Die goldene CartoonRegel besagt: Comic ist 100% Reiner ZeichenSpaß. Wer dagegen verstößt; etwa mit Menschlichem liebäugelt, DER ist dem Untergang geweiht!
" D a s E r w a c h e n"
Mr.Wudu macht den ersten Schritt auf die 30 AnfangsZentimeter. Er mochte das besonders, wenn er den Unterschied fühlte zwischen dem Übergang vom Stein aufs Holz. Dann wusste er: Hier ist sein Zuhause: die Planke, 1 Meter breit und 3einhalb lang.
Manchmal trat er fest auf und sein Steg geriet mächtig in Bewegung, katapultierte sich spannungsmäßig enorm nach oben. Wohliges Kribbeln, das vom Wogen über den Wellen ausgelöst wurde, mischte sich in aufregende Formen, und wenn es gar ekstatisch wurde, dass es dicht an die Wasseroberfläche platschte, war der schönste NervenKitzel angesagt. Doch es konnte zu Rutschern kommen, wenn Tau, Regen oder etwas Wellenschaum die helle Sepiafärbung der Holzbohle glitschig gemacht hatte, und dann war der Spaß schnell vorbei.
Einst hoppste er auf dem schmalen Steg dermaßen wild herum, dass er ausglitt und in den Kanal fiel. Diesmal gelang es nicht, das Relingseil zu greifen, der Bienenkorb beanspruchte nämlich seine volle Armkraft, und so plumpste er mit seinem PATSCH ins Wasser, Bienenkorb hinterher.
Nicht weiter dramatisch, der Kanal ist nur 1,40m tief und zum Glück ist die Leiter zum Aufstieg keine zwei Meter entfernt. Bienenbehausung o.k. Die hatte er sicher konstruiert, Fluglöcher geschützt, wasserdicht und schwimmfähig, stoßfest sowieso. Er fand das damals absolut notwendig, wenn man auf die ruhmreiche Idee verfallen war, auf nem Hausboot Bienen zu züchten und den Allerexzellentesten WasserAmbrosiaNektar zu produzieren, HonigLiebhabern einen SuperCremo feinster Auslese garantieren, absolut Blütenrein ohne Sirup oder minderwertigen IndustrieZucker, und das sollte auch so bleiben.
In der Vergangenheit hatten HonigRäuber, ganz gemeine HalunkenGauner, versucht seinen erlesenen und deshalb nicht billig zu erstehenden Honig zu stehlen.
Ein ImkerKonkurrent verübte sogar ein Attentat und wollte seine klaren Honiggläser verunreinigen, mit BasarioGülle vergiften.
Um vor weiteren gefährlichen Anschlägen sicher zu sein, hatte Wudu deshalb für spezielle AufPasserAufgaben eine robuste und kampfeswillige Leibwächtertruppe gezüchtet: Die sogenannte Panther Biene, ihr alle Luftikusse und BodenAttackis gelehrt, obendrein das Kraulen beigebracht, außerdem das Eingeelen ihrer Härchen intensiv geübt, für das wassernahe GrachtenLeben am Kanal eine sinnvolle Angelegenheit nicht wahr?
Für seine Weitsicht, den Bienen auch das FahrtenAbzeichen machen zu lassen, hatte ihm die ImkerInnung den Namen mit den begehrten Vier Großbuchstaben verliehen: "Mr.WUDU der BienenZauberer. Denn dass man Bienen Kämpferisches Schwimmen so einfach beibringen kann, das glaubt doch keiner, da muss Zauberei im Spiel sein. Aus lauter Bescheidenheit nannte er sich aber selbst gerne weiterhin nur mit einem großen W! Anmerkung von Xanten Tommes
Ich setze also den nächsten Schritt vorsichtig, einen dritten, einen vierten und den fünften, dann ungefähr auf halbem Weg des Stegs, den sechsten voll auf die MitteMarkierung, um perfekte Schwingung zu genießen.
Das Auf- und Abfedern über dem Kanal, beinahe die Wasseroberfläche berührend. Das ist vollkommene Lebensfreude YuppieYu!!! ...äh...Nanu? Was ist denn mit meinem rechten Fuß los, krieg den nicht aufs Brett... und der Linke ist wie angeklebt. Hat mir einer nen Streich gespielt und BienenKittharz auf den Steg geschmiert? Bin ich jetzt einem erneuten KonkurrentenAnschlag auf den Leim gegangen?
Auf einem Bein stehe ich zwischen Kaimauer und Hausboot, fest verbunden mit der Planke, die heute besonders schön SepiaGoldBraun leuchtet, was sage ich da GoldBraun? Von wegen, das Leuchten wird blass, Ockerstumpf, und plötzlich ist die Farbe ganz weg, nur Umrisse und Linien und ich...nun...verflixt, aus mir verschwinden auch alle SepiaAnteile. Was ist denn auf einmal los?
Mit heftigen Auf- und Abschwingungen feder ich als SchwarzweißSkizze über dem plötzlich irgendwie recht gefährlich aussehenden Kanalwasser. Furchtbar wild federt die Planke, ich rudere zum Auspendeln wegen Gleichgewicht mit den Armen, bloß nicht als Umriss runterfallen. Vielleicht saugt sich das leere Papierweiß zwischen den schwarzen Strichen voll und ich kann mich nicht auf der Wasserfläche halten. Eine ganze Weile geht das so, dann langsamer, weniger, schwächer... noch ein kurzes Vibrato, die Planke steht still.
Puuh! Das ging och mal gut. Ob ich jetzt das rechte Bein auf den Steg setzen kann und das Linke anheben: Krrch ... Zerr ... nee, nix zu machen, ich klebe wie angewurzelt auf diesem Etwas aus schwarzen Linien, was soll das nur? Kein MarkerPinselStrich, kein AquarellTröpfchen, kein gar nichts... vielleicht kann ich etwas durchs Bulli erspähen? Er sitzt doch immer dicht am offenen Kombüsenfenster, wegen des klaren Lichts der Nordseite.
Ich habe normalerweise in schwierigen Situationen einen Schutzengel, ZeichenMaster heißt der, und er wohnt mit mir auf dem Hausboot, in der geräumigen MahagonyKajüte. Ist ein ComicErfinder und hat Mich gemacht!
Wir beide, mein Chef und Ich, sind schon 'n tolles Team aber jetzt? Der scheint heute unaufmerksam, passt gar nicht auf seinen Wudu auf. Wo steckt der, ist er eingeschlafen, bevor er mich ganz sicher auf mein/sein Hausboot zurückgezeichnet hat?
Na los! Wach Auf! Zeichne weiter! Hol mich aufs Boot und gib meine Farbigkeit zurück und ich will mich auch wieder bewegen können. Mach schon: Mal los!...
Ich kneife die Augen zusammen, blicke angestrengt zur FensterLuke... aber auf einem Bein stehend, Gleichgewicht halten usw. dabei scharf sehen, gar nicht so leicht: Blinzel, Blinzel... Fokussier, Fokussier... ja jetzt... erkenne ich da was? Nein! Zu sehen ist nichts. Aber wer schreit da so?
Hat mein Zeichner Besuch?
Plötzlich höre ich aus dem Hausboot ziemlichen Krach, ein Scheppern. Und jetzt sehe ich die Lieblings rotbraune Pudelmütze mit Bommel; aber ganz ohne Regung, zeigt nicht die geringste Bewegung. Doch jetzt erkenne ich. Darunter geht etwas vor. Es bildet sich ne Art WollBlase unter der Bommel... und beginnt zu glänzen, nun quillt es, schimmert nass.
Irgendwie ist da drinnen Furchtbares geschehen. Ich muss schleunigst auf das Hausboot, gucken, was da mit meinem Chef passiert ist. Vielleicht ist er wegen Überarbeitung erschöpft mit dem Kopf auf die Zeichenplatte geknallt? Jeden Tag seine Fans mit spannenden CartoonAbenteuern erfreuen, ist bestimmt für die Gluppscher eine äußerst anstrengende Tätigkeit.
Jetzt höre ich wieder ein lautes Geräusch, klingt wie das Anlassen eines Motors, aber mein Chef kann's nicht sein, der Pudelmützenkopf ist immer noch an derselben Stelle. Der kann das Geräusch also nicht verursacht haben. Eine mir unbekannte wütende Stimme! Da muss noch jemand sein, ein Kumpel von ihm, oder Kunde, Geschäftspartner. Vielleicht haben die sich wegen einer Honorarfrage für TagesZeitungsbeilagen gestritten ... ein ComicSammler, der ihm WuduScribbles abkaufen will, abluxen. Oder ist jemand Handgreiflich geworden? Hat ihn einer Seiner Konkurrenten mit Wein oder Kaffee vergiftet, um das HonigLager zu plündern und an die Formel der Mr.WUDU Spezialität zu kommen, sein Patent zur Züchtung der PantherBiene?
Wer könnte daran interessiert sein? Vielleicht ein SicherheitsService, GeheimDienst?.. das Militär war's! Klar, die wollen seine PantherBiene als SpezialTruppe für Kriegseinsätze missbrauchen, kennt man ja zur Genüge. Die Armee braucht eine kampferprobte SpezialEinheit zur Verstärkung ihrer Truppen in AuslandsKrisenGebieten ... und vermutlich auch im Inland gegen die
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Valentin Stolte
Bildmaterialien: Valentin Stolte
Tag der Veröffentlichung: 17.10.2014
ISBN: 978-3-7368-4845-0
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