Wenn Phantasie ein Geschöpf der Lüge ist, dann bin ich eine begnadete Lügnerin. Oft sind meine Geschichten, wie warme Honigduschen, aber manchmal auch schallende Backpfeifen. Einer meiner Liebhaber, ein elender Don Juan und Narziss, ermunterte mich fast jeden Abend zum Erzählen.
"Meine Semiramis von Tausend und einer Nacht, deine Geschichten sind besser, als jeder Schlaftrunk. Lass das Bächlein deiner Gedanken fließen."
"Oh, mein lieber Don Juan, ich träumte von deiner Beerdigung. Viele Liebchen, von der geilen Dirne bis zur stolzen Amazone gaben dir das letzte Geleit, alle in schwarzer Trauerkleidung und bitterlich weinend."
Der Casanova lauschte aufmerksam, aber auch sichtlich erfreut meinen Worten."Wie schön, das hätte ich gerne gesehen. Aber, warst auch du betrübt?" "Nein, mein Liebster. Da habe ich ein Freudenfest gefeiert!" "Sag mal, wie haben denn so viele Weiber in der Kirche Platz gefunden? Ein Guter war ich ja nun wirklich nicht." "Mir wurde erzählt, der Pfarrer hat ein großes Zelt aufstellen lassen. Damit auch jede dir die letzte Ehre erweisen und würdig Abschied nehmen konnte."
"Das muss ja eine richtige Prozession von lieben Weibchen gewesen sein hinter meinem Sarg!" "Oh, das war es! Hunderte traurige Frauen und ein Meer von Taschentüchern folgten dir zum Friedhof." "Ach, diese liebenswerten Miststückchen!" Der alte Gauner wischte sich Tränen der Rührung vom Gesicht.
"Aber richtig interessant wurde es erst an deiner letzten Ruhestätte. Als nämlich dein Grab zugeschüttet wurde, versammelten sich alle deine Lieblingsfrauen im Kreise. Eine jede bewaffnet mit einem Messer. Und stell dir vor, auf einmal schoss dein ehemals bestes Körperteil durchs Erdreich, vergleichbar einem Champignon. In voller Pracht aufgerichtet, wie in alten Zeiten!"
"Und?", fragte er angstvoll. "Was und? Pilze werden geerntet! Voller Freude stürzten sich alle auf den Kleinen. Jede wollte deinen letzten Gruß erhaschen. Das erbitterte Kampfgetümmel gewann Greta, eine deiner letzten Geliebten. Mit einem Schnitt hat sie ihn abgesäbelt." "Mon Dieu, ausgerechnet Greta, die Gärtnerin"
"Ja. Die Dame mit dem grünen Daumen pflanzte das gute Stück sofort in einen schönen Blumentopf. Hat ihn sogar ins Fenster gestellt."
"Sicherlich eine prächtige Pflanze!" (Don Juan schaut erwartungsvoll)
"Leider nicht! Nach dem ersten Wasserguss ist das Pflänzchen eingegangen. Ein Zeichen minderer Qualität!"
Don Juan stand nach seinem Tode dem himmlischen Vater gegenüber. Der schwieg sehr lange, kratzte sich am Bart und hob endlich zu sprechen an.
"Don Juan, es war wahrlich kein gottgefälliges Leben, dass du geführt hast. Das Laster und die Sünde haben es regiert, ausgelassen hast du wirklich nichts." Betreten murmelte der Gescholtene: "Das stimmt lieber Herrgott! Ich habe mehr mit der Unterhose, als mit dem Kopf gedacht. Aber ihr seid nicht ganz unschuldig!"
"Wieso? Du hast doch die Ausschweifungen begangen, nicht ich!" "Das ist richtig", erwiderte Don Juan, "aber wer hat diese vielen wunderschönen Weibchen, diese herrlichen Brüstchen und Hinterteile erschaffen? Ihr mein himmlischer Vater! Nur deshalb bin ich so oft in Versuchung geraten. Wären die Weiber alle potthäßlich gewesen und flach, wie Flundern, dann hätte die Sache anders ausgesehen. Aber nein, überall fand ich die Herrlichkeiten eurer Schöpfung. Große Titten, kleine Hügel, runde Popos und riesige Ärschlein. Wäre ich doch nur blind geboren! Dann wäre ich sicherlich ein frommer Mann gewesen." "Schlitzohr!" Du konntest und wolltest einfach nicht widerstehen!" "Wie denn Herrgott? Bei diesem überirdisch hohen Hormonspiegel, mit dem ihr mich bedacht habt? Da juckt einem ununterbrochen das Fell, ist doch klar."
Der heilige Vater überlegte lange, kratzte sich wieder mehrmals am Bart. Denn das war einer der schwersten Fälle in seiner himmlischen Laufbahn. Nach einer Ewigkeit sprach er sein Urteil. "Dieses Argument akzeptiere ich, da habe ich wohl einen Fehler begangen. Sei es drum, Don Juan wir gewähren dir Einlass ins Himmelreich. Aber ich erwarte ein tadelloses Verhalten von dir!"
Hoch und heilig versicherte unser Lebenskünstler sich den himmlischen Gepflogenheiten anzupassen. Und es ging auch eine ganze Weile gut. Es gab keine Beschwerden. Unser Sünder leistete vorzügliche Engelsarbeit. Don Juan schien geläutert, er frohlockte mit den himmlischen Heerscharen und lustwandelte im Paradies.
Doch nach neun Monaten wunderte sich der liebe Gott, dass seine Engel auf einmal mit dicken Bäuchen und sehr sehr langsam flogen. Natürlich wurde nicht lange gefackelt und unser Dauersünder in die Hölle befördert.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Sicherlich habt ihr schon von Madame de Pompadour, der Mätresse König Ludwig des 15. gehört. Diese kluge, aber auch ebenso schöne Frau bezirzte den König mit ihren Kochkünsten. Den Schokoladentrunk, eines ihrer besten Rezepte zum Anfachen der Begierde, werde ich meinem Don Juan heute kredenzen. Die Zubereitung ist denkbar einfach, den Kakao und die Schlagsahne zusammen aufkochen. Dann mit Vanille süßen, einen Hauch von Armagnac dazugeben und das Ganze mit einer Gutenachtgeschichte abrunden. Fertig ist das Aphrodisiakum. Natürlich in einer Silberschale servieren.
„Oh, meine Liebste, welch köstliches Gebräu! Du hast dich wieder mal übertroffen in der Kunst des Schokoladekochens.“
„Ja, und du hast getroffen!“
„ Semiramis, du liebes Miststückchen, erheitere mich lieber mit einer deiner Gutenachtgeschichten, die sind besser, als jedes Schlafkissen. Sprich meine Liebe und lasse die Worte fließen, wie ein Bächlein in der Nacht."
„Mein Herzallerliebster am Morgen bist du einer wunderschönen Fee begegnet und du hast sie sehr sehr glücklich gemacht“ „Wahrscheinlich habe ich es ihr so ordentlich besorgt, dass sie danach verzaubert war.“ „Oh ja, das ist wahrlich dein Metier. Aber sie ließ dir aus Dankbarkeit drei Wünsche frei.“ „Dieses liebe Miststückchen! Also, was habe ich begehrt?“
„Das dein Vögelchen ununterbrochen zwitschert und singt. Das war dein erster Wunsch.“
„Semiramis, du bist ein freches Biest! Aber ich muss zugeben, das gefällt mir sehr gut.“
„Da bin ich mir sicher!“
“Das ist aber heute endlich mal eine Geschichte, ganz nach meinem Geschmack. Und was passierte weiter? Sag es mir, meine Liebste!“
„Du hattest deinen Wunsch kaum ausgesprochen, da wackelten die Blätter der Pflanzen, sie verfärbten sich golden und die Fee sprach mit leiser Stimme: “Dein Wunsch sei dir erfüllt!“ „Ja und auch dein Lustbäumchen bebte sofort wieder so heftig, dass du dich noch mehrmals hintereinander mit der Dame vergnügtest.“
„Mhm, muss ein süßes Lotterluder gewesen sein! Bis jetzt erfreut mich deine Geschichte und erheitert mein Gemüt. Aber du Teufelin, wo ist diesmal der Haken?“
„Geduld, Geduld, mein Sackgesicht! Jedenfalls bist du total erschöpft von deinen Eskapaden in den heimischen Gefilden eingetroffen. Deine liebste Angetraute hatte alle deine Lieblingsspeisen zubereitet.“
„Sicher Muscheln!"
„Ja, was denn sonst, du Sackgesicht!“
„Muscheln und Schnecken aller Art sind meine Welt. Aber auch als kulinarische Köstlichkeiten nicht zu verachten. Meine Angetraute ist eine Meisterin bei der Zubereitung dieser Speisen. “
„Genau das, dachtest du auch nach dem Genuss der Delikatessen.“ „Sie ist das beste Weib der Welt, ohne Zweifel. Ein Putzteufel ohnegleichen, eine Köchin par excellence und toleriert auch alle meine Dummheiten. Früher war sie eine große Schönheit, mit Gazellenbeinen, strammen Titten und einem herrlichem Hintern, wie ihn die Sonne noch nicht gesehen hat. Was war ich verrückt nach ihr! Ich konnte einfach nicht genug bekommen, wenn ich ihr leckeres Hinterteil sah. Heute sitzt mir eine in die Jahre gekommene Matrone gegenüber, die keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Ach, ich wünschte mir, die Zeit zurückzudrehen!“
Kaum war der Wunsch gedacht, da wackelten die Blätter der Pflanzen, sie verfärbten sich golden und die Fee sprach mit leiser Stimme: “Dein Wunsch sei dir erfüllt!“
Deine Gemahlin war wieder taufrisch, wie vor zwanzig Jahren. Mit strammen Titten und herrlichem Hinterteil! Natürlich konntest du Satansbraten dich nicht beherrschen. Und dein Vöglein sang Tag und Nacht, ohne Unterbrechung. Während dein Weib erblühte und mit jedem Tag mehr an Liebreiz gewann, ging es mit dir, mein armes Windspiel, bergab.“
„Das darf nicht wahr sein! Ich will und kann doch immer!“„Du wurdest körperlich immer schwächer, konntest dich kaum noch aufrecht halten. Die Anstrengungen forderten ihren Tribut. Alle Glieder schmerzten. Aber dein Vögelchen, es trillerte ununterbrochen und wollte nicht aufhören zu singen. Laut hörte man dich schreien: “Zum Teufel mit all den lieben Miststückchen! Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr und ich wünschte mir, er fiele ab. Sofort!"
Kaum hattest du das letzte Wort dieses Wunsches ausgesprochen, da wackelten die Blätter der Pflanzen, sie verfärbten sich golden und die Fee sprach mit lauter Stimme: “Dein Wunsch sei dir erfüllt!“
„Und?"„Deine Hand griff ins Nichts!“
„Elende Sadistin!“
„Das ist noch nicht alles, mein Liebling. Eine Weile schaute sich, deine ja nun wieder blutjunge und von allen begehrte Gattin die Ruhe im ehelichen Nachtlager an.
Aber dann wurde sie aktiv, sehr aktiv sogar, als Donna Juana!!!"
Aber das ist eine andere Geschichte.
Auch heute werde ich wieder ein Festmahl für den Liebling meines Herzens kochen. Liebe geht durch den Magen, also muss ich die Bestie gut füttern. Und ich bin eine Meisterin der Kochkunst. Zur Einstimmung gibt es frische Austern. Die darf man allerdings nur in den Monaten mit einem "r“ kaufen, also niemals im Mai, Juni oder gar August. Als Hauptgericht habe ich ein mit Feigen und Weintrauben gefülltes Perlhuhn zubereitet. Zum Schluss kommt ein Orangeneis und natürlich eine Gutenachtgeschichte.
„Don Juan, mein geliebes Windspiel. In der heutigen Geschichte landest du leider in der Höllle. Es wurde ja auch langsam Zeit für dich.“
„Semiramis, meine Herzallerliebste wie freundlich du heute wieder bist. Aber Hölle, das klingt gut! Sicherlich wesentlich interessanter, als mein Aufenthalt im Himmel. Den ganzen Tag frohlocken mit den bigotten Jungfern oder der langweilige Sex mit den Engeln. Außerdem immer nur Sex in der Missionarsstellung! Oral gab es eigentlich nur das Singen der himmlischen Lieder. Und das Hintertürchen blieb auch immer fest verschlossen.“
„Ja, ich bin mir sicher, da ist die Hölle auf jeden Fall mehr dein Geschmack!"
Luzifer empfing dich mit offenen Armen. Er riß dir das Empfehlungsschreiben des lieben Gottes aus den Händen. „Oh, ein Vögelchen, wie dich hatte ich lange nicht mehr hier. Herzlich Willkommen bei mir in der Unterwelt!“
Der Teufel veranstaltete sogar eine kleine Führung durch sein Reich für dich. Im ersten Raum blieb er stehen und zeigte auf mit Köstlichkeiten gedeckte Tische.
„Schau, hier landen die Fresser und Schlemmer. Gebratene Wildschweine, gedünstete Wachteln und gebackene Hühner, aber auch Eis, Schokolade und Kuchen gibt es in Unmengen.“
„Oh, das gefällt mir! All diese Leckereien auf den Tischen. Welch ein herrliches Leben! Ein Traum ist das hier in der Hölle! Warum wollen die alle immer nur in den Himmel? "
„Don Juan, bedenke, die hier sind, müssen 24 Stunden am Tag essen. Schau sie dir an, wie fett und unbeweglich sie sind. Aus allen Näthen platzen sie. Dich packe ich zu den Wolllüstigen, die passen viel besser zu dir. Du kannst es treiben, mit wem und wann immer du willst. Nur Lilith, meine Geliebte, die ist tabu für dich! Das ist ein richtiges Teufelsweib! Wenn ich mit der zusammen bin, dann höre sogar ich die Englein singen. Also, du lässt die Finger von ihr! Wage es nicht!“
"Bei den Verführern gefiel es dir ausnehmend gut, aber nur am Anfang. Wunderschöne Frauen, von der Gazelle bis zur üppigen Schönheit waren dort zu finden. Manche waren bekleidet mit Sinnengewändern, die Stoffe wirkten durchsichtig. Andere hatten den nackten Leib nur mit Perlen und Ketten geschmückt. Und überall wogten Brüste und Hinterteile. Große und Kleine, für jeden Geschmack war etwas dabei. Über all dem ein aphrodisierender Geruch von Vanille."
"Du warst total von Sinnen, vor Glück! Sogleich schnapptest du dir die Schönste, um sie zu verführen.
Aber dieser hinterlistige Luzifer hatte allen Weibern Keuschheitsgürtel verpasst und auch die Münder waren verschlossen, mit einer kleinen Plombe."
„Semiramis, mein liebes Miststückchen. Diese Geschichte wird langsam scheußlich, aber für alles gibt es eine Lösung.“
„Oh ja! Du kennst doch sicher den Spruch. Hast du kein Weib zur Hand, dann denke an dein Vaterland.“
Aber lange warst du damit nicht glücklich. Doch dann begegnete dir Lilith, des Teufels Mätresse. Ein Prachtweib und sie war die Einzige ohne Keuschheitsgürtel. Und es störte dich nicht mal, dass an ihrem Hinterteil ein kleiner Teufelsschwanz baumelte.“
„Dafür hatte ich sicher einen Großen vorne!“
„Du gleitest ab, ins Ordinäre! Jedenfalls, du und Lilith, ihr habt es ziemlich wild getrieben. Eines Tages jedoch entdeckte Luzifer die lüsternen Spiele und erwischte euch in flagranti.“
„Ach, deshalb hat der Teufel die Hörner!“
„Der schwarze Satan schleuderte dich voller Wut auf einen Riesenrost. Da lagen schon Casanova und noch mehrere von deiner Sorte. Einer neben dem anderen, zart gebräunt. Das ewige Feuer loderte heftig. Aber an der Decke gab es eine Leinwand und es flimmerte ununterbrochen ein Pornofilm.“
„Semiramis, meine Herzallerliebste, jetzt muss ich mich erst mal abkühlen. Du bringst mich zum Schwitzen. Aber, wie ging es weiter mit mir?“
„Nicht gut, geliebtes Sackgesicht. Der Teufel brachte dich zu den Schlemmern und Fressern.“
„Fantastisch! Dort gab es doch die besten Köstlichkeiten der Küche. Wirklich ein Traumleben!“
„Nicht ganz, es waren die Kannibalen."
„Damit habe ich kein Problem, wenn nur die Nahrung gut ist!“
„Du warst die Nahrung, mein liebes Sackgesicht!"
„Für diese abscheuliche Geschichte wirst du büßen – die ganze Nacht!"
Aber das ist eine andere Geschichte!
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2011
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