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Land des Vergessens



Unter mir eine Schneelandschaft aus Wolken. Wie frisch mit dem Mixer gerührt, so locker und leicht. Fast bekomme ich Appetit auf eine Mousse, auf jeden Fall aber auf eine Zigarette. Durchs Fenster lacht mich eine grelle Afrikasonne an. Irgendwie ist das Licht viel kräftiger, als in Europa. Noch zirka eine Stunde Flug, dann sind wir da. Mal sehen, was mich erwartet. Aus Spaß versuche ich aus den Eiskristallen am Fenster deinen Namen zu bilden. Langsam erscheint dein Gesicht. Scheißliebe! Verdammt nochmal ich will dich vergessen! Und nun hast du dich doch wieder in mein Gedankengepäck geschlichen.


Endlich Ankunft in Marrakesch. Auch hier, genau wie in Europa, Kontrollen über Kontrollen. Danach geht es très vite mit einem Taxi zur Unterkunft.

Nach einer erholsamen Nacht kitzeln mich die Sonnenstrahlen. Beim Einkauf habe ich endlich Gelegenheit die Stadt bei Lichte zu betrachten. Eine Mixtur zwischen modern und afrikanisch. Sehr viel Verkehr, größtenteils Motocycletts und  alte Fahrräder. Die Strasse ohne Zwischenfall zu überqueren ist fast ein Wunder. Ampeln gibt es hier nur für die Autofahrer, für uns Fußgänger rien. Also schlängeln wir uns schnell an den Fahrzeugen vorbei. Hier ist der moderne Teil der Stadt. Überall sehe ich die gleichen Gucci-Chanel-Blabla- Shops, Europa lässt grüßen. Die Jungen tragen Markenklamotten, wie in London, Paris oder Moskau. Hören die gleiche Musik. Irgendwie unheimlich diese Gleichschaltung. Ob auch die Gedanken die selben sind? Warscheinlich.

Langsam beginne ich am Sinn dieser Reise zu zweifeln. Warscheinlich wäre es klüger gewesen, den Kummer mit einer guten Flasche Rotwein zu ersäufen. Und billiger alle mal.

Am Nachmittag begebe ich mich zum Grande Place. Es ist der Anfang von Medina, dem arabischen Stadtteil Marrakechs. Alle Häuser hier haben den gleichen rötlich-sandfarbenen Anstrich. Es ist die Farbe der Wüste. Rechts und links von mir Apfelsinenbäumchen, ungenießbare Bitterorangen. Aus deren Blättern wird das kostbare Parfümöl Neruli gewonnen.Die süßen Früchte besitzen nicht diesen wunderbaren Orangengeruch
Vorsichtig zerreibe ich das Grün zwischen den Fingern. Der Duft ist überwältigend und begleitet mich bis zum Grande Place. Pferdekutschen, vollgestopft mit gaffenden Touristen, rollen an mir vorbei. Alle wollen zum Herzen Medinas. Zeitgleich beginnen die Muezzine zum Gebet zu plärren. Anders kann ich das „balla, balla, balla, balla“ nicht beschreiben. Quadrophonie, aber ohrenbetäubend!


Rotgekleidete Wasserträger, die an Zauberer erinnern, kommen mir entgegen. Eine Kulisse, wie im Märchen. Auf den Bänken hocken hier jeden Abend die Märchenerzähler und geben ihre Geschichten und Schnurren einer andächtig lauschenden Zuhörerschar preis, illustriert mit Liederwolken. Eine Woge arabischer Töne übergießt mich. Mein Blut summt die Melodie, ich fühle mich leicht und frei, wie lange nicht mehr. Betrunken vom Leben. Wie im Rausch betrete ich das Land des Vergessens, zu dem du keinen Zutritt hast!

Impressum

Texte: Robustus
Cover: Bookrix
Tag der Veröffentlichung: 22.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
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