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500 Worte

 

 

Gedanken über ein Jahr „Mini Stories“

 

 

 

 

Jetzt ist es schon ein Jahr her, seitdem die Gruppe "Mini Stories" von Brit gegründet wurde.

Ich kann mich noch gut an meine erste Geschichte, die ich innerhalb dieser Gruppe schrieb und der ich den Titel „8:16 Uhr“ gab, erinnern und welche Schwierigkeiten mir das Schreiben verursachte.

500 Worte, das sind nicht besonders viele. Ja, das sind sogar verdammt wenige. Viel zu wenig, um mit ihnen irgendetwas Sinnvolles zu verfassen. Es sind so wenige, dass mich die Schwierigkeiten, die ich damit hatte, auf die Idee brachten, einen Blogartikel darüber zu verfassen. Aber selbst dieser hatte deutlich mehr als tausend Worte.

Nein, 500 Worte reichen bei Weitem nicht aus, um mit ihnen irgendetwas Gescheites zu Papier zu bringen.

Trotzdem, wundersamerweise ist es doch gelungen. Nicht nur mir, sondern auch all den anderen, die Teil dieser Gruppe sind und versuchen, sich alle zwei Wochen dieser Herausforderung zu stellen. Tatsächlich sind dabei Werke entstanden, die zum Nachdenken anregen, die lustig, spannend, amüsant und kurzweilig sind. Geschichten und Erzählungen, die trotz ihrer Kürze, fast alle Sparten der modernen Literatur umreißen und denen oft, vielleicht gerade wegen ihrer Kürze, ein gewisser Charme und ein Eigenleben innewohnt.

 

Damals, in meinem Blogartikel habe ich das Ganze als Übung bezeichnet. Eine Übung, um gezwungen zu sein, sich auf das Wesentliche zu beschränken.

Heute sehe ich das etwas anders, denn viele der im vergangenen Jahr entstandenen Erzählungen, sind viel mehr als eine Übung und dass sie überhaupt entstehen konnten, haben sie wohl nur dieser Gruppe zu verdanken. Die Geschichten nur als Training für die eigenen Fähigkeiten zu bezeichnen, würde ihnen und ihren Erschaffern nicht gerecht werden, denn viele dieser kleinen Erzählungen sind manchmal so lebendig, wie es kaum ein ganzer Roman sein kann.

 

Damals habe ich mich auch gefragt, ob das Schreiben dieser kurzen Erzählungen, auf Dauer wohl meine Art des Schreibens verändern wird.

Ich bin mir nicht sicher, denn tatsächlich fällt es mir heute etwas leichter, mich auf nur 500 Worte beschränken zu müssen. Dann aber denke ich an meine Erzählung "Der Abendkurs", die ich erst vor kurzer Zeit schrieb und die von ein paar Lesern und Leserinnen verrissen wurde, weil sie ihnen zu lang und Detailverliebt erschien.

Gekürzt habe ich sie trotzdem nicht. Nicht weil ich vielleicht unbelehrbar wäre, sondern weil gerade die Passagen, von denen ich denke, dass sie nicht ankamen, viel über mich selbst erzählen. Und ich nicht schreibe, damit die Leser und Leserinnen wissen, wer ich bin, sondern weil ich mir wünsche, wer auch immer einmal meine Geschichten lesen wird, weiß, oder zumindest ahnt, wer ich war.

 

500 Worte, das ist gewiss nicht viel. Das ist sogar verdammt wenig. 500 Worte, das ist immer wieder eine Herausforderung, der wir uns stellen, weil wir alle schon längst verstanden haben, dass auch mit einer kleinen Anzahl an Worten manchmal große Geschichten entstehen können.

Impressum

Texte: Ralf von der Brelie
Cover: Ralf von der Brelie
Tag der Veröffentlichung: 24.04.2022

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