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Küss mich Dummkopf !

 

 

 

 

 

 

Seit fast einem Jahr sehen wir uns an jedem Morgen in diesem Bus. Das erste Mal hast du direkt vor mir gesessen. Es hatte geregnet. Dein Haar war nass und ich konnte einfach den Blick nicht abwenden von deinem Nacken, wo sich einzelne Regentropfen in deinem Haaransatz verfangen hatten. Wie Perlen glitzerten diese und ich, ich empfand eine Zärtlichkeit, die ich nur schwer beschreiben kann. Denn du wirktest dadurch so verletzlich und ich hätte dir gerne diese kleinen Perlen weggeküsst.

Danach sahen wir uns fast an jedem Tag und ich fragte mich, was du wohl tust und wohin du unterwegs bist. Manchmal, wenn du an einem Morgen nicht da warst, habe ich angst bekommen. Ich hatte Furcht, du könntest krank geworden sein und wünschte, bei dir sein zu dürfen. Oder ich befürchtete, du wärest vielleicht fortgezogen und ich würde dich niemals wiedersehen.

Ich kann dir nicht beschreiben, wie glücklich ich mich fühlte, wenn du am darauffolgendem Tag wieder in den Bus stiegst.

Oft sah ich dich nur kurz. Nur einen winzigen Moment lang, indem du an mir vorbeigingst, und manchmal hast Du mich dabei ganz sacht berührt. Einige male aber saßen wir uns fast gegenüber und wenn mein Blick dich traf, hast du gelächelt. Wenn Du dann ausstiegst, habe ich dir lange nachgeschaut. Wenn die Scheiben beschlagen waren, wie durch einen Nebel, der mir wie meine lebendig gewordene Sehnsucht vorkam, weil ich dir nicht so nahe kommen konnte, wie ich es gerne gewesen wäre.

Ich kenne all deine Bewegungen, kenne dein Gesicht und deine Mimik und selbst diese dünne blaue Mappe, die du an jedem Morgen bei dir trägst, kenne ich so gut, als wäre es meine eigene.

Ich weiß nicht, wann es geschah. Vielleicht war es schon damals, als ich das erste Mal deinen regenfeuchten Nacken betrachtete, dass ich mich in dich verliebte. Ich kann dir noch nicht einmal sagen, wann ich es mir selbst einzustehen getraute, dass all meine Träume nur noch um dich kreisen.

 

Ich Liebe dich!

Dir diese Worte zu schreiben kostete mich so viel Mut. Du kannst nicht einmal erahnen wie viel.

Ich Liebe dich!

Ich möchte diese wenigen Worte herausschreien. Ich wünschte, sie dir flüsternd in dein Ohr zu hauchen, und nichts wünsche ich mir mehr, als das sie dein Herz berühren.

Vielleicht, jetzt wo du diese Worte liest, denkst du an mich und ich erhoffe mir nichts sehnlicher, als dein lächeln. Doch vielleicht rümpfst du auch nur deine Nase über diesen komischen Menschen, der dir das alles nicht selbst sagen kann, weil er zu feige scheint, und vielleicht selbst zweifel an seinen Worten hegt.

Doch so gerne würde ich dir all das selbst gestehen und dabei in dein Gesicht schauen. So vieles hätte ich dir zu erzählen, über meine Träume, meine Empfindungen und meine Sehnsucht danach, dich berühren zu dürfen.

So viel und doch, niemals wird auch nur ein einziges Wort über meine Lippen gelangen, denn ich war niemals fähig zu sprechen.

Bitte verstehe!

Bitte, fühle wie ich!

Bitte, lass mich nur ein einziges mal über dein Haar streicheln!

Bitte, dich nur ein einziges mal Küssen!

Impressum

Texte: Ralf von der Brelie
Cover: Ralf von der Brelie
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2021

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