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Es gibt gute und schlechte Teufel. Ich gehöre zu den guten.

Das beste an mir ist meine Tarnung.

 


(Janine Wegener)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Adolf-Abbadon, seit Urzeiten unumstrittener Herrscher der Hölle, riss mit den Zähnen die letzte Fleischfaser von dem Unterschenkelknochen und warf ihn mit einem satten Rülpsen hinter sich. Der gestern zur Hölle gefahrene Serienmörder, welcher sofort im Kochkessel seiner Gattin Elfriede-Ignazia gelandet war, hatte vorzüglich geschmeckt. Eines musste man ihr lassen, kochen konnte sie.


   Sich mit der einen Hand über den vollen Bauch streichend, angelte er mit der anderen nach einem Zahnstocher, pulte sich ganz entspannt die Fleischreste aus den Zahnzwischenräumen und zutschte dann die Luft geräuschvoll durch die frei gewordenen Lücken. Mit einem zufriedenen Grunzen lehnte er sich in seinem Sessel zurück und genoss das wohlige Gefühl eines ordentlich vollen Magens.


    Essen war seit Langem seine einzige Freude, denn das Leben in der Hölle war zum Sterben langweilig geworden. Begonnen hatte alles schleichend, sodass er es zuerst gar nicht so richtig mitbekam. Früher war er ein feuriger Teufel gewesen, der Spaß am Quälen der bösen Seelen hatte, doch heute langweilte ihn das jämmerliche Gewimmer nur noch.

Er war saft- und kraftlos geworden und bräuchte dringend eine neue Herausforderung. Mal wieder raus aus der Hölle und richtig Spaß haben, das wäre schon was. Nun musste er sich nur noch überlegen, wie er dies seiner geliebten Gattin beibrachte.

 

Als er Elfriede-Ignazia kennen lernte, nahm das Schicksal seinen Lauf. Sie, die damals eine absolute Schönheit gewesen war, hatte ihn umgarnt und um ihren so herrlich feisten Finger gewickelt.

 

Genüsslich leckte er sich bei dem Gedanken über die Lippen. Sie war so schön drall und kurvig, genau wie er die Weiber liebte. Bis heute konnte er nicht verstehen, was die Männer an so dürren knochige Bohnenstangen fanden, mit denen sie ins Bett stiegen. Da holte man sich doch blaue Flecken. Also sein Fall war das nicht, er liebte das Weiche, Pralle, Gemütliche.

 

Elfriede hatte ihn also fachmännisch eingewickelt mit ihrem feurigen Blick und den offensichtlichen Vorzügen, über die sie noch so verfügte. Schwanzgesteuert, wie er war, hatte er viel zu spät bemerkt wie das Unheil langsam über ihn kam.
   Natürlich wurde sie sofort schwanger und drängte vehement auf baldige Hochzeit. Heute, im Nachhinein, war er sich sicher, dass Jesus, dieser vermaledeite Stümper, ihm Elfriede untergejubelt hatte. Hin und wieder hörte er ihn leise kichern und hatte sich insgeheim schon mehr als nur einmal Rache geschworen.

Ein lautes Poltern ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken und ungehalten schaute er in Richtung Vorhölle.


    »Hallo Papa.«


    Detlef-Diabolo, sein leicht grenzdebiler Sohn, war also von der Erde zurückgekehrt. Mit eingezogenem Kopf, einer Schildkröte nicht unähnlich, stand er mit unstetem Blick vor ihm und trippelte von einem Bein auf das andere.


    »Und? Wie viele Verträge hast du gemacht?«


    »Nun ja … ähm … also ... ich habe Viele in Versuchung geführt, Papa.«


    »So so ... hast du das. Das war aber nicht meine Frage.«


    Adolf spürte wie Ungeduld und Ärger in ihm erwachten und bemühte sich ruhig zu bleiben, was angesichts dieses Tölpels nicht ganz so einfach war. Bis zum heutigen Tag konnte er es nicht fassen, dass dieser einfältige Hänfling tatsächlich seinen Lenden entsprossen sein sollte.

 

Während seine Finger ungeduldig auf der Stuhllehne herum trommelten, fixierte er seinen Sohn aus zusammengekniffenen Augen, der sich wand wie ein Aal.


   »Papa, ich hab mir wirklich Mühe gegeben. Zwei hatte ich fast soweit gebracht den Vertrag zu unterschreiben und ihre Seele zu verkaufen, doch im letzten Moment haben sie dann doch noch einen Rückzieher gemacht. Tut mir leid, Papa.«


    Seine Stimme war immer leiser geworden und sein Kopf fast vollständig in den Schultern verschwunden.
Entnervt schloss Adolf die Augen, atmete dann tief und vernehmlich durch und funkelte seinen Sohn an.


   »Bist du denn zu überhaupt nichts zu gebrauchen? Und so was will mal Herrscher der Hölle werden«, schnaubte er angewidert und schüttelte seinen Kopf. Womit nur hatte er diesen Versager verdient, fragte er sich nicht zum ersten mal.

 

»Lass den Kleinen in Ruhe, Adolf! Siehst du denn nicht dass unser Dedilein krank ist?«, wetterte Elfriede und sah ihn böse an.
    Urplötzlich war sie auf der Bildfläche erschienen und zeigte mit ihrem dicken Finger auf die Rotzspur, die langsam aus Detlef-Diabolos Nase auf dessen Oberlippe kroch. Flink kramte sie in ihrer Kittelschürze nach einem Taschentuch und hielt es ihrem Sohn vor die Nase.


    »Och, Mama!«, begehrte der auf, doch Elfriede duldete keine Widerrede und drückte ihm das Taschentuch ins Gesicht. Detlefs lahmer Widerstand erstarb, er holte tief Luft und schnäuzte geräuschvoll hinein. Danach wischte sie ihm die Nase trocken, tätschelte ihm dann zufrieden den Hinterkopf und verstaute das Taschentuch wieder fein säuberlich in ihrer Kittelschürzentasche.

 

Adolf verdrehte entnervt die Augen, stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus und ließ seinen Kopf nach hinten auf die Stuhllehne fallen.


   Sein Sohn war 567 Jahre alt und Elfriede behandelte ihn noch immer wie ein Baby. Sie erstickte ihn ja regelrecht mit ihrer Fürsorge. Kein Wunder, dass aus dieser Lusche von Sohn nichts werden konnte. Hier musste etwas passieren, so jedenfalls konnte es nicht weitergehen.
    Die Gelegenheit beim Schopf packend, fackelte er nicht lange und schritt zur Tat.


    »Du da«, stocherte er mit dem Finger in Richtung Detlef, »ab mit dir in den hintersten Teil der Hölle. Ab heute zählst du Verdammte.«
    »Und du«, baute er sich wütend vor seiner Frau auf, »scher dich an deinen Kochkessel und feg die Hölle durch. Ab heute lässt du die Finger von dem Bengel. Hast du mich verstanden?«

 

Elfriede-Ignazia riss die Augen auf, schnappte fassungslos nach Luft und Adolf sah, wie ihr die Kinnlade herunter auf ihr Doppelkinn klappte. Doch der Schock währte nicht lange, kurz darauf stemmte sie ihre dicken Arme energisch in die ausladenden Hüften und funkelte ihren renitenten Mann aus schmalen Augen an.


    »Sag mal, in welchem Ton redest du denn mit mir?«, keifte sie ihn zwei Oktaven höher an und machte Anstalten, sich noch weiter aufzuplustern. Mit einer energischen Handbewegung wischte Adolf jedoch ihren Einwand weg und sah sie drohend an.

 

 »Wie ich schon vor fünfhundert Jahren hätte mit dir reden sollen, Weib«, donnerte er sie wütend an, während eines seiner Hörner leicht zu rauchen begann.

 

Elfriede, nun doch etwas irritiert, lenkte vorerst ein. Mit beleidigt gekräuselten Lippen reckte sie ihr Kinn in die Höhe, wandte sich ab und verschwand mit wogenden Hüften. Dicht gefolgt von Detlef, der leicht nach vorn übergebeugt mit hängenden Schultern hinter ihr her schlurfte. Mit einem

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Bildmaterialien: Shutterstock.com Netfalls-Remy Musser, Ollyy
Tag der Veröffentlichung: 30.04.2012
ISBN: 978-3-7368-3801-7

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