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Am Ende des Regenbogens

 

 

 

 

 

Schon als Kind wurde mir erzählt, der Regenbogen wäre das Zeichen Gottes für den ewigen Frieden. Aber ich musste nicht erst alt werden, um zu erkennen, der Regenbogen zieht seine Bahn auch über die Schlachtfelder dieser Welt und er scheint die zu verhöhnen, die unter seinen Farben an Hunger sterben.

Dabei ist es so einfach, denn der Regenbogen ist nichts weiter als das Spiel zwischen Licht und Wassermolekülen und wenn wir das erst einmal wissen, so begreifen wir auch, dass der Regenbogen niemanden verhöhnt. Das ihm die Menschen völlig egal sind und mit dem Verstehen seiner physikalischen Eigenschaften, verlor der Regenbogen auch einen Teil seines Zaubers.

 

Als Thomas Müntzer als erster bekannter Mensch 1525 die Regenbogenfahne hisste, um unter ihr alle Bauern zu vereinen, und für deren Freiheit zu kämpfen, kostete ihm dieses buchstäblich den Kopf.

250 Jahre später stand diese Fahne wieder für den Aufstand der Unterdrückten gegen die Mächtigen. In Peru sollte sie 1780 die Inkas vereinen, auch wenn dieses nicht eindeutig belegt ist. Trotzdem wurde die Regenbogenfahne das offizielle Symbol der Stadt Cusco.

 

1961 wurde er das Symbol für die italienische Friedensbewegung. Judy Garland besang ihn und ihr Lied "Over the Rainbow" bezog sich, so wie schon bei Thomas Müntzer auf die Bibel und das erste Buch Mose:

"Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen und bei euch hinfort ewiglich, meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken. Er soll Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde."

Judy Garland hatte zahlreiche Fans in der Homosexuellenszene und vielleicht kam es daher, dass im Jahr 1978 Gilbert Baker, ein US-amerikanischer Künstler und Aktivist, diese Fahne neu entwarf und sie ab diesem Zeitpunkt das Symbol für die Schwulen und Lesbenbewegung wurde.

 

Der Regenbogen, er verzaubert uns auch heute noch. Daran kann und wird auch keine wissenschaftliche Erklärung etwas ändern.

Aber auch wenn der Regenbogen und seine Farben über all die Jahrhunderte seine Bedeutung änderte und wenn auch die Wissenschaft schon längst über seine Entstehung aufklärte, so verlor er nie sein in ihm innewohnendes Wunder und spannt er sich einmal über uns, so bestaunen wir auch heute noch seine Schönheit und trauern um seine Vergänglichkeit.

Wohl die meisten von uns wissen um die Legende, dass am Ende des Regenbogens ein Topf voller Gold auf uns wartet.

Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus, denn dort, am Ende des Regenbogens steht ein kleines Cafe. Kleine weiße Tischchen stehen vor ihm auf der Straße und zierlich wirkende Stühle laden zum Verweilen ein. Fröhlich bunte Sonnenschirme schützen die Besucher vor den Strahlen der Sonne und Schmetterlinge umkreisen die vielen bunten Blumen, die in bauchigen Tontöpfen dieses einfache aber einladende Arrangement einfassen und es wie eine ganz kleine eigene Welt wirken lassen.

Fröhliche Kellner schlängeln sich geschickt zwischen den Tischen hindurch und nimmst du dir ein wenig Zeit, dich selbst unter die Gäste zu mischen, so erscheint auch flugs einer dieser Kellner. Und ohne dass du erst eine Bestellung aufgeben musst, stellt dieser dir einen großen Becher Vanilleeis mit heißen Himbeeren vor dich hin, wünscht noch einen guten Appetit und eilt auch schon davon. Denn dort, am Ende des Regenbogens wartet kein Goldschatz auf dich. Am Ende des Regenbogens gibt es einen viel größeren Schatz: dieses kleine Cafe, mit seinem zierlich wirkendem Mobiliar, ein großer Eisbecher mit heißen Himbeeren und ein fröhliches Lächeln.

Impressum

Texte: Ralf von der Brelie
Cover: Ralf von der Brelie
Tag der Veröffentlichung: 09.04.2022

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