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Reading sample

Wie von Dada Bhagwan dargelegt

Aptavani - 9

Der Gujarati-Originaltext wurde von
Dr. Niruben Amin zusammengestellt.
Das deutsche Buch ist aus dem
Englischen übersetzt.

TRIMANTRA

Dieses Mantra zerstört alle Hindernisse im Leben

Namo Vitaraagaya

Ich verneige mich vor denen,

die absolut frei von aller Anhaftung und Abscheu sind.

Namo Arihantanam

Ich verneige mich vor den Lebenden, die alle inneren Feinde

wie Wut, Stolz, Täuschung und Gier besiegt haben.

Namo Siddhanam

Ich verneige mich vor denen,

die vollständige und endgültige Befreiung erlangt haben.

Namo Aayariyanam

Ich verneige mich vor den Selbst-realisierten Meistern,

die das Wissen des Selbst an andere weitergeben.

Namo Uvazzayanam

Ich verneige mich vor denen, die das Wissen des Selbst erhalten haben und anderen dabei helfen, das gleiche zu erreichen.

Namo Loye Savva Sahunam

Ich verneige mich vor allen, die das Wissen des Selbst
erhalten haben, wo auch immer sie sein mögen.

Eso Pancha Namukkaro

Diese fünf Ehrerweisungen

Savva Pavappanasano

zerstören alles negative Karma.

Mangalanam Cha Savvesim

Von allem, was günstig ist,

Padhamam Havai Mangalam

ist dies das Höchste.

Om Namo Bhagavate Vasudevaya

Ich verneige mich vor denen, die in menschlicher Form

das absolute Selbst erlangt haben.

Om Namah Shivaya

Ich verneige mich vor allen Menschen, die zu Instrumenten

für die Erlösung der Welt geworden sind.

Jai Sat Chit Anand

Sich des Ewigen gewahr zu sein, ist Glückseligkeit.
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Wer ist Dada Bhagwan?

Eines Abends gegen 18 Uhr im Juni 1958 manifestierte sich mitten im Trubel des Bahnhofs von Surat[1] 'Dada Bhagwan' in der Form des ehrwürdigen Körpers von Ambalal Muljibhai Patel [2] vollständig. Die Natur enthüllte ein bemerkenswertes spirituelles Phänomen! Innerhalb einer Stunde wurde ihm die Sicht des Universums enthüllt. Über alle spirituellen Fragen, wie etwa: „Wer sind wir? Wer ist Gott? Was hält die Welt am Laufen? Was ist Karma? Was ist Befreiung?“ usw., erlangte er vollständige Klarheit.

[1] Eine Großstadt im indischen Bundesstaat Gujarat, an der Bahnstrecke zwischen Mumbai und Vadodara (Baroda), Dadas Wohnort

[2] A.M. Patel ist der weltliche Name von Dadashri, der 1908 in Vadodara (Baroda) geboren wurde. Er arbeitete als Bauunternehmer. Im Januar 1988 starb er. Nähere Informationen finden sich u.a. im Büchlein' Autobiografie des Gnani Purush A.M. Patel'.

Was er an diesem Abend erhielt, gab er mithilfe seines originären wissenschaftlichen Experiments, des Gnan Vidhi, in nur zwei Stunden an andere weiter. Dies wurde als der Akram-Weg bezeichnet. 'Kram' bedeutet, Stufe für Stufe nacheinander hinaufzusteigen, während 'Akram' [das Gegenteil von Kram] stufenlos bedeutet: Abkürzung, Fahrstuhl-Weg!

Er selbst erläuterte anderen, wer Dada Bhagwan sei, indem er sagte: „Der, den du vor dir siehst, ist nicht Dada Bhagwan. Ich bin der Gnani Purush (ein Erleuchteter, der anderen Befreiung geben kann), und derjenige, der sich in mir manifestiert hat, ist Dada Bhagwan, der Lord der vierzehn Welten[3]. Er ist auch in dir und in jedem anderen. In dir wohnt er, ohne manifestiert zu sein, während er sich hier [bei A.M. Patel] vollständig manifestiert hat! Ich selbst bin nicht Gott (Bhagwan). Auch ich verneige mich vor Dada Bhagwan, der sich in mir manifestiert hat.“

[3] Gemäß hinduistischer Kosmologie besteht das Universum aus vierzehn Welten.

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Die derzeitige Möglichkeit, Selbst-Realisation zu erreichen

Nachdem er 1958 das Wissen des Selbst erlangt hatte, bereiste der hochverehrte Dada Bhagwan(Dadashri) Indien und die Welt, um spirituelle Vorträge (Satsangs) zu halten und die Selbst-Realisation an spirituell Suchende weiterzugeben.

Zu Lebzeiten hatte Dadashri Pujya Dr. Niruben Amin (Niruma) die spirituelle Kraft gegeben, anderen Selbst-Realisation zu schenken. Nachdem Dadashri seinen sterblichen Körper verlassen hatte, wurde Pujya Niruma [4] zum Werkzeug, das auf gleiche Weise spirituelle Vorträge (Satsangs) hielt und spirituell Suchenden Selbst-Realisation gab. Derzeit reist Pujya Deepakbhai Desai mit dem Segen von Pujya Niruma in gleicher Weise durch Indien und die Welt, um Selbst-Realisation weiterzugeben.

[4] Dr. Niruben Amin starb 2006. Seitdem ist Deepakbhai Desai der Gnani Purush von Akram Vignan.

Nach der Selbst-Realisation bleiben Tausende von spirituell Suchenden in einem Zustand frei von Gebundenheit und verweilen in der Erfahrung des Selbst, während sie ihre weltlichen Pflichten erfüllen.

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Anmerkung zu dieser Übersetzung [ins Englische]

Der Gnani Purush Ambalal M. Patel, auch Dadashri oder Dada genannt, gab spirituelle Satsangs in Form von Antworten auf Fragen, die ihm von spirituell Suchenden gestellt wurden. Diese Gespräche auf Gujarati wurden von Pujya Dr. Niruben Amin aufgezeichnet und zu Büchern zusammengestellt.

Dadashri hatte gesagt, dass es unmöglich sein würde, seine Satsangs und das Wissen über die Wissenschaft der Selbst-Realisation Wort für Wort ins Englische zu übersetzen, weil dabei einiges an Bedeutung verloren gehen würde. Deshalb betonte er, dass es wichtig sei, Gujarati zu lernen, um die Akram-Wissenschaft der Selbst-Realisation genau zu verstehen.

Dennoch gab Dadashri seinen Segen dazu, seine Worte in andere Sprachen zu übersetzen, damit spirituell Suchende bis zu einem gewissen Grad davon profitieren und im Weiteren durch ihre eigenen Bemühungen Fortschritte machen können würden. Dieses Buch ist keine wörtliche Übersetzung. Es wurde jedoch große Sorgfalt darauf verwendet, die Essenz seiner ursprünglichen Botschaft zu erhalten.

Die Satsangs wurden und werden auch noch weiterhin aus dem Gujarati ins Englische und aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Für bestimmte Gujarati-Worte sind mehrere deutsche Wörter oder gar Sätze nötig, um die Bedeutung zu vermitteln; zum besseren Verständnis sind deshalb viele Gujarati-Wörter erhalten geblieben. Wenn ein Gujarati-Wort im Text das erste Mal vorkommt, wird es kursiv gesetzt. Danach folgt die Übersetzung seiner Bedeutung in runden Klammern [oder umgekehrt: erst die deutsche Umschreibung und dann das Gujarati-Wort in Klammern]. Im Folgetext wird dann [teilweise] nur das Gujarati-Wort für sich allein stehend verwendet. Das hat zwei Vorteile: Zum einen erleichtert es die Übersetzung und das Lesen, und zum andern macht es den Leser mit den Gujarati-Wörtern vertrauter, was für das tiefere Verstehen dieser spirituellen Wissenschaft unerlässlich ist. Ein Inhalt in eckigen Klammern gibt weitere Erläuterungen auf Deutsch [oder enthält Einschübe, die den Lesefluss erleichtern], die im ursprünglichen Gujarati-Text nicht enthalten sind.

Dies ist ein bescheidener Versuch, der Welt die Essenz von Dadashris Wissens zu präsentieren. Wenn beim Lesen dieser Übersetzung der Eindruck entsteht, dass es irgendwelche Widersprüche oder Unstimmigkeiten gibt, dann ist das ein Fehler der Übersetzung. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte die Angelegenheit mit dem lebenden Gnani geklärt werden.

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Hinweis an die Leser

Das Selbst ist die Seele (Atma) in allen Lebewesen.

Der Begriff Reine Seele wird vom Gnani Purush für das erwachte Selbst – nach dem Gnan Vidhi – verwendet. Das Wort Selbst mit großgeschriebenem 'S' bezieht sich auf das erwachte Selbst, das sich vom weltlich interagierenden 'selbst' unterscheidet, das hier mit einem kleinen 's' geschrieben wird.

Wann immer Dadashri den Begriff 'wir', 'uns' oder 'unser' verwendet [mit einfachen Anführungszeichen gekennzeichnet], meint er sich selbst, den Gnani Purush.

Ähnlich bezieht sich der Gebrauch von Du oder Dein mit großem Anfangsbuchstaben mitten in einem Satz, oder 'Du' und 'Dein' mit einfachen Anführungszeichen am Anfang eines Satzes, auf den Zustand des erwachten Selbst bzw. der Pragnya [5]. Das ist eine wichtige Unterscheidung für das korrekte Verständnis des Unterschiedes zwischen dem erwachten Selbst und dem weltlich interagierenden selbst.

[5] Pragnya Shakti ist die direkte, befreiende Energie des Selbst.

Wenn der Name 'Chandubhai' verwendet wird, sollte der Lesende den eigenen Namen einsetzen und die Materie entsprechend lesen.

Für die deutsch sprechenden Leser gibt es ein Glossar unter: https://glossar.akram-vignan.de

Für die englisch sprechenden Leser gibt es ein Glossary unter: http://www.dadabhagwan.org/books-media/glossary/

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Hinweis zur deutschen Übersetzung

Im Deutschen haben wir uns entschieden, die Worte auf Gujaratihäufig in Klammern und kursiv hinter die deutsche Beschreibung zu stellen, um den Lesefluss für den deutschen Verstand nicht zu behindern und um ein leichteres Verstehen von Dadashris Wissenschaft zu ermöglichen. Wer jedoch Gujarati lernen möchte, kann das beim Lesen ganz automa­tisch tun, indem er diese Worte nicht überliest, sondern bewusst mit aufnimmt. Wir sind dabei, das Glossar nach und nach ins Deutsche zu übersetzen.

Wer tiefer in die Wissenschaft Akram Vignan eintaucht und bestimmte Studientage besucht, z.B. den Parayan oder ein Shibir (Retreat) in Indien, dem werden diese Begriffe auf Gujaratiimmer geläufiger werden, ebenso wie das tiefe befreiende Wissen (Gnan).

Weil das Gujarati-Alphabet mehr Buchstaben hat als das lateinische, stellt die Transliteration eine Herausforderung dar. Die englischen Übersetzer haben in den seit 2000 erschienenen Texten unterschiedliche Transliterationen verwendet, z.B. Paramatma oder Parmatma (Absolute Seele), Potey oder Pote (das sich entwickelnde selbst), Jiva oder Jeev (Lebe­wesen). Zudem ist die Transliteration größtenteils auf den englischen Sprachraum abgestellt. Ein langes 'u' in Gujarati wird in der Transliteration zu 'oo' (wie in Swaroop – gesprochen Swaruup – wahre Form des Selbst), ein langes 'i' in Gujarati wird in der Transliteration zu 'ee' (wie in Jeev – gesprochen Dschiew – Lebewesen). Die Gujarati-Begriffe sind immer ins Deutsche übersetzt. Wir bitten um Nachsicht und Verständnis.

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Editorial

Leben für Leben haben die Menschen um Befreiung (Moksha) gerungen. Oft hat man Fortschritte gemacht, und oft ist man wieder zurückgefallen. Was hält einen davon ab, das gewünschte Ergebnis zu erreichen? Diejenigen, die Praktiken zur Erlangung der Befreiung ausüben oder [anderen] dabei helfen, sie auszuüben, sind bis zu einem gewissen Grad erfolgreich darin, die 'hilfreichen Ursachen' zu kennen. Die 'schädlichen Ursachen' zu kennen und zu sehen und nicht daran anzuhaften – das kann nur ein Gnani Purush, der sich aber nur sehr selten manifestiert. Wenn sich unter uns ein Gnani Purush sichtbar manifestiert hat, öffnet sich der Weg zur Befreiung (Moksha Marg) vollständig. Und damit kann man den Weg ganz bis zum Ende gehen!

Man findet die Wege, die zum Weg der Befreiung hinaufführen, aber während man hinaufgeht, gibt es 'Gefahrenpunkte' und 'rote Signale', die einen auf diese Gefahrenpunkte aufmerksam machen, und die werden einem normalerweise nicht gezeigt. So wichtig der Weg nach oben ist, so wichtig sind das Wissen und die Vorsichtsmaßnahmen für die rutschigen Hänge entlang des Weges. Ohne diese Vorkehrungen fällt man unweigerlich zurück, egal, wie viel Mühe man sich gibt.

Der Erfolg bei der Selbst-Realisation stellt sich nicht ohne das extrem geschärfte Gewahrsein darüber ein, wo man für sich selbst zum Hindernis wird. Das bedeutet, dass es bei dem Bemühen um Selbst-Realisation sehr viel wichtiger ist, die Verluste zu stoppen, als Gewinn zu erzielen.

Sobald der Suchende den Gnani Purush trifft und ihn kennt und versteht, beginnt er mit der Verehrung des Weges der Befreiung. Diejenigen, die vor der Begegnung mit dem Gnani tief im weltlichen Leben (Sansaar) verwurzelt waren, wenden sich nun dem Weg der Befreiung zu. Durch verbleibende weltliche Verpflichtungen, die sie noch erfüllen müssen, werden sie jedoch oft, wissentlich oder unwissentlich, wieder in das weltliche Leben hineingezogen und versinken darin. Wer kann ihnen dieses 'Leck' [diese Schwäche] zeigen? Um dieses 'Leck' zu 'flicken', werden in diesem Aptavani das praktische Wissen (Vyavahaar Gnan), das spirituelle Wissen (Gnan),die Wissenschaft des spirituellen Wissens (Vignan), die Kunst des Wissens (Gnan Kada) und die Kunst der Erklärung (Bodha Kada) des Gnani Purush gezeigt.

Moksha Marg bedeutet 'Weg zur Freiheit'; es ist der Weg, Freiheit von aller weltlichen Gebundenheit zu erlangen. Welche Praktiken man auch immer anwendet und von denen man glaubt, dass sie instrumentell für die eigene Freiheit sind, sie geben einem nicht die Erfahrung der Freiheit. Gebundenheit wird nicht durchbrochen, obwohl man viele verschiedene Praktiken ausübt. Wo liegt hier der Fehler? Man sollte den 'Ursachen der Freiheit' dienen, um Freiheit zu erlangen, und egal, welchen Ursachen man dient: Man kann erst dann sagen, dass die Ursachen, denen man gedient hat, die für die Befreiung sind, wenn man Freiheit und Losgelöstheit erfährt. Stattdessen bricht das eigene Gebundensein nicht, obwohl man den 'Ursachen für die Freiheit' dient. Warum ist das so?

Der Gnani Purush hat den kompletten Weg zur endgültigen Befreiung gesehen. Er kennt diesen Weg, er hat Erfahrung damit, und er hat ihn bis zum Schluss beschritten. Deshalb kann er uns die Fehler aufzeigen, die einen auf diesem Weg behindern; er kann uns die Schwierigkeiten, Hindernisse und Gefahren auf diesem Weg zeigen. Denjenigen, die den Weg der Befreiung eingeschlagen haben, kann der Gnani vollständiges Wissen und vollständige Abhilfe darüber geben, wie sie diese Fehler ausmerzen können.

Es gibt Fehler, die Gebundenheit verursachen. Die Menschen in dieser Welt können diese Fehler nicht erkennen, und so haben sich die Menschen aufgrund der ständigen Gebundenheit durch diese Fehler und deren Unterstützung ganz vom Weg der endgültigen Befreiung abgewandt.

Die Gnanis der Vergangenheit hatten die Menschen vor den Fehlern gewarnt, die den Weg zur endgültigen Befreiung behindern. Allerdings kann man auf dem Weg stetig voranschreiten, wenn man das als Anhänger wirklich will und wenn man vor dem Erreichen des Weges und auf dem Weg selbst eine detaillierte Beschreibung der Fehler hat, die einen behindern. Der richtige Weg ist jedoch, ihn durch die vollständige Hingabe an den Gnani Purush zu vollenden.

Die Gnanis haben gesagt, dass Gebundenheit und Hindernisse auf dem Weg der Befreiung auf die Kashays Wut, Stolz, Täuschung und Gier zurückzuführen sind. Wenn man absolut frei von diesen Fehlern ist, erlangt man die endgültige Befreiung. Wut, Stolz, Täuschung und Gier beinhalten alle Fehler, die es in einem Menschen gibt, aber wie entfalten und manifestieren sich diese Fehler in den weltlichen Interaktionen? Das lässt sich nur verstehen, wenn der Gnani Purush sie uns im Detail erklärt.

Der Gnani Purush ist das vollkommene Licht, und in seiner manifesten Erleuchtung ist es unvermeidlich, dass man alle Fehler überprüfen und dem Gnani Purush beichten (Alochana) muss, um sich von diesen Fehlern zu befreien. In direkter Interaktion mit dem Suchenden kann der Gnani Purush all dessen innere Fehler auslöschen. Wann immer jemand unter Schmerzen gelitten hat, Schwierigkeiten, Unbehagen oder einen Mangel an spiritueller Erfahrung erlebt hat, oder störende Anhaftungen hat, und er dem Gnani Purush ein ausführliches Geständnis (Alochana) macht, wird der Gnani ihm das Licht zeigen. Und in diesem Licht kann er all seine Fehler sehen und einen Weg finden, sie loszuwerden.

Das Hauptproblem ist, dass diese Fehler oder Mängel in Form von 'Knollen' dageblieben sind. Diese Knollen sind immer 'unter der Erde' vergraben [sie sind im Innern verborgen]. Unter den richtigen Umständen, wenn diese Knollen 'Wasser' bekommen, keimen sie und sprießen zu Zweigen und Blättern, und daran kann man erkennen, welche Art von Knolle man hat; man kann erkennen, welche 'Krankheit' in einem steckt. Wenn die Natur der Fehler nicht erkannt wird, erhalten die Fehler weiterhin Unterstützung und Nahrung. Indem er zum Satsang des Gnani Purush kommt, wiederholt seiner Sprache lauscht und seine Interaktion mit bestimmten Fragestellern versteht, entwickelt der Suchende Gewahrsein und bekommt die Kraft, die eigenen Fehler und Irrtümer zu erkennen und sichtbar zu machen. Danach erlangt er das Gewahrsein, die Keime auszurotten, und wenn er das effektiv praktiziert, kann er die Knolle vollständig ausrotten. Dieser Prozess muss jedoch unter der Anleitung und den Anweisungen (Agnas) des Gnani Purush durchgeführt werden, der ihm seine Fehler im Detail zeigt, ihm hilft, die Natur dieser Fehler zu erkennen und sich so von ihnen zu befreien.

So wird der Weg der endgültigen Befreiung (Moksha Marg) vollendet.

Hier in diesem Aptavani ist die Sprache von Dadashri, der die manifestierte Form des reinen absoluten Wissens ist. Diese Zusammenstellung der Ursachen, die den Weg zur endgültigen Befreiung behindern, wird für alle auf dem Weg der Befreiung in eloquenten, grundlegenden Gesprächen präsentiert, die das Herz berühren. Sie wird dem spirituell Praktizierenden bei jedem Schritt helfen, nicht abzustürzen. Wenn der informierte Leser in diesem Aptavani Fehler oder Unzulänglichkeiten findet, liegt das nicht an der Sprache des Gnani, sondern an der fehlerhaften Zusammenstellung. Dafür bitten wir um Entschuldigung und senden unsere Gebete.

– Dr. Niruben Amin

Vorwort

Von Dr. Niruben Amin

Seit jeher ist das Prakruti, der Nicht-Selbst-Komplex [auch bekannt als relatives selbst], typischerweise an weltliche Neigungen gebunden. Wenn man einem Gnani Purush begegnet, tritt man in die Spiritualität ein, das heißt in nicht-weltliche Neigungen. Das Prakruti, das in einem früheren Leben entstanden ist, und die ihm innewohnende Tendenz, an das weltliche Leben gebunden zu bleiben, werden jedoch nicht davon ablassen, sich zu manifestieren, wenn die Umstände der Natur sie unter Druck setzen. Und im gegenwärtigen Kaliyug-Zeitalter sind die Auswirkungen des vergangenen Karmas des relativen selbst so stark, dass sie sich der endgültigen Befreiung widersetzen und sie meist behindern. Um in solchen Zeiten den Konflikt zwischen weltlichen Verstrickungen und spirituellen Bemühungen um das wahre Selbst zu gewinnen, gibt der Gnani Purush hier viele Erklärungen aus seinem erfahrungsbasierten Verstehen.

1. Starrsinn (Aadai), Schmollen (Risavu)
und manipulative Anfälle (Tragu)

Diejenigen, die geradlinig und einfach sind, erreichen geradlinige und einfache Befreiung. Der Gnani Purush ist in jeder Hinsicht geradlinig und einfach. Seine Aussagen haben sich in allen drei Zeiten bewahrheitet: in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Für jeden Menschen, der die Aussagen eines solchen Gnani Purush versteht, ist die Befreiung zum Greifen nah. Der Gnani Purush sagt, dass Starrsinn auf dem Weg zur Befreiung ein Hindernis ist, und dass man Gott werden kann, wenn man sich 'gerade macht'. Was ist falsch daran, durch das eigene Verstehen geradlinig zu werden, im Gegensatz dazu, durch die Prügel, die man von anderen bekommt, geradlinig zu werden?

Wenn du deinen Starrsinn zugibst, wird er weggehen, aber wenn du ihn verleugnest, wird er stärker. Du kannst über den Starrsinn nur siegen, indem du ihn anerkennst, und ihn dann 'siehst' und 'weißt'.

Du hast nur das Recht, deinen eigenen Starrsinn zu sehen. Das kannst du aber nur, wenn du eine unparteiische Sicht erreichst, oder wenn jemand ihn dir zeigt und du ihn untersuchst. Dann hättest du den Spielraum, den Starrsinn zu entfernen. Wenn du den Starrsinn aber bei anderen siehst, gilt das als dein eigener Starrsinn. Dein Starrsinn wird in dem Moment verschwinden, wo du ihn zu sehen beginnst.

Wenn der Starrsinn ganz weg ist, wird man Gott.

Wenn eine wahre Aussage, die das Herz zufriedenstellt, nicht angenommen wird, dann ist genau das die Natur des Starrsinns. Starrsinnige Menschen benehmen sich ihren eigenen Meinungen gemäß. Bei denen, die sich der Meinung des Gnani entsprechend verhalten, hört der Starrsinn auf.

Die besten Eigenschaften des Prakruti (der inneren Natur des eigenen relativen selbst) stehen jedem auf dem Weg der Befreiung frei zur Verfügung. Diese Eigenschaften sind absolute Demut, extreme Einfachheit, spontane Vergebung und vollkommene Abwesenheit von Starrsinn. Diese Eigenschaften kann man als Richtmaß des spirituellen Fortschritts betrachten.

Sich des eigenen Starrsinns gewahr zu sein, genau das nennt man Gewahrsein!

Der Starrsinn ist vielleicht schon weniger geworden, wenn man aber 'Mein-heit' (Mamata) hat, dann ist man allein vom weltlichen Leben vereinnahmt. Wenn aber keine Mein-heit da ist und wenn der subtilste Starrsinn verschwunden ist, wird man ein Gnani.

Die Wurzel allen Starrsinns ist das Ego. Wenn jemand an die Meinung: „Die Menschen werden sich nur zusammenreißen, wenn ich schmolle, starrsinnig bin, mich aufrege und nicht mehr mit ihnen rede (Risavu)“, glaubt, dann wird der Starrsinn nicht umhinkönnen, sich in seinem Verhalten zu manifestieren.

Wenn du dem Gnani Purush gegenüber starrsinnig wirst, wirst du dafür keine Unterstützung oder Ermutigung von ihm erhalten. Dort, vor dem Gnani, hat man keine andere Wahl, als sich gerade zu machen und sich zusammenzureißen! Starrsinnigkeiten beugen sich demjenigen, der Nispruha ist (ohne jegliche Neigung zu Bedürfnissen oder irgendwelchem Verlangen nach materiellen Dingen dieser Welt). Wer die Tugend der Geradlinigkeit besitzt, wird ganz natürlich die Gnade des Gnani Purush erhalten, der selbst in allem völlig geradlinig ist.

Man gilt als geradlinig, wenn man seinen eigenen Starrsinn erkennt. Die Hindernisse können nur erkannt werden, wenn man das Wissen um sein wahres Selbst hat. Und nur dann können sie reduziert und schließlich ausgerottet werden. Wer hingegen starrsinnig ist, wird den ganzen Weg der Befreiung komplett verpassen. Starrsinn entsteht, wenn du andere dazu bringst, nach deinem Willen zu handeln. Wenn du dich nach dem Willen anderer richtest, hört der Starrsinn auf.

„Die Erkenntnis zu haben: 'Derjenige, der eigensinnig ist, bin nicht ich', nennt man Akram Vignan, den stufenlosen [abgekürzten] Weg zur Selbst-Realisation; und: 'Derjenige, der eigensinnig ist, bin ich, und ich muss das gerade biegen', nennt man Kramik-Weg, Schritt-für-Schritt-Weg [du kommst einen Schritt nach dem anderen voran].“

~ Dadashri

Eingeschnappt (Risavu) zu sein, ist auch eine Art von Starrsinn. Wer verliert, wenn man eingeschnappt ist? Wird der Zug auf denjenigen warten, der eingeschnappt ist? Der Zug wird direkt vor seiner Nase abfahren. Die Welt wird sicher nicht für ihn stehen bleiben.

Wenn jemand eingeschnappt (Risavu) ist, dann ist er es demjenigen gegenüber in dir, der Risad ist, das heißt, demjenigen in dir, der sich aufregt und schmollt. Der Risad in dir sieht denjenigen, der eingeschnappt ist. Der Risad in dir ist nicht das wahre Selbst. Derjenige, der sich über dich aufregt und nicht mehr mit dir spricht (Risavu), ist auch nicht das wahre Selbst. Das Selbst sieht das Selbst; das Selbst sieht nur das Reine (Shuddha). Darin liegt der Weg der Befreiung.

Wenn jemand dem Gnani gegenüber eingeschnappt ist und nicht mehr mit ihm redet (Risavu), wie geht der Gnani dann mit ihm um? Nur der Gnani kann den Zustand der absoluten Losgelöstheit (Vitaraagata) erläutern! Das Wunderbare am manifestierten Gnani Purush sind sein nicht-angehafteter Zustand und sein Mitgefühl mit uns, das keinerlei eigenen Nutzen oder verdeckte Absicht kennt (Nishkaran Karuna – der einzige 'Zweck' dieses Mitgefühls ist, uns zur ultimativen Befreiung zu bringen). Als Resultat davon werden wir frei von Fehlern, und wir werden stabil auf dem Weg der Befreiung und erreichen die Glückseligkeit des Selbst.

In den fortgeschrittenen Stadien des Starrsinns regt man sich auf und ist beleidigt (Risavu), und wenn die Dinge dann nicht so laufen, wie man es gerne hätte, behilft man sich mit manipulativen Wutanfällen (Tragu).

Charakteristisch für einen solchen manipulativen Wutanfall (Tragu) ist es, dass man ein großes Theater veranstaltet und mit dem Kopf gegen die Wand schlägt, um andere fest im Griff zu haben. So sehr, dass es den Leuten so viel Angst macht, dass sie sich schließlich der Kontrolle desjenigen unterwerfen, der das Tragu veranstaltet! Man kann eine Lösung erreichen, wenn man solchen Leuten die Dinge erklärt und sie beschwichtigt, aber ansonsten ist es das Beste, von ihnen wegzugehen.

Ein Tragu zu veranstalten ist eine große Kunst. Es wird dabei enorm viel Energie verschwendet. Man macht enorme Verluste, und als Resultat davon riskiert man, das Tierreich links liegen zu lassen und direkt in der Hölle wiedergeboren zu werden.

Dadashri, der Akram Vignani, zeigt uns Möglichkeiten auf, wie wir uns von manipulativen Wutanfällen befreien können. Er eröffnet uns die Sicht, uns von allen möglichen Arten deformierter Persönlichkeit zu befreien, indem man diese betrachtet und in allen Phasen und Zuständen erlebt; damit auch wir uns in unserem eigenen Leben öffnen und diese Sicht entwickeln können und uns von unseren Eigensinnigkeiten (Aadai), dem Hang zum Beleidigtsein (Risavu) und den manipulativen Wutausbrüchen (Tragu) befreien können; oder wir können uns von Menschen lösen, die starrsinnig, aufgebracht und beleidigt sind oder Tragu (manipulative Wutanfälle) inszenieren. Durch die Akram-Wissenschaft gibt uns der Gnani Purush das Verstehen der Kunst und des Wissens, uns von unserem relativen selbst zu befreien und uns nicht in das relative selbst anderer zu verstricken; das ist äußerst hilfreich, um die Hindernisse auf dem Weg zu unserer endgültigen Befreiung zu beseitigen!

2. Emotionaler Aufruhr (Udveg), Misstrauen (Shanka),
eine geistige Notiz machen (Nondha)

Um andere dazu zu bringen, das zu tun, was man will, fängt man mit Sturheit (Aadai) an, dann regt man sich auf und ist beleidigt (Risavu), und wenn man damit keinen Erfolg hat, inszeniert man einen manipulativen Anfall (Tragu). Und wenn die Dinge dann immer noch nicht so laufen, wie man es will, dann entwickelt man emotionalen Aufruhr (Udveg). Wenn die Tendenz, andere dazu zu bringen, das zu tun, was man will, ausgerottet wird, wird man frei von Schmerz und Leid des emotionalen Aufruhrs (Udveg).

Emotionaler Aufruhr wird dann erzeugt, wenn die Anhaftung (Moha) an das Ego ins Extrem geht. Im Zustand extremen emotionalen Aufruhrs wird schreckliches Karma gebunden.

Nur der Gnani Purush kann einem subtile Klarheit über die Geschwindigkeit und Wucht des Prakruti und des emotionalen Aufruhrs verschaffen! Und vom Gnani Purush kann man ganz leicht die Schlüssel zur Freiheit von Ursachen bekommen, die instrumentell dafür sind, dass emotionaler Aufruhr entsteht, und so das Problem angehen.

Um frei von emotionalem Aufruhr zu werden, sollte man die Ursachen des Aufruhrs finden und sich von ihnen fernhalten oder die Angelegenheit ganz fallen lassen, egal, wie wertvoll sie ist. Aber man muss die Ursache des emotionalen Aufruhrs mit der Wurzel beseitigen, denn solange auch nur der kleinste emotionale Aufruhr da ist, zeigt sich der Weg zur Befreiung nicht.

Bei Akram Vignan genießt man als Resultat einfachen Sehens des relativen selbst (Prakruti), das in emotionalem Aufruhr steckt, die Freiheit. Aus Unwissenheit lädt man es sich jedoch auf, indem man behauptet: „Ich stecke in diesem emotionalen Aufruhr.“ Und als Folge dessen steckt man dann tatsächlich in der Falle!

Was verursacht emotionalen Aufruhr? Es ist der Intellekt (Buddhi). Es ist der Intellekt, der einen von Veg zu Aaveg und letztlich zu Udveg führt: von einem neutralen Zustand der Bewegung (Veg) zum emotionalen Ausdruck (Aaveg) und schließlich zu emotionalem Aufruhr (Udveg); und es ist der Intellekt, der Misstrauen (Shanka) entstehen lässt.

Wenn die Kraft des Intellekts zu keiner Lösung führt, ist man verwirrt, und dann entsteht Misstrauen. Misstrauen bedeutet, dass man tief sitzendes Unwissen hat.

Um das eigene relative selbst vor dem Wüten des Misstrauens zu retten, kann man bei Akram Vignan stabil in einem Zustand frei von Misstrauen (Nishank) bleiben, indem man die Wissenschaft des Vyavasthit (des subtilen Zusammenkommens und Funktionierens der sich bedingenden Umstände bei allen Handlungen) so versteht, wie sie vom Gnani Purush in Form der Agnas[10] vermittelt wurde.

Wenn als Ergebnis dessen, dass man eine Schlange ins Haus kriechen sieht, Misstrauen in den Verstand eindringt, dann wird dieses Misstrauen nicht weggehen, bis man sieht, wie die Schlange das Haus wieder verlässt. Wenn man das Wissen der sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) versteht, wird erst gar kein Misstrauen 'geboren'.

Die Wissenschaft (Vignan), die sich durch die göttlichen Worte des Gnani manifestiert hat, ist der Extrakt der Analyse seiner Erfahrungen aus unzähligen vergangenen Leben. Das ursprüngliche Wissen der Freiheit, das als Ergebnis des Durchlaufens jeder einzelnen Phase zahlreicher innerer Naturen (Prakruti) erlangt wurde, ist die Forschung des Gnani Purush!

Im Leben von Menschen gibt es viele Begebenheiten, bei denen sie keinerlei Misstrauen in Bezug auf das haben, was passiert [sie nehmen die Umstände hin], warum sollte es dann Misstrauen geben, wenn alles, was passiert, eine natürliche Ordnung hat? Gibt es beim Verdauen von Essen irgendeinen Zweifel, ob die Verdauung geschehen wird oder nicht?

Was für einen Nutzen hat man davon, wenn man voller Misstrauen ist? Der Zustand eines extrem misstrauischen Menschen ist der eines Leichnams – obwohl er lebendig sein mag! Was passiert, wenn Misstrauen gegenüber den Töchtern besteht, wenn diese aufs College gehen? Dieses Misstrauen erzeugt ständige Ruhelosigkeit. Es erzeugt nur Schmerz und verletzt das eigene selbst.

Es ist ein enormes Risiko, an jemandes Charakter zu zweifeln. Wie kann man so ein Risiko eingehen? Man kann so lange frei von Misstrauen bleiben, wie man nichts sieht. Aber heißt das, dass es nicht bereits vorher da war? Ist es über Nacht geschehen? Nein. Deswegen sollte man, wenn Misstrauen da ist, beschwichtigen, dass es auch vorher schon da war. Diese Welt ist nur eine Illusion. Die Seele hat keine Frau und keine Tochter. Diejenigen, die ihren Fortschritt auf dem Weg zur endgültigen Befreiung nicht verpassen wollen, sollten an keinem anderen Ort tiefer verweilen als in der Reinen Seele.

In den Auswirkungen des Kaliyug, den gegenwärtigen schlechten Zeiten, in denen Moral und Treue zwischen Ehemann und Ehefrau zusammengebrochen sind, wo gibt es da sinnvolles Glück? Im Kaliyug ist die Ehefrau nicht mehr deine eigene. Tendenzen zu schierer Täuschung und Betrug sind da schon inbegriffen! Welchen Grund gibt es also für Misstrauen? Am besten verhält man sich in dieser Hinsicht so, dass man das Gelübde ablegt, nur einen Ehepartner zu haben; sonst kann man es nur als 'Toilette' bezeichnen, nicht wahr? Die Toilette ist der Ort, wo jeder hingeht! Ist es nicht so, dass die Verlockung und das unstillbare Verlangen nach Sex Misstrauen erwecken? Sobald man frei von Sex ist, wird man auch frei von Misstrauen sein. Wenn man sich nicht von dem Misstrauen befreit, das als Folge der eigenen sexuellen Ausschweifungen entsteht, wird nicht nur dieses Leben ruiniert sein, sondern auch die unendlichen Leben, die noch folgen werden! Wer auf dem Weg der Befreiung ist, sollte frei von Misstrauen sein.

Wenn man jemandem gegenüber erst einmal misstrauisch ist, ist man getrennt von dieser Person. Die Echos des Misstrauens werden den anderen unweigerlich erreichen. Deswegen sollte es kein Misstrauen geben, und sobald Misstrauen auftaucht, sollte man es mit Gewahrsein entfernen.

Was passiert, wenn die Töchter aufs College gehen und die Eltern anfangen, ihren Charakter infrage zu stellen? Das führt nur zu Unglücklichsein! Kinder versuchen, bei Außenstehenden nach Liebe zu suchen, weil sie zu Hause keine bekommen, und rutschen deshalb ab. Das lässt sich vermeiden, wenn ihr mit ihnen als Freunde zusammenlebt und ihnen Liebe entgegenbringt. Wenn die Tochter jedoch einen falschen Schritt macht, kannst du sie dann aus dem Haus werfen? Man muss sie mit Liebe schützen und Verluste vermeiden! Vorsicht am Anfang ist willkommen, aber man sollte nie misstrauisch sein!

Wo kein Misstrauen ist, gibt es auch kein Unglücklichsein irgendeiner Art.

Misstrauen zu haben ist das Ergebnis von vergangenem Karma, aber Misstrauen aufrechtzuerhalten ist nicht das Ergebnis von vergangenem Karma. Das führt zu einer Verschlimmerung der eigenen inneren Absicht.

Misstrauen ist die größte Schwäche, es tötet das relative selbst.

Wenn jemand dem Gnani Purush gegenüber misstrauisch ist, weiß der Gnani Purush alles und verhält sich dennoch ganz natürlich, als ob nichts geschehen wäre. Der Gnani ist nicht im Geringsten von der Person getrennt, die ihm gegenüber misstrauisch ist. Seine Untrennbarkeit, sein Eins-Sein, wird nur dazu führen, dass die andere Person frei von Misstrauen wird.

Es ist besser, jemanden zu schlagen, als ihn zu verdächtigen. So gibt es wenigstens eine sofortige Lösung, aber jemanden zu verdächtigen, wird Tag und Nacht an dir nagen – bis zum Tod.

Misstrauische Menschen können bei keiner Aufgabe erfolgreich sein. Der Erfolg wählt diejenigen aus, die keinen Verdacht hegen. Misstrauen wird beseitigt, indem man in einem Zustand ohne Misstrauen bleibt, im Zustand des Selbst.

Hat je jemand den Tod angezweifelt? Diese Zweifel räumt man schnell restlos aus.

Solange der Gnani Purush da ist, um einem zu helfen, kann man alle möglichen Arten von Misstrauen vollständig auflösen, und danach wird es keine Hindernisse auf dem Weg der Befreiung mehr geben.

Misstrauisch zu sein ist ein doppelter Verlust. Erstens ist da das direkte Leiden, und zweitens gibt es einen [karmischen] Verlust, weil man Fehler im anderen sieht.

Akram Vignan sagt Dir [dem erwachten Selbst]: „Sag dem, der misstrauisch ist [dem relativen selbst]: 'Sei nicht mehr misstrauisch'.“ Derjenige, der das sagt, ist getrennt von dem, der das Misstrauen hat! Kann man einem Fahrer, der Angst hat, in einen Unfall zu geraten, ein Auto anvertrauen? Du solltest dich nicht in die Gesellschaft von jemandem begeben, der voller Misstrauen ist, sonst wird sein Misstrauen auch dich verschlingen.

Die mit Misstrauen geraten in Schwierigkeiten, das ist das Gesetz der Natur, und die, die nicht auf das Misstrauen hören, haben überhaupt keine Schwierigkeiten.

Warum sollte man in einer Welt, wo sich sogar das als falsch herausstellt, was man mit eigenen Augen sieht, von Misstrauen verzehrt sein?

Ein einziger Misstrauens-Samen wird einen ganzen Dschungel heranwachsen lassen! Wir sollten das Misstrauen einfach wegstreichen, so wie wir es in der Algebra tun. Und letztlich sollte man alles Misstrauen entfernen, indem man das eigene Selbst von demjenigen [dem relativen selbst] trennt, der misstrauisch ist, indem man das Gnan einsetzt und mit dem relativen selbst schimpft und ihm droht.

Wenn man misstrauisch ist, geschieht sofort Leiden. Aber gleichzeitig sät man einen neuen Samen, der auch im nächsten Leben Leiden bringen wird!

Misstrauen wird beseitigt, indem man richtiges Pratikraman macht. Man muss das Misstrauen bereuen. Man sollte dabei nicht nachlässig werden. Derjenige, der das Misstrauen geäußert hat, also derjenige, der gegen die Regeln verstoßen hat, sollte zum Handelnden der Reue gemacht werden.

Wie können wir, nachdem wir das Selbst geworden sind, auf den Verstand hören, wenn er uns ein inneres Durcheinander zeigt? Alle Gefühle der Anhaftung sind die Eigenschaften des eigenen selbst, sie sind unbelebte Eigenschaften, relative Eigenschaften; sie sind überhaupt nicht die Eigenschaften der Reinen Seele. 'Du' besitzt unendliche Kräfte, wie kann Dir jemand etwas antun? Diese Furchtlosigkeit führt zu einem Zustand, der frei von jeglichem Misstrauen ist.

Es ist nur notwendig, das Gewahrsein gegen das Misstrauen zu stärken. Der Zustand des Wissenden-Sehenden kann nur aufrechterhalten werden, wenn Gewahrsein da ist und folglich jedes Misstrauen ausgerottet wird. Wenn dich jemand verdächtigt, ist das nicht unbegründet. Es liegt ein Fehler deinerseits vor. Der Fehler liegt vielleicht nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit, aber nur dann kann so etwas passieren. Die Welt war noch nie außerhalb des Naturgesetzes, nicht einmal eine einzige Sekunde lang.

Nur der Gnani Purush kann Zweifel an falschem, illusionärem Wissen (Mithya Gnan) säen. Und dieses Wissen wird verschwinden, wenn man es anzweifelt. An wahrem Wissen gibt es nie irgendwelche Zweifel.

„Wer bin ich?“ – seine wahre Identität oder den Zustand, der Besitzer eines Namens zu sein, hat man in keinem vergangenen Leben je angezweifelt oder infrage gestellt. Da muss man misstrauisch sein. Wenn man die eigenen tief sitzenden falschen Überzeugungen anzweifelt, nennt man das den Beginn der Selbst-Realisation.

Was ist die Seele? Wie ist sie? Diese Art von Misstrauen wird man ohne die Hilfe eines Gnani Purush nur sehr schwer los. Wer ist der Besitzer von Wut, Stolz, Täuschung und Gier? Wie soll man das verstehen? Nur der Gnani kann uns dazu bringen, das zu verstehen, und uns helfen, sie loszuwerden.

Was ist die Seele? Wie ist sie? Man muss sein Leben damit verbringen, darüber nachzudenken, nicht im Schlafzimmer, im Kino oder im Restaurant!

Wann verschwinden all die verschiedenen Arten von Misstrauen? Sie verschwinden, wenn man frei von Anhaftung (Vitaraag) und frei von allen Ängsten wird.

Wer hat Zweifel in Bezug auf die Seele? Das Selbst hat keinerlei Zweifel. Eigentlich hat das relative selbst Zweifel an der Existenz des Selbst.

Derjenige, der in Sachen Seele frei von Zweifeln wird, ist in einem Zustand permanenter Befreiung.

Mit welchem Wissen man sich bisher auch immer bewegt hat, welche Wissenswerkzeuge man auch immer benutzt hat, ab dem Zeitpunkt, wo man diesem Wissen und den Werkzeugen gegenüber misstrauisch geworden ist, bis zu dem Punkt, wo man in Bezug auf die Seele [das Selbst] völlig frei von Misstrauen (Nihshankta) geworden ist, wird die gesamte Zeitspanne der Spiritualität als Misstrauen in Bezug auf die Seele betrachtet. Sobald diese Misstrauenslosigkeit (Nihshankta) eintritt, wird man frei von Ängsten (Nirbhayta)! Und wo Furchtlosigkeit ist, da herrscht auch in Gegenwart aller Anhaftungen ein Zustand der Ungebundenheit (Asangata)!

Man muss Akram Vignan voller Ehrfurcht applaudieren, dass man innerhalb von einer Stunde des wundersamen Gnan Vidhi (Prozess der Selbst-Realisation) vollkommen frei von Zweifeln in Bezug auf die Seele wird.

Zweifel in Bezug auf die Seele können nicht durch das Lesen von Büchern weggehen. Dafür braucht man einen manifestierten Gnani. Je mehr Informationen aus den Schriften man kennt, desto größer wird der Zweifel. Wenn man den Punkt: „Ich weiß überhaupt nichts“, erreicht, ist man bereit für das wahre Wissen. Das Wissen, das die Kashays Wut, Stolz, Täuschung und Gier ausrottet, ist das wahre Wissen; das ist Gnan. Wo es Misstrauen gibt, gibt es auch Qualen. Das Anzeichen dafür, die Seele zu kennen, ist ein Zustand, der permanent frei von Misstrauen ist.

Misstrauen zu haben, bedeutet auch, eine Art Gewahrsein zu haben: „Habe ich das getan oder hat jemand anderes es getan?“ Ein solches Gewahrsein wird als höheres Gewahrsein bezeichnet. Dieser Zweifel, der nach der Selbst-Realisation auftritt, ist auch eine Form des Gewahrseins von Wissen. Auf der letzten Stufe herrscht zu jeder Zeit das Gewahrsein: „Ich bin niemals [von etwas] vereinnahmt (Tanmayakar).“

Im Zustand des Gnani Purush werden alle weltlichen Interaktionen vom Pudgal, dem relativen selbst, durchgeführt, und er bleibt Vitaraag (losgelöst). Obwohl er in jedem Moment mit der Welt interagiert, gibt es für ihn keine starken mentalen Notizen (Nondha) von irgendetwas. Die Sicht wird trübe, wenn im Geiste eine starke Notiz (Nondha) gemacht wird. In den Augen des Gnani Purush ist immer ein Zustand der Freiheit von allen Anhaftungen (Vitaraagata) zu sehen.

Wo wahre Liebe ist, gibt es keine mentalen Notizen (Nondha). Wo es keine mentalen Notizen gibt, herrscht ein Zustand, der frei von Spannungen ist!

Die weltliche Liebe ist die Liebe, die mentale Notizen macht, man nennt sie Anziehung oder Zuneigung (Aasakti). Liebe, die schwankt, Liebe, die mehr und weniger wird, nennt man einfach nur Vernarrtheit.

In dem Moment, wo man sagt: „Das hast du an dem Tag zu mir gesagt!“, betrachtet man das als mentale Notiz, und als Folge davon wird deine Liebe verschwinden. Wenn du eine solche Notiz über die Frau machst, die du die deine nennst, wird das dazu führen, dass aus einem liebevollen Leben ein giftiges wird.

Erst kommt die Einstellung: „Es ist falsch, eine starke mentale Notiz zu machen“, in deine Überzeugung (Pratiti), dann kommt sie in deine Erfahrung (Anubhav), und schließlich drückt sie sich in deinem Verhalten (Charitra) aus. Das ist der wissenschaftliche Prozess, durch den sich Dinge im Verhalten ausdrücken.

Es wird Rache (Ver) im Verstand geben, wenn eine starke mentale Notiz (Nondha) gemacht wird. Die Hälfte des Schmerzes verschwindet, wenn man keine solche Notiz macht. Der Gnani Purush macht sich nie eine Notiz. Wenn du eine Notiz machst, wird die gegnerische Partei auch eine machen.

Zuerst macht man eine Notiz (Nondha), dann beginnt der Kampf des Verstandes, dann der Kampf der Worte, und schließlich kann es zu einem physischen Kampf kommen. Deshalb ist es am besten, die Wurzel herauszureißen!

Wer sich befreien will, muss das 'Notizbuch' loswerden. Für diejenigen, die aufhören, Notizen (Nondha) zu machen, enden die weltlichen Interaktionen.

Diejenigen, die sich in den weltlichen Interaktionen sicher sind, bleiben in Bezug auf die Befreiung unsicher. Gewissheit in der Welt bedeutet, die weltlichen Interaktionen zu unterstützen.

Was sagt Akram Vignan, um die angeborene Natur (Prakruti) des Notizenmachens aufzulösen? Es sagt, dass das Notizenmachen durch die innere Natur (Prakruti) geschieht und das wahre Selbst es einfach 'wissen' muss. Es ist nicht verwerflich, eine Notiz zu machen, aber wenn das Selbst nicht mehr damit einverstanden ist, Notizen zu machen, wird auch die Notiz verschwinden.

Die Gewohnheit, Nondha (mentale Notizen) zu machen, wird man ohne die Hilfe der Wissenschaft (Vignan) nicht aufgeben. Die angeborene weltliche Natur wird lieber sterben, als das mentale Notizenmachen aufzugeben.

Wie kann man über Karma, das sich verändert, Notizen machen, über Karma, das ständig kommt und geht?

Was ist der Vorgang des Notierens? Wenn man, aus welchem Grund auch immer, die geringste Abneigung gegen einen Nimit (einen scheinbar Handelnden, der einfach nur instrumentell am Prozess beteiligt ist) hat, macht man sich eine geistige Notiz über ihn. Wenn man aber keine Notiz über den Nimit macht, führt diese innere spirituelle Anstrengung (Purusharth) zur Befreiung.

Wenn eine geistige Notiz (Nondha) gemacht wird, ist man immer vom relativen selbst vereinnahmt. Danach wird sie unter die Autorität des relativen selbst gestellt. Der Bereich und die Energie des Selbst werden blockiert.

Wenn eine Notiz gemacht wird, wird der Verstand gegenüber dieser Person giftig. Wer aufgehört hat, Notizen zu machen, gilt als Vitaraag (frei von Anhaftung und Abscheu).

3. Gesunder Menschenverstand – 'Schweißen'

Gesunder Menschenverstand ist heutzutage ins Abseits geraten, verkündet der Gnani Purush.

„Gesunder Menschenverstand ist das, was überall anwendbar ist, sowohl theoretisch als auch praktisch.“ Diese Definition von gesundem Menschenverstand ist ziemlich originell und wunderbar.

Jemand, der gesunden Menschenverstand hat, wird alle Schlösser öffnen, egal, wie rostig sie sind. Er wird mit niemandem aneinandergeraten; zu Hause, draußen, bei der Arbeit und über-all sonst vermeidet er Konflikte, indem er seinen gesunden Menschenverstand einsetzt. Er erlaubt nicht, dass es zu Hause wegen Meinungsverschiedenheiten zu Zwietracht mit seiner Frau kommt.

Egal, wie intelligent jemand auch sein mag, aber wenn er nicht praktisch veranlagt ist, das heißt, wenn er keinen gesunden Menschenverstand hat, dann wird es Konflikte geben.

Je mehr das Ego zurückgeht, desto schöner wird der Umgang mit allen Menschen.

Gesunder Menschenverstand entwickelt sich, indem man mit allen Menschen freundlich über verschiedene Dinge spricht. Durch Verachtung für das weltliche Leben wird der gesunde Menschenverstand gemindert. Wer gesunden Menschenverstand hat, ist mit allen im Einklang.

Im weltlichen Leben ist gesunder Menschenverstand nützlich, um Entscheidungen zu treffen und Konflikte zu vermeiden. Ein einfacher Mensch wird betrogen, aber im Gegenzug entwickelt sich sein gesunder Menschenverstand. Der gesunde Menschenverstand kann so weit gehen, dass man es schafft, keine Niedergeschlagenheit zuzulassen, egal, wie viele Beleidigungen man ertragen muss.

Gesunder Menschenverstand entwickelt sich nicht, wenn Egoismus oder Intrigen im Spiel sind, denn durch Intrigen oder Täuschungsabsichten wird er verbraucht.

Wenn jemand auf irgendeinem Gebiet zum Experten wird, behindert das seinen gesunden Menschenverstand.

Jemand mit gesundem Menschenverstand hat die angeborene Natur (Prakruti) seines Gegenübers studiert und kann deshalb jede Art von Schloss öffnen.

Der gesunde Menschenverstand ist eine Art von Einsicht, und Einsicht ist eine natürliche Gabe. Der Intellekt (Buddhi) zeigt weltlichen Gewinn und Verlust. Das direkte Licht des Selbst (Pragnya) wird erst geboren, wenn man das Licht des Wissens, Gnan, erreicht hat. Der Verstand kann alle Schlösser der Welt öffnen, aber er kann kein einziges Schloss für die eigene Erlösung (Moksha) öffnen, Pragnya dagegen bringt einen nach Moksha (Befreiung).

Um sich überall anzupassen, kann man beobachten, wie der Gnani Purush sich verhält, indem er sich überall und in jeder Hinsicht anpasst. Und derjenige, der gelernt hat, sich überall anzupassen, hat die Welt überwunden.

Es ist besser, sich anzupassen, als sich zu beschweren. Wenn dein Licht heller ist, dimme dein Licht, damit du dich an die Person mit dem schwächeren Licht anpassen kannst.

Der Gnani Purush gibt uns den Schlüssel, mit dem man Entzweiung aufgrund von Meinungsverschiedenheiten (Matbhed) vermeiden kann, und dieser Schlüssel lautet: „Wir sind alle eins, und es gibt keine Zwietracht zwischen uns.“ Man sollte diesen Satz jeden Morgen fünfmal wiederholen, dann wird eines Tages eine Zeit kommen, in der du mit niemandem mehr Matbhed hast.

Wie kann jemand einen Keil in unsere Einigkeit treiben? Diejenigen, die das tun, sind Verschwörer mit Täuschungen und Gerüchten. Wie kann man ihnen erlauben, sich einzumischen? Wie kann man es sich leisten, so unreif zu sein und sich von anderen aufhetzen zu lassen?

Man sollte immer dann 'zusammenschweißen' (sich aussöhnen), wenn eine Kluft zu jemandem entstanden ist. Es gilt als große Tugend, für andere zu 'schweißen', auch wenn es für denjenigen, der schweißt, mit Leiden und Schwierigkeiten verbunden ist.

In diesen Zeiten wird derjenige, der schweißt, das heißt, andere zusammenführt, leiden. Nach dem Zusammenschweißen vereinen sich die beiden entfremdeten Parteien, und der Schweißer macht den Verlust! Nach dieser Art von Leiden zieht sich der Schweißer zurück. Wer als das Selbst Fortschritte machen will, sollte jedoch trotz des Leidens schweißen!

Wenn jemandem das Schweißen unangenehm ist, sollte er die Absicht im Verstand behalten: „Ich möchte schweißen“; aber er sollte nicht die negative Absicht haben: „Es ist besser, wenn sie auseinander sind.“

Menschen, die Beziehungen abbrechen, findet man überall, aber solche, die Menschen zusammenführen, sind selten zu finden.

4. Die tiefe Überzeugung: „Das ist meins“
(Mamata) – starke Gier (Laalach)

Das Leben ist kurz, wie kann man da eine einzige Minute vergeuden? 'Du' solltest durch diese Welt gehen, ohne dass Dich irgendein 'Schmutz' berührt. Wo es keinerlei Erwartungen gibt, keinerlei Makel, wo völlige Reinheit herrscht, da ist der Status des Gnani! Der Gnani Purush hat keine Anhaftung, nicht einmal an seinen Körper. Der Gnani Purush ist frei von Ego oder 'Mein-heit'.

Mamata (Mein-heit) bedeutet „mein“; und als Ergebnis dieser Mein-heit besteht das Ich fort. Die Spanne der Mein-heit kann sich von „mein Körper“ bis zu „meine Frau, mein Haus, meine Stadt, mein Land, meine Welt“ erstrecken, und so weiter.

Mein-heit sollte begrenzt sein. Begrenzte Mein-heit bedeutet, dass sie so lange existiert, wie man am Leben ist, zum Beispiel Mein-heit für den Körper. Eine weitere Ausdehnung der Mein-heit sollte es nicht geben, auch keine Mein-heit für den einzigen Sohn. Diese erweiterte Mein-heit wird sonst nur schmerzhaft sein.

Wenn ein versichertes Schiff sinkt, wie viel Sorgen macht sich dann der Versicherungsvertreter? Wenn die eigene Mein-heit so aussieht, wird sie keinen Schmerz verursachen.

Wenn ein Haus abbrennen würde, nachdem es verkauft worden ist und alle Papiere unterschrieben worden sind, würde man dann etwas spüren? Nein. Wenn das Ich einfach durch die Unterzeichnung von Papieren verschwinden kann, kann es dann nicht auch durch richtiges Verstehen verschwinden? Anderenfalls wird das Haus sagen: „Chef, entweder ich gehe oder du gehst.“

Wie sind die Regeln in einem Museum? Du darfst dir alles ansehen und dich umschauen, aber du darfst nichts mitnehmen. Genauso müssen die Leute alles zurücklassen und, wenn sie auf der Totenbahre liegen, voller Respekt gehen! Warum zerbricht man sich in so einer Welt überhaupt den Kopf?

Was bedeutet Mein-heit, die Konflikte verursacht? Warum tut es weh, wenn die Frau, die in Wirklichkeit nicht dir gehört, stirbt? Bei der Eheschließung wird diese Mein-heit komplett bindend, weil der Ehemann zu denken beginnt: „Das ist meine Frau ... meine Frau ... meine Frau ...“ Dadurch entsteht ein psychologischer Effekt, und die Mein-heit für die Frau dringt in sein Inneres ein. Das ist es, was Schmerz verursacht, und Befreiung von diesem Schmerz geschieht dann, wenn die komplexen Knoten der Mein-heit gelöst werden, indem man sagt: „Nicht meins ... nicht meins ... und so weiter.“

Nicht die weltlichen Dinge sind das Hindernis für die Befreiung, sondern die Mein-heit. Das Objekt, für das du Mein-heit hast, wird das Objekt sein, das dich bindet. Welches Objekt gehört denn zu uns, wenn uns am Ende nicht einmal der Körper begleitet?

Derjenige, der ohne Mein-heit stirbt, erlangt Befreiung. Wer mit Mein-heit stirbt, wird nicht zur Befreiung 'zugelassen'.

Das Wissen zu haben, dass meine Mein-heit falsch ist, dies ist das höchste Verdienst im Leben.

Akram Vignan stellt das auf ganzer Linie klar, dass der, der die Mein-heit hat, nicht das Selbst ist.

Die Mein-heit (Mamata) desjenigen, der Selbst-Realisation erreicht hat, ist eine 'gespielte' Mein-heit. Es ist die gleiche Mein-heit wie in einem Theaterstück [die gleiche Mein-heit, die ein Schauspieler hat, der seine Rolle spielt; sie ist oberflächlich].

Die Freude, die herrscht, wenn keine Mein-heit da ist, ist die Freude des freien Verstandes!

Wer keine intensive, unersättliche Gier (Laalach) im Leben hat, wird Gott finden!

Jemanden, der nur eine Art von Gier hat, nennt man gierig. Es gibt einen Unterschied zwischen einem Laalachu (einem sehr gierigen Menschen) und einem Lobhi (Gierigen). Der Gierige hat nur in einem Aspekt Gier, während ein Laalachu in jeder Hinsicht gierig ist.

Er hat eine unersättliche Gier, etwas auf die eine oder andere Art zu genießen. Für so jemanden ist es schwierig, frei zu sein. Intensive, unersättliche Gier führt dazu, dass man das Ziel aus den Augen verliert. Man ist überall gefangen. Der Laalachu wird sich auf jede Weise selbst zerstören.

Die intensive, unersättliche Gier entsteht aus dem Wunsch, weltliche Vergnügungen zu genießen. Für eine solche Gier gibt es keine Regeln oder Gesetze. Man reißt sich das Vergnügen hier oder dort unter den Nagel, egal mit welchen Mitteln.

Durch die intensive, unersättliche Gier nach sexueller Lust werden schreckliche Schmerzen eingeladen. Ekel vor sexuellem Vergnügen macht frei von Sexualität. Solange es eine intensive, unersättliche Gier nach sexuellem Vergnügen gibt, wird es zu Konflikten kommen. Durch die Gier nach sexuellem Vergnügen bindet man schreckliche Feindschaft. Wer extrem gierig nach sexuellem Vergnügen ist, wird sogar Einschüchterung als letztes Mittel einsetzen, um sexuelles Vergnügen zu genießen.

Die intensive, unersättliche Gier nach sexueller Lust macht einen hilflos. Also wird die Frau ihn wie einen Affen tanzen lassen. Und wird man sich später nicht aneinander rächen?

Ein Laalachu hat nicht nur Laalach für seine sexuellen Gelüste, sondern auch Laalach für Essen, Trinken und Reisen; er ist in allen Dingen Laalach.

Es ist ein inneres spirituelles Bestreben (Purusharth), Gedanken an die intensive unersättliche Gier zu ändern, wenn sie auftreten. Dann ist man nicht verantwortlich dafür, auch wenn sich diese Gedanken nicht ändern.

Ein Laalachu wird aufgrund seiner unersättlichen Gier alle möglichen Risiken eingehen.

Ein Laalachu will alles. So wie eine Krankheit das Heilmittel anzieht, werden von dem intensiv Gierigen alle Objekte intensiver unersättlicher Gier angezogen.

Man kann nur die Geschäfte machen, die im eigenen Prakruti (der angeborenen Natur) angelegt sind. Aus unersättlicher Gier lässt man sich auf imaginäre Geschäfte ein und gerät dadurch in Schwierigkeiten.

Warum sollte es eine intensive, unersättliche Gier (Laalach) nach vorübergehenden Dingen geben? Wenn du die Entscheidung triffst: „Ich will keine vorübergehenden Dinge in dieser Welt“, wird die unersättliche Gier (Laalach) verschwinden.

Laalach ist etwas, das angeboren ist. Wenn man stirbt, trägt man den Samen der unersättlichen Gier (Laalach) in sich, und im nächsten Leben wird er wachsen.

Wenn sich das Ego gegen die intensive, unersättliche Gier (Laalach) stellt, wird sie verschwinden. Später muss dann aber auch das Ego weggewaschen werden. In der Gegenwart eines Gnani Purush kann jedes Leiden beseitigt werden. Das andere Mittel, frei von unersättlicher Gier (Laalach) zu werden, ist, alle Dinge zu unterlassen, die Laalach verursachen. Man darf nicht an sie denken, und wenn sie einem in den Sinn kommen, sollte man Pratikraman machen, damit man eines Tages frei von allem ist, was einen in Versuchung führt.

Der Laalachu ist ein Betrüger. Er wird die Agnas des Gnani Purush völlig ignorieren und umgehen; deshalb wird die Gnade des Gnani Purush von ihm fernbleiben. Nur wenn er den festen Entschluss trifft, in den Agnas des Gnani zu bleiben, und mit seinem Verstand, seinem Körper und seiner Sprache sehr stark wird, dann besteht die Möglichkeit, dass die intensive unersättliche Gier (Laalach) ihn verlässt.

Der Laalachu kann niemandem auf der Welt Glück schenken; er wird nur Schmerz schenken.

Schlechte Gesellschaft führt dazu, dass sich unersättliche Gier in einem einschleicht. Die Wirkung von schlechter Gesellschaft ist schlimmer als Gift.

Laalach lässt das Gnan nicht zum Ausdruck kommen. Es bleibt auf der Ebene des Intellekts stehen.

Zuerst sieht man seine eigenen Fehler, und dann entsteht die Überzeugung (Pratiti), dass es falsch ist, diese Fehler zu haben. Ist diese Überzeugung erst einmal gefestigt, können die Fehler der unersättlichen Gier (Laalaca) durch inneres spirituelles Streben (Purusharth) beseitigt werden.

Die unersättliche Gier danach, verehrt zu werden, bringt einen dazu, Gruppen zu organisieren, die einen verehren. Was ist das Ergebnis dieses Handelns? Man kommt in die Hölle. Ein Guru zu werden und diesen Status zu genießen, ist dasselbe, wie unersättliche Gier zu haben! Diese unersättliche Gier wird als schreckliche Krankheit angesehen. Wenn du dich von dieser schrecklichen Krankheit befreien willst, die das weltliche Leben aufrechterhält, dann verbringe ein Leben damit, dich dem Gnani Purush zu unterwerfen. Man sollte keinen eigenen 'Laden' eröffnen, nachdem man den Gnani Purush getroffen hat.

Nicht einmal Gott wird denjenigen infrage stellen, der keine Gier nach irgendetwas hat.

5. Maan (Stolz) – Garva (das Ego des Handelnder-Seins) – Garavata (in weltlichem Vergnügen schwelgen)

Der Gnani Purush informiert uns, dass das Gnanavarniya Karma, das heißt das Karma, das den vollen Ausdruck des Wissens über das Selbst behindert, verschwindet, sobald das Mohaniya Karma, das heißt das Karma, das die Illusion verursacht, beseitigt ist. Wenn der Gnani Purush über sich selbst spricht, fragt er: „Welche Art von Moha (illusionärer Anhaftung) hatte ich vor der Erleuchtung?“ Er antwortet: „Ich hatte keinerlei Moha. Ich hatte kein Verlangen nach Geld oder Sex. Das Einzige, was ich hatte, war Stolz (Maan); große Anhaftung an Stolz. Aber es war kein Abhimaan, also kein Stolz mit Mein-heit (Mamata), da.“ Abhimaan kann es nur geben, wenn Mein-heit (Mamata) da ist. Das war Stolz ohne Mein-heit – das war Maan ohne Mamata.

Wenn jemand von klein auf nur Beleidigungen ausgesetzt war, wird er ein starkes Verlangen haben, sich Respekt zu verschaffen. Wenn jemandem in seiner Kindheit nichts als Respekt entgegengebracht wurde, wird er später nicht mehr nach Respekt streben.

Wenn ein Maani (jemand mit einer Stolzknolle[10]) Respekt bekommt, wird seine Gierknolle kleiner. Ein Lobhi hingegen wird seine Gierknolle nicht loslassen; seine Gier (Lobh) wird selbst dann nicht abnehmen, wenn er eine Menge Respekt bekommt.

Aus der Perspektive der Befreiung ist einfacher Stolz tolerierbar, aber wenn jemand ständig seine Energie darauf verwendet, sich mit der Frage zu beschäftigen: „Woher bekomme ich Respekt, wie kann ich in den Augen der Welt Respekt und Anerkennung bekommen?“, dann ist das sehr gefährlich. Stolz kann entfernt werden, aber es ist extrem schwierig, den Hunger nach Stolz auszurotten.

Wenn dir Menschen Respekt zollen, solltest du das genießen, aber dich nicht daran gewöhnen. Du solltest aufpassen, dass du dich nicht zu demjenigen hingezogen fühlst, der dir Respekt zollt, und dann an ihm hängst.

Beim Genießen von Respekt wird das Gewahrsein des Selbst verringert, und wenn Täuschung dazu führt, dass man Respekt haben will, herrscht totale Dunkelheit. Es ist nichts dagegen einzuwenden, Respekt zu genießen, der auf natürliche Weise kommt, aber wenn er dazu führt, dass man noch mehr Respekt begehrt [der Stolz wird zunehmen], dann führt diese Entstellung des Stolzes zu einem Stolz-Rausch; das ist verwerflich. Allein die Existenz von Stolz macht einen Menschen hässlich, und dann kann er nicht mehr attraktiv sein. Der Stolz bleibt bestehen, weil man die Überzeugung in sich trägt, dass andere minderwertig sind.

Kann jemand, der Respekt liebt, Beleidigungen mit der gleichen Intensität lieben? Eine ständige Wachsamkeit, die es vermeidet, beleidigt zu werden, ist wahrlich ein Betteln um Stolz.

Wer ist derjenige, der beleidigt und respektiert wird? Ist es die Seele, das wahre Selbst? Nein. Das ist der Kummer des Egos. Wenn du das Selbst bist, kann dich niemand beleidigen. Haben Respekt oder Beleidigung etwas mit der Seele zu tun?

Bei Akram Vignan wirst Du in dem Moment getrennt, in dem Du sagst: „Derjenige, der beleidigt wurde, bin nicht ich.“

Wenn du die Person, die dich beleidigt, als hilfreich ansiehst, dann wird das deinen Stolz untergraben.

Wenn im unwissenden Zustand [Zustand der Nicht-Selbst-Realisation] die Angst vor Beleidigung weggeht, wird man schamlos und verletzend gegenüber anderen; wenn die Angst vor Beleidigung dagegen weggeht, nachdem man Gnan erhalten hat, wird man völlig unabhängig.

Wenn jemand sagt: „Mein Name ist Lalvo“, erkenne, dass er nur egoistisch ist. Es gibt nur ein Ego [Lalvo ist ein Spitzname für Lallu. Spitznamen werden typischerweise für einfache Leute verwendet]. Wenn er sagt: „Ich bin Lallubhai“, bedeutet das, dass neben dem Ego auch Stolz vorhanden ist [bei 'bhai' liegt die Betonung auf dem relativen selbst – das Hinzufügen von 'bhai' zu einem Namen ist ähnlich wie das Hinzufügen des Titels 'Mr.']. „Ich bin Lallubhai, der Anwalt, hast du mich nicht erkannt?“ Das ist materielles Ego [das Ego, seinen materiellen Reichtum und seine Errungenschaften zu zeigen]; es ist Stolz mit Mein-heit (Abhimaan). Wenn jemand behauptet: „Ich kann dich besiegen“, aber keine Kraft hat, das zu tun, nennt man das Ghamand. Wenn jemand weder einen Tropfen Wissen noch Geld hat und trotzdem sehr arrogant ist, wird er Tundmijaji genannt. Wer Tumakhi hat, beleidigt und verhöhnt angesehene Mitglieder der Gemeinschaft! Ein Ghemraji ist jemand, der weder im Innern noch im Äußeren etwas zu bieten hat und dennoch jeden herabwürdigt. Er würde sagen: „Ich kann um die ganze Welt reisen“, obwohl er nicht einmal in der Lage ist, zwei Meilen zu fahren.

Ham ist etwas anderes als Ahamkaar. „Ham ... Ham ... ich bin alles [ich bin jemand Großartiges]“, ist anders, und das Ego (Ahamkaar) ist anders. Das Ego kann verschwinden, aber das 'Ham' verschwindet nicht einfach, es entsteht dort, wo nichts ist. 'Ham' ist etwas anderes als: „Ich bin etwas“!

Das Ego ist die falsche Zuordnung des Selbst, indem man dort „Ich bin“ sagt, wo das „Ich“ eigentlich nicht ist. Das Ego ist in jedem Menschen vorhanden, außer im Gnani Purush.

Die Erweiterung des Egos ist Stolz (Maan). Stolz in Verbindung mit Mein-heit (Mamata) ist Abhimaan. Zu prahlen: „Das ist mein Haus... das ist mein Auto...“, ist Ego mit Mein-heit (Abhimaan).

Wo Abhimaan ist, gibt es kein Saiyam, das heißt keinen Zustand ohne innere Wut, Stolz, Täuschung oder Gier (Kashays); dort gibt es nur Unwissenheit. Die Überzeugung: „Ich bin Chandubhai“, ist das Ego, und: „Ich bin die Reine Seele“, ist der egolose Zustand. Nach der Selbst-Realisation ist das Haupt-Ich, das aufladende Ego, das neues Karma auflädt, verschwunden, aber die Ergebnisse der vorherigen Aufladung, das Entladungsego, bleiben bestehen. Absolutes Wissen entsteht, wenn alle Ergebnisse dieses Entladungsegos verschwunden sind.

Man muss die Absicht aufrechterhalten: „Kein Lebewesen soll durch dieses Ego verletzt werden.“ Wenn jedoch jemand verletzt wird, sollte man Pratikraman dafür machen und dann weiterziehen.

Was ist der Unterschied zwischen Stolz (Maan) und Selbstachtung (Swamaan)? Stolz ist Ego mit Mein-heit, und Selbstachtung ist ein begrenzter Stolz, ein Stolz, für den man qualifiziert ist. Die Selbstachtung dient dazu, diesen Stolz zu schützen. Im weltlichen Leben ist die Selbstachtung eine Tugend, aber wer Befreiung will, muss auch diese Selbstachtung loslassen. Sich vor Beleidigungen zu schützen, ist Selbstachtung.

Ein Abhimaani wird all seine Besitztümer zur Schau stellen, aber ein Mensch mit falschem Stolz auf seine Mein-heit (Mithyabhimaani) wird sich rühmen: „Wir haben dies und das“, obwohl er in Wirklichkeit gar nichts hat.

Beleidigungen sind ein 'Thermometer', das heißt ein Messgerät für Stolz. Wenn jemand beleidigt ist, zeigt das wahrlich, dass Stolz vorhanden ist.

Ein Nirmaani, das heißt jemand, der die Überzeugung „Ich bin frei von Stolz“ in sich trägt, hat das Ego „Ich bin frei von Stolz“. Dieses Ego ist sehr subtil. Auch dieses Ego muss verschwinden, wenn er Befreiung will.

Der Gnani Purush hat einerseits Neigung (Spruha) und andererseits nicht. Er ist dem Nicht-Selbst der anderen gegenüber völlig abgeneigt (Nispruha) und den Seelen der anderen gegenüber völlig zugeneigt (Saspruha).

Im Gnani Purush gibt es kein Unmattata (Reaktion des Anschwellens vor Stolz). Die Menschen werden stolz, wenn sie Geld in der Tasche haben, aber bei einem Gnani gibt es keine solche Reaktion, selbst wenn er von Luxus umgeben ist.

Der Gnani Purush hat keine Ich-heit (Potapanu). Er ist weder Besitzer des Verstandes noch der Sprache oder des Körpers.

Der Gnani Purush hat kein Ego des Handelnder-Seins (Garva). „Ich tue dies“ oder „Ich habe das getan“ ist das Ego des Handelnder-Seins. Im Zustand des wahren Selbst gibt es kein Handelnder-Sein. Garva-ras ist der 'Saft (Ras)' des Handelnder-Seins (Garva); er ist sehr süß. In dem Moment, in dem man das Gefühl hat: „Ich habe es getan“, schmeckt man die Süße des Egos des Handelnder-Seins. Man schmeckt das Ego des Handelnder-Seins auch, wenn man innerlich behauptet: „Es ist passiert, weil ich da war.“ In dieser Welt gibt es nichts Süßeres als den Geschmack des Egos des Handelnder-Seins.

Wie verschwindet der Geschmack des Egos des Handelnder-Seins? Er verschwindet, wenn man die Wissenschaft (Vignan) kennt. Welche Wissenschaft? Zu wissen: „Wer tut das alles?“, diese Wissenschaft wird dich erkennen lassen, dass du nicht der Handelnde bist. Danach ist der Geschmack des Handelnder-Seins „Ich tue es“ nicht mehr da. Der Gnani Purush hat bei keiner seiner Handlungen ein „Ich habe es getan“.

Der Rausch des „Ich weiß“ ist eine schreckliche Gefahr! Diese Krankheit wird ohne die Hilfe des Gnani niemals verschwinden. Sie ist gefährlicher als Gift. Wenn du schon ein Ego haben willst, dann habe das Ego „Ich weiß nichts“.

Wenn die Leute dich loben und du den ganzen Tag in einem berauschten Zustand bist, nennt man das Lob-Rausch. Und Garavata heißt: „Das habe ich so toll gemacht!“ Handelnder-Sein im Sinne von: „Ich bin der Handelnde“, erzeugt die Gewohnheit, das Ego des Handelnder-Seins weiter schmecken zu wollen.

Was sollte man tun, um das Ego des Handelnder-Seins nicht zu schmecken? Man muss nichts tun. Das Gewahrsein „Ich bin das Selbst“ trennt einen von „Ich bin der Handelnde“ und dem Geschmack des Handelnder-Seins. Wer Selbst-Realisation erlangt hat, muss nur wissen: „Ich bin nicht derjenige, der das Ego des Handelnder-Seins schmeckt“; man braucht dieses Gewahrsein nur aufrechtzuerhalten.

Im Gnani Purush gibt es kein Schwelgen in weltlichen Vergnügungen (Garavata). Das Garavata der Menschen ist wie ein Büffel, der es sich an einem heißen Sommertag im kühlen, nassen Schlamm bequem macht. Nichts würde ihn dazu bringen, sich zu rühren. Ähnlich verhält es sich mit denjenigen, die von weltlichen Vergnügungen wie Erfolg, Errungenschaften und Wohlstand oder auch von der Kenntnis der Schriften eingenommen sind – sie alle sind im Garavata, und das lässt sie nicht aus dem weltlichen Leben herauskommen. Sie sitzen dort fest und machen keinen spirituellen Fortschritt. Nur die Barmherzigkeit des Gnani Purush kann sie aus dieser Situation befreien.

Durch die Erklärung und später durch das Gnan, das der Gnani Purush gibt, versteht man, dass es im weltlichen Leben kein wahres Glück gibt, und gelangt zu der Überzeugung (Pratiti), dass das wahre Glück nur im Selbst liegt. Wenn man einmal eine feste Entscheidung getroffen hat, hilft das, das Garavata (Schwelgen in weltlichem Vergnügen) loszuwerden. Akram Vignan sagt, dass derjenige, der Garavata erfährt, nicht das wahre Selbst ist. Mit diesem Gewahrsein löst sich das Garavata allmählich auf.

Der Gnani Purush hat kein Handelnder-Sein (Garva), kein Schwelgen in Vergnügen (Garavata), keine innere oder äußere Neigung (Spruha), kein Anschwellen von Stolz (Unmattata), keine Ich-heit (Potapanu). Wenn man sich einem solchen Menschen hingibt, der sich in einem großartigen Zustand des Gnan befindet, werden die [spirituellen] Verluste der unendlich vielen vergangenen Leben in nur einem Leben wieder wettgemacht, und man erlangt die Garantie der Befreiung (Moksha).

6. Laghutam – Gurutam

Der Zustand des Gnani Purush ist so, dass er, was weltliche Interaktionen (Vyavahaar) anbelangt, Laghutam ist, das heißt, er ist der Kleinste, der Niedrigste, und, was die Seele, das wahre Selbst (Nischaya),anbelangt, ist er Gurutam, der Höchste. Der Gnani Purush ist niemals irgendjemandes Guru. Er ist niemandes Vorgesetzter, und niemand ist sein Vorgesetzter, nicht einmal Gott. Selbst Gott ist zufrieden mit demjenigen, der kein Ego und keine Mein-heit hat.

Derjenige, der in der Welt der kleinste 'Junior' ist, wird der höchste 'Senior' des ganzen Universums sein.

In der Mathematik ist die kleinste und letzte unteilbare Menge das kleinste gemeinsame Vielfache. Ausgehend von dieser Definition entdeckte Dadashri in seiner Kindheit Gott; Gott ist das Kleinste in allen Lebewesen (Laghutam) und das Gemeinsame in allen. Seitdem führte ihn seine Neigung, in weltlichen Interaktionen Laghutam zu werden, dazu, im weltlichen Leben Laghutam zu werden, während sich gleichzeitig der Zustand des absoluten Gurutam als das Selbst manifestierte.

Laghutam (am niedrigsten; am kleinsten) zu sein, gibt einem permanente Sicherheit. Der Laghutam hat keine Angst abzustürzen.

In der Welt möchte jeder Gurutam (der Größte, der Höchste) sein, nicht Laghutam (der Kleinste, der Niedrigste). Wer versucht, Gurutam zu werden, wird in der Welt der vier Lebensformen umherwandern, und wer der Kleinste wird, wird bald zur endgültigen Befreiung gelangen.

Was sagt Akram Vignan? Es besagt, dass man in der relativen Welt der Kleinste und in der wahren Welt der Größte sein soll, und in der Form des Selbst weder groß noch klein (Aguru-Laghu)! Derjenige, der in der relativen Welt der Kleinste ist, wird gemäß dem Gesetz in der wahren Welt der Größte sein! In diesem Stadium wird Gott diesen Menschen umarmen.

Man sollte nicht der Guru der Welt werden, sondern die Welt zu seinem Guru machen. Ein Guru ohne den 'Guru-Schlüssel' (Gurukilli) wird sehr schwer. Er wird sich selbst und die, die ihm folgen, ertränken. Den Guru-Schlüssel muss man vom Gnani Purush erhalten. Der Guru-Schlüssel bedeutet ständiges Gewahrsein: „Ich bin der Schüler aller Schüler, ich bin der Kleinste.“

Jeder braucht einen Guru (Lehrer), der zu seiner spirituellen Entwicklungsstufe passt. Kindergartenlehrer, Lehrer der ersten oder zweiten Klasse, Hochschullehrer – und der ultimative Lehrer ist derjenige, der die ganze Welt zu seinem Lehrer macht; der ultimative Guru ist derjenige, der die ganze Welt zu seinem Guru macht.

Solange die Absicht, in der Welt der Größte zu sein, nicht verschwunden ist, solange die innere Überzeugung: „Ich bin etwas Besonderes“, nicht verschwunden ist, kann sich die Absicht, der Kleinste zu sein, nicht durchsetzen.

Es ist sehr schwierig, den Status des Kleinsten zu erreichen. Den erlangt derjenige, der mithilfe des Gnani Purush ein ständiges Gewahrsein über die Trennlinie zwischen dem Realen und dem Relativen hat. Wer innerhalb der Agnas (spirituellen Richtlinien) des Gnani Purush bleibt, kann den Status des Kleinsten erreichen; seine Sicht ist auf den Laghutam-Zustand gerichtet, und allein das ist sein Ziel, also wird er dazu werden.

Was ist charakteristisch dafür, der Kleinste zu sein? Man sollte wissen, dass man zum Kleinsten geworden ist, wenn man im Auto sitzt und aufgefordert wird, auszusteigen, zurückgerufen wird, sich wieder ins Auto zu setzen, und wieder aufgefordert wird, auszusteigen; wenn das neunmal passiert und man kein einziges Mal davon berührt wird, dann ist das das Zeichen dafür, dass man Laghutam geworden ist.

„In der Absicht zu bleiben, der Kleinste zu werden (Laghutam Bhaav zu haben) und die Sicht des Eins-Seins (Abheda Drashti) zu bewahren, das ist das Fundament von Akram Vignan.“

~ Dadashri

Das weltliche Leben ist aus dem Ego, der Größte zu sein, entstanden, und mit dem Ego, der Kleinste zu werden, geht es zu Ende. Das Rennen auf der Rennbahn beginnt, wenn man antritt, um die Nummer eins zu werden. Wenn man die Absicht hat, Letzter zu werden, gibt es kein Rennen.

Wer zum Rennen antritt, um die Nummer eins zu werden, stirbt keuchend, während der Preis nur an einen vergeben wird.

Kritik (Teeka) und Konkurrenzdenken (Spardha) gehören zu den Erscheinungsformen des Egos. Jeder macht die Auswirkungen seines eigenen Karmas durch, wie kann da jemand kritisiert werden? Zu kritisieren bedeutet, sein eigenes selbst zu ruinieren.

Wer das Ego hat, Fähigkeiten und Know-how zu besitzen, wird sich in diesem weltlichen Rennen verausgaben. Stattdessen kann man an der Seite sitzen, genießen und es sich leicht machen, indem man sagt: „Ich habe keine Fähigkeiten.“ Der Gnani Purush sagt ganz klar: „Ich weiß noch nicht einmal, wie man sich rasiert, und das in meinem Alter!“

Derjenige, der das Ego hat, Fähigkeiten zu besitzen, weiß nicht, dass seine Fehler durch den 'Sicherheitsfaktor[10]' der Natur abgefangen werden, und er glaubt: „Ich bin so geschickt.“

Die Menschen werden so lange weiterarbeiten, wie das Ego, kompetent zu sein, da ist. Was sollen diejenigen tun, die keine Fähigkeiten haben? Das Wissen der Fähigkeiten besteht auf der Grundlage des Egos weiter. Wie kann das Wissen fortbestehen, wenn es kein Ego gibt oder wenn das Ego zu Ende gegangen ist?

Der Gnani Purush betont immer wieder, dass er keine Fähigkeiten hat, aber die Menschen glauben ihm nicht. Die Leute sagen: „Dada weiß alles.“ Dann sagt er: „Ich weiß über das Selbst Bescheid. Ich weiß, dass die 'Seele' der Wissende und Sehende ist. Was auch immer die Seele 'sehen' kann, kann auch ich 'sehen'. Etwas anderes weiß ich nicht.“

Wenn die andere Person darauf besteht (Khench), lässt der Gnani langsam los und geht seines Weges. Wenn jemand auf etwas besteht und du im Gegenzug darauf bestehst, wird das deinen Fortschritt behindern. Die andere Person beharrt auf dem, was sie sieht, also wo liegt ihr Fehler?

Wer die endgültige Befreiung erlangen will, den wird die Welt für verrückt erklären, ihn verprügeln und hinauswerfen. Doch er sollte seine Niederlage akzeptieren und sich setzen. Der Weg der Gnanis ist es, die Welt zu gewinnen, indem man andere gewinnen lässt! Deshalb lohnt es sich, in dieser Welt zu lernen, wie man besiegt wird. Nur dann kann man sich von dieser Welt befreien. Jemand, der zu gewinnen versucht, wird sonst als Besiegter betrachtet. Es lohnt sich, diese Erkenntnis des Gnani zu übernehmen.

Der Gnani Purush selbst ist Abuddha (frei von Intellekt; frei von jeglichem Gebrauch des Intellekts) geworden, während die Welt versucht, intelligent zu werden oder intelligent genannt zu werden! Man kann höchstens auf einem Gebiet ein Experte sein. Besser ist es hingegen, 'in allem unwissend' zu sein. Wenn man in allem unwissend ist, wird das Leben reibungslos verlaufen. Denn du kannst für alles Experten anheuern; du kannst einen Anwalt, einen Arzt, einen Buchhalter, einen Rechtsanwalt anheuern, sogar einen Manager, der die Fabrik leitet, kann man anheuern!

Sobald du sagst: „Ich habe keine Fähigkeiten“, bist du von der Rennbahn befreit. Warum sprechen wir es nicht selbst aus, anstatt dass andere uns als unfähig bezeichnen, und werden frei von dieser Welt?

Was ist das Ergebnis eines Pferderennens? Heute bist du vielleicht der Erste, aber irgendwann wirst du auch der Letzte sein. Deshalb solltest du dich weigern, selbst wenn Gott dich dazu verleiten würde, an einem Pferderennen teilzunehmen!

Deine Persönlichkeit wird zum Vorschein kommen, wenn du vom Pferderennen Abstand nimmst. Pferderennen (Wettbewerb) und Persönlichkeit können nicht nebeneinander existieren.

Wenn du den kurzen und bündigen Akram-Vignan-Kurs abgeschlossen hast, sind deine Schulden aus unendlich vielen Leben in einem einzigen Leben bezahlt. Dann herrschen Furchtlosigkeit (Nirbhayta), Freiheit von Verbindung (Asangata) und Freiheit von Anhaftung (Vitaraagata).

7. Insistieren, Stursein (Khench) – Täuschung (Kapat) –
der 'Weichensteller' (derjenige, der dich in die Irre führt)

Akram Vignan ist die Wissenschaft der Erfahrungen des Gnani Purush, die in der Lage ist, alle Arten von weltlichen oder spirituellen Rätseln zu lösen.

Wie sollte das Leben für jemanden sein, der Akram Vignan erreicht hat? Das Leben sollte frei von jeglichem Insistieren sein. Wenn du eine wahre Behauptung aufstellst, aber niemand sie annimmt, sollte es dir kein Bedürfnis sein, sie zu beweisen. Und wenn du aufgrund der Auswirkungen deines früheren Karmas hartnäckig bleibst, wirst Du dich davon befreien, indem Du es einfach siehst.

Auf dem Weg der Befreiung gibt es kein Gesetz. Was auch immer natürlich geschieht, ist richtig! Das Kein-Gesetz-Gesetz! Wenn du ein Gesetz machst, musst du sonst einen ganzen Berg von Gesetzen erschaffen. Wo es Gesetze gibt, gibt es keine Natürlichkeit. Die Befreiung ist für denjenigen da, der natürlich (Sahaj) wird.

Wenn du eine Rivalität beginnst, ist das so, als würdest du von der eigenen Position abstürzen. Wenn du wahrhaftig bist, aber an der Wahrheit festhältst, wird das ebenfalls als Ego betrachtet. Die Wahrheit der Welt ist nicht die absolute Wahrheit, sie ist eine relative Wahrheit. Warum solltest du an ihr festhalten? Der Gnani Purush ist völlig frei von jedem Beharren.

Wisse, dass du auf dem richtigen Weg bist, wenn du frei von jeglicher Zwietracht aufgrund von Meinungsverschiedenheiten (Matbhed) wirst; es sollte nirgendwo ein Festhalten oder Beharren geben. Derjenige, der sich jeder Form anpasst, wird geradlinig (Sarad) genannt.

Von allen Kashays wie Wut, Gier, Stolz und Täuschung, die das richtige Wissen und Verhalten behindern, ist die Täuschung (Kapat) das schwierigste. Das liegt daran, dass die Täuschung ein süßes Gesicht hat und man sie nicht sehen kann. Durch Täuschung (Kapat) werden alle möglichen Arten karmischer Konten erzeugt. Täuschung bedeutet, dass der Besitzer [derjenige, der die Täuschung hat] sich ihrer Existenz und ihrer Funktionsweise nicht bewusst ist, und deshalb ist es so schwierig, sie zu beseitigen.

Sich im weltlichen Leben einen Vorteil zu verschaffen, indem man andere auf seine Seite nimmt und sie ins Vertrauen zieht, nennt man Täuschung (Kapat). Jemand, der täuscht, weiß nicht, dass er täuscht, oder ist sich dessen nicht bewusst. Das ständige Gewahrsein: „Außer der Befreiung will ich gar nichts“, lässt die Täuschung verschwinden. Wenn du das jeden Morgen fünfmal sagst, entsteht das Gewahrsein, mit dem man die Täuschung besiegen wird.

Aufgrund der Täuschung (Kapat), die es gibt, und um das Spiel der Täuschung zu beenden, wird ein Mensch durch List (Chaturai) über andere siegen. Wer versteht, was gut für ihn ist und was schlecht, wird nicht in diese Falle der List hineintappen.

Indem man wiederholt und aus tiefem Herzen an der Absicht festhält: „Ich will mich von all meinen Fehlern befreien, ich will nur die endgültige Befreiung (Moksha) erlangen“, kann man frei von Täuschung werden.

Solange man in der weltlichen Interaktion noch irgendeine Süße erlebt, kann das ununterbrochene Gewahrsein als das Selbst nicht bestehen bleiben. Gegen Bitterkeit gibt es nichts einzuwenden. Bei der Süße gibt es Unterbrechungen und Schläfrigkeit im Gewahrsein des Selbst.

Wenn man dem Gnani Purush begegnet ist, befindet sich der Zug zur Befreiung auf der Hauptstrecke zum endgültigen Ziel der Befreiung. Aber wenn auf dem Weg ein 'Weichensteller' auftaucht, gibt es keine Garantie dafür, dass man auf Kurs bleibt. Die ganze Strecke kann sich ändern! Der 'Weichensteller' redet so, dass du nicht einmal merkst, dass das Gleis verstellt wurde.

Der Suchende wird erkennen, dass sich das Gleis geändert hat, wenn der Gnani Purush ihn warnt. Wenn er dann genau analysiert, wird er erkennen, wo die Veränderung begonnen hat, was passiert ist, wer es getan hat, aus welchem Grund es passiert ist und welche intensive unersättliche Gier (Laalach) im Innern dazu geführt hat, wann die Leichtigkeit (Nirakudata) gewichen ist und wann das Unbehagen (Akudata) eingesetzt hat. All das muss man im Gewahrsein (Jagruti) wissen. Derjenige, dessen weltliche Interaktion (Vyavahaar) unstet wird, wird auch im Selbst (Nischay) wackelig werden.

Man macht Fortschritte, wenn man sich nicht von Dingen beeinflussen lässt, die nichts mit dem Ziel der Befreiung zu tun haben. Das verhindert das Umstellen der 'Gleise' und sorgt für spirituellen Fortschritt. Halte dich nur an die Sprache, die befreit. Gerede, das von diesem Ziel und der richtigen Sicht ablenkt, sollte nicht in den Verstand gelangen. Der Gnani ist nicht so arglos (Bhoda). Er wird sich nicht ablenken lassen, wenn jemand versucht, das Gleis umzustellen.

Wo es Täuschung (Kapat) gibt, gibt es auch Arglosigkeit (Bhodpan). Etwas Negatives über jemanden für wahr zu halten, ist Arglosigkeit. Das Mittel dagegen ist, auf schauspielernde Weise zuzuhören [so zu tun, als würde man ernsthaft zuhören, während man in Wirklichkeit nur oberflächlich zuhört], keine Einwände zu erheben und sich nur auf die richtige Sicht zu verlassen. Jeder wird so reden, wie er es versteht, aber du solltest dich nur auf die richtige Sicht verlassen.

Egal, welche weltlichen Hindernisse auf dem Weg der Befreiung auftauchen, Akram Vignan ist so, und sein Weg ist so, dass man sie alle überwinden kann. Wenn jemand sagt: „Es ist schwierig ...“, dann wird es für ihn schwierig werden.

„Was geht mich das an?“, ist eine Aussage, die niemandem über die Lippen kommen sollte. Diese Aussage verursacht Trennung. Wenn man sagt: „Was geht mich das an?“, sollte man Pratikraman machen und das umkehren. Wer sagt: „Was geht mich das an?“, hat eine ablehnende Haltung (Nispruha) entwickelt. Das ist eine große Gefahr für das Selbst.

Man muss dafür sorgen, man muss immer aufmerksam sein, dass man den Weg zur endgültigen Befreiung nicht verpasst.

Man verpasst den Weg zur endgültigen Befreiung, wenn man sich fragt: „Was haben sie über mich gesagt, als ich nicht da war?“ Lass die Leute über dich sagen, was sie wollen. Solche Fragen kommen nur auf, wenn man Täuschung (Kapat) hat. Eine solche Praxis bedeutet, das Selbst zu verbergen.

Es gilt als schwere Krankheit, zu lauschen, um etwas mitzubekommen, das über dich gesagt wird. Die Welt wird reden, wenn du im Unrecht bist, warum sollte man also etwas dagegen haben? Wenn jemand negativ über dich spricht, lass ihn, es ist von Vorteil für Dich. 'Du' musst stark bleiben. Selbst ein kleiner Fehler in dieser Angelegenheit kann schreckliche Probleme verursachen. Die Täuschung in dir verleitet den Verstand dazu, heimlich die Gespräche anderer Leute zu belauschen.

Wenn du zufällig etwas hörst, was andere über dich sagen, wird es dich aus dem Konzept bringen. Derjenige, der es sagt, hat es vielleicht beiläufig gesagt, ohne viel darüber nachzudenken, aber sieh nur, wie es deinen Verstand und deinen Schlaf ruiniert.

Manche Menschen sagen, dass sie aus Angst Täuschung und Betrug anwenden, aber Angst wovor? Derjenige, der den Fehler hat, wird Angst haben, nicht wahr?

Wer den brennenden Wunsch und das Verlangen nach Befreiung hat, wird auf dem Weg zur Befreiung von keinem Hindernis berührt.

„Ich weiß“, ist das größte Hindernis auf dem Weg der Befreiung! Es verursacht den Tod des Selbst. „Ich weiß“, führt zu einem Rausch, den man nur schwer wieder loswird! Das Gesicht eines Menschen ohne den Rausch des „Ich weiß“ ist attraktiv. Das Aufkommen der Überzeugung „Ich weiß“ nach dem Gnan ist ein enormer Mangel an Gewahrsein.

Wenn man versucht, mit der Einstellung „Ich weiß“ Probleme zu lösen, wird das die Sache nur noch komplizierter machen. Wenn die Süße im „Ich weiß“ überwiegt, wird sie aufkeimen. Man sollte sie schnell auslöschen, sobald sie sprießt, und sie ausreißen. Anderenfalls wird dieses Übel wachsen und das Gewahrsein des Selbst zerstören.

Man sollte durch den Gnani Purush alle Gefahrensignale auf dem Weg zur Befreiung kennenlernen. Nur dann kann man auf der sicheren Seite bleiben. Anderenfalls weiß man nicht, wohin das 'Schiff' steuert.

Das Gesetz lautet: Wer nur Befreiung erlangen will, wird immer den richtigen Weg finden.

8. Gewahrsein (Jagruti) und der Wunsch, verehrt zu werden

Indem wir unser Verstehen mit dem Verstehen des Gnani abgleichen, gehen wir parallel zu ihm. Wenn wir das nicht tun, wissen wir nicht, wann der Weg zur Befreiung die Richtung ändern wird. Auf dem Weg zur endgültigen Befreiung hilft uns kein einziger Grad individuellen Verstehens weiter. Leben um Leben ist man herumgeirrt, weil man nicht das richtige Verstehen erlangt hat.

Die Antwort auf die Frage eines Suchenden kann nur dann zu seiner Zufriedenheit und vollständigen Auflösung gegeben werden, wenn das Ego desjenigen, der die Fragen beantwortet, vollständig verschwunden ist. Auch das Entladungsego muss vollständig verschwinden. Eine Sprache, die alle Standpunkte akzeptiert und niemanden im Geringsten verletzt, wird nicht entstehen, solange man den süßen Saft des Handelnder-Seins (Garvaras) genießt. Die Sprache sollte also weder Ego noch Intellekt enthalten. Die Menschen werden keinen Nutzen daraus ziehen, wenn das Ego desjenigen, der predigt, nicht verschwunden ist. In den Ohren des Zuhörers wird es sich gut anhören, und er wird den Prediger loben, aber für den Prediger ist das ein großer Verlust. Das Ego wird den ganzen Ruhm für sich beanspruchen und ihn vom Weg der Befreiung abbringen.

Auf dem Weg von Akram Vignan zeigt der Gnani Purush denjenigen, die Prediger (Updeshak) sein wollen, das 'rote Signal' [Alarmsignal]. Dadashri gibt uns dieses 'rote Signal': „Wenn auch nur ein Haar von 'unserem' Wissen an die Menschen weitergegeben wird, werden sie in Scharen kommen; die Menschen haben noch nie eine solche Glückseligkeit gesehen, sie haben noch nie so etwas gehört, deshalb werden sie in Scharen kommen! Aber das Ego, das im Innern sitzt, wird lachen.“ Wenn du die Vollendung [den absoluten Zustand der Seele] erreichen willst, zeige nicht deine Unreife, indem du antwortest, wenn jemand Fragen stellt.

Das Feuer ist unter der Asche verborgen. Solange der Intellekt nicht ausgerottet ist, solange das Ego nicht ausgerottet ist, solange weltliche Begierden nicht ausgerottet sind und solange Gedanken an sexuelles Vergnügen (Vishay) da sind, lässt sich nicht vorhersagen, wann sich das Feuer entzünden wird. Solange die verdeckten Kashays (Wut, Stolz, Täuschung und Gier) und Vishays (sinnliches Vergnügen) nicht ausgerottet sind, ist es sehr gefährlich und riskant, den Menschen zu predigen.

Man wird seine Fehler nicht finden können, solange man in Bezug auf das eigene selbst parteiisch ist. Die Parteilichkeit gegenüber dem relativen selbst hält einen in der Illusion und hält die Illusion aufrecht. Wenn sich die Wucht des Karmas entfaltet, versinkt man darin, das Gewahrsein (Jagruti) wird blockiert, und die Anwendung des Wissens (Upayog) wird verpasst. Wenn man im Satsang des Gnani Purush bleibt, kann man das Gewahrsein wiedererlangen.

Gewahrsein (Jagruti) ist die eine Sache, und Gnan (Erfahrungs-wissen als das Selbst) ist eine andere. Aus dem Schlaf zu erwachen, wird Gewahrsein genannt. Im Gewahrsein schlummern die Kashays, aber wenn die Kashays ausgelöscht sind, nennt man das Gnan, Anubhav. Wenn das Gewahrsein zunimmt, bleibt kein Karma mehr bestehen, und es entsteht völlige Reinheit im Innern.

Solange man aus Stolz täuscht, kann das Gewahrsein nicht an die Oberfläche kommen. Täuschung bedeutet, etwas zu verstecken und zu verbergen, und sie führt immer auf den falschen Weg. Täuschung und Ego, die Wut, Stolz, Illusion und Gier unterstützen, bringen dich auf den falschen Weg.

Wenn keine Täuschung in irgendeiner Form mehr übrig ist, wenn keine leidenschaftlichen Gedanken an sinnliche Vergnügungen mehr vorhanden sind und wenn die Kashays ausgelöscht sind, dann wird das entstehende Gewahrsein zu wahrem Wissen (Gnan) führen.

Wenn man sich aus dem Schutz des Gnani Purush entfernt, werden die Kashays mit all ihren Familienmitgliedern anrücken. Diese Kashays werden mit allen Mitteln versuchen, einen dazu zu bringen, den Schutz des Gnani Purush zu verlassen. Wenn man auch nur einen Hauch von Süße schmeckt, bekommen die Kashays Nahrung. Wenn die Kashays überhaupt keine Nahrung bekommen, werden sie aussterben. Aber wenn man sie nährt, werden sie stark!

Der Status eines Gnani ist erreicht, wenn man ein solches Level an Gewahrsein erlangt, dass kein einziges Kashay jemals Nahrung bekommt; ein solches Gewahrsein ist nötig. Kashays können nur besiegt werden, wenn man sich dem Gnani unterwirft (Aadhin), unter seinem Schutz bleibt und ihn nie verlässt.

Solange der Gnani Purush dir kein Zertifikat ausstellt, solltest du nicht einmal versuchen, zu predigen. Alle Fehler in dir sind bereit und warten nur darauf, dich anzugreifen. Wenn alle Kashays ausgerottet sind, erreicht man ganz von allein eine solche Stufe [der Zertifizierung]!

Gewahrsein ist der Zustand, in den der „Dieb namens Kashay“ nicht eindringen kann. In diesem Gewahrsein kann man alle eigenen Fehler und das eigene Ego sehen. Dieses Ego ist definitiv da und lässt einen den süßen Saft des Handelnder-Seins (Garvaras) schmecken. Wenn jemand sagt: „Das hast du gut gemacht“, schmeckt man sofort den süßen Saft des Handelnder-Seins. Das wird einen später zu Fall bringen! Gnan existiert dort, wo es keinen Unterschied zwischen bitter und süß gibt.

Im Satsang sollte niemand anderes als der Gnani Purush Erklärungen auf Fragen geben. Nur einfache und natürliche Gespräche sind erlaubt, aber das geringste Gewicht, das dem relativen selbst beigemessen wird, führt zu dem Gift, das das Selbst tötet.

Durch das wachsende Gewahrsein werden die schlummernden Kashays ausgemerzt. Wer das Gewahrsein erlangt hat, sollte es sich zunutze machen, indem er Samayik und Pratikraman macht, also meditative Innenschau und Reue, um die Fehler auszulöschen.

Als sein Kind hinter Dada herzugehen, macht großen Spaß. Wenn du Dadas Kind wirst, wird Dada dich umhertragen, wenn du aber das Ego eines Erwachsenen zeigst, dann musst du alleine laufen und ziellos umherwandern! Wenn du dann Prügel eingesteckt hast, kehrst du wieder um.

Die starke Gier und der Wunsch, verehrt zu werden, sind eine schlimme Krankheit, das ist Selbstmord; jemand wird sich vor dir verneigen, und das wird dann zur Gewohnheit.

Die Seele (das Selbst) wird schon von allen verehrt, und man strebt an, dass der Körper, der eines Tages zu Asche wird, verehrt wird! Durch diese Krankheit wird die Befreiung verhindert.

Wenn man einen Weg erfindet, der nur ganz leicht unabhängig von dem des Gnani ist, betritt man einen furchtbaren Irrgarten. Wenn dir gesagt worden ist, dass du dem Gnani folgen sollst, wie kannst du dir dann eine Abweichung erlauben? Wie kannst du so ein Risiko eingehen? Am Ende wird dich das furchtbar zu Fall bringen!

Alles, was sich als Hindernis auf dem Weg zur Befreiung erweist, sollte schnell ausgerissen und weggeworfen werden. Nur dann kann man sich auf das Ziel konzentrieren. Wenn man das Ziel der Befreiung vor Augen hat, aber die Absichten unrein sind, wird man das Ziel aus den Augen verlieren. Das, was einen das Ziel aus den Augen verlieren lässt, ist der Feind.

Wenn jemand Befreiung will, muss er sehr stark werden und den Entschluss fassen: „Komme, was wolle, was auch immer aus diesem Körper werden mag, aber ich werde den Weg der Befreiung nicht aufgeben. Ich will mein Ziel erreichen“, und für einen solchen Menschen wird die Arbeit vollendet, das Ziel erreicht werden. Es müssen nur diese Absicht und eine feste Entscheidung getroffen werden.

Nachdem man durch den Gnani Purush diese gefährlichen Abgründe, die auf dem Weg zur Befreiung existieren, kennengelernt hat, muss man ständig auf der Hut vor ihnen sein. Es lohnt sich, sich von den Fehlern zu befreien, indem man sie direkt dem Gnani gegenüber anspricht und sich von ihnen abwendet. Versuche auf dem Weg zur Befreiung nicht, irgendeine Anerkennung oder Verehrung zu erlangen. Das Ziel der Erlösung der Welt kann nicht mit irgendwelchen Absichten oder dem Gefühl des Handelnder-Seins verfolgt werden, und es gibt dabei keinen Platz für das Ego. Man muss den Weg der Befreiung gehen, ohne anerkannt zu werden. Auf dem ganzen Weg bis zur endgültigen Befreiung darf man weder den Satsang des Gnani Purush noch den Schutz des Gnani je aufgeben.

Man sollte beim Gnani Purush keine Fehler sehen, man sollte keine Fehler beim Gnani Purush finden. Wenn man neun Aussagen des Gnani versteht und eine nicht, dann sollte man diese eine Aussage beiseitelassen und abwarten. Später wird man sie verstehen.

9. Ich-heit (Potapanu) – absolutes Selbst (Paramatma)

Der Gnani Purush ist mit der ganzen Welt eins (Abhedta), er ist von niemandem getrennt. Trennung gäbe es nur dann, wenn der Gnani Purush einen Intellekt (Buddhi) hätte! Jemand, der keinen Intellekt hat, ist eins mit dem ganzen Universum.

Das Eins-Sein verstärkt die Erfahrung des Gnan, und Trennung zerschlägt alle Energie. Wenn die Ich-heit weg ist, ist auch die Trennung weg, und man ist mit allen eins.

Dieser A.M. Patel hat all seine Ich-heit aufgegeben und hat sie dem Lord hingegeben. Wisse, dass der, dessen Ich-heit weg ist, Eins-Sein mit Gott erreicht hat.

Aus dem Gnani Purush ist alle Ich-heit komplett verschwunden. Er verhält sich ganz den Umständen entsprechend und ohne Ego. Wie ein 'Gepäckstück' geht er überallhin, wo er hingehen muss! Man kann in seinem natürlichen Zustand bleiben, wenn die Ich-heit verschwunden ist. Er hat überhaupt keine eigene Meinung! Dennoch sind die Interaktionen in seinem Leben ideal. Er bleibt die ganze Zeit über 'schauspielernd' (oberflächlich). Man kann nur schauspielernd bleiben, wenn die Ich-heit weg ist.

Es ist Ich-heit, das relative selbst zu schützen. Das relative selbst auf täuschende Art und Weise zu schützen, nennt man Gaaddha Potapanu (tief verwurzelte Ich-heit).

Wie kann man prüfen, ob die Ich-heit weg ist? Wenn sich der Gesichtsausdruck oder das Innere nicht verändert, selbst wenn man neunmal aufgefordert wird, in ein Auto ein- und wieder auszusteigen, dann ist die Ich-heit verschwunden. Das Wissen um die sich bedingenden Umstände (Vyavasthit) befreit einen von Ich-heit (Potapanu).

Jeder, außer dem Gnani Purush, hat Ich-heit. Wenn die Ich-heit weg ist, wird man Gott!

Wenn die Ich-heit einmal weg ist, ist sie für immer weg.

Nachdem man das Gnan erhalten hat, ist das Ego, das das Karma auflädt, weg, aber das Entladungsego bleibt bestehen, und dieses Entladungsego wird als „Ich-heit“ bezeichnet. Wenn das gesamte Entladungsego verschwunden ist, sagt man, dass man frei von Potapanu ist.

Die Ich-heit verringert sich im Verhältnis zum Gewahrsein. Welche Art von Gewahrsein ist erforderlich, um die Ich-heit loszuwerden? Das Gewahrsein: „Das bin ich [das wahre Selbst], und das bin nicht ich“, ein ständiges Gewahrsein des Selbst, das Befolgen der Agnas des Gnani Purush und das Sehen anderer als fehlerfrei und als Nichthandelnde – das alles braucht man.

Egal, wie das Ergebnis aussieht, wenn man sagt: „Ich bin nicht das“, ist man frei.

Wo es keine Ich-heit mehr gibt, gibt es auch kein Handelnder-Sein und kein Schwelgen in weltlichen Vergnügungen (Garavata) mehr.

Die Seite des Egos zu bevorzugen, die Seite der Unwissenheit zu bevorzugen, sich vom Selbst zu entfernen, nennt man Ich-heit (Potapanu).

Nicht von den sich bedingenden Umständen vereinnahmt (Tanmayakar) zu werden, ist Purusharth (spirituelle Bemühung Richtung Selbst). Pragnya, die Kraft der Seele, verhindert diesen Prozess des Vereinnahmtwerdens von den sich entfaltenden sich bedingenden Umständen des Nicht-Selbst, während Agnya, der Intellekt, dafür sorgen wird, dass man von den sich bedingenden Umständen vereinnahmt wird.

Jeder Mensch hat beim sich entfaltenden Karma Ich-heit. Nachdem man das Gnan erlangt hat und im sich entfaltenden Karma Purusharth einsetzt, nimmt die Ich-heit ab und verschwindet allmählich.

Derjenige, der das Verschwinden der Ich-heit im Gnani Purush erkennen und sehen kann, ist auf ewig gesegnet und begnadet.

Mit dem Verschwinden der Ich-heit (Aapopu) wird man zum höchsten Selbst (Paramatma). Danach werden die sich bedingenden Umstände sich um einen kümmern.

Jai Sat Chit Anand

(Pg.1)

Aptvani-9

Kapitel [1]

Starrsinn (Aadai), Schmollen (Risavu)
und manipulative Anfälle (Tragu)

Die Worte des Gnani Purush sind es wert,
verstanden zu werden

Die Worte des Gnani Purush sind tatsächlich geradlinig (Sarad)[1]. Auch Befreiung (Moksha) ist direkt. Jedem ist Befreiung (Moksha) erlaubt. Es ist nicht so, dass jemand davon ausgeschlossen wäre. Allerdings muss man ihrer würdig sein. Es ist nicht möglich, Befreiung (Moksha) zu erlangen, wenn man krumme Wege geht. Warum also nicht gleich von Anfang an 'gerade' (aufrichtig) werden? Befreiung (Moksha) ist nicht schwer zu verstehen, aber es hilft, zu wissen, was der Gnani Purush sagt. Wenn du nicht verstehst, was er sagt, wirst du verwirrt werden. Die Worte des Gnani Purush bleiben für alle Zeit wahr, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jedes Wort, das der Gnani Purush äußert, ist genau das, was die Tirthankaras[2] gesagt haben.

[1] Sarad, Saral: gerade, geradlinig, direkt, unmittelbar, unverfälscht, ehrlich, aufrichtig, flexibel, einfach; engl.: straight, straightforward

[2] Tirthankaras: Die absolut erleuchteten Lords, die andere befreien.

Du solltest den Anweisungen des Gnani Purush folgen. Warum? Wer kann als 'Gnani Purush' bezeichnet werden? Er ist jemand, der in jeder Weise direkt ist. Er ist geradlinig, wenn er [andere] beleidigt, und geradlinig, wenn er selbst beleidigt wird. Wenn er allerdings [jemanden] beleidigt, beleidigt er ihn nicht wirklich, schon deshalb, weil er viel zu geradlinig ist, wie könnte er also jemanden beleidigen? 'Wir' waren von Anfang an aufrichtig und ehrlich. Und

(Pg.2)

was dich anbelangt, wirst du deinen Starrsinn [3] (Aadai) loswerden müssen, oder? Wie lange kannst du weiter starrsinnig und unflexibel sein? Du wirst deinen Starrsinn erkennen, wenn er eines Tages von innen her an die Oberfläche kommt. Eine andere Möglichkeit, deinen Starrsinn zu erkennen, besteht darin, zum Gnani Purush zu kommen. Du wirst überrascht sein, zu erfahren, wie viel Starrsinn noch in dir steckt.

[3] Aadai, frühere Schreibweise Aadayee: engl.: obstinacy; kann übersetzt werden mit: Starrsinn, Eigensinn, Sturheit, Halsstarrigkeit

Wirst du nicht geradlinig werden müssen?

Fragender: Warum geht der Starrsinn (Aadai) nicht weg?

Dadashri: Wie könnte er? Er hat sich seit Langem häuslich in dir eingerichtet, und dann gibt es noch das ungeschriebene Mietergesetz unseres Landes: Ein Mieter zieht niemals aus, wenn er dein Haus einmal angemietet hat. Wird also der Starrsinn, der bei dir 'eingezogen' ist, jemals wieder gehen?

Ich sagte zu jemandem: „Warum bist du so stur? Sei weniger stur!“ Er sagte: „Man kann in dieser Welt nicht überleben, ohne stur zu sein.“ Ich sagte ihm: „Sogar eine Schlange muss sich gerade machen, um in ihr Loch hineinzugelangen; also werde 'gerade', wenn du Zugang zur Befreiung (Moksha) erhalten willst. Wenn nicht, werden die Leute dich zurechtstutzen ('gerade machen'), und erst dann wirst du in die Befreiung (Moksha) gehen können. Die Leute werden dich verprügeln und dich zurechtstutzen. Was also ist falsch daran, selbst 'gerade' zu werden?“ Verprügeln die Menschen uns nicht und bringen uns dazu, uns weiterzuentwickeln ['gerade' zu werden]?

Fragender: Sie tun das, aber auch dann werden die Menschen nicht 'gerade', oder?

Dadashri: Aber es gibt keine andere Möglichkeit, als früher oder später 'gerade' zu werden, nicht wahr? Der Starrsinn wird von alleine weggehen, wenn du eine bittere Erfahrung machst. Es gibt endlosen Starrsinn. In keinem der vergangenen Leben hat man jemals jemanden getroffen, der einen 'gerade' gemacht hätte. Man würde nicht auf diese Weise umherwandern, wenn man so jemanden getroffen hätte. Alles geschieht also, aber man bleibt nicht 'gerade'. Was macht die Welt? Sie verprügelt jemanden so lange, bis er 'gerade'

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wird. Wenn er nicht geradlinig wird, dann werden ihn seine Frau, seine Kinder und die Welt verprügeln, bis er 'gerade' wird.

Ich bin 'gerade' und weise geworden, nachdem ich so viele Leben lang Prügel von den Menschen bezogen hatte. Sieh nur: Als ich 'gerade' wurde, hat sich im Innern das Gnan ausgedrückt, nicht wahr? Auch ich war nicht geradlinig. Die Welt wird dich 'gerade' machen. Diejenigen, die nicht geradlinig sind, müssen eines Tages 'gerade' werden. Allerdings bleiben die Menschen sogar im hohen Alter starrsinnig. Dieser 'Ableger des Starrsinns' ist nichts Gewöhnliches. Er lässt einen im eigenen Zuhause stur sein!

Wenn ein Kind stirbt, wird der Großvater klagen und laut heulen: „Mein einziges Enkelkind ist gestorben.“ Er weint, als ob er selbst nie sterben würde. Wird er nie sterben? Obwohl er Großvater geworden ist? Und dennoch weint er um den Sohn seines Sohnes! Du Narr, warum wirst du nicht vernünftig ('gerade'), jetzt, wo du diese Welt bald verlassen wirst? Steht für jemanden, der Großvater wird, die 'Abreise' nicht unmittelbar bevor? Das Signal dafür, diese Welt zu verlassen, wurde an dem Tag gesetzt, als er Großvater wurde. Und trotzdem redet er so, also ob sein Zug niemals abfahren würde! Das Signal ist gesetzt worden[4], also wach auf und sieh dich vor.

[4] Dadashri bezieht sich auf die alten Formsignale an den Bahngleisen, die die Fahrerlaubnis erteilten.

Fragender: Das Signal für die Abfahrt des Zuges ist gesetzt worden.

Dadashri: Ja, das Signal wurde gesetzt, der Zug ist abfahrbereit, und deshalb musst du 'gerade' werden.

Wenn du zugibst, dass du starrsinnig bist, wirst du
den Starrsinn besiegen

Was ist Starrsinn (Aadai)? Oft sagst du zu anderen Leuten: „He! Warum bist du so starrsinnig?“ Oder manchmal sagen Leute zu dir: „Warum bist du so stur?“ Erkennst du Starrsinn oder erkennst du ihn nicht?

Fragender: Man kann Starrsinn erkennen.

Dadashri: Wie lange kennst du ihn schon?

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Fragender: Seit ich ihn verstanden habe.

Dadashri: Also bist du deinen Vorrat an Starrsinn losgeworden, oder hast du ihn behalten? Hast du ihn behalten? Du sagst Ja. Wenn du Nein sagen würdest, würde der Starrsinn dann nicht weggehen?

Fragender: Er wird uns verlassen, wenn wir Ja sagen.

Dadashri: Ist das so? Würde er nicht weggehen, wenn du Nein sagtest?

Fragender: Nein, er wird stärker, wenn man Nein sagt.

Dadashri: Sagen die Menschen nicht Nein? Sie sagen: „Ich habe keinerlei Starrsinn in mir.“

Starrsinn, gewöhnlicher und ungewöhnlicher

Wer macht nicht die Erfahrung von Starrsinn? Je größer der Intellekt (Buddhi) ist, desto größer ist der eigene Starrsinn. Diejenigen, die über Weisheit (Samaj, das rechte Verstehen) verfügen, sind weniger starrsinnig. Diejenigen, über deren Spiritualität schwere Schleier liegen, sind sehr starrsinnig. Sie werden ihren Starrsinn nicht loslassen. Wie nennt man solchen Starrsinn? Was ist der Unterschied zwischen ihrem Starrsinn und dem [Starrsinn] eines Durchschnittsmenschen? Was ist der Unterschied zwischen gewöhnlichem und ungewöhnlichem Starrsinn? Ungewöhnlicher Starrsinn ist unerschütterlicher (Gaaddha) Starrsinn. Solchen Starrsinn kann man nicht loswerden, genau wie den Zustand der unerschütterlichen Überzeugung: „Ich bin Reine Seele“ (Gaaddha Samkit [5]), der nie aufhören kann. Genauso wenig kann der Zustand der unerschütterlichen falschen Überzeugung: „Ich bin Chandubhai“ (Gaaddha Mithyatva),je verschwinden. Gleichgültig, wie sehr du versuchst, einen Menschen dazu zu bringen, zu verstehen, er wird seine Position nicht aufgeben. So ist der ungewöhnliche Starrsinn: Man wird seine Position nicht aufgeben.

[5] Samkit: die rechte Überzeugung und richtige Sicht

Starrsinn bei Männern und bei Frauen

Hast du ein klein wenig Starrsinn (Aadai) in dir? Wenigstens ein kleines bisschen? Warum bittest du ihn [Dadashri] dann nicht,

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dir zu helfen, ihn loszuwerden? Ein paar schmerzhafte Schläge von ihm [Dadashri] werden den Starrsinn in dir verschwinden lassen.

Fragender: Verschwindet Starrsinn nur durch schmerzhafte Schläge?

Dadashri: Wie denn sonst? Piesackt er dich denn nie? Da ist doch überall nichts als Starrsinns-Gepäck. Ein Mensch ohne Starrsinn wird als direkt ('gerade', Sarad) und flexibel betrachtet; er kann in jederlei Form gebracht werden.

Fragender: Geben Männer jemals ihren Starrsinn (Aadai) zu? Er [ein Mann] wird seinen Starrsinn erst erkennen, wenn seine Frau etwas zu ihm sagt.

Dadashri: Frauen sind auch sehr starrsinnig. 'Wir' reden hier nicht nur von Männern. Nur wenn beide Eltern so sind, entwickeln die Kinder sich so. Und es sind die Männer, die die Frauen starrsinnig machen. Frauen sind nicht von Natur aus starrsinnig, sie werden nicht starrsinnig geboren. Männer sind von Geburt an starrsinnig. Bereits im Mutterleib stoßen sie ihre Mütter mit den Ellenbogen. Wenn die Mutter vielleicht etwas stark Gewürztes isst, stößt er die Mutter von innen mit seinen Armen und Beinen. Frauen werden nicht starrsinnig geboren, so wie die Männer.

Du musst deinen eigenen Starrsinn sehen

Die Menschen sprechen über den Starrsinn (Aadai) bei anderen, als ob sie ihren eigenen Starrsinn losgeworden wären. Man sollte keine solchen Aussagen machen wie: „Er ist starrsinnig.“

Fragender: Dada, ist es mein Starrsinn, wenn ich sage: „Er ist sehr starrsinnig“?

Dadashri: Das ist der allergrößte Starrsinn.

Fragender: Also müssen wir unseren eigenen Starrsinn sehen?

Dadashri: Wessen sonst? Wenn du jemand anderen auf seinen Starrsinn (Aadai) hinweist, wird er sofort zu deinem Gegner.

Fragender: Oftmals erkennen wir unseren eigenen Starrsinn nicht einmal; tatsächlich erscheint uns unser Starrsinn als Geradlinigkeit.

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Dadashri: Du würdest ihn nicht erkennen. Du musst tief in dein eigenes relatives selbst eintauchen, um das zu sehen. Du musst eine unvoreingenommene Haltung einnehmen, um Starrsinn zu sehen.

Wenn jemand sagt: „Warum bist du starrsinnig?“, antwortest du: „Schau ihn dir an! Er ist ein Narr. Bin ich starrsinnig, oder ist er starrsinnig?“ Im Gegenteil, der Mann sagt dir, du sollst das untersuchen; also solltest du das tun. Die Menschen blicken nicht auf ihren eigenen Starrsinn, und [dann] suchen sie bei anderen nach Starrsinn. Warum werfen die Leute mir nicht vor, starrsinnig zu sein? Wenn sie bei mir Starrsinn sehen würden, würden sie nicht zögern, mir das zu sagen. Die Welt wird dir sagen, was sie sieht.

Wenn der Starrsinn verschwindet…

Manche Männer sagen zu ihren Frauen: „Wenn du den Tee zubereitest, werde ich ihn nicht trinken.[6]“ Ohoho! Wessen Tee wirst du dann trinken? Dadurch, dass er die Rolle des Ehemannes (Dhani, Eigentümer) ausspielt, schüchtert er seine Frau ein. Was sagt er zu ihr? „Du hast den Tee verdorben, also werde ich keinen Tee mehr trinken, wenn du ihn zubereitest.“ Er schüchtert die arme Frau ein. Er wird unangenehm und starrsinnig. So viel Starrsinn! Deshalb gibt es so viel Leiden!

[6] In Indien leben üblicherweise mehrere Generationen im Haus der Familie des Mannes zusammen (joint family), das heißt, der Tee (starker Gewürztee mit Milch) kann von verschiedenen Frauen zubereitet werden.

Folglich ist Starrsinn (Aadai) das Hindernis, nicht die Anhaftung (Moha). Anhaftung wird ein Mensch vielleicht ein- oder zweimal genießen, aber beim dritten Mal wird er ihrer müde.

Was passiert, wenn dir jemand mit einem verzogenen (schmollenden, Risavu) Gesicht ein gutes Essen serviert? Das wird dir nicht gefallen, oder? Würdest du nicht sagen: „Zum Teufel mit deinem Essen“? Würdest du nicht sogar, wenn dir jemand mit verzogenem (schmollendem, Risavu) Gesicht Diamanten geben würde, sagen: „Behalte deine Diamanten“? Was ist also wertvoller, Diamanten oder ein verzogenes (Risavu) Gesicht? Unsere Leute werden einen Diamanten, der mit so einem Gesicht übergeben wird, nicht annehmen. Leute im Ausland werden eine Mahlzeit auch dann

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essen, wenn ihr Ehepartner eingeschnappt (Risavu) ist; aber in Indien wird die Frau Ärger bekommen, wenn sie das tut. Dennoch werden Frauen in Indien sich nicht so verhalten. Im Ausland macht das nichts aus. Wenn ein Mann seiner Frau dort mit verzogenem (Risavu) Gesicht Diamanten schenken würde, würde die Frau denken: „Lass ihn doch schmollen (Risavu), wenn er will. Zumindest bekomme ich die Diamanten.“ Was meinst du?

Fragender: Das ist wahr.

Dadashri: Ist denn dann das zu Hause Eingeschnapptsein (Risavu) nicht mehr wert als die Diamanten?

Selbst ein Kind wird dir nicht erlauben, sein Geld anzurühren. Es wird sagen: „Das sind meine Rupien, gib sie mir zurück.“ Ein Mensch ist vielleicht in einer Angelegenheit geradlinig, aber in einer anderen ist er starrsinnig. Er wird nicht frei werden, bis dieser Starrsinn verschwunden ist. Wenn der Starrsinn weggeht, ist es möglich, den Zustand eines Gottes zu erlangen. Dada ist völlig frei von jedem Starrsinn geworden.

Der Starrsinn unterscheidet sich bei jedem in Methode und Vorgehen. Das, was du als starrsinnig bezeichnest und betrachtest, ist Starrsinn, den du nicht in dir selbst sehen kannst. Wenn du deinen eigenen Starrsinn sehen kannst, dann wirst du zu Gott. Man wird zu Gott, wenn man den eigenen Starrsinn sieht. Selbst jetzt – wo kannst du denn deinen eigenen Starrsinn [bereits] sehen? Sonst wärst du zu Gott geworden.

Starrsinn ist das einzige Hindernis

Deshalb muss man geradlinig (engl.: straight) werden. Habe ich jetzt, wo ich geradlinig geworden bin, irgendwelche Probleme? Ich bin als Ergebnis von so vielen Prügeln, die ich in unzähligen vergangenen Leben eingesteckt habe, geradlinig geworden. Jetzt ist keinerlei Starrsinn mehr in mir. Wenn du zu 'uns' sagst: „Lass uns die Treppe hinuntergehen“, dann werden 'wir' mitkommen. 'Wir' haben keinerlei Eigensinn (Aadai). Jemand sagt vielleicht: „Du bist so“, oder: „Du bist so.“ Er sagt das zu demjenigen, der so ist. Ich würde dem Mann nicht sagen, dass er falsch liegt. Darüber hinaus würde ich sogar verstehen, wen er anspricht. Er sagt es nicht zu mir, er sagt es zu meinem 'Nachbarn'.

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Fragender: Wer ist dein Nachbar?

Dadashri: Dieser 'A.M. Patel[7]' ist der erste Nachbar. Er ist auch ein Bauunternehmer und ein Steuerzahler. Der Mann spricht mit diesem meinem Nachbarn.

[7] A.M. Patel: Dadashris weltlicher Name

Man sagt, dass das Gnan sich bei jemandem, der ein weltliches Leben lebt, nicht manifestieren kann. He, der Steuerzahler ist da, das Bauunternehmen, wo Bestechung gang und gäbe ist, ist auch da, und dennoch hat sich das Gnan gezeigt! Was erzeugt dann in diesem weltlichen Leben Hindernisse? Dein Starrsinn (Aadai) ist das Hindernis. Ich habe viel Starrsinn in mir gesehen. Ich wurde ein Gnani, nachdem aller Starrsinn weggegangen war. Wenn kein Starrsinn mehr in dir ist, dann erkenne, dass du ein Gnani geworden bist.

Das Wesen von Starrsinn

Fragender: Wie ist die Natur von Starrsinn (Aadai) zu verstehen?

Dadashri: Es ist Starrsinn, wenn jemand das, was sein Herz akzeptiert, nicht akzeptiert und der eigenen Meinung und dem eigenen Verstehen entsprechend handelt. 'Wir' sagen zu niemandem etwas und setzen niemanden unter Druck; und falls 'wir' das doch einmal tun und der andere es dann nicht annimmt, ist das dann nicht sein Starrsinn (Aadai)? Heißt das nicht, dass er seiner eigenen Meinung und seinem eigenen Willen entsprechend handelt? Sollte er nicht der Anweisung (Agna) des Gnani folgen?

Fragender: Ja, wirklich, wir müssen den Agnas des Gnani folgen.

Dadashri: Starrsinn (Aadai) ist weit verbreitet. Wo immer Starrsinn (Aadai) ist, sind durch ihn weltliche Schwierigkeiten entstanden. Nur 'wir' sind frei von solchem Starrsinn (Aadai). 'Wir' sind bei null Starrsinn angelangt. Wenn 'uns' jemand unter Druck setzt, indem er sagt: „Du musst die Dinge so machen, sonst treten wir in den Hungerstreik“, dann werden 'wir' ihm sagen: „'Wir' werden es tun, aber bitte tritt nicht in den Hungerstreik“, um ihn davon abzuhalten, sich dem Leiden und der Schwierigkeit des Fastens zu unterziehen.

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Fragender: Nennt man das nicht Starrsinn?

Dadashri: Nein. Starrsinn (Aadai) bedeutet, an: „Wir werden fasten“, festzuhalten. Darin ist die ganze Welt steckengeblieben.

Fragender: Ist es nicht Starrsinn (Aadai), wenn ein Mensch deinen Anweisungen nicht folgt?

Dadashri: Das ist in der Tat Starrsinn (Aadai), was sonst? Würde Dadaji dir sonst auftragen, etwas zu tun? Er würde es nur sagen, wenn es zu deinem eigenen Nutzen ist. Deshalb solltest du, was Dadaji anbelangt, nicht starrsinnig sein.

Durch Verstehen geradlinig werden

Hast du jemals Starrsinn (Aadai) bei jemandem gesehen? Hast du gesehen, dass er in Menschen vorhanden ist?

Fragender: Dada, ich hatte ihn in mir. Ich war sehr starrsinnig.

Dadashri: Ist das so? 'Du' bist der Wissende desjenigen, der starrsinnig war. Ist der Wissende nicht getrennt? Oder ist der Wissende der, der starrsinnig ist? Nein. Der, der starrsinnig ist, ist nicht der Wissende. Der Wissende ist getrennt, der Wissende ist das Selbst. Und, ist all dein Starrsinn weggegangen?

Fragender: Er ist immer noch da, Dada.

Dadashri: Dann musst du noch 'gerade' [direkt, aufrichtig] werden. Starrsinn (Aadai) ist nicht hinnehmbar. Wenn du mit unserem Gnan nicht 'gerade' [direkt, aufrichtig] wirst, dann werden die Leute dich dahin prügeln, dass du 'gerade' wirst. Es ist also besser, wenn du durch Verstehen 'gerade' wirst. Das wird dir all den Ärger ersparen. Man wird immer verletzt, wenn man sich einmischt (Dakho-Dakhal; zu Chandubhai wird). Deshalb macht Einmischen ihn immerzu 'gerade'. Wenn die Hörner des Starrsinns genau hier gebrochen werden, dann ist alle Arbeit getan. Jeglicher Starrsinn (Aadai) ist tierisch. Wenn zwei weise Männer jemanden, der voller Starrsinn ist, anflehen: „Bitte, hör auf uns“, weißt du, was er dann sagen wird? „Nein, ich finde es schwer, das zu glauben.“ Auf diese Weise gibt er seinen Starrsinn vor uns preis. Befreiung (Moksha) wird man nur erlangen, wenn dieser Starrsinn weggeht.

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Was für den Fortschritt auf dem Weg nach Moksha
notwendig ist

Wenn jemand zu uns sagen würde: „Dada, verneige dich vor all diesen Leuten“, dann würde ich das tun, und ich würde es auch noch fünfmal tun. 'Wir' würden uns auch vor einem Landstreicher verneigen. 'Wir' kennen Möglichkeiten, uns in jeder Weise zu verneigen, die erforderlich ist. 'Wir' wissen, wie wir uns vor der Seele verneigen und wie wir uns vor dem Landstreicher verneigen. Wenn einer sagt: „Verneige dich nicht vor der Seele, verneige dich nur vor dem Landstreicher“, dann würden 'wir' auch das tun. Man muss also Demut haben. Völlige Demut! Der, der sich völlig 'in Wasser auflöst' (völlig Ego-frei wird), wird mit dem Allerhöchsten gesegnet werden. Wenn noch ein Klümpchen [Ego] im Wasser bleibt, bedeutet das, dass es sich nicht völlig aufgelöst hat, und deshalb wird es sich weiter im Kreis drehen. Starrsinnige Menschen werden weiter ringsumher wandern, Leben um Leben.

Wenn er viel weltliche Achtung erlangt, wird ein spirituell hochentwickelter Mensch nur noch demütiger werden; sein Ego wird nicht offensichtlich sein, er wird nicht unflexibel sein. Selbstbezogene Unbeugsamkeit (Akadai, Inflexibilität) ist ein Kennzeichen eines [spirituell] geringer entwickelten Menschen. Wenn ein Mensch dieses spirituelle Wissen erlangt, aber immer noch Unbeugsamkeit (Inflexibilität) zeigt, dann ist er ein geringer entwickelter Mensch. Wie kann man dieses Gnan haben und weiter starr und unbeugsam bleiben?

Der, der die Wahrheit bereitwillig akzeptiert, wird als geradliniger (Sarad) Mensch bezeichnet.

Fragender: Wenn wir annehmen, was andere uns als Wahrheit erzählen, und dem folgen, werden wir anfällig dafür, verletzt zu werden, nicht wahr?

Dadashri: Es ist besser, zu stolpern und zu lernen. Wenn ein Heiliger [ein sehr frommer, tugendhafter Mensch] sagt: „Ich habe vollstes Vertrauen in die Menschen“, wird ihn vielleicht jemand fragen: „Was, wenn dich eines Tages jemand betrügt?“ Er wird antworten: „Der eine wird mich vielleicht beschwindeln, und ein anderer tut vielleicht dasselbe, aber eines Tages werde ich sicher

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jemandem begegnen, durch den meine Arbeit erledigt werden wird.“ Was meint der Heilige damit, wenn er das sagt? Er sagt, dass seine Arbeit dadurch, dass er sich dem Betrogenwerden aussetzt, eines Tages erledigt werden wird. Diejenigen, die es vermeiden, betrogen zu werden, werden Leben um Leben umherwandern und niemals etwas erreichen, weil sie nie jemandem vertrauen. Wann wird ein Mensch etwas erreichen, wenn er misstrauisch bleibt? Verstehst du diese Theorie?

Geradlinigkeit (Saradata) bedeutet, bereitwillig anzunehmen, was auch immer

Impressum

Texte: Dada Bhagwan Vignan Foundation
Bildmaterialien: Dada Bhagwan Vignan Foundation
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2023

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