Christian
Ich starrte auf die Nachricht und Eiskristalle fraßen sich schmerzhaft durch mein Herz.
Das Handy in meinen Händen zitterte und meine Beine gaben nach.
Christian…. Das kann doch nicht sein. Das darf einfach nicht sein.
Die Nachricht von Christian’s Schwester verschwamm vor meinen Augen, die Gedanken in meinem Kopf sprangen umher wie Flummi-Bälle, keinen konnte ich wirklich fassen.
Unfähig zu glauben was ich da las, rannen meine Tränen unaufhörlich und tropften mir auf meine Hände.
Die Schuldgefühle waren unerträglich…… wie sollte ich nur mit ihnen leben.
Christian war mein bester und engster Freund. Wir kannten uns seit Jahren und auch die weite Entfernung, er lebte in Köln und ich in der Nähe von Hamburg, hatte daran nichts geändert.
Er war 38 Jahre alt, 15 Jahre jünger als ich, doch das war nie von Bedeutung.
Er liebte mich seit Langem, wusste aber auch, dass es für mich außer einer tiefen Freundschaft nichts geben würde. Das hatten wir vor langer Zeit geklärt.
Ich war glücklich verheiratet und auch mit meinem Mann verstand er sich sehr gut.
Beide liebten schnelle Motorräder und machten gern mal ausgiebige Touren.
Wir besuchten uns oft, mal in Köln mal bei uns.
Christian war ein ganz besonderer Mensch, intelligent, scharfsichtig und humorvoll. Er war grundehrlich, direkt und doch sehr gefühlvoll.
Er konnte so herzlich lachen aber schämte sich auch seiner Tränen nicht, wenn ihm etwas zu Herzen ging.
Das liebte ich so sehr an ihm.
Den Frauen gefiel er ausgesprochen gut, tolle Figur, durchtrainiert und gepflegt und immer dieses gewisse Lächeln im Gesicht, das Jeden für ihn einnahm.
Als früherer Badminton-Europameister trainierte er nun die Jugendmannschaft in Köln.
Er besaß kein Auto, fuhr immer mit dem Rennrad in die Firma.
Ein Jahr zuvor wechselte er seinen Job, war nun Manager einer Großen Kinokette und ging voll und ganz darin auf.
Ein Mann zum Verlieben, aber außer ein paar unverbindlicher Kurzbeziehungen war da nichts.
Bei einem meiner Besuche in Köln bemerkte ich eine Schwellung an seinem Hals, die er aber einfach als etwas Unwichtiges abtat.
Ich allerdings hatte ein ungutes Gefühl und bat ihn, sich möglichst bald untersuchen zu lassen.
Erst Wochen später teilte er mir mit, dass er einen Arzt aufgesucht hätte, da die Schwellung stärker geworden war.
Die Diagnose war vernichtend…. Morbus Hodgkin ….. Lympfdrüsenkrebs.
Am nächsten Tag müsste er schon in die Klinik und die Chemotherapie würde beginnen.
Ich war wie erstarrt, konnte gar nicht begreifen was er mir da mitteilte.
Er war Sportler, hatte nie geraucht und trank, außer mal ein paar Kölsch, auch keinen Alkohol.
Wie konnte ein Mensch, der so gesund lebte Krebs bekommen, noch dazu diese aggressivste Art ?
Nach 5 Tagen, ich hatte alle meine Termine für die nächste Zeit abgesagt, fuhr ich zu ihm nach Köln in die Klinik.
Auf das, was mich da erwartete, war ich nicht vorbereitet.
Er lag in seinem Bett, sein volles welliges braunes Harr war verschwunden und sein Gesicht eingefallen.
Die Augen müde, tief in ihren Höhlen und seine Haut weiß wie Schnee.
Obwohl ich stark sein wollte, liefen meine Tränen unaufhaltsam.
ER tröstete Mich mit einem Lächeln im Gesicht und machte Späße.
Das war so typisch für ihn.
Drei Tage blieb ich, übernachtete in seiner Wohnung und verbrachte die Tage an seinem Bett.
Einige Stunden täglich war auch seine Schwester da, die einzige Verwandte die er noch hatte. Die Eltern starben vor 8 Jahren bei einem Verkehrsunfall.
Auch für sie war es sehr schwer, beide hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander, aber sie bemühte sich, so wie ich, ihre Angst nicht zu zeigen und ihn aufzumuntern.
Dann musste ich zurück in meinen Alltag, seine nächste Chemotherapie begann und setzte ihm sehr zu.
An den Wochenenden raste ich nach Köln. um ihm Kraft zu geben und es ging aufwärts mit ihm.
Ich war so glücklich, als er nach Wochen aus dem Krankenhaus in die Reha-Klinik entlassen wurde.
Er hatte gute Chancen wieder ganz gesund zu werden, die Chemotherapien hatten angeschlagen und den Krebs zum Rückzug gezwungen.
In der Folgezeit, als er sich in der Klinik erholte, war ich beruflich sehr eingespannt.
Seit einem halben Jahr versuchte ich einen Großkunden für meine Firma zu gewinnen, eine große namhafte Autohauskette, und hatte gute Chancen den Vertrag abzuschließen.
Ein Tag vor Abschluss des Vertrages bekam ich eine SMS von ihm.
> Schönheit, bin wieder im Krankenhaus, der Krebs ist wieder da
Texte: Alle Rechte lieben bei mir, der Autorin Jenny B.
Tag der Veröffentlichung: 05.02.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Diese Zeilen widme ich meinem besten Freund Christian, der mit 38 Jahren an Krebs starb.
Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.