weib, das dort lag, sie war ihm
keine Muse. Sie zog ihn nicht in ihren Bann. Dann war sie sinnlos, dachte er. Wie Brot, das
man nicht Essen konnte. Es macht nicht satt und schenkt auch keine Kraft. Er weckte sie
auf und jagte sie auf die Straße. Nackt, warf ihr die Kleider hinterher. Sie sagte gar nichts,
fragte sich, was geschehen war. Die Farben waren plötzlich alle gleich, kein Kontrast kein
Gefühl, kein hell und kein dunkel. Seit dem er diese Kriegerin hatte, war einiges anders. Doch
das musste er erst noch lernen zu Akzeptieren, erst sehen und verstehen.
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Was war da eben nur geschehen, fragte sich Maria. Auf ihrem Zimmer, das Haar ganz
feucht, lag sie in den federn und versank in ihnen. Kuschelig weich und warm wie ein
Gänschen.
Ein tropfen, rot und groß wie ein Leib Brot fiehl herab, zersprang in viele weitere.
Ein Gesicht wie eine Wolke. Sie greift danach, wie Rauch fühlt es sich an und flüchtet
auch so. Ihr wird heiß und das Gefühl kehrt in ihren tauben Gliedern zurück. Ihre Arme,
die Beine, hinab bis zum Zeh.
Die Nacht war bereits zuende? Hab ich mich nicht eben erst nieder gelegt? Draußen
hatte die Sonne bereits die Böden gefegt, die Straßen durchflutet die Häuser geölt.
Zeit aufzustehen, den Tag zu beginnen. Zeit dem Ritter ein paar Fragen zu stellen.
Zeit der Göre ein paar Antworten zu entlocken. Doch erst mal Zeit etwas zu speisen.
Marillenkonfitüre und ein Glas kalter Minztee, dafür nehm ich mir die Zeit.
Blicke zum Fenster hinaus, versuch mich zu entsinnen, an diesen Traum.
Doch er war nicht mehr da. War wohl nicht wichtig. War auf und davon.
Nur das Gefühl blieb, jedoch ist es ihr fremd.
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neun: Nur Schall und Rauch





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Der Rauch verzog sich, eben war die Siedlung nun. Es war nicht nötig, noch länger zu warten.
Er war längst fort und wiederkommen wird Er nicht. So ging er auf sie zu.
Wenige wohl gewählte Blicke und er ging nieder auf die Knie.
Mit seinen Händen durchsuchte er die Glut.
Nicht lange und er fand schon eine. Kühl wie eine träne aus Kristall war sie, die weiße Feder.
Das war keine Überraschung, wer auch sonst häte das Feuer bringen sollen. Auf Schritt und
Tritt folgt es ihm, wie ein junger Hund, folgsam wie sein Schatten.
Was hatte Er gesucht und hatt Er es gefunden?
Weiterhin durchwühlten seine Finger die Glut. Dies tat Uriil nicht weh, falls doch, so hatte er es schon vergessen.
Es gab nun andere Gründe sich Sorgen zu machen.
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Ein Maisfeld, wie ein riesiger Tepich. Alles hüllte es in braune Töne. Ein herbstlicher Klang.
Ordnung herrschte dort, wie das Werk eines Kamm's. Sie stand mitten darin. Ihre Robe
ließ kaum Blicke auf ihr Gesicht zu. Doch ich weiß, sie ist wunderhübsch.
Sie stand da, genoß den Augenblick. Ein wenig Ruhe war ihr lieb, die Stille einer ihrer
liebsten Freunde, wenn sie sich nicht verwechselte, mit dem jungen Mädchen, das sie
einmal war. Sie fand jedoch nicht, das sie sich verändert hat, seit jener Zeit.
Gelernt vom Leben hatte sie nichts. Zumindest nichts von Wert, so sah sie das.
Nur die Stille allein konnte sie lehren, wer sie war und was sie umgab. Eine Gabe,
so wie sie das sah.
Ein Rascheln am Boden, im Staub. Ein Laut zwischen den Früchten, den ausgereiften
Kolben. Keine Vogelscheuche weit und breit. So auch kein Vogel der hier verweilt.
Nun ging sie weiter, Schritt für Schritt durch die Zeit.
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Alucard hatte die Nacht zusammen mit Nicollet verbracht. Nicht zusammen, versteht sich.
Er hatte die Pflicht sich sorgsam um sie zu kümmern. So empfand er es jedenfalls.
Sie war nicht abgeneigt, ein wenig Gesellschaft das erfreute sie. Nur das Nachtlager,
welches er für sie gewählt hatte, missfiel ihr. Ein runtergekommens und altes Haus.
Sie hatte gar Angst, die Decke fiele herunter, von derart vielen Rissen war sie gezeichnet.
Komm, laß uns gehen! Sagte er zu ihr und nahm sie an der Hand.
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zehn: Der Jahrestag





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Es war genau Heute, vor vielen Jahren.
Er war es leid den Gören das Leben aus ihren Körpern zu schneiden. Hatte das nie ein Ende?
Er konnte sie weder sehen noch riechen und er hatte sich nicht ausgesucht das es so ist.
Bewust gewählt, das hatte er nicht, sie alle auch nicht, vermutlich keine von ihnen.
Das Blumenmädchen stand nun da, rotbraun ihr Haar, das rot war fast schon gänzlich
ausgewaschen, ein schmaler Mund und zornige glänzende Augen.
Eine Karaffe mit Wasser hielt sie fest, Carestina war ihr Name und nun lies sie loß.
Ihre Atmung verstummte,noch ein Gedanke, richtung ihrer Tochter.
Er dachte schon an Morgen, er dachte jetzt an Heute.
Ja an Heute, an genau Heute, in so vielen Jahren.
Und eben war Gestern, Gestern eben. Die Zeit stotterte wieder.
Er stand vor seinem Hotelzimmer, sie kam die Treppe hoch und ging zu ihrem Zimmer.
Sie bérührten sich leicht, er roch an ihrem Haar. Sie war keine von ihnen.
Schnee war aus dem Fenster zu sehen, ruhig und weise. Ein Tanz in der Luft.
Ein Teppich am Grund.
Durch ihre Augen würde er gerne sehen. Was war es, was sie sah?
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Die Welt kippte zur Seite. Der Horizont lag jedoch immer noch da.
Noch immer war sie geteilt, in viele Ebenen, in viele Felder.
Tausende von Schachbrettern, vielleicht ja Millionen derer.
Zu viele für nur einen Lenker. Zu viele um den Zufall auzuschalten, fernzuhalten.
Bildeten sie eine Einheit? Sollte man sie vereinen?
Sein Odem umschloß sie ohnehin, in einem Nebel wie eine Haut.
Perlengleiche Schnüre hingen an ihren Enden herab, wie Senkel
die geschnürt werden wollten.
War es das Ende? War es so gut?
Wenn nicht dann geht es wohl weiter, trägt Hoffnung, schenkt Mut.
Incognito sah er hinüber, eine Brille vor den Augen, sein Haupt bedeckt
von einem Hut.
Er war auf der Suche, in Raum wie in Gedanken.
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Die Decke war natürlich nicht heruntergefallen. Nicollet ließ sich führen und sie machten sich
auf ihren Weg. Sie hatte gut geschlafen, was sie selbst verwunderte. Ob es wohl an ihm lag?
Sie hatte Hunger. Jetzt sogar noch mehr, weil sie daran dachte. Spiegeleier, von beiden Seiten
kräftig angebraten, das würde ihr jetzt schmecken und eine Tasse heißen Tee.
Sie hatte sich auch nicht frischmachen können, wo sie doch gefallen an ihm fand.
Nur für einen kurzen Moment, sagte sie sich.
Er griff fesster zu, wie der Sattel sein Pferd bei einem langen Ritt. Zuviel Zeit verlieren wollte er nicht.
Er lächelte und dachte an ihr, wie schon die ganze letze Nacht. Maria, Maria....Maria.
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elf: Der Baum des Lebens





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Ich bin nicht was du siehst, dennoch bin ich wer du siehst.
Er kämmte seinen Scheitel aus kaltem Feuer zurück.
Fast traurig wirkte er, als er das sagte, traurig darüber das sie ihn nicht mehr hören konnte.
Häufig wurde angenommen, er sei zwei, und sie ständen sich gegenüber, doch war er nur einer,
das eine wie das andere.
Eine seiner frühesten Erinnerungen ist jene, als er einen Stern spalltete, in zwei exakt
gleich große Hälften, dann schälte er ihn wie eine Mandarine.
Zu der Zeit war er noch jung, gar ein Welpe.
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Ein Trog gefüllt mit Blut, ein weiterer mit Köpfen. Wer war wer
und wer war ich?
Um mich herum zerfällt die Welt und es regnet farbig.
Da erwachte er aus diesem Traum und konnte sich auch schon nicht mehr an ihn erinnern,
auch nicht an den vergangenen Tag.
Maria stand vor ihm, sie war es, die ihn gerade aufgeweckt hatte. Wo ist Nicollete
und warum seit ihr Gestern nicht gekommen? Unsere Verabredung zu versäumen,
ich habe mir Sorgen gemacht!
Alucard fragte sich wovon sie sprach. Wer war diese Nicollete?
Wäre er nur ein wenig später geweckt worden, hätte er dann auch sich selbst vergessen?
Er versuchte sich zu erinnern, doch konnte es nicht.
War dies die Zeit der Unschuld?
Es war die Zeit zu reden, das spürte er, das spürte sie.
Nicollete suchen und finden, zu diesem schluß gelangten sie.
Zeit zu handeln, sie brachen gleich auf!
Immer dem Fluß entlang.
Flüße gab es kaum noch, noch weniger als Städte.
Flußaufwärts, nah am Ufer gingen sie los. Im Strom folgten ihnen Seekühe und ein wenig
weiter entfernt hangelten sich Gorillas an alten Metallgerippen und Lianen, die in einer
anderen Zeit einmalmal die Elektrizität trugen.
Eine ganze Woche, dann erst war eine Stadt in Sicht.
Teilweise überdacht? Davon hatten sie noch nie gehört.
Alucard hatte Hunger, so sehr als hätte er seit Monaten nicht gegessen. Er wollte Fleisch,
rotes Fleisch. Vielleicht gab es das dort.
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Wo bin ich, fragte sie sich.
Ein lautes Lachen durchdrang alles und es kam nicht von ihr.
Ihr Blick durchstreifte die Ferne und nichts war ihm im Weg, keine
Wand, keine Türe, nichts was nicht gewachsen war.
Überall blühende Büsche. Ihr war warm, eine angenehme Wärme durchflutete sie.
Ihr Haar, seidig und glänzend, so wie Nicollet es sich immer gewünscht hatte.
All diese Last, verschwunden!
Vor ihr stand ein riesiger Baum der alle Früchte trug, die sie je sah und noch
viele andere mehr!
In seiner Krone saß ein bunter Vogel und dachte ihren Namen.
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zwölf: Die Harmonie der Asymmetrie





zwölf:
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Sie fragten in der Stadt herum, doch wenn sich die Leute nicht irrten,
waren sie die einzigen beiden Fremden, die seit vielen Tagen angekommen waren.
War der weite Weg umsonst, all die Mühe für die Katz'?
Es war an der Zeit zur Ruhe zu kommen, für den Moment,
zu Rasten, den Tag gehen lassen.
Gegenüber, nur sie beide, er trank aus ihren Augen, er betrank sich in ihnen,
bis er den Schwindel kaum ertragen konnte.
In ihnen sah er ein einen glücklicheren Ort, einen besseren Tag.
Ihre Augen stehen ein wenig enger beieinander, als bei den meisten Menschen. Sein Blick wanderte von der einen
Wange, über die Nase, zur Anderen. Er folgte den Sommersprossen.
Von den Oberarmen, über die Schultern, zum Dekoltee.
Jede einzelne Sprosse wollte er küssen, er hatte einmal gehört, man dürfe sich für jede
etwas wünschen, doch es waren einfach zu viele.
Maria quiekte ganz leise, das hörte sich ein bisschen wie ein Ferkelchen an.
Eng umschlungen lagen sie da, sie war bereits eingeschlafen. Auch er war müde, doch
wollte er noch nicht schlafen. Wenn doch die Zeit stillstehen könnte und er sie für immer
so im arm halten könnte, jetzt und immer zu.
Der Gedanke gefiel ihm und machte seine Lider schwer, schubste ihn in seinen Traum.
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Anderswo schwang der Dirigent seine Peitsche.
Leise fügten sich einzelne Töne aneinander, wie kleine dribbelnde Füße. Ganz
viele davon. Auf einem Weg, einer Melödie, einer Partitur, schlängelt sich der Pfad.
Immer dominanter in ihrer Mächtigkeit, ohne dabei heißer zu werden.
Farben, Formen, Klänge, alles war verbunden in tiefer Harmonie.
Da erkannte sie, er war einer!
Sind sie dann alle?
Ja das sind wir!
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Augen gemalt auf die Stirn, nie schlafend.
So groß, und sie wirkten eine Zauber auf ihn, dem er nicht gewachsen war.
So hatte er sie kennen gelernt, die feiste Frau, die ihn nun um einen gefallen bat.
Sein Herz, am Stück, in den Flächen ihrer Hände.
Nur ein kurzer Augenblick, dann war er in der Wirklichkeit zurück.
Alles nur geträumt, oder sah er was da noch zu sehen sein wird?
Die Zeit warf schon wieder Falten und betteten ihn darin,
sorgsam umschlungen in einem seidigen Gewand,
angegossen und nie lose in sich selbst unterwegs.
Ein Leid, das noch mehr brachte und niemals seßhaft hier wohnen
wollte. Es wollte ziehen, auch zu ihm.
Er schnappte nach Luft, seine Augen blickten in die aufgehende Sonne.
Maria lag noch neben ihm und er fühlte zart ihren weichen Atem.
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dreizehn: Der Anker der Zeit





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Es schlug dreizehn, dreizehn mal, oder hatte sie sich verzählt?
Die Turmuhr lag im Nebel und die Sicht auf das Ziffernblatt blieb ihr verwehrt.
Das alles glich einer nicht enden wollenden Wolke aus Staub und sie wollte
fallen, zur Seite, nach Unten, überall hin.
Schwester Rowena führte die Harke über das Beet, so tat sie es schon
den ganzen Sommer lang.
Sie musste es ändern, so zu denken, sich selbst. Ein Schritt nach vorne, einer zurück.
So erlebte sie sich selbst. Ein Blinzeln hätte bestimmt schon genügt, doch
sie sah gegen die Sonne. Ihre Zukunft brach sich vor ihr im Licht und sie griff danach.
Wie ein eisiges Seil fühlte es sich an und schnitt tief in ihre Hände, doch sie griff
nur noch fester zu, loslassen war gegen ihre Natur.
Nach dort zu schauen, zu gehen, war sie nun gewillt, ging los
und blieb nie wieder stehen.
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Wieder saß der bunte Vogel in der Krone seines Baums. Dieses mal träumte
er ihren Namen. Weshalb er ihn bisher nur gedacht hatte?
Weil sie nicht bereit war zu jener Zeit.
Er sah in ihr Herz hinein, dort erblickte er ihren sehnlichstden Wunsch,
den Wunsch niemals gewesen zu sein, weder bewusst noch anders.
Er umflügelte sie zart und mit der Spitze seines Schnabels pflanzte er
einen Sämling in ihr Herz. Er pochte sogleich synchron mit ihr in
einem wohlen hungrigen Glühen.
Die Transparenz wich klaren Farben und Konturen. Sie erblickte ihre Hand,
sah dabei zu, wie sie Gestalt an nahm, ballte sie zur Faust. Es war vollbracht,
Hoffnung keimte in ihm auf. Heute, Gestern, Morgen, alles gleich? Nein!
Er ließ seine Flügel schlagen, schwang sich empor, er versuchte es nicht,
er tat es einfach und erkannte nun, nicht sie war es, die nicht bereit war,
zu jener Zeit, vielmehr war es er!
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Er fuhr sanft durch ihr Haar, naschte von ihrem warmen Atem.
Sie war noch immer nicht erwacht und er war dankbar und erfreute sich daran,
ihr so nah sein zu können.
Er hatte das nicht oft und schätzte es daher umso mehr.
In Gedanken malte er ihr Gesicht, ihre Wangen, ihre Augen, die Lippen und
auch ihr Haar.
*Hatschiiiii...*
Sie nieste ihn mitten in sein neugierig verklärt dreinsehendes Gesicht.
Da musste er lauthals lachen und sie war alsgleich erwacht.
Was ist denn los, Alucard? Fragte Maria ihn. Er lächelte nur und
stupste ihre Nase.
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vierzehn: Die gefütterten Stiefel




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Sie stand da, in einer Wüste aus Salz. Ihr Atem kräuselte sich, sie
wusste nicht
wann sie zuletzt etwas getrunken hatte, doch hatte sie keinen Durst. Die
rote Sonne verzehrte sie nicht und es waren nur noch ein paar Schritte bis
zum Tor. Nicollet legte ihre Hand auf den Knauf und es öffnete sich
mühelos. Ein Sog, noch drei Schritte und sie war hindurch.
Ein Dickicht, alles grün, und Laute die sie nie gehört hatte. Aus dem
Halbdunkel sah ihr ein sechsäugiges Äffchen in die Augen.
Ganz entspannt, erwartungsvoll interessiert. All jenes erschien ihr gar
nicht seltsam.
So, ja genau so musste es sein.
Alles roch nach Aufbruch und stimmte sie ein, auf was sie noch
erwarten sollte. Sie erreichte einen Fluß, an seinen Ufern tränkten sich
zweiköpfige Rinder an der einen Flanke, nackte Affen auf der anderen.
Genau vor ihr war jedoch eine schmale Brücke, kaum breiter wie ein
Seil. Wie eine Tänzerin Schritt sie auf ihr zur anderen Seite.
Furcht, Wut, Haß, all das war weg.
Einem weiteren Tor sah sie sich nun gegenüber.
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Sie ließ den Flügel los und er sprang zurück in sein Schloss.
Das Tor hinter sich, alles offen in eine neue Freiheit, eine neue
Gefangenschaft, so verharrte sie kurz.
Hinter ihr war alles totenstill, kein Mensch zu hören. Ob es den
anderen Nonnen überhaupt auffiel, das sie gegangen war?
Das fragte sich Rowena nun. Ob sie ihre Kutte weiterhin tragen sollte
aber nicht. Das stand außer Frage, die würde sie nicht ablegen.
Sie holte einen Apfel aus ihrer Tasche hervor und biss hinein.
Ihre Gedanken wanderten lose umher. Rote Unterwäsche die möchte
ich gerne tragen, dachte sie. Nur ein kleiner Wunsch von ihr.
Ihrer Demut sprach das nicht entgegen.
Ja, das werde ich tun. Ein lächeln lag auf ihren Lippen und
ihre alte Schönheit war wieder zurück. Jugendliche Schönheit
hatte sich gewandelt, zeitlos war sie nun bei ihr. Ein Juwel
funkelnd in neuem Glanz.
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Er dachte lieber an seine Stiefel, gefüttert mit Waschbärenfell, genau wie seine Mütze.
Die ersten wirklich kalten Tage dieses Winters waren da.
Er hatte seit mehr als sechs Monaten nicht mehr gemalt. Zur selben Zeit
vermisste Eward dies, wie ihm der Gedanke auch Abscheu überkommen ließ.
Er musste malen, er wollte es, er hasste es!
Er hasste alles was ihm ein Zwang war. Der Drang zu essen, zu schlafen, die Fleischeslust,
einfach alles. So wie er auch all dies liebte, genau dafür lebte.
Der Waschbär, der hatte Glück, wärmte ihm seinen Kopf, wie seine Kameraden
seine Füße. Für alle Beteiligten war das wohl das Beste so, ein fairer Tausch.
Unter jedem Schritt knarzte der frische Schnee.
Wo war sie nur? Werde ich sie wiedersehen?
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fünfzehn: Der endgültige Anfang




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Warm war es hier und regnerisch. In diesem Teil der Stadt war man noch unter freiem Himmel. Sie hatte jedoch ihren Schirm dabei. Ein gerader Griff, ganz aus Holz, der Schirm mit einem zarten Blumenmuster überdeckt. Er glaubte schon
asiatische Musik zu hören, bei seinem Anblick, doch hatte Maria ihn selbst gemacht,
nach ihrer Erinnerung geformt. Ihre Mutter hatte solch einen Schirm, geerbt von deren Mutter.
Estellise hieß sie und auch sie war handwerklich sehr geschickt.
Er verschwendete keinen weiteren Gedanken an dem Schirm, er dachte lieber an sie.
Ihr ging es es da ähnlich, so dachte sie an seinem Charme, dem sie wieder erlegen war.
Der Duft frisch gebratener Melone stieg beiden in die Nase. Auf offenem Feuer nur mit
Zucker bestäubt, so wurde sie dort perfekt gemacht. Zusammen ein kleiner Happen, die
Köpfe trocken unter ihrem Schirm, dies schien ein guter Tag zu werden!
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Süß wie eine Frucht. Eben noch durchschritt sie ein weiteres Tor,
wie das Portal in eine andere Welt kam ihr das vor, auch diesesmal.
Noch immer hielt sie ihren Atem an, so lange schon. Irgendwann war jedoch der
Drang zu groß. Tief einatmen, das wollte sie und ihre Lungen füllten sich mit Wasser.
Als würde es sieden, brannte es ihr die Kehle hinunter.
Doch nur kurz, dann überkam sie ein schwarzer Traum. Rot gedimmt das
Licht und eine warme Umarmung. Als diese sie wieder entließ, war sie zum zweiten mal
das Glied in dieser einen Kette.
Nicht nur frei, wahrlich ausgespuckt wurde sie aus dem Spalt der Erde.
Scharfe kannten, hart wie Basalt. Gerade noch feurig Rot wandte sich ihre
Färbung immer mehr dem Schwarz zu. Dunkel und verschlossen. Nun.
Vor ihr brannte wohlig warm ein Lagerfeuer. Männer mit Fell überzogen
schwangen kreischend ihre Keulen und blickten gierig auf ihren kahlen unbedeckten
Leib. Schneeweiß ihre Haut und nur die langen roten Haare verhüllten fließend sie
ganz leicht.
Was sie nicht verstand, nicht einmal ahnte, sie war das allererste Glied der Kette.
Ihre eigene Ahnin, aller Uhrmutter, aus ihr geht es hervor.
Doch was konnte das bewirken, was wird nun geschehen?
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Ein Besen der so feurig kehrte, bringt der auch den Geruch des Windes?
Weit weg war er erwacht. War dies der erste Tag? Beunruhigt war er nicht. Ob Heute oder Morgen, für ihn war es kurzweilig und auch interessant. Er blickte erwartungsvoll hinein
und ließ ermüdet ihn bald fallen.
Er fiel, zerbrach und ging vor ihm zu Boden. Wie hunderte von Dolchen, so gleichmäßig, und in jedem
konnte er sich sehen. Viele Spiegel, die doch nur einer waren.
Da war sie wieder, diese Leere in ihm. Ein gewaltiges Loch, ein Abgrund ohne Boden. Planeten hatte er
schon hineingeworfen und unzählige Leben. Doch scheinbar nichts konnte sie länger als einen Augenblick
füllen, dann kam sie gleich zurück und ihr Hunger war erneut tausendfach erwacht.
Er kniete sich auf der Sonne nieder, in seiner linken Hand die Erde ruhend, seine rechte Richtung Morgen
zeigend und ein Schleier bedeckte sanft seine Augen, ließ ihn nun zur Ruhe kommen.
So tat ihm das wohl und er dämmerte friedlich dahin.
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sechzehn: Die Kuh Rosalie




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Welche wohl die Schönste von ihnen gewesen sein mag?
Entscheiden mochte er das nicht, noch nicht einmal eingrenzen konnte
er es.
Der Vogel kramte in seinem Herzen, auf der Suche nach all ihren Namen.
Blumig waren diese und von Anmut erfüllt. Mit seinem Schnabel
stickte er sie alle geschickt in ein seidig glänzendes Band,
ohne auch nur einen einzigen zu vergessen und es waren derer viele.
Ein Geschenk für meinen vergesslichen Boten, sagte er sich.
Dieser wusste natürlich nichts davon, wenngleich er es gar nicht vergessen
hatte, hierfür fehlte ihm schlicht und einfach noch die Gelegenheit.
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Sie schnitt ihm gerade die Haare. Sie konnte es gar nicht verstehen,
weshalb es sich nicht ziemte, das die Haare eines Mannes von einer Frau
geschnitten wurden. Großvater kümmerte dies aber nicht, er liebte es,
wenn Eusebia seine Mähne stutzte.
"Jetzt kann man wieder deinen Kopf sehen!", sagte sie im Scherz.
Da musste er grinsen und erwiderte: "Die Ohren sind auch noch beide
dran!", und steckte sich seine Pfeife an.
Ganz früh am Morgen hatte sie schon die Kühe gemolken.
Jetzt hatte sie also Zeit sich heimlich mit ihrem Liebsten zu treffen.
Er war Gewichtheber und zog mit einer Gruppe Gauklern umher.
Ganz in der Nähe von Großvaters Hof hatten die ihr Winterlager
bezogen.
Der Frühling brach schon an und sie fürchtete sich bereits jetzt
vor dem Tag an dem sie weiterzogen.
Möchte er das ich mit ihm gehe? Noch hat er mich nicht gefragt.
Aber was würde dann aus Großvater?
So viele Fragen und keine einzige konnte sie sich beantworten.
Darüber will ich jetzt nicht nachdenken, sagte sie sich, das kann
ich auch noch Morgen.
Sie hatte nur noch Gedanken für ihren Schatz, wohl
unwiderstehlich für sie, machte ihn sein gezwirbelter Oberlippenbart.
Sie kletterte auf ihre Lieblings Kuh Rosalie und ritt los.
Ihr Liebster wartete bereits ungeduldig an ihrem verborgenen
Treffpunkt.
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Hoch oben in den Sternen wuchs indes die Neugierde und auch
die Ungeduld. Das bunte Treiben zog mehr aufmerksamkeit auf sich,
als man erwarten konnte.
Aber dennoch tanzten die Sterne fröhlich im Kreise, immerzu.
Einen langsamen Walzer, zusammen im Takt, entspannend,
besinnlich, ein zärtlicher Akt.
Die Planeten wie Pferdchen, die Monde wie deren festlich
gekleideten Reiterinnen.
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siebzehn: Die Bluteiche




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In der Ferne, konnte man sehen wie eine große Burg errichtet wurde. Auf
festem Grund setzten sie einen roten Sandsteinquader auf den Nächsten.
Hier war es dagegen regungslos.
Auf der Mauer des Sanktuariums kauerten Raben in ihren blauschwarzen Kitteln.
Das Tor war aus geschmiedetem Eisen. Wie Blätter, gewoben und verflochten.
Zahllose waren hier, die lange zeit vorher ihr vorzeitiges ende fanden.
Viele waren schon vor ihr gescheitert, noch viele werden nach
ihr scheitern.
Er war schon lange gegangen, hatte sie keines Blickes mehr
gewürdigt und sie ging über in den Boden, auf dem sie
niederlag.
Genau an dieser Stelle wuchs nun eine Eiche, aus der
Eichel die Artina in ihrer Weste immer bei sich trug.
Ihr Talisman begrub sie nun, gab ihren Überresten
Halt, umschlang ihre Gebeine mit seinen Wurzeln.
Im frühen Sommer schon, färbten blutrot sich seine
Blätter, jedes Jahr, um ihrer zu gedenken.
Niemand wollte ihn fällen.
Niemand mochte in seinem Schatten verweilen.
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Arm in Arm, ähnlich fest umschlungen, lagen sie da und sahen den Sternen am Himmel zu.
Die Stadt wieder hinter sich gelassen, noch kein Ziel vor Augen.
Ungleich lieber würde er sie jetzt küssen, als sich Gedanken um ihren Weg zu machen.
War das überhaupt nötig, ergab das Sinn? Machte es einen Unterschied?
Sie waren doch so glücklich, sein sehnlichstder Wunsch war nun real und
gerade jetzt huschten seine Gedanken wie Heuschrecken durch seinen Kopf.
Wer sollte diese Welt noch verstehen, wo doch kein Verstand in deren Köpfen wohnte?
Dort am Firmament, was war es was man sah?
Es kam ihm vor als würden seine Blicke erwidert und sahen auch in ihn.
Er drehte seinen Kopf zu Maria und seine Hand strich ihren Körper hinauf.
Sanft faste er ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich. Er vertrieb die rastlosen Gedanken und ihre Lippen berührten sich.
Fordernd erwiderte sie seine Begierigkeit und schmiegte sich um ihn.
Die Sterne sahen ihnen bereitwillig zu und würden ihnen mit ihrem Licht
noch bald genug ihren Weg weisen.
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Lange Schwarze Haare, volle Lippen und tiefe Augen wie ein Smaragd.
Sie stieg aus dem Fluß und war wunderschön, genau wie ihr Name.
Ein Glitzern umhüllte sie im Schein der Sonne, umspielte Lisa-Sophie
in einem wundersamen Tanz aus Lichtern.
Könnte er sie so jetzt erblicken,
feurig wäre wohl sein Blick, so scharf wie der Dolch eines Diebes.
Er ist doch ein Mann, sie sind das Alle. Alle wie
einer, jeder so einerlei. Hätte er dann immer noch nur Augen für die Eine?
Dieser Gedanke machte sie rasend vor Eifersucht. Warum zog er sie nur
mir vor? Sie ist Dreck und Dreck soll sie auch wieder sein!
Sie zog sich ihre Kleider an mit starrem Blick, fest entschlossen.
So war es das beste für alle, so war es ihr bestimmt.
Sie hatte ihn verdient.
Der Herzog sollte mir gehören, nur mir, sagte sie sich.
Die Sonne ging nun langsam unter. Mit Geduld wartete sie im Dickicht
und da war sie auch schon zu sehen. Ihr Schmerz, ihr Weg ins Glück.
Sie sah nicht nach vorne und sowieso nicht zurück. Es war ganz Leicht,
es war ganz Schwer. An ihrer Seite Lag ein Fels.
Geführt von meiner Hand, soll er ihr Schicksal sein!
Zerschmettern muß ich sie, es ist doch ganz leicht.
Über dem Kopf, den Stein in der Hand, die Beine im Schritt wie von selbst.
Kein Laut zu Hören, die Bewegung wie zum stillstand gekommen.
Die Novizin hatte keine Furcht in den Augen, noch nicht einmal
erschrocken schien sie zu sein.
Nicht wissend was geschah, noch was sie tat, geschah es
in diesem Moment. Die Sonne tiefrot im Rücken ein warmes
pulsieren in ihrer ausgestreckten Hand.
Wie neu geboren Stand Rowena da, geboren im Blut,
und vor ihr sank ein Leib sanft zu Boden.
Eine Träne, die letzte ihrer Art, floß tranig ihre Wange abwärts.
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achtzehn:


in arbeit....

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.12.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Petruschka und all jene, die meinen diffusen Gedanken eine Heimat in sich geben möchten.

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