Begegnungen in anderen Welten
Burg3
geschrieben und illustriert von Siegrid Graunke Gruel
Inhalt.
Mutierende Störenfriede
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An der Feenqelle
Erlebnisse in der Anderswelt
Fremdes Gebiet
Orientierung bei Rolfo
Ein fragwürdiges Ereignis
Liebe
Mutierende Stöhrenfriede
In der Eingangshalle der Burg ist am heutigenTage einiges los. Es herrscht geschäftiges Treiben, so wie ich aus dem Fenster von Leinads Schlafraum erkennen kann. Denn am Abend soll hier eine Versammlung stattfinden, sowie auch eine Darbietung von den Musikstudenten, verbunden mit Videohintergrundaufnahmen.Ja, ich bin schon sehr gespannt darauf.
Gegen Mittag, nachdem ich aufgeräumt und in unseren Räumen sauber gemacht habe, begebe ich mich hinüber, sehen was so los ist und ob ich auch etwas tun kann. Ich gehe gespannt die paar Stufen hinauf zum Innenhof, wo unser hübscher Wassertempel steht und dann in die Halle hinein. Wie jedesmal bin ich beeindruckt von der wunderbaren Innenarchitektur, den schönen schlanken Säulen, die in eine nach oben wölbende Deckenstruktur verlaufen. Ich bin faszieniert von den Bildern an den Wänden und insbesondere von den fantastischen Mosaiken auf den Fußböden, die von Steinmetzkünstlern an manchen Stellen eingesetzt wurden. Die Muster spiegeln, je nach Lichteinfall von den Deckenfenstern, ein leuchtendes Farbenspiel auf die Wände. Ja, soviel Mühe haben sich die Künstler gegeben unsere Burg kreativ zu konstruieren, die sich andererseits auch in moderner zeitgemäßer Schlichtheit präsentiert.
Während ich dann langsam weiter durch die Halle gehe, fühle ich eine seltsam unruhige Atmosphäre mich umgeben, so als wenn etwas ganz und gar nicht stimmt. Es sind nur wenig Leute, die ich sehe, aber nicht weiter weiter kenne, und sie sind nicht etwa geschäftig, wie man es beim Organisieren eines Ereignis vermuten würde, sondern einige stehen zusammen und reden besorgt über etwas, das vorgefallen zu sein scheint. Was ist hier los...?
Ich entschließe mich, jemanden anzusprechen, um Klarheit zu bekommen. Und als dann ein Student, den ich aus Leinads Unterricht im Gartenbau kenne, auf mich zukommt und mit einem kurzen Gruß an mir vorüber eilen will, halte ich ihn an und frage ihn. "Hy Samuel, weißt du was gerade hier passiert? Wurde die Veranstaltung abgesagt?"
Er schaut mich etwas irritiert an: "Äm, ach die, ja - ; doch ich glaube schon," antwortet er mir dann.
"Und? Was soll das heißen?", frage ich und muss lachen. "Geht's um etwas Geheimnis, eine Überraschung - gar?"
"Das, das wohl eher nicht, - " Er ist tatsächlich verunsichert wie ein Kind, das etwas nicht verraten darf: "Hat Garreth denn nichts gesagt? Ich könnte ihn holen - "
Was?
"Ne, sag du's mir jetzt ", antworte ich bestimmend, ein wenig autoritär sogar, so wie ich's inzwischen an Leinads Seite gelernt habe, da gelernt werden muss, die eigenen Schwächen zu überwinden und dies zu meinen gehört.
"Nun ja, wie Ihr wünscht". antwortet er. Die ähm Piloten haben am sehr frühen Morgen erneut Mutanten gesichtet, oben auf den Heidehügeln. Es wurde dann sogleich den Professoren gemeldet. Mehr weiß ich nicht."
"Was für Mutanten? Das is doch harmlos."
"Ja, natürlich, schon, - "
Er zögert wieder, fährt dann fort. "Ich glaube sie sind nicht allein gekommen, sondern mit einem Aufgebot an Verstärkung erschienen. Muss jetzt weiter, tschuldige Prinzessin, hab wichtiges vor. Der Prof weiß bestimmt mehr."
Er verneigt sich einmal kurz, so wie wir's uns alle inzwischen wieder angewöhnt haben, - über das japanische mentale Vorbild des guten Umganges miteinander und gegenseitigem Respekt -, geht dann schnellen Schrittes weiter. Nun denn, da muss ich ihn von dannen ziehen lassen, obgleich ich nicht weiß, wo genau das Büro des Professors ist, denn geschäftige Studenten soll man nicht aufhalten. Ich begebe mich erstmal zu den Treppen, die nach oben führen, denn im zweiten Stockwerk sind die Arbeitszimmer, sowie auch einige Physiklabors. Mein innerstes Gefühl sagt mir, dass seines hier oben liegt. Ich muss ihn unbedingt über die Geschehnisse in Kenntnis setzen, denn die Dozenten sind meist in den Studierhallen oder anderswo beschäftigt. Möglicherweise hat er noch gar nichts erfahren. Auch ist der Professor schon ein alter weiser Mann und manchmal ganz schön abgehoben in andere Sphären, die ihn ein wenig zerstreut anmuten lassen. Aber wenn mutantische Stöhrenfriede zu nah an die Burg herangekommen sind, muss er ja von jemanden abgeholt werden. Sobald finde ich in einem der Gänge, seine Tür dann auch, an der ein kleines digitales Namensschild leuchtet und klopfe ein paar Mal leise an. Doch der Professor scheint nicht da zu sein. Ich sehe, dass seine Tür nicht verschlossen ist, am grün leuchtendem Digitallichtchen und trete ein. Na, hier sieht's ja aus! Überall liegen Bookreader, viele Bücher und Bilder rum, und dann ist da ein riesiger Schreibtisch aus antikem Holz. Ganz typisch älterer Professor, kommt's mir dabei in den Sinn, - aber wo ist er? Ich schließe die Tür wieder, denn sein Reich will ich natürlich nicht betreten, wahrscheinlich wurde er also schon informiert. Man muss dazu wissen, dass sich unter der Burg ein großes Gewölbe erstreckt, indem alle, bei echter Gefahr von außen, ein paar Monate überleben könnten. So ein Notstand ist zwar in dieser Situation nicht der Fall, jedoch einige begeben sich dorthin, wenn es Unruhen von außen gibt, alle aus dem Kinderhaus und Studenten, die ungestört arbeiten wollen. Und soweit bekannt, ist dieser Professor meist mit dabei.
Unten in der Halle ist jetzt auch niemand mehr zu erblicken, doch als ich wieder hinaus gehe, sitzt Tom da, im Schneidersitz vor dem Eingang.
"Tom!", sage ich aufgeregt. "Wo sind alle?"
"Aah, Astriede", antwortet er und schaut mich an. "Wen meinst du genau, - Daragon?"
"Ja, natürlich und meine Söhne - und die Mädchen, alle eben. Wo sind alle?"
"Kämpfen", antwortet er gelassen,"Eindringlinge abwehren, oben auf dem Schlachtfeld am Hügel."
Ja, da weiß ich jetzt wieder, dass etwas ohne mich statt findet da draußen, unweit unserer Burg. Ich erkenne die Situation und seufze einmal tief. Wieder darf ich, als repräsentative Prinzessin, nicht mitmachen, dort wo ich gern dabei wäre. Zusammen mit einigen ausgebildeten Kämpfern, männlichen und auch weiblichen, würd ich gern mitmachen, die Attacken von Eindringlingen in unsere Athmosphäre abzuwehren. Ja, ja dazu hätt ich nämlich auch Lust! Doch dann würd Darogon wieder um mich bangen und außerdem haben wir genügend bessere Kämpfer, die das auch ohne mich hinkriegen. Ja, ja.
"Und?", frage ich Tom trotzig, "Warum bist du nich dort? Ich brauche hier keinen Aufpasser."
Er raucht inzwischen eine Graszigarette zur Beruhigung. Das ist längst legal, genau wie Alkohol trinken legal ist, nur harte Drogen natürlich nicht, versteht sich von selbst. "Nun, wie gesagt, Prinzessin", antwortet er. "Ich habe die Order deines Gemahls bekommen, hier die Stellung zu halten. Das ist für einen Meisterbogenschützen, wie mich, ein Kinderspiel. Mögt Ihr auch ein wenig Gras rauchen zur Entspannung?"
Nein, eher nicht, aber auf eine Bank setzen möchte ich mich, drinnen in der Halle, denn es fängt an zu regnen. Wir setzen uns dann aber draußen in den Vorgarten, in den Pavillon, wo das heilige Wasser unseres Springbrunnen plätschert. Oh ja, hier ist ein schöner geheimer Platz, wo man innerlich ruhig ist und etwas Abstand bekommen kann.
"Ist alles wohlauf zuhaus bei Frau und Kind?",
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Bildmaterialien: eigene Bildillustrationen
Cover: eigen illustriertes Cover
Tag der Veröffentlichung: 31.12.2023
ISBN: 978-3-7554-6552-2
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
an alle die an Abenteuer in der neuen Zukunft glauben und an die Burgfreunde