Körper und Geist
Rund 12 Millionen Menschen allein in Deutschland befinden sich in einem Krieg. Einem Krieg der dem Geist nahezu alles abverlangt!
Haben wir die Macht unseren Körper wirklich bedingt zu Steuern? Oder sind wir abhängig davon was er und suggeriert und dazu verdammt zu folgen?
Der Wecker klingelt wie immer unter der Woche um 4.50 Uhr. Ich drehe mich langsam gen Wecker und versuche ihn mit einem Handstreich zum Schweigen zu bewegen. Geschafft – er schweigt.
Da ich mich aber sehr gut kenne habe ich zwei weitere Wecker installiert die im Abstand von weiteren 3 Minuten getrennt voneinander erneut zu klingeln beginnen. Ich drehe mich also mit diesem Wissen und dem Gedanken… „SCHEISSE keinen Bock!“ zur Seite und schließe die ohne hin nur halb geöffneten Augen wieder um das hässliche dunkle verschwommene Bild was sich mir darlegt auszublenden. Ich höre im Hintergrund die Dusche… Meine Freundin ist bereits gut gelaunt wie eigentlich jeden Morgen beim ersten Weckerton aus dem Bett gefedert und beginnt den Tag wenn nicht mit Dusche, mit Joghurt und Tee… Unmöglich! Ich esse morgens nie etwas… Kann ich gar nicht. Zu groß ist das mulmige Gefühl was sich breit macht wenn ich etwas essen würde. Deshalb lasse ich es ganz einfach sein.
Der zweite Wecker beginnt mit einem lauten und schallenden Piepen zu versuchen mich aus dem Bett in die Realität zu holen. Auch ihn bringe ich mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen und genieße die letzten Minuten bis mich der letzte Wecker endlich in den lang ersehnten Alltag zwingt.
Kalt… der erste Gedanke nachdem ich den ersten Fuß auf das kalte Parkett gestellt habe ist – Scheiße, KALT! Ich habe anscheinend gestern Abend vergessen die Fenster zu schließen. Mein Körper erhebt sich langsam und begibt sich schlurfender Weise ins Badezimmer… Das erste kleine Geschäft des Tages wird schnell hinter IHN gebracht, noch Zähne putzen und *SCHPATSCH* - Wasser ins Gesicht. Viel wacher bin ich dadurch nicht, aber es gehört nun mal leider zum Standartprozess jeden Morgen. Bereits jetzt Beginnt der Kampf zwischen mir und IHM!
Ich versuche Anzeichen zu bemerken, die mir Suggerieren das er bereit sei – das kleinste Anzeichen ruft schon die Hoffnung auf das es heute anders läuft… Anders als sonst…
Raus aus dem Bad trägt er sich in Richtung Unterhosen und Sockenabteilung. Das Kleidungsstück welches beim Schlafen meine definitiv schönsten Teile bedeckt, gleitet die Beine hinunter und er greift in die Kiste wo sich die Tagtauglichen Verhüllungsutensilien befinden. Hose hoch, Socken an, T-Shirt drüber, Jeans an und auf ins Wohnzimmer. Meine Freundin lässt sich vom morgendlichen anspruchslosen TV-Programm berieseln wo wie jeden morgen eine Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung gesendet wird. Ihre Art sich abzulenken und sich auf das kommende einzustimmen. Ich gehe zum Kühlschrank und suche mir in der häuslichen Nahrungsquelle die Utensilien zusammen die IHN über den Tag bringen zusammen.
Wie es quasi jeder 2te Deutsche ist, bin auch ich ein "Stullen-Kind". Eine praktische Möglichkeit eine Mahlzeit kostengünstig zuzubereiten und Ausreichend damit ER nicht rebelliert und wir uns satt fühlen.
Da ist es wieder… dieses komische Gefühl – ein Art von panischer Lustigkeitsangst… Ich versuche Anzeichen zu bemerken… Naja es fühlt sich schon fast so an als wenn es klappen könnte…
Die nächsten 10 Minuten verbringe ich neben meiner Freundin auf der Couch und lasse mich von dem TV-Programm verstrahlen.
Viertel vor…6
Jetzt muss es klappen… Wenn nicht laufe ich Gefahr das er WIEDER unterwegs meint er muss es GENAU dann tun wenn es am 1. Ungünstigsten, 2. Unangenehmsten und 3. Peinlichsten ist.
Ich streife also nochmal durchs Wohnzimmer auf den Flur. Verweile kurz, höre in IHN und beschließe es einmal zu versuchen… Klappt irgendwie nicht… gut also auf zum Flur. Bekleidungsmaßnahme einleiten. Halbwegs adäquat gekleidet mit allen wichtigen Dingen wie Schlüssel, Mobiltelefon und meiner Notebook-Tasche (die aussieht wie ein Jet pack wenn ich es auf dem Rücken trage – ich wünschte es wäre eins…) bewaffnet, verabschiede ich mich wie immer ausgiebig von meiner Freundin die immer noch mit einem fetten Grinsen und Worten alles andere als abgeneigt fröhlich herum hüpft und an der Gegensprechanlage nochmal einen schönen Tag wünscht. Auch wenn ich dieses alles sehr genieße kann ich IHN leider nicht dazu überreden das kommende zu ignorieren.
Der Kampf beginnt… Ich verlasse die Treppenstufen des Hauseingangs und passiere den kleinen Spielplatz durch ein von Kindern nieder getretene Lücke in den Büschen. Mit einem Druck auf einen Knopf am Autoschlüssel öffnet sich mein Fahrzeug. Fahrer Tür auf, Handy in die Halterung, NAVI an. In der Zeit wo das Navi die für mich essentiellen Stauinformationen abfragt, schnalle ich mich an, öffne den Gürtel und den obersten Hosenknopf… Drehe den Schlüssel im Zündschloss um und starte den Motor! Noch einmal in IHN hören und meine eigens kreierte Kopf-Checkliste durchgehen. Hat er das Problem jetzt schon? Welche Möglichkeiten habe ich, falls es zu einem Zwischenfall kommt? Wo fahre ich lang wenn trotz NICHT Meldung eines Staus auf einmal einer Auftaucht? An welchen Stationen ist es Möglich? Alle Utensilien für den Fall DAS, in greifbarer Nähe? CHECK – und los geht die wilde Fahrt! Navi meldet in gewohnt monotoner Art – „Keine Verkehrsbehinderungen gefunden. „Um diese Zeit sollte der Weg in die Stadt ja auch noch schlafen… schließlich fahre ich schon 2 Stunden vor eigentlicher Anwesenheitspflicht los. Irgendwie muss das ja honoriert werden.
Ein komisches Gefühl macht sich in IHM breit, ich versuche es zu ignorieren… Doch es gelingt quasi nicht. Sofort scanne ich meine Umgebung nach Möglichkeiten…. Sinnvoller Weise die schnellste und am besten nicht einsehbare Möglichkeit. Noch kann ich umdrehen….
Aber nein ich sage mir lass IHN, lass ihn einfach! Ich lasse mir das nicht bieten… Doch die mentale Stärke hält nicht lange an … Nach den ersten Kilometern verstärkt sich das komische Gefühl und ich beginne kalten Schweiß in den Händen und auf der Stirn zu entwickeln… Das ist Panik, Panik vor dem was passiert WENN …. !?!? Man mag sich an dieser Stelle Fragen was dieses "Wenn" spezifiziert. Dieses WENN spezifiziert eine Situation die mich nun schon seit Jahren das Kräftemessen mit meinem Körper durchleben lässt. Wer kann länger? Wer hat den längeren Atem? Wer besiegt den anderen. LEIDER gewinne in den meisten Fällen nicht ich.
Dieses Wenn ist das Problem des Reizdarmsyndroms…
Ich bin 27 Jahre alt, und leide einige Jahren unter diesem Phänomen. Begonnen hat dieser Umstand vor meiner Führerscheinprüfung. Ich war so aufgeregt, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte das ich ein Klo aufsuchen muss. Die Ausprägung war bei weitem nicht so stark und intensiv wie es momentan ist – aber so nahm es den Anfang. Es steigerte sich als ich in der Schule dann eine Down-Phase erfuhr und eine absolute Abneigung gegen diese Institution entwickelte. Ich begann mich meinem Körper zu ergeben und diesem Gefühl zu erliegen. Unbewusst das es sich dabei um einen psychisch bedingten Ursprung handelte. Man schickte mich zu einem Schulpsychologen, da der Verdacht aufkam meiner Demotivation könne mit dieser Behandlung Abhilfe geschaffen werden.
Fehlanzeige… Ich habe zwar einige Probleme abgeladen, jedoch habe ich nicht ÜBER (das weiß ich jetzt) wichtiges gesprochen. Dann kam mein Ausstieg aus der Schule der alles andere als glorreich war. Ich wurde einberufen… das Problem verschwand quasi, da ich dort keine Wahl hatte… ich musste mich fügen und war 24 Stunden 7 Tage die Woche ausgelastet. Keine Zeit also für Denkprozesse und vertiefende Gedanken.
Nach dieser Zeit kam die Zeit der Abendschule – in dieser Zeit war das Syndrom zwar da, aber nicht störend… Ich hatte keinen Stress, war nicht unter großem Druck und hatte auch keine größeren Probleme. Problematisch wurde es nur wenn es um Spontanität ging. Das bedeutet im Klartext, Fahre OHNE Vorbereitung und Kontrolle nach Ort X und bleibt dort einige Zeit. Nun… Jeder der dieses Problem ebenfalls hat, kann genau in diesem Moment verstehen was in so einem Moment in einem vor geht. Man spielt binnen SEKUNDEN alle möglichen Szenarios durch… Sitzen andere im selben Fahrzeug, Habe ich Einfluss auf die Route und mögliche Stopps? …. Dinge die die Entscheidung eben Maßgeblich beeinflussen.
So kommt es eben, das man sich in seinem Leben Aktivitäten entgehen lässt und dankend ablehnt oder Geschichten erfindet warum man da und da nicht kann oder mitgeht…
Man verstellt sich um anderen Menschen dieses sehr unangenehme Geheimnis unter keinen Umständen zu eröffnen. Es bleibt ein stiller Begleiter der sich zu einer Last entwickelt die man mit sich herumschleppt - und ohne aktiven Willen nicht los wird. Man beginnt bevor man um eine Spontanaktion nicht herumkommt, Durchfall-Mittel zu schlucken. Man versucht den Körper auszutricksen, das gelingt auch nur solange wie der Körper auf solche Mittel anspricht.
Danach ist es wie Placebos schlucken… man beginnt wieder zu hoffen und zu bangen… blos keine Gespräche führen, Volle Konzentration auf den Körper und ein eventuell drohendes Fiasko – die damit verbundene Ausweichmöglichkeit.
Ich komme an der ersten Abfahrt vorbei, die erste Frage die ich mir stellen muss: Muss ich? Oder werde ich pokern und weiterfahren? Ich habe mich entschieden Stück für Stück die Kontrolle über meinen Körper zurück zu erobern. Deswegen entscheide ich mich fürs weiterfahren. Aufregung durchströmt meinen Körper und eine kurzzeitige Angst macht sich breit. Legt sich aber eigentlich sobald ich die nächste Ausfahrt sehe. Das klingt alles sehr paranoid. Ist es auch, denn was denken Sie wenn ich Ihnen mitteile das ich am Tag ungefähr alle 10-20 Minuten den Verkehrsbericht checke um zu wissen ob auf dem Heimweg Staugefahr besteht – und damit das Risiko fest zu sitzen.
Was übrigens die schlimmste Form der Angst ist.
Haben sie schon mal mit dem WIRKLICH dringen Gefühl und damit verbundenen Krämpfen und Schmerzen im Stau gestanden und realisiert SIE KÖNNEN JETZT ABER NICHT!
Dann wissen Sie halbwegs wovon ich spreche.
So hangele ich mich von Ausfahrt zu Ausfahrt und versuche standhaft zu bleiben – jedoch immer mit dem wachsamen Blick und Überlegungen WANN, WO, WIE und WAS, - WEN???
Es ist in wirklich vielen Fällen so, dass ich doch ein Waldstück oder eine Stille Ecke aufsuchen muss auf dem Weg zur Arbeit. Das ist quasi vorprogrammiert und ich habe mir auf meinen Stecken durch besagtes aufmerksames Scannen, Stationen gesucht an denen es unauffällig und möglich ist sich dieser Last zu entledigen. Das unerklärlichste Phänomen an dieser ganzen Geschichte ist, solange ich weiß es ist die Fahrt nach Hause oder nur noch die Hälfte der Strecke, wo ich weiß, bald am Ziel… reduzieren sich dieses Gefühl gen 0. Dann kann ich auch die Musik wider aufdrehen oder mich wenn Fahrgäste an Bord sind wider unterhalten oder lachen.
Was ebenso belastend ist, is so ein – ich nenne es mal Geheimnis – mit sich herum zu tragen. Meiner Freundin gegenüber ist es mir trotzdem sie es weiß sehr, sehr unangenehm darüber zu sprechen. Der Druck steigt enorm wenn ich einen Ort aufsuchen muss den ich absolut nicht aufsuchen möchte, und sie dabei ist. Was mache ich wenn ich ein Problem habe und sie ist anwesend?
Ein großes Geschäft ist das nahezu intimste was ein Mensch erledigt, neben SEX, wobei damit gehen manche Menschen auch mehr als offen um. Was also tun? Diese Fragen und Umstände reizen einen Punkt in meinem Nervensystem der sich in SEKUNDEN und ich meine wirklich nur Sekunden in ein Problem verwandeln kann das sich so Darstellt als wäre ich seit 3 Tagen nicht auf dem Topf gewesen und müsste nun bevor ich an körperlicher Eigenvergiftung sterbe SCHNELLSTENS etwas dagegen tun. Die Orte und Zeitpunkte sind unterwegs natürlich IMMER unpassend und denkbar ungünstig.
Wenn man irgendwann dieses Phänomen realisiert hat, beginnt man sich zu erkundigen und zu forschen. Man durchforstet Forenbeiträge von gleichgesinnten und geplagten und beliest sich in „Fach“-Beiträgen über Symptome und Behandlungsmöglichkeit
Ich erinnere mich an einen Betrag in dem ein schlauer Mensch schrieb:
Beim Reizdarm oder Stressdarm liegt meistens eine Störung der Darmfunktion vor.
Obwohl bis heute noch keine organischen Ursachen für das Reizdarmsyndrom gefunden werden konnten, führt die Erkrankung zu einer Reihe von Beschwerden (z.B.: Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall). Das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung nach dem Stuhlgang, die erhöhte Darmtätigkeit, der plötzlicher Stuhldrang können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Einige Faktoren, die zu den Reizdarm-Beschwerden beitragen:
-Eine gesteigerte Empfindlichkeit im Magen-Darm-Trakt
-Psychosomatische Faktoren
-Eine Veränderung der Darmperistaltik
Die Darmwand ist mit vielen feinen Nervenästen ausgestattet, die bei Reizdarmpatienten ungewöhnlich empfindlich sind. Stress, Hektik und ungelöste Probleme oder Ängste verschlimmern meistens die Symptome.
Das sind im allgemeinen Dinge die jeder Betroffene selbst diagnostizieren kann, und die nicht gerade hilfreich sind. Es wird geschrieben Psychologen sollten die Patienten darauf hinweisen das es keine tödliche Krankheit ist sondern nur eine Einstellungssache. Es gibt Bücher die Therapieren sollen und helfen sich mit diesem Problem auseinander zu setzen. Wenn man mich fragt ist all dieses Augenwischerei und hochgradig quacksalberisch Veranlagt.
Warum ist meine Ansicht so direkt und anprangernd?
Simple thing! – ich habe begonnen Selbstversuche und Studien durchzuführen. Darunter wie reagiere ich auf mich selbst wenn ich mir gewisse Dinge z.B. innerlich oder auch laut im Auto sage. Innerliche Entspannung kann dazu führen das dieser Zwang sich damit zu beschäftigen quasi sofort abklingt. Gleichgültigkeit dem gegenüber ebenfalls. Was mir jedoch noch nicht gelungen ist, ist diesen Zustand zu halten und fort zu wahren. Zu stark sind die Gewohnheit sich selbst diesem Stress auszusetzten und mit Panik und Horrorszenarios zu penetrieren…
Diese innerliche Einschränkung, die manche Menschen dazu zwingt das Haus nicht mehr zu verlassen und sich quasi komplett Ihrem Körper zu ergeben hat natürlich nicht nur Auswirkungen auf das eigene Verhalten und Wohlbefinden, sondern auch auf unser Umfeld. Ob es eine Partnerschaft ist oder Freundschaften. Ich habe meiner Freundin beispielsweise mein Problem eröffnet und versuche damit weitgehend offen umzugehen. Mein Fehler allerdings war und oder besser ist es das Problem zu akzeptieren. Man resigniert aus Faulheit und der Angst vor Initiative. Man kann ja eh nichts tun. Ich habe auch von Menschen gelesen und gehört das sich dieses Phänomen mit dem älter werden bessert oder ganz verschwindet. Nun frage ich mich warum es größten Teils junge Menschen sind die unter dieser Diagnose leiden. Meine ganz eigene und nicht psychologische - medizinische Ansicht ist:
Die Menschen sind in einer fortwährenden Entwicklung. Viele Denken sie seien erwachsen genug und das sie den Prozess der Entwicklung bereits abgeschlossen haben. Sie fühlen sich demnach auf dem höchsten Stand des nicht gerade komplizierten Evolutionsstufen Modells. –Irrtum- Individualismus…
Von Generation zu Generation ändern sich Stressfaktoren und Lebensbedingungen die auf unser Leben und natürlich auch auf unsere Lebenseinstellung und Psyche Einfluss haben. Wir reagieren individuell auf Probleme – genauso wie wir nervlich und psychisch individuell gestrickt sind. Die einen sind quasi IM Wasser gebaut, während die anderen mit Emotionalität nichts anfangen können und Probleme zum Beispiel mit anderen externen Mitteln bekämpfen (Alkohol).
Menschen geben viel Geld für Homöopathie aus, kaufen Bücher und versuchen abstruse Räucherstäbchen und Mentalpflaster – Varianten um „gesund“ zu werden. Jedoch die Panik vor der Situation und dem WANN? WIE??? WO???? bleibt. Man scannt weiterhin sobald man sich vom heimischen Lokus entfernt die Gegebenheiten und wird auch weiterhin mit kalten Füßen und Händen von Ausfahrt zu Ausfahrt rollen, die linke Hand am Blinker und den rechten Fuß an der Bremse haben. Solange man nicht den Kern des Problems erkennt und sich selbst gut genug einschätzt und erkennt.
Dieses Buch soll niemandem eine Behandlungshilfe sein – nur vielleicht ein Denkanstoß und das Tor in die Welt der auf diese Art geplagten.
Ich hatte am Rande erwähnt dass ich mein Problem meiner Freundin eröffnet habe. Warum habe ich das getan?
Nun der Grund ist so banal wie einfach und lässt sich mit einer Frage beantworten.
Wie erkläre ich meiner Freundin dass ich mitten auf dem Weg zum Ziel öfter umdrehen muss und warum mache ich manche Aktivitäten nicht mit auch wenn ich Lust habe…? Der zu Anfang zum herhalten missbrauchte Grund – „Sorry hab mein Portmoney vergessen…!“ oder „…hab keine Lust – will nicht so weit fahren – außerdem ist es schon spät!“ hält nicht ewig und wird durch zu oftes Nutzen nicht innovativer. Somit entschloss ich es ihr in genau einem solchem Fall zu erzählen. Wir waren wie so oft zusammen unterwegs kleinere Besorgungen zu erledigen und wie als hätte ich es „gewusst“ trat eine solche Situation ein.
Kurzer Exkurs: …um zu verstehen warum einige Leute schmunzelnd in mein Auto steigen oder mit einem Lächeln in meinen Rucksack schauen sei folgendes erwähnt: Ich trage grundsätzlich dafür Sorge das ich mindestens eine Tüte und eine Rolle Klopapier dabei habe. Genau wie ein bei "normalen" Menschen gut wirksames Durchfall-Mittel.
Diese Umstände brachten mich nie in Verlegenheit oder Erklärungsnot – denn sie sorgten dafür dass ich mich wohler fühlte und ein gewisses Gefühl von Sicherheit hatte –„I am ready for Action!“.
Mit diesem Wissen fahren wir nun fort.
Ich fuhr also OHNE Vorwarnung auf die nächste Auffahrt (nicht gerade sanft) und drehte mein Fahrzeug in die entgegengesetzte Richtung um den Rückweg zum heimischen Klo anzutreten. Nun befinden wir uns in genau so einer Situation die ich eingangs schon einmal beschrieben habe. Wie erkläre ich nun diesen Sachverhalt. Portmoney? – Uhrzeit? nein das zieht nicht. Also raus mit der Wahrheit. In diesem Moment fiel einiges an Belastung von mir ab. Die folgenden Sekunden bis zu Reaktion kamen mir wie Stunden vor und ich fragte mich ob sie mich nun noch für einen Freak halten würde.
Aber entgegen meiner Befürchtungen war das nicht der Fall. Im Gegenteil sie nahm meine Hand und sagte: „Dann ist das so…“ stört mich nicht sag nur bitte bescheid wenn du vor hast unser Leben durch ein Wendemanöver zu gefährden nur weil du Kak'n musst!“ und gab mir einen Kuss.
Natürlich würde ich meinen Kumpels dieses Problem nicht offenbaren, wobei mein Problem dort auch indirekt und unausgesprochen bekannt ist.
Eine weitere Anekdote:
Kanu -Tour! Es wird eine Idee geboren. Lasst uns eine Kanu-Tour machen und mal 3 Tage Natur mit sportlicher Aktivität genießen. Natürlich in einer großen Gruppe. Meine Alarmsirenen jaulten auf und mein erster Gedanke…
„Wo und wie kann ich da mal PuPu machen wenn ich gesetzt den Fall mal muss…“
Ich hasste mich für diese Gedanken und dachte darüber nach von vorn herein zu sagen NEIN… kann nicht, weil Portmoney vergessen???? Nein natürlich nicht wegen dem Portmoney. Aber diese Gedanken schossen mir durch den Kopf… bis ich mir dachte. Nein warum sollte ich mir jetzt so einen Spaß nehmen lassen? Ich fahr mit und willigte ein.
Bis zur ersten Nacht lief alles ohne Probleme… Aber der nächste Tag bestätigte mich irgendwie in meiner Befürchtung was absolut nicht gut war. Nun war mal wider ich das lahmende Pferd und fühlte mich gefangen in meinem Körper… Tot unglücklich und meinen Körper am liebsten tauschen wollend, verkündete ich das ich wenn das nicht besser werden würde die Reise abbrechen würde… Nur wie…Wald, Wasser und weit und breit keine Zivilisation – zwei-Mann Boote und auf einen Abtransport-Service für die Boote angewiesen… Innerlich habe ich Möglichkeiten durchdacht was alles passieren kann und wie oft es noch dazu kommen könnte – mein gesamtes Wohlbefinden und meine Entspanntheit des letzen Tages waren im nu dahin und ich fiel in mir zusammen wie ein Kartenhaus. Ich ließ mich also dazu überreden zum nächsten Ausstiegspunkt zu fahren und die Reise dort für alle abzubrechen. Was mir in meiner Panik nicht klar war, war das der Spaß der gesamten Gruppe von meinem Bauch abhing. Mein Ausstieg würde bedeuten 5 andere Leute müssten Aufgeben und abbrechen. Ich war ja sogar von jemandem abhängig der mir sein Auto leihen müsste oder mich nach Hause fahren würde… Ich war ohne eigenes Auto mitgefahren. So entschloss ich mich spontan alles über den Haufen zu werfen und verkündete 40 Minuten Später kurz vor dem Ausstiegspunkt:“ Ich mach doch weiter… „ Die Reaktion war verhalten aber dennoch erfreut. Ich habs durchgezogen auch wenn ohne Spaß und ständig in Angst.
Es reicht auch heute noch ein Gedanke an das Problem WAS? WANN? WIE? WO? … bevor ich eine Fahrt antrete oder nur 6 km in die nächste Stadt flitze, damit mein Darm aus dem NICHTS meint so, Partytime…
Ich muss jeden Tag zur Arbeit und zurück den Berliner Stadtring – westseitig von Nord nach Süd passieren. Wem diese Strecke bekannt vorkommt der weiß wovon ich rede – wenn ich sage absolut inakzeptabel im Berufsverkehr.
Das bedeutet unter der Woche erklimmt mein Problem das absolute Hoch! Ich muss jeden Tag bestimmt einmal an von mir mittlerweile ausgewählten günstig gelegenen Punkten anhalten und tun was andere als enorme Erniedrigung verstehen. Aber aufgrund meiner nun täglichen Übung sind (solange ich allein unterwegs bin) sämtliche Schamgefühle abgefallen und ich ziehe es einfach schnell und unkompliziert durch (kein Witz!). Passendes Equipment ist immer dabei.
Man kann kaum erahnen was Bremslichter in einem Menschen anrichten können…
Im Idealfall Aufmerksamkeit auf den Verkehr, in anderen wahrscheinlich auch Genervtheit – aber bei nahezu jeden 3. oder 4. – ich nenne es einmal verspottend die Angst vor der „Wurst“!
Manchmal denke ich so muss es sein wenn man ein Versuchstier wäre welches auf Reize trainiert wird.
Ende Leseprobe.
Lektorat: keines
Tag der Veröffentlichung: 26.06.2012
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