Siegrid Graunke Gruel
3. Teil aus der Reihe 'Kidschi Poseidon und Neptuns' Takko
Mit Illustrationen von Siegrid Graunke Gruel
Inhalt
Neptuns' Crash in den Babyschlaf
An der Küste von Stockholm
Filmstars im Hotel
Eine kranke Schwester
Neues cooles Outfit
Feuer und Wale
Sichelaufgaben
Wässrige Verhandlungen
Eine notwendige Überschwemmung
Verehrte Zeitungsleute…
Ein Signal für Flavian
'Peinlicher Neptun'
Das Meer muss aufgeräumt werden
Olio
Die Einladung
Jetzt wird aufgeräumt!
Ein Schwimmwagen ist schon eine tolle Sache.
Takko sitzt vorn neben Neptun am Cockpit, da wo eigentlich nur Neptun sitzen darf. Denn Neptuns' Augen entgehen keine Störungungen von außen, wenn sein Schwimmwagen sanft durch das weite Meer gleitet.
In den südlichen Meeresregionen gibt es nämlich Gefahren, die leicht zu unterschätzen sind, wenn man nicht erfahren ist, so wie Neptun. Zwar kann ein Schwimmwagen so eingestellt werden, dass er über kurze Strecken seine Insassen ungehindert an Ziel bringen kann, doch für weite Reiseziele bedarf es eines aufmerksam geschulten Auges am Radar des Cockpits.
Es gibt Riffe in der Tiefe, aus denen plötzlich Urwesen wie Ungetüme hervorpreschen können, oder auch Schrottteile von den kaputten Sachen der Menschen, welche wahllos herumliegen - und auch alte Schiffswracks bilden Hindernisse. Ungeahnte Schlingpflanzen, die mit Geschwindigkeit wachsen, so dass sie zuvor oder später noch nicht oder plötzlich da waren, können sich um den Schwimmwagen winden und so die Weiterfahrt blockieren. Auf diese Weise hatte Neptun schon zwei seiner Schwimmwagen verloren, denn die unverhofften Schlingpflanzen hatten die Schwimmwagen immer fester umwickelt - und irgendwann regelrecht zerquetscht. Aber zum Glück kann der große Neptun sich ja ausdehnen, so dass ihm selbst natürlich nichts dabei passiert ist. Doch die schönen Schwimmwagen waren nicht mehr zu retten.
Und das ärgerte Neptun ziemlich sehr, denn es waren zwei seiner besten Lieblingsmodelle in der Bauweise. Er liess dann gleich sieben neue Schwimmwagen anfertigen, doch zum Verdruss der Meeresbaumeister gefielen sie ihm alle nicht so besonders.
„Schau dir das an, Sohnemann, überall dieser Schrott. Wer soll denn das wieder zurück auf das Strandland werfen?! Ich werde diese Schlamperei erwähnen müssen bei meinen Verhandlungen mit den Menschen“, sagt Neptun.
„Du solltest mal besser aufpassen, Meeresvater. Guck, da vorn sehe ich jedenfalls ein Riff“, sagt Takko aufgeregt, denn alles ist mehr als spannend hier vorn, am sehr blaugrünen Cockpit, wo dreieckige Sternenlichtsignale abwechselnd blinken.
Aber Neptun lacht nur: „Das ist keine Gefahr, mein Sohn. Da fahren wir lässig hindurch.“ 'Oh ja..., wie Neptun einen Meeresschwimmwagen steuern kann, das würde Takko auch gern können …'
Doch mit zunehmend schnellerer Fahrt, ungehindert durch das weite Meer hindurch, wird es ihm dann etwas langweilig. Er dreht sich nach Dankbart um, der es sich irgendwo in den hinteren Reihenplätzen gemütlich ergehen lässt. "He, alter Schwede Dankbart", blubbert Takko deshalb nach hinten in den Wagen hinein," wie gehts dir so da hinten?" Denn sein Vetter Dankbart liegt ganz gemütlich auf der hinteren Bank und saugt an seinem Meerschaumpfeifchen. "Ich könnte nicht klagen", sagt Dankbart. "Es ist sehr behaglich hier, wo ich liege."
"Dann komm ich zu dir rüber, alter Schwede. Mir ist hier nämlich etwas langweilig", sagt Takko und ist schon mit einem Satz über die anderen Sitzreihen neben ihm.
„Alter Schwede, wie gefällt dir die Fahrt?“, sagt er, als er ihn liegend auf einer der hinteren Rückbänke wieder findet.
„Es geht mir gut auf der Fahrt durch unser weites Meer. Wieso fragst du?“, sagt Dankbart gleichmütig.
„Nur so, Dankbart. Es freut mich aber sehr, dass du noch bei guter Laune bist, bei meinem Plan“, sagt Takko leise und ist dabei froh, dass er einen Freund und Vetter wie Dankbart hat.
Während der Fahrt lachen und albern die beiden Meerjungen jetzt viel herum, sodass Neptun sich dabei belästigt und auch etwas beleidigt fühlt.
Und da passiert es! Es gibt einen ordentlichen Ruck, denn weil Neptun zu hoch getaucht war mit dem Schwimmwagen, stieß er mit einem Fischerboot der Menschenleute zusammen, ohne es bemerkt zu haben!
Takko und Dankbart hören jetzt lautes Geschrei , von oberhalb der Wasseroberfläche und kurz darauf das Geräusch eines Motors und wie sich das Fischerboot dann schnell entfernt. Aber Neptun liegt mit dem Gesicht auf dem Lenkerhebel und sagt kein Ton mehr.
Das Fischerboot hatte schnell beigedreht, - wie es in der Menschensprache heißt -, denn man glaubte dort an Board wohl, - einer Art Seeungeheuer begegnet zu sein. Jedenfalls war das dem erschreckten, panischen, Geschrei der Fischermenschen zu entnehmen. Als Takko den armen Neptun dann ordendlich wachrüttelt, blubbert er nur ein Sprechwort immer wieder vor sich hin, "Marja..."
Marja heißt ja Neptuns' schöne Meerfrau, und weil er so einen großen Schrecken bekommen hatte, erinnert er sich an gar nichts und fasst sich immer wieder an seinen Kopf. "Du musst dich nun ganz ruhig auf die Rückbank legen, Neptun", sagt Takko zu ihm. "Ich steuere uns jetzt weiter voran, da du es ja nicht mehr kannst, - mh' ?"
„Aber nein, - wo sind - wir denn...?“, antwortet Neptun jedoch nur und scheint den beiden Jungs etwas verwirrt zu sein.
„Du bist bei uns zuhaus im - tiefen - blauen - Meer, Neptun“, sagt Takko beruhigend. „ Alles ist gut. Du fühlst dich bloß unwohl. Deshalb erlaube bitte Dankbart, dich in eine bequemere Position zu legen, denn jetzt musst du dich leider etwas ausruhen.“
Ja, damit muss Neptun jetzt wohl einverstanden sein, denn in seinem Kopf dröhnt es laut herum, und er weiß kaum mehr, wo er eigentlich ist.
Dankbart legt seine kräftigen Arme unter den verwirrten Neptun und trägt ihn mit einem Satz hinüber auf einen Speckpolstersitz der hinteren Reihen. Man muss dazu wissen, dass ein Schwimmwagen sieben Sitzreihen hat, auf denen jeweils drei Personen Platz nehmen können. So reicht also die Fläche aus, um selbst einen großen Neptun darauf abzulegen, denn so wie sich Neptun ausdehnen kann, - zu unvorstellbarer Größe, - so klein ist er auch, wenn ihn Unwohlsein überrascht.
„Euer Meeresgod braucht nur etwas Ruhe…, aber gleich ist er wieder ganz bei euch…“, sagt Neptun jetzt nur noch und verfällt im nächsten Moment in einen ’Meeresbabyschlaf’.
In so einen Schlaf fallen nämlich alle Meeresbewohner manchmal, wenn ein großer Schreck sie überfällt, - genau so, wie es die Fische tun.
„Neptun ist raus“, verkündet Takko und setzt sich sogleich auf den Pilotensitz, welcher etwas höher ist als die anderen Sitzflächen. „Es ist also noch besser, als, - wie wenn wir nur Glück gehabt hätten! Mach also keine lauten Geräusche und platziere dich hier, neben mich ans Cockpit.“
„Was hast du vor?“ fragt Dankbart ihn jetzt möglichst leise, während er sich neben Takko hinsetzt.
„Es gibt keinen Grund zu flüstern Dankbart“, belehrt Takko ihn aber gleich. Du sollst bloß keine lauten Geräusche machen, um Neptuns Babyschlaf nicht zu stören. Wir starten doch jetzt unsere coole Expedition, Richtung Strandland Schweden, - schon vergessen?“
Für Takko und Dankbart ist es jetzt nicht mehr langweilig vorn am Cockpit, und Takko steuert konzentriert den Schwimmwagen um alle Hindernisse herum. Und das ist gar nicht so einfach, denn ein paar alte Schiffswracks müssen umfahren werden. 'Ach, in denen zu spielen macht immer großen Spaß...!'
Doch es liegt auch, verteilt, viel Metallschrott hier und da herum. "Hier muss dringend aufgeräumt werden...", sagt Takko, und, "oh ja a..."sagt Dankbart.
Sie gleiten mit dem Schwimmwagen ohne weitere Hindernisse durch den Ärmelkanal. Jetzt ist die Fahrt ja einfach, denn hier gibt es weder versunkene Schiffe, und auch kaum alter Hausrat der Menschen liegt herum.
„Olio könnte das doch machen…“, sagt Dankbart nachdenklich.
„Was?“, fragt Takko.
„Die verrosteten Sachen der Menschenleute zurück auf das Strandland werfen, meine ich“, sagt Dankbart, denn Olio ist der Stärkste und kräftigste Meeresbewohner von ihnen.
„Meinetwegen gern“, sagt Takko, „dann hat er wieder was zu tun, ha!“
Ohne eine weitere Stöhrung gelangen sie endlich bis vor die Küste von Schwedenland. Sie parken den Schwimmwagen, knapp unter der Wasseroberfläche, zwischen zwei mächtig großen Felsensteinen ein.
"Warum bin ich hier auf der Rückbank und liege, anstattdessen, dass ich - ?", hören die beiden Meerjungen jetzt Neptun stöhnend murmeln," - meinen Schwimmwagen ähem steuere? - Ou hu, was ist nur los in meinem armen Kopf?"
Jetzt rappelt er sich umständlich auf und guckt etwas dumm aus der Wäsche. "Sagt mal, ihr Meerjungen; habt ihr euch etwa - einen - Scherz mit mir erlaubt?"
"Aber nein, Neptun", sagt Takko und grinst Dankbart einmal kurz an. "Du hattest einen Zusammenprall mit einem Fischermenschenboot. Wie kannst du es vergessen haben?"
"Nein, - nein, hab ich nicht vergessen", sagt Neptun jetzt schnell, damit er nicht etwa dumm da steht vor seinen Meerjungen. "Doch, - solltet ihr nicht längst ausgestiegen sein?" Denn jetzt erinnert er sich plötzlich wieder an alles.
"Und wie hättest du dann herkommen können, gedächtnisschwacher Meeresvater?" sagt Takko aber sofort. "Wir sind jetzt angekommen, da wo du hin musst. Und ich habe dich eigenhändig hierher gesteuert, bis an die Küste vom Schwedenland!"
Ja, was kann Neptun nun noch dagegen haben. Ohne seinen Meeressohn, wäre er ja nicht angekommen, hier vor Stockholm, und dabei hat er doch eine wichtige Mission zu erfüllen. Er muss nämlich unbedingt zu einem Umweltkongress der Menschen, um mit ihnen wegen ihres Öls zu verhandeln, welches aus ihren Schiffen heraustropft und seine Meere verschmutzt.
"Nun gut", sagt er deswegen."Ihr Meerjungen dürft mitkommen, äh - ausnahmsweise. Aber benehmen muss man sich bei den Menschenleuten, dass ihr es nicht vergesst. Ich bereite jetzt meine große Meerschaumpfeife für uns alle zum Kaviarsudsaugen vor, damit nichts mehr - ähem - schiefgehen kann."
Sie setzen sich auf eine Sandbank, und Neptun teilt zum ersten
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Bildmaterialien: eigene Illustrationen
Cover: eigenes Coverdesign
Tag der Veröffentlichung: 10.02.2017
ISBN: 978-3-7396-9765-9
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle Kinder der Zukunft und für den Schutz unserer Meere und Strandländer