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Abenteuer Neue Jugend-Herberge

Ein Roman im aktuellem Zeitgeschehen des Klimawandels

 

geschrieben und illustriert in zwei Bänden von Siegrid Graunke Gruel

 

 

Inhalt 1. Band:

 

Ankunft

Begegnung mit Simon

Der kleine Saal

Frühstück mit Henning

Liebe mit Simon

Gäste

Geheimnisvoller Simon

Der Windfisch

Die Xfreundin

Neuzulauf

Alles anders

Eifersucht

Ein Ritter und eine Lady

Der Berglöwe

Das Konzept für den Frühling

Ausschwärmen

Falscher Auftritt

Das Geschenk

Home

 

Inhalt 2. Band:

 

Neuer Aufbruch

Erstmal einen Kaffee

Yuhu ein Bett!

Freundliche Mitmenschen...

Leises Versteckspielen

Gefährlicher Parcour

Begegnung mit Chris

Stina

Wollen wir eine Burg einnehmen?

Schlafloser Nighttalk im Mädchenzimmer

Nachtwanderung

Chapaties und Süßes dazu

Unwetter und Rivalitäten

Geheimes Davonmachen

Einnehmen der Burg

Dacharbeiten

Erdrutsche

Im Anhang noch ein paar Rezepte

 

 

 

 

Ankunft

Der Wind am Fenster weht ganz schön heftig, sodass Stina nicht einschlafen kann.

Natürlich kann sie nicht einschlafen, denn ihr Freund Elmar kann es ja auch nicht.

Immerzu muss sie nur daran denken, denn sie sind ein Paar seit vielen Monaten, und ein heftiger Streit hat sie plötzlich getrennt. Ob das nun für immer ist...?

"Streit ist das Letzte, was ich gerade noch brauchen kann!", hat er zu ihr gesagt und war dann einfach weggegangen.

Und kurz danach stand auch noch ihre Mutter an ihrer Zimmertür und setzte noch drauf: "Jetzt vergraulst du auch noch deinen Freund. Er hat sich nicht mal verabschiedet. Dabei ist er so ein so guter Junge. Wir sind enttäuscht von dir, der Papa und ich. Was machst du nur immer für Sachen, wirklich Stina..."

Ja, ja, bla bla; - natürlich bekam sie wieder mal die Schuld!

Und wenn sie nicht aufgestanden wäre, ihrer Mutter die Tür vor der Nase zugemacht hätte, mit den Worten:"Geh einfach!", wäre sie wohl immer noch in ihrem Zimmer gefangen, weil sie nicht den Mut aufgebracht hätte, ihren kleinen Rucksack zu nehmen und in der selben Nacht einfach aus der Wohnung zu flüchten.

 

Ja, da steht sie jetzt in einem schummrig beleuchteten Vorraum und weiß nicht, - was tun?

"Hallo", ist jetzt eine Stimme von irgendwo herkommend zu hören und ein dicklicher junger Mann bewegt sich aus dem Dunkel heraus hinter den Empfangstresen.

"Wer bist du?",fragt er und knipst eine Lampe dahinter an.

"Stina", sagt Stina. "Ich möchte hier übernachten."

"Ach so", sagt der Junge, "ein - Neuzugang also -"

"Ja", sagt Stina etwas unsicher, denn er blättert jetzt in einem dicken Heft herum.

"Um diese Zeit kommt selten noch jemand", sagt er dann. "Du hast Glück, dass ich Nachtschicht mach. Wie lange willst du denn bleiben?"

"Ein paar Nächte... oder auch etwas länger, - weiß noch nicht", hört Stina sich nun sagen und hört dabei den Sturm durch die Fenster lautstark in den Bäumen rütteln.

"Ja, - das ist mal ein Sturm heut Nacht, was?", sagt der Junge, der etwa über zwanzig oder sogar noch älter ist, aber bestimmt nicht ihr Jahrgang, schätzt Stina ihn ein.

"Kostet, warte mal - ähm... 10 Euro für eine Nacht, duschen mit inbegriffen", sagt er jetzt wichtig.

"Ja, nehm ich", sagt Stina. Sie heißt eigentlich Sandra, aber sie wird immer noch von allen Stina genannt, weil sie sich selbst als Kleinkind so nannte und ihre Eltern sie immer noch so nennen. "Muss ich gleich bezahlen?"

"Am besten - ja", sagt der Junge und guckt dabei zu Boden und dann wieder zur Decke.

 

 

 

Niemals im Leben fühlte sich Stina so einsam, nachdem der dicke Junge wieder gegangen war.

"Freie Auswahl, bitte sehr", hat er gesagt, als er sie in den großen Schlafraum mit tausend Betten geführt hat. "Such dir eins aus."

 "Ja, - danke", hat sie geantwortet. "Das - mach ich." Doch dabei klang ihre Stimme, als hätte sie einen Eiszapfen verschlucken müssen.

"Wir haben in den Wintermonaten wenig Zulauf", ergänzte er noch. "Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe, bin übrigens Henning." Und dann war er auch schon aus der Tür und sie allein, umgeben von den vielen leeren Betten. Ja, Henning ist wirklich ein nettes 'Monster'

Sie wählt sich ein Bett aus, direkt am Fenster an der Ostseite, wo der Sturm die Bäume heftig auf und nieder bewegt, - denn hier hat sie das sichere Gefühl, drinnen gut geschützt zu sein, - wie auf einem Boot, das an einer Anlegestelle liegt - und nicht losfahren kann.

Lange Zeit kann sie nicht einschlafen, denn der Mond schaut immer wieder hinter wilden Wolken hervor, genauso wie ihr Herz wachsam von der Liebe träumt, die sie noch nicht wirklich kennengelernt hat, - aber die bestimmt versteckt hinter den Sternen irgendwo noch da sein muss, - fern von ihrem Freund Elmar, den sie nicht mehr liebhaben kann, denn er ist ja nie auf ihrer Seite! Vielleicht liebt er ja ihre Eltern mehr, nur weil er keine mehr hat...

Dabei sind doch seine Oma und sein Opa richtig gute Menschen..., und irgendwie viel lieber als ihre Eltern. Sie sind immer so gut zun ihr und zu ihm doch auch. Wieso merkt er das denn nicht? Sie haben einen kleinen Bauernhof, nicht weit entfernt von der Großstadt und noch ein paar Hühner und Gänse behalten können, bevor sie dem Staat der DDR vor dem Mauerfall ihre Kühe und ihr Ackerland übergeben mussten...

Elmars Eltern waren beide umgebracht worden, - in einer der 'Hofburgen' des gemeinen Staates. Ist er wahrscheinlich deshalb so schwierig zu verstehen... und hängt sich irgendwie so an ihre Eltern?

Mond, schöner sanfter wachsamer Mond, - ist es so?

Doch der Mond verschwindet immer wieder hinter den Wolken, die jetzt schnell vorbeiziehen, bis alle vorbeigezogen sind. Und nun ist er da und schaut sie an, als würde er sagen: 'Frag mich nur, denn ich bin doch jetzt hier für dich, voll von Weisheit und gelbwarm.'

 

Und da sieht der Mond plötzlich so aus, wie als wäre er eher so wie eine weibliche Person..., nicht so wie ein Gott, der beobachtend ihr Leben regieren will. Er sieht so warmherzig aus. Aber weil man mit einem Mond dennoch nicht so reden kann, als wäre er jemand mit den man reden kann, schreibt Stina in ihr kleines Notetagebuch:

 

'Hallo warmer Mond, wo die Mondgöttin wohnt...,

ich bin Stina, die dir in deinem hellen Nachtlicht etwas schreibt, hier in der Jugendherberge. Vielleicht siehst du mich ja auch?

Ich weiß, dass ich dir alles sagen und dich alles fragen darf, weil bestimmt bei dir ebenso das Herz einer lieben Oma mitwohnt, so eins, wie das von Elmars Oma. War es falsch, ihn zu verlassen und abzuhauen?

Und gibt es eine Welt hinter den Sternen, in der keine Tiere leiden müssen, - zum Genuß gieriger Menschen?!

Gibt es so eine Welt, Mondgöttin vor den Sternen?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Begegnung mit Simon

"Wer bist du denn?!", fragt sie ein junger Mann, dem sie plötzlich begegnet, als sie früh vor dem hereinbrechenden Morgen über den langen Flur geht, um den Weg zu den Toiletten zu finden. Er hat längere Haare als die meisten, die sie von der Schule her so kennt und seine Stimme klingt beeindruckend - wie eine Art - Gottheit durch die Stille.

"Stina, heiß ich", sagt sie und muss direkt vor ihm stehen bleiben, weil er aus einem Seitenflur kommend ihren Weg kreuzt.

"Angenehm, und ich bin Simon!", antwortet er mit einer warmen Stimme, und ein freundliches Lächeln umgibt dabei sein ausdrucksvolles Gesicht. Weil sie nicht sogleich weiß, was sie jetzt sagen soll, kommt er ihr mit einer weiteren Frage zuvor.

"Sag bloß, du wohnst jetzt auch hier?" Und seine Augen leuchten dabei aufregend karismatisch...

"Das würde ich nicht unbedingt so nennen -, "sagt sie zögernd und auch etwas verwirrt, über seine vertraute Art, mit ihr zu reden, so als würden sie sich kennen, doch als er dann an ihr vorbei sieht, so als würde er etwas suchen, fügt sie noch hinzu: "Aber ich glaube schon - ja, erstmal wenigstens."

"Cool", sagt er jetzt laut und macht sich daran eine große Turnmatte, die an der Wand lehnt, hin und her zu bewegen.

"Wo sind denn hier die Mädchentoiletten", hört sie sich ihn jetzt fragen, - denn sie möchte aus ihrer aufkommenden Verlegenheit heraus.

"Ach die sind - am Ende vom Gang", sagt er, während er die Matte umgreift und sich abemüht, sie von der Wand wegzuschaffen. "Irgendwo - da links oder - rechts."

"Warte, ich helfe dir", sagt sie schnell, aber da ignoriert er es einfach und schleppt die Matte schon allein voran über den Gang, in die entgegengesetzte Richtung. "Danke, geht schon!", hört sie ihn noch rufen, denn er ist plötzlich schon zehn Meter mit der Matte weiter.

"Kennst dich wohl - nicht so besonders gut aus...", sagt sie leise und etwas enttäuscht hinterher.

"Danke - au auch!", hört sie ihn zurückrufen, bevor er mit der Matte im Gang um die Ecke verschwunden ist.

'Übernimm dich nicht!" ruft sie zurück, als sie den Gang zu den Toiletten weiter entlang geht, denn sie findet ihn soo gut aussehend und auch tapfer, - wie nur echte Ritter es sein können.

Oh ja! - Diesen Simon möchte sie unbedingt wiedersehen...

 

Gerade als sie nach einem kalten Toilettenbesuch, wo ein kleines Fenster weit offen stand, in einer stürmischen Januarnacht, wieder den langen Gang zurück geht, ist das Licht jetzt überall aus. Es reicht aber zum Sehen gerade noch aus, um ihre Zimmertür zum Schlafsaal wiederzufinden. Sie drückt die Türklinke herunter, geht schnell hinein und lässt die Tür hinter sich ins Schloß fallen. Als sie gerade in ihr Bett, neben dem Fenster,  will, geht die Tür aber plötzlich wieder einen kleinem Spalt auf. "Schlaf gut, Stina", hört sie dabei eine Stimme sagen, die sie schon kennengelernt hat.

Es ist Simons Stimme!

"D danke, - du auch", antwortet sie sofort. Und dann schließt sich die Tür wieder, mit einem ganz leisem Klick.

Und jetzt wird ihr Herz ganz warm und alles ist nur gut um sie herum, - auch wenn der Wind draußen immer noch so heftig weht.

 

 

 

Am nächsten Morgen, nachdem sie bis in den Mittag hinein durchgeschlafen hat, zieht sich Stina schnell an und geht schnurstracks durch die Tür des großen Schlafsaals, den Gang durch, bis hin zum Eingangsbereich, wo der kleine Empfangstresen ist. Ja, sie will jetzt erstmal bezahlen und um einen kleineren Schlafraum bitten, wo doch bestimmt noch ein paar andere Mädchen nächtigen. Oder ist hier alles gemischt- untergebracht? Na, das wär ihr auch egal, Hauptsache nicht allein in einem großen Schlafsaal. Wieder ist niemand da, doch nach einer Weile des ruhelosen Wartens, sieht sie endlich mal das kleine Schild, auf dem 'Bitte klingeln' steht. Sie drückt die Klingel gleich unverschämt dreimal. Leider ohne sichtlichen Erfolg, aber nach etwa zehn Minuten erblickt sie Simon, wie er vom hinteren Ende des langen Ganges ein Gefährt auf Rädern vor sich her lenkt und es dann kurz vor dem Empfang stehen lässt.

"Hy Stina", sagt er und begibt sich jetzt mit langsamen Schritten hinter den Tresen. Doch dann guckt er sich wieder nach dem Gefährt um, geht wieder zurück und stellt es mit einem Ruck in eine bessere Position.

"Entschuldige", sagt er jetzt, als er wieder hinter dem Tresen ist und sie etwas prüfend ansieht. "Hast du gut geschlafen?"

"Ja, habe ich", sagt sie. "Kommt hier vielleicht heute noch mal jemand? Ich warte hier schon seit einer halben Stunde auf den - äm Empfangschef."

Doch Simon guckt sie jetzt nur mit einem grinsenden, etwas weltfremden Blick an und dann in das dicke aufgeschlagene Heft, das vor ihm liegt. "Darauf brauchst du nicht zu warten", sagt er schließlich."So jemanden gibt es hier nicht. Was gibt es denn - Dringendes?"

"Ich möchte mich richtig anmelden, das gibt es", sagt sie etwas irritiert. "Und für ein paar Nächte bezahlen, was denn sonst", gibt sie ihm zu verstehen, denn es gefällt ihr nicht besonders, - wie er mit ihr redet.

"Ja, das ist schön", entgegnet Simon aber etwas gleichmütig und sieht dabei aufmerksam beobachtend zu seinem Gefährt hinüber, als könnte es sich mit einem Mal von selbst bewegen und vielleicht nicht sicher genug stehen.

"In dieser Jugendherberge sind wir alle nur Gäste, Stina", sagt er jetzt. "Hier muss niemand für irgendwas bezahlen", und mehr zu sich selbst, "die Zeiten sind God sei Dank vorbei." Dann guckt er sie wieder direkt an. "Du kannst bleiben solange du möchtest und gehen, wenn du glaubst, du müsstest es. Es hält dich hier niemand auf, oder - vielleicht doch?", sagt er und schenkt ihr jetzt einen verliebten karismatischen Blick.

Jetzt versteht Stina gar nichts mehr und guckt nur etwas dumm aus der Wäsche.

"Tief ein - und ausatmen", sagt Somon und wendet sich wieder dem Wagen zu, der bepackt mit Turnmatten fest an der Wand steht.

"Du verarscht mich", sagt Stina. "Komm ich eben später wieder her, wenn dieser Henning da ist."

Sie dreht sich um, geht los, willl zurück in ihr Zimmer, doch da stellt sich ihr Simon mit ausgebreiteten Armen entgegen, denn von der anderen Seite stolpert eine Frau direkt auf den Wagen zu und fällt der Länge nach gegen die Matten, sodass sich der Wagen in Bewegung setzt. Simon kann ihn gerade noch stoppen, bevor er gegen den Tresen knallt. Die Frau kreischt jetzt fluchende Laute aus und schreit wütend herum: "Ach, schon wieder Sport Simon?! Hast du wirklich kein anderes Programm, als Turnmatten?!"

"Hallo Verena", kommt es von Simon zurück."Siehst du, du brauchst noch Übung beim - Gehen."

Und dann lacht er und schiebt den Wagen hinaus durch eine Schwingtür in einen anderen Gang.

 

 

 

 

 

 

    

"Au, au mein Kopf", jammert die Frau, die jetzt am Boden hockt. Stina geht schnell zu ihr, um ihr aufzuhelfen. "Sind Sie verletzt?", fragt sie, aber die Frau sagt bloß: "Ne, - alles klar, geht schon wieder, danke."

Sie steht jetzt zum Glück wieder auf ihren Füßen, schwankt aber ein bißchen dabei.

"Ist wirklich alles okay?", fragt Stina.

"Ja ha a", sagt die Frau. "Der Simon spinnt doch wieder. Ich kenne i - hin, er will mich als sein Dressurpferd - aber - das kann er sich abschminken."

Jetzt fällt Stina auf, dass die Frau betrunken ist.

"Bestimmt ist es nicht so", sagt sie deshalb gütig. "Ich bin übrigens Stina. Wie wärs, wenn ich dich auf dein Zimmer, ähm in den Schlafsaal bringe?"

"Alles ausge - bucht...",sagt die Frau jetzt, und es klingt irgendwie verzweifelt.

"Komm, ich bring dich trotzdem hin, ja?", sagt Stina und nimmt die Frau an die Hand. Sie hakt sich dann bei ihr unter und geht mit ihr langsam den Flur entlang bis zu ihrer Zimmertür. "So, wir sind da, such dir ein Bett aus. Ich schlafe da am Fenster", sagt sie.

"Ich hab doch schon ein Bett", sagt die Frau jetzt.

"Ach so, - und wo?"

"Im annern Raum", antwortet die Frau und setzt sich erschöpft auf ein Bett.

Ach, es gibt hier also doch noch mehr Zimmer, denkt sich Stina, wusste ich's doch und sagt dann: "Zeigst du mir wo's is?"

"Kla ar", sagt die Frau, fällt aber im selben Moment auf das Kissen und pennt sofort ein. Und jetzt fällt Stina auf, dass ihr Atem stark nach Alkohol richt.

"Mein God, wo bin ich hier gelandet?", fragt sich Stina da und seufzt einmal auf. Vielleicht war es ein Fehler, einfach abzuhauen von zu haus...

Doch irgendetwas in ihrem Herzen sagt, dass es trotzdem richtig war.

 

 

 

 

Der kleine Saal

Stina spaziert langsam durch die vielen kleinen Gänge der Jugendherberge. Denn es ist langweilig, bloß immerzu auf dem Bett am Fenster zu liegen. Da geht sie lieber nochmal los, die Räume des Hauses begutachten. Hier muss es doch so etwas wie einen Aufenthaltsraum geben...

Als sie gerade die zweite Biegung hinter sich gelassen hat, vorbei an einer Tür, die abgeschlossen ist, nachdem sie es gecheckt hat, entdeckt sie Simon wieder, weit vor sich, am Ende des Ganges. Er sitzt vor einer zweigeflügelten Glastür, angelehnt an den Wagen, der immer noch beladen mit Turnmatten ist.

"Hi, Simon", sagt sie, als sie bei ihm angekommen ist und er sie nur einmal kurz aus den Augenwinkeln angesehen hat, mit einer leichten Drehung seines Kopfes. Und weil er nichts sagt, setzt sie sich vorsichtig neben ihn. Und jetzt schweigen beide. "Gehts dir gut?", fragt sie ihn nach einer Weile. Da dreht er seinen Kopf zu ihr hin und schaut ihr, mit einem ausdrucksvollen Blick in die Augen, der sie mitten in ihr Herz trifft.

"Was meinst du wohl?", fragt er sie geheimnisvoll. Und im nächsten Moment fühlt sie auch schon seinen Mund sie einmal sachte küssen. Und dann fühlt sie seinen Arm um sie herum, sieht in seine wunderschönen klaren Augen. "Es geht mir gut, - ", sagt er dann, "weil du da bist," und lässt sie jetzt wieder los.

"Das - freut mich", sagt Stina noch etwas benommen, denn sein Kuss hat sie wohl etwas verzaubert.

Sie schweigen jetzt beide und hören den Wind durch die Fenster aus dem großen Raum hinter der Glastür rauschen.

"Warum - sitzen wir hier beide zusammen, Simon?", sagt Stina nach einem langen Moment.

"Ouh, - weil ich den Schlüssel noch nicht gefunden hab", sagt Simon daraufhin, jetzt auch etwas verlegen. Doch nun etwas aufgebracht fährt er dann mit der Bemerkung fort:" Ich suche ihn seit ich hier bin, den Schlüssel für diese - dämliche - Tür!"

Dabei boxt er ein - zweimal heftig gegen die Glastür.

Doch der Sturm vor dem Fenster ist noch heftiger, und deshalb muss diese Frage auch erst einmal unbeantwortet bleiben.

Denn mit dem aufkommenden Donner dazu, küssen sich zwei plötzlich noch einmal richtig.

Weiß sie doch nicht warum, - und Simon weiß es auch nicht.

 

"Ich darf dich nicht - küssen", sagt Stina, als sie wieder damit aufhören und sich der Sturm draußen scheinbar wieder legt. "Weißt du, - ich hab einen Freund."

Und dabei denkt sie jetzt an Elmar.

"Dann solltest du es lieber nicht mit mir tun", sagt Simon. "Oder bist du eine - Nutte?"

"Nein! Natürlich nicht."

"Gut, - ich schlag dann jetzt am besten die Tür ein", sagt Simon entschlossen und steht gleichermaßen auf. "Die Tür oder ich! Danke für das Stopschild, - verehrte Freundin. Ach deine Küsse schmeckten so gut, Geliebte!"

Sogar theathralisch kann Simon plötzlich sein.

Er steht im Nu auf seinen Füßen und es sieht so aus, als würde er es jetzt ernsthaft vorhaben.

"Das muss doch bestimmt auch anders gehen", sagt Stina.

"Wie denn?", sagt Simon. "Hat sie vielleicht eine Ahnung?"

Nein, das hat Stina wohl nicht, doch weiß sie ja auch nicht, wie lange er schon hier ist und darüber nachgegrübelt hat - und vielleicht auch nicht mehr, wielange sie inzwischen hier ist, hier bei ihm...

"Lass es lieber..."

"Wir müssen die Tür aufbrechen," sagt Simon. "Und sag bitte jetzt nichts anderes mehr. Oder geh auch wieder. Ich hab dich nicht gerufen. Du bist zu mir gekommen."

Was -?

"Nö, das stimmt nicht! Ich dachte nur, für ein paar Tage hier zu übernachten."

Doch Simon hört ihr jetzt gar nicht mehr zu. Er reißt eine Turnmatte von dem Stapel aus dem Wagen und bewegt sie mit enormer Energie gewaltig gegen die Glastür! Und beim dritten Mal zerspringt das Glas neben dem Türschloß mit einem Geräusch, als würde Eis zerspringen!

Es hat sich jetzt die Form eines Spinnennetzes gebildet und Simon haut einmal kräftig mit der Faust dagegen, bis kleine Glasbrocken auseinanderbrechen und auf den Boden fallen.

Jetzt bröckelt er vorsichtig mit der Hand soviel Glasstückchen ab, bis das Loch groß genug ist, um seine Hand durchstecken zu können, ergreift von der anderen Seite den Türknauf und drückt ihn hinunter. Und ja! Die Tür geht jetzt auf!

Sie sehen sich beide triumphierend an und gehen hinein, befinden sich nun in einem - Saal !

 

 

Ja, so groß ist dieser Raum, mit einer sehr hohen Decke...

Überall stehen Tische und Stühle herum, quer durcheinander, und am Ende ist eine Tribühne, wie für ein Theater aufgebaut. Doch stellt sie sich mit umgefallenen Musikboxen und zerrissenen Stofffetzen, eines ehemals großen Vorhanges, ziemlich verwüstet dar.

"Was war denn hier los?", wagt Stina erstaunt die erste Frage, in diesem Raum der geheimnisvollen Stille hinein.

"Gar nichts", sagt Simon und geht ein Stück weiter rein. "Außer, dass hier der Sturm wohl ein bißchen aufgeräumt hat. Man, ist das alt, - verstaubt hier..."

Tatsächlich sind Stühle und Tische wohl noch aus den siebziger Jahren, fällt es auch Stina auf.

"Welchen Sturm meinst du genau?", fragt sie und geht neugierig verwundert durch den staubigen großen Raum.

"Den - von, ach, weiß ich doch nicht", sagt Simon und geht wieder zurück in die Richtung zur Eingangstür.

"Hier liegt ein Handy", bemerkt Stina und nimmt es vom Tisch auf. "Schau mal, Simon! Es ist eines von den ersten...!"

Da ist er auch schon gleich neben ihr und nimmt es ihr vorsichtig aus der Hand. "Aus den Neunzigern", sagt er sachverständig. Doch dann gibt er es ihr gleich wieder zurück und sieht dabei jetzt etwas traurig aus.

"Was bedeutet das?", fragt Stina jetzt.

"Es bedeutet - nichts", sagt Simon aber nur. "Komm jetzt raus hier." Dabei sieht er sie kurz einmal fest in die Augen an und geht dann langsam zur Tür.

Oh, er wirkt dabei immer noch irgendwie traurig und sieht sich auch nicht nach ihr um.

"Simon?", ruft Stina hinter ihm her, doch erst an der Tür angekommen dreht er sich wieder um zu ihr.

"Komm jetzt Stina", sagt er, "ich muss die Tür reparieren."

"Jetzt?", sagt sie, weil ihr überhaupt gar nichts mehr dazu einfällt. Wieso denkt Simon denn jetzt daran?!

Sie nimmt das 'erste Handy' auf und gleich mit sich, steckt es unbemerkt in ihre Rocktasche.

Als sie wieder durch die Tür ist und Simon wieder unsichtbar scheint, ist er plötzlich wieder neben ihr und guckt sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Guck doch nicht so -", sagt sie, als sie ihn die Tür von

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: eigene Bilder
Cover: eigens illustriertes Cover
Tag der Veröffentlichung: 23.12.2020
ISBN: 978-3-7487-6931-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für alle Aufbrecher in die neue Zukunft

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