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Von Einzügen und Ausrastern


Es war nicht die Dunkelheit, welche sie im Inneren der Wohnung erwartete. Es war auch nicht die Tatsache, dass die Haustür nicht abgeschlossen war und ein Luftzug auf ein offenes Fenster schließen ließ. Es war die Bedeutung, welche sich aus der Kombination dieser Umstände ergab. Sie tat es schon wieder.Einen entnervten Seufzer ausstoßend ließ Sam die Tür ins Schloss fallen und tastete an der Wand entlang, bis ihre Finger den Lichtschalter berührten. "Du hast fünf Sekunden um das Fenster zu schließen und das verdammte Fernglas wegzupacken!", keifte sie in die Finsternis. Ein erschrockener Aufschrei und ein Poltern verrieten ihr, dass Cat zumindest letzteres umgehend fallen gelassen hatte. Mit wippendem Fuß wartete Sam darauf, dass sie das Geräusch eines hastig zugeschlagenen Fensters und das bewegen der Vorhänge vernahm, ehe sie das Licht einschaltete. Eine ins erleuchtete Zimmer blinzelnde und schuldbewusst dreinblickende Cat trat von einem Bein aufs andere. "Oh, Hi Sam!""Nix mit "Hi Sam", du hast es schon wieder getan! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Nachbarn nicht ausspionieren sollst!" "Waren gar nicht DIE Nachbarn...", versuchte Cat die Anschuldigung zu umgehen. "Dann halt wieder nur der eine, das ist doch ganz egal! Die Leute beschweren sich schon, weil sie sich beobachtet fühlen und ich kann’s ihnen nicht mal verdenken!" Cat trieb sie noch mal in den Irrsinn. Vor geraumer Zeit hatte sich die Rothaarige eine üble Erkältung eingefangen und war seit dem ans Haus gefesselt. Dummerweise war sie nicht für ihre Geduld berühmt und versuchte seit dem sich die Zeit zu vertreiben.Dazu zählte auch, das auf den Kopf stellen der Wohnung und spontane Fondue-Partys. Was umso merkwürdiger war, da sie seit Ewigkeiten keinen Käse mehr im Haus hatten. Zeit sich über derartiges Gedanken zu machen, blieb jedoch nicht, da Cat, als sie das Schlimmste überwunden und eine knappe Woche in der Salbei-Hölle verbracht hatte, etwas anderes fand das ihre ganze Aufmerksamkeit fesselte.Ein Segen, dass dieses Etwas, oder besser gesagt, dieser Jemand keine Ahnung hatte, was sich auf der anderen Straßenseite abspielte. Eine Woche früherCat fing an, in der Sekunde am Rad zu drehen, als der Umzugswagen vorfuhr. Es war bereits später Abend und die Sonne war längst hinter ein paar hohen Gebäuden verschwunden, als der Kleintransporter mit quietschenden Reifen stoppte und ein paar Möbelpacker den neuen Mieter fragten, wo die Ladung zu verstauen währe. Dieser hatte sich die Kapuze seines dunklen Trenchcoats tief ins Gesicht gezogen, wohl um den langsam stärker werdenden Regen zu trotzen, während er den Arbeitern Anweisungen gab. Dies allein hätte wohl nicht ausgereicht um Cats Aufmerksamkeit zu fesseln, wohl jedoch das längliche, einem Sarg in Größe und Form nicht unähnliche Objekt, welches gleich als erstes in Haus getragen wurde. Andere Möbelstücke folgten und obwohl das Verladen nur zwanzig Minuten in Anspruch nahm, und die Arbeiter nach erhalt ihrer Bezahlung das Feld räumten, glaubte Cat von Stund an, einen Untoten zum Nachbarn zu haben. Sam erinnerte sich nur zu genau, wie sie an diesem Abend nach Hause gekommen war und eine aufgelöste Cat, mit einer Girlande aus Knoblauchzehen um den Hals dabei war, aus einem alten Stuhlbein einen Pflock zu schnitzen.Mit wedelnden Armen versuchte Cat ihr die neu gewonnene Erkenntnis beizubringen, obwohl Sam nur jedes dritte, mit sich überschlagender Stimme vorgetragene, Wort verstand. Am Anfang fand sie das ganze noch halbwegs amüsant, aber als Cat ihr mit Gewalt eine andere Knoblauchkette überstreifen, und ihr mit Hilfe eines Trichters eine Portion Tzatzicki einflößen wollte, schien es ratsam, für heute das weite zu suchen. Auch in den nächsten Tagen besserte sich ihr Verhalten nicht, im Gegenteil. Sie sahen ihren neuen Nachbarn praktisch nicht, da er wohl größtenteils mit der Einrichtung seiner neuen Wohnung beschäftigt war, was natürlich viel Raum für Spekulationen gab. Zumindest bis zu dem einen Morgen, als Sam ihn zufällig das Haus verlassen sah. Er schien beschäftigt und ging gerade die Straße herunter zur U-Bahn Haltestelle, so dass Sam sich beeilte, die desorientierte Cat im Pyjama vor das Fenster zu zerren."Schau hin! Es ist Tag und der Typ zerfällt nicht zu Staub oder .... glitzert....", bei letzterem erschauerte sie, als sie an diesen furchtbar kitschigen Film dachte. "Aber... aber...", perplex gaffte Cat dem Mann hinterher. Ob er jetzt jung oder alt war, konnte man nicht sagen, da sie lediglich seinen kahlrasierten Hinterkopf betrachten konnte, aber es schien offensichtlich, dass er entgegen ihrer Meinung ziemlich lebendig war. "Der Sarg...""Hast du dich halt geirrt. Los, mach mir Frühstück!" Das hätte es gewesen sein sollen. Eine weitere fixe Idee der Rothaarigen, die genau so schnell erlosch, wie sie entflammt war. Oh, wie Sam sich das nur gewünscht hätte."Siehst du das?! SIEHST DU DAS?!""Ich sehe vor allem die Innenseiten meiner Augenlieder, was willst du verdammt?" Sam drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und versuchte krampfhaft, wieder in den Schlaf zurückzugleiten. Hände umfassten ihren linken Fuß und zerrten daran. "Das musst du dir ansehen! Unser Nachbar, er..." "Bist du immer noch an der Sache dran?" Sam strampelte kurz, bis sie ihren Fuß befreit hatte. "Bloß weil einer ständig schwarz trägt, macht ihn das noch nicht zum Blutsauger. Und wenn du jetzt wieder den Knofi rausholst, gibt’s die Buttersocke!" Einfach unglaublich, dass sich ihre Obsession sogar noch gesteigert hatte."Nein, nein, das mein ich nicht, er ist was viel schlimmeres! Komm schon, siehst dir an!" Sam vernahm ein schmatzendes Geräusch, Sekundenbruchteile bevor sich der mit Spucke befeuchtete Zeigefinger in ihr Ohr bohrte. In Rekordgeschwindigkeit stand sie schreiend im Bett.  "Niemand verpasst mir einen feuchten Fuzzi!!!" Mit so ziemlich allem nach der flüchtenden Cat werfend, was ihr unter die Hände kam, nahm sie die Verfolgung auf. Es war lediglich Cat´s Sammelleidenschaft für Stofftiere geschuldet, dass die geschleuderten Objekte keinen ernsthaften Schaden anrichteten. Erst im Wohnzimmer angekommen ging ihr auf, dass ihre Mitbewohnerin ihr Ziel erreicht hatte, nämlich, sie aus dem Bett und zum Fenster zu locken. "Kuck doch!" Mit beiden Händen deutete sie auf das Haus von gegenüber, als würde sich dort das Ende der Welt abspielen. Wutentbrannt versuchte Sam zu entscheiden, ob sie einen Blick nach draußen werfen, oder Cat an Ort und Stelle erschlagen sollte.   Aber ein Gedanke an ihre Vorstrafe ließ sie sich wieder beruhigen.  Sie war beim letzten Mal nur mit knapper Not davongekommen und wenn die Rothaarige unterm Boden war, wer sollte dann die Kaution bezahlen?  Mit einem Geräusch, welches an einen unpässlichen Oger erinnerte, drehte die sich mühsam beherrschende Sam zum Fenster.  „Und was genau schau ich mir da an?“„Bist du blind? Dieses Flackern hinter den Scheiben und hör mal genau hin!“ Tatsächlich war der dürftige Lichtschein von gegenüber geeignet, sich an flackerndes Kerzenlicht erinnert zu fühlen. Mit fahrigen Händen öffnete Cat betont leise die Haustür und legte den Zeigefinger an die Lippen, während Sam mit verschränkten Armen auf was auch immer zu lauschen versuchte. „…Gloria in profundis Satani. In profundis Satani Gloria….“Die Stimme war guttural und die gesprochenen Worte wurden mit derartiger Innbrunst vorgetragen, dass sie durch abgekippte Fenster  bis zu ihnen drang. „…Introibo ad altare dei nostri Satanis…“ „Ich sprech zwar kein Latein, aber er wird wohl irgendwie beten, nehm ich an.“ , seufzte Sam mit einem Schulterzucken.  „Kein Grund, gleich die Kavallerie zu rufen und übrigens auch kein GRUND, MIR EINEN VERDAMMTEN FINGER INS O..“ „Na sicher betet er, aber so oft wie das Wort Satan drin vorkommt, kann da doch was nicht stimmen!“  Ihre Augen waren geweitet und sie kaute auf ihrer Unterlippe. Mit Daumen und Zeigefinger massierte sich Sam die Schläfen. So etwas kam also dabei heraus, wenn man zu lange bei einer abergläubischen Großmutter wohnte. „Hör mal Kleines, das hier ist Amerika und das bedeutet, man kann so ziemlich alles und jeden anbeten, was man will. Hab selbst schon mal überlegt, den Tempel of Mettwurst in Leben zu rufen.“„Warum hast du`s nicht?“„Hab den Messias gegessen.“ „Hm… aber das hier ist was anderes!  Das hier ist etwas… böses. Ich weiß es genau, solche Leute sind gefährlich! Da lief doch kürzlich so was im Fernsehen über Teufelsanbeter und die haben ganz furchtbare Sachen gemacht, wir sollten wirklich die Polizei rufen. „„So weit kommt’s noch, du bist hier die einzige, die sich merkwürdig verhält und anderen Leuten nachspioniert. Lass es endlich auf sich beruhen und vor allem, lass mich weiterschlafen. „Hätte sie geahnt, dass dies der Anfang vom Ende gewesen war, sie wäre wohl nicht einfach so wieder ins Bett gegangen. Aber sie dachte, dass Cat es endlich aufgeben und sich die Dinge schon irgendwie regeln würden. Was für ein Irrtum.

Es war nicht die Dunkelheit, welche sie im Inneren der Wohnung erwartete. Es war auch nicht die Tatsache, dass die Haustür nicht abgeschlossen war und ein Luftzug auf ein offenes Fenster schließen ließ. Es war die Bedeutung, welche sich aus der Kombination dieser Umstände ergab. Sie tat es schon wieder.Einen entnervten Seufzer ausstoßend ließ Sam die Tür ins Schloss fallen und tastete an der Wand entlang, bis ihre Finger den Lichtschalter berührten. "Du hast fünf Sekunden um das Fenster zu schließen und das verdammte Fernglas wegzupacken!", keifte sie in die Finsternis. Ein erschrockener Aufschrei und ein Poltern verrieten ihr, dass Cat zumindest letzteres umgehend fallen gelassen hatte. Mit wippendem Fuß wartete Sam darauf, dass sie das Geräusch eines hastig zugeschlagenen Fensters und das bewegen der Vorhänge vernahm, ehe sie das Licht einschaltete. Eine ins erleuchtete Zimmer blinzelnde und schuldbewusst dreinblickende Cat trat von einem Bein aufs andere. "Oh, Hi Sam!""Nix mit "Hi Sam", du hast es schon wieder getan! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Nachbarn nicht ausspionieren sollst!" "Waren gar nicht DIE Nachbarn...", versuchte Cat die Anschuldigung zu umgehen. "Dann halt wieder nur der eine, das ist doch ganz egal! Die Leute beschweren sich schon, weil sie sich beobachtet fühlen und ich kann’s ihnen nicht mal verdenken!" Cat trieb sie noch mal in den Irrsinn. Vor geraumer Zeit hatte sich die Rothaarige eine üble Erkältung eingefangen und war seit dem ans Haus gefesselt. Dummerweise war sie nicht für ihre Geduld berühmt und versuchte seit dem sich die Zeit zu vertreiben.Dazu zählte auch, das auf den Kopf stellen der Wohnung und spontane Fondue-Partys. Was umso merkwürdiger war, da sie seit Ewigkeiten keinen Käse mehr im Haus hatten. Zeit sich über derartiges Gedanken zu machen, blieb jedoch nicht, da Cat, als sie das Schlimmste überwunden und eine knappe Woche in der Salbei-Hölle verbracht hatte, etwas anderes fand das ihre ganze Aufmerksamkeit fesselte.Ein Segen, dass dieses Etwas, oder besser gesagt, dieser Jemand keine Ahnung hatte, was sich auf der anderen Straßenseite abspielte. Eine Woche früherCat fing an, in der Sekunde am Rad zu drehen, als der Umzugswagen vorfuhr. Es war bereits später Abend und die Sonne war längst hinter ein paar hohen Gebäuden verschwunden, als der Kleintransporter mit quietschenden Reifen stoppte und ein paar Möbelpacker den neuen Mieter fragten, wo die Ladung zu verstauen währe. Dieser hatte sich die Kapuze seines dunklen Trenchcoats tief ins Gesicht gezogen, wohl um den langsam stärker werdenden Regen zu trotzen, während er den Arbeitern Anweisungen gab. Dies allein hätte wohl nicht ausgereicht um Cats Aufmerksamkeit zu fesseln, wohl jedoch das längliche, einem Sarg in Größe und Form nicht unähnliche Objekt, welches gleich als erstes in Haus getragen wurde. Andere Möbelstücke folgten und obwohl das Verladen nur zwanzig Minuten in Anspruch nahm, und die Arbeiter nach erhalt ihrer Bezahlung das Feld räumten, glaubte Cat von Stund an, einen Untoten zum Nachbarn zu haben. Sam erinnerte sich nur zu genau, wie sie an diesem Abend nach Hause gekommen war und eine aufgelöste Cat, mit einer Girlande aus Knoblauchzehen um den Hals dabei war, aus einem alten Stuhlbein einen Pflock zu schnitzen.Mit wedelnden Armen versuchte Cat ihr die neu gewonnene Erkenntnis beizubringen, obwohl Sam nur jedes dritte, mit sich überschlagender Stimme vorgetragene, Wort verstand. Am Anfang fand sie das ganze noch halbwegs amüsant, aber als Cat ihr mit Gewalt eine andere Knoblauchkette überstreifen, und ihr mit Hilfe eines Trichters eine Portion Tzatzicki einflößen wollte, schien es ratsam, für heute das weite zu suchen. Auch in den nächsten Tagen besserte sich ihr Verhalten nicht, im Gegenteil. Sie sahen ihren neuen Nachbarn praktisch nicht, da er wohl größtenteils mit der Einrichtung seiner neuen Wohnung beschäftigt war, was natürlich viel Raum für Spekulationen gab. Zumindest bis zu dem einen Morgen, als Sam ihn zufällig das Haus verlassen sah. Er schien beschäftigt und ging gerade die Straße herunter zur U-Bahn Haltestelle, so dass Sam sich beeilte, die desorientierte Cat im Pyjama vor das Fenster zu zerren."Schau hin! Es ist Tag und der Typ zerfällt nicht zu Staub oder .... glitzert....", bei letzterem erschauerte sie, als sie an diesen furchtbar kitschigen Film dachte. "Aber... aber...", perplex gaffte Cat dem Mann hinterher. Ob er jetzt jung oder alt war, konnte man nicht sagen, da sie lediglich seinen kahlrasierten Hinterkopf betrachten konnte, aber es schien offensichtlich, dass er entgegen ihrer Meinung ziemlich lebendig war. "Der Sarg...""Hast du dich halt geirrt. Los, mach mir Frühstück!" Das hätte es gewesen sein sollen. Eine weitere fixe Idee der Rothaarigen, die genau so schnell erlosch, wie sie entflammt war. Oh, wie Sam sich das nur gewünscht hätte."Siehst du das?! SIEHST DU DAS?!""Ich sehe vor allem die Innenseiten meiner Augenlieder, was willst du verdammt?" Sam drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und versuchte krampfhaft, wieder in den Schlaf zurückzugleiten. Hände umfassten ihren linken Fuß und zerrten daran. "Das musst du dir ansehen! Unser Nachbar, er..." "Bist du immer noch an der Sache dran?" Sam strampelte kurz, bis sie ihren Fuß befreit hatte. "Bloß weil einer ständig schwarz trägt, macht ihn das noch nicht zum Blutsauger. Und wenn du jetzt wieder den Knofi rausholst, gibt’s die Buttersocke!" Einfach unglaublich, dass sich ihre Obsession sogar noch gesteigert hatte."Nein, nein, das mein ich nicht, er ist was viel schlimmeres! Komm schon, siehst dir an!" Sam vernahm ein schmatzendes Geräusch, Sekundenbruchteile bevor sich der mit Spucke befeuchtete Zeigefinger in ihr Ohr bohrte. In Rekordgeschwindigkeit stand sie schreiend im Bett.  "Niemand verpasst mir einen feuchten Fuzzi!!!" Mit so ziemlich allem nach der flüchtenden Cat werfend, was ihr unter die Hände kam, nahm sie die Verfolgung auf. Es war lediglich Cat´s Sammelleidenschaft für Stofftiere geschuldet, dass die geschleuderten Objekte keinen ernsthaften Schaden anrichteten. Erst im Wohnzimmer angekommen ging ihr auf, dass ihre Mitbewohnerin ihr Ziel erreicht hatte, nämlich, sie aus dem Bett und zum Fenster zu locken. "Kuck doch!" Mit beiden Händen deutete sie auf das Haus von gegenüber, als würde sich dort das Ende der Welt abspielen. Wutentbrannt versuchte Sam zu entscheiden, ob sie einen Blick nach draußen werfen, oder Cat an Ort und Stelle erschlagen sollte.   Aber ein Gedanke an ihre Vorstrafe ließ sie sich wieder beruhigen.  Sie war beim letzten Mal nur mit knapper Not davongekommen und wenn die Rothaarige unterm Boden war, wer sollte dann die Kaution bezahlen?  Mit einem Geräusch, welches an einen unpässlichen Oger erinnerte, drehte die sich mühsam beherrschende Sam zum Fenster.  „Und was genau schau ich mir da an?“„Bist du blind? Dieses Flackern hinter den Scheiben und hör mal genau hin!“ Tatsächlich war der dürftige Lichtschein von gegenüber geeignet, sich an flackerndes Kerzenlicht erinnert zu fühlen. Mit fahrigen Händen öffnete Cat betont leise die Haustür und legte den Zeigefinger an die Lippen, während Sam mit verschränkten Armen auf was auch immer zu lauschen versuchte. „…Gloria in profundis Satani. In profundis Satani Gloria….“Die Stimme war guttural und die gesprochenen Worte wurden mit derartiger Innbrunst vorgetragen, dass sie durch abgekippte Fenster  bis zu ihnen drang. „…Introibo ad altare dei nostri Satanis…“ „Ich sprech zwar kein Latein, aber er wird wohl irgendwie beten, nehm ich an.“ , seufzte Sam mit einem Schulterzucken.  „Kein Grund, gleich die Kavallerie zu rufen und übrigens auch kein GRUND, MIR EINEN VERDAMMTEN FINGER INS O..“ „Na sicher betet er, aber so oft wie das Wort Satan drin vorkommt, kann da doch was nicht stimmen!“  Ihre Augen waren geweitet und sie kaute auf ihrer Unterlippe. Mit Daumen und Zeigefinger massierte sich Sam die Schläfen. So etwas kam also dabei heraus, wenn man zu lange bei einer abergläubischen Großmutter wohnte. „Hör mal Kleines, das hier ist Amerika und das bedeutet, man kann so ziemlich alles und jeden anbeten, was man will. Hab selbst schon mal überlegt, den Tempel of Mettwurst in Leben zu rufen.“„Warum hast du`s nicht?“„Hab den Messias gegessen.“ „Hm… aber das hier ist was anderes!  Das hier ist etwas… böses. Ich weiß es genau, solche Leute sind gefährlich! Da lief doch kürzlich so was im Fernsehen über Teufelsanbeter und die haben ganz furchtbare Sachen gemacht, wir sollten wirklich die Polizei rufen. „„So weit kommt’s noch, du bist hier die einzige, die sich merkwürdig verhält und anderen Leuten nachspioniert. Lass es endlich auf sich beruhen und vor allem, lass mich weiterschlafen. „Hätte sie geahnt, dass dies der Anfang vom Ende gewesen war, sie wäre wohl nicht einfach so wieder ins Bett gegangen. Aber sie dachte, dass Cat es endlich aufgeben und sich die Dinge schon irgendwie regeln würden. Was für ein Irrtum.
Es war nicht die Dunkelheit, welche sie im Inneren der Wohnung erwartete. Es war auch nicht die Tatsache, dass die Haustür nicht abgeschlossen war und ein Luftzug auf ein offenes Fenster schließen ließ. Es war die Bedeutung, welche sich aus der Kombination dieser Umstände ergab. Sie tat es schon wieder.Einen entnervten Seufzer ausstoßend ließ Sam die Tür ins Schloss fallen und tastete an der Wand entlang, bis ihre Finger den Lichtschalter berührten. "Du hast fünf Sekunden um das Fenster zu schließen und das verdammte Fernglas wegzupacken!", keifte sie in die Finsternis. Ein erschrockener Aufschrei und ein Poltern verrieten ihr, dass Cat zumindest letzteres umgehend fallen gelassen hatte. Mit wippendem Fuß wartete Sam darauf, dass sie das Geräusch eines hastig zugeschlagenen Fensters und das bewegen der Vorhänge vernahm, ehe sie das Licht einschaltete. Eine ins erleuchtete Zimmer blinzelnde und schuldbewusst dreinblickende Cat trat von einem Bein aufs andere. "Oh, Hi Sam!""Nix mit "Hi Sam", du hast es schon wieder getan! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Nachbarn nicht ausspionieren sollst!" "Waren gar nicht DIE Nachbarn...", versuchte Cat die Anschuldigung zu umgehen. "Dann halt wieder nur der eine, das ist doch ganz egal! Die Leute beschweren sich schon, weil sie sich beobachtet fühlen und ich kann’s ihnen nicht mal verdenken!" Cat trieb sie noch mal in den Irrsinn. Vor geraumer Zeit hatte sich die Rothaarige eine üble Erkältung eingefangen und war seit dem ans Haus gefesselt. Dummerweise war sie nicht für ihre Geduld berühmt und versuchte seit dem sich die Zeit zu vertreiben.Dazu zählte auch, das auf den Kopf stellen der Wohnung und spontane Fondue-Partys. Was umso merkwürdiger war, da sie seit Ewigkeiten keinen Käse mehr im Haus hatten. Zeit sich über derartiges Gedanken zu machen, blieb jedoch nicht, da Cat, als sie das Schlimmste überwunden und eine knappe Woche in der Salbei-Hölle verbracht hatte, etwas anderes fand das ihre ganze Aufmerksamkeit fesselte.Ein Segen, dass dieses Etwas, oder besser gesagt, dieser Jemand keine Ahnung hatte, was sich auf der anderen Straßenseite abspielte. Eine Woche früherCat fing an, in der Sekunde am Rad zu drehen, als der Umzugswagen vorfuhr. Es war bereits später Abend und die Sonne war längst hinter ein paar hohen Gebäuden verschwunden, als der Kleintransporter mit quietschenden Reifen stoppte und ein paar Möbelpacker den neuen Mieter fragten, wo die Ladung zu verstauen währe. Dieser hatte sich die Kapuze seines dunklen Trenchcoats tief ins Gesicht gezogen, wohl um den langsam stärker werdenden Regen zu trotzen, während er den Arbeitern Anweisungen gab. Dies allein hätte wohl nicht ausgereicht um Cats Aufmerksamkeit zu fesseln, wohl jedoch das längliche, einem Sarg in Größe und Form nicht unähnliche Objekt, welches gleich als erstes in Haus getragen wurde. Andere Möbelstücke folgten und obwohl das Verladen nur zwanzig Minuten in Anspruch nahm, und die Arbeiter nach erhalt ihrer Bezahlung das Feld räumten, glaubte Cat von Stund an, einen Untoten zum Nachbarn zu haben. Sam erinnerte sich nur zu genau, wie sie an diesem Abend nach Hause gekommen war und eine aufgelöste Cat, mit einer Girlande aus Knoblauchzehen um den Hals dabei war, aus einem alten Stuhlbein einen Pflock zu schnitzen.Mit wedelnden Armen versuchte Cat ihr die neu gewonnene Erkenntnis beizubringen, obwohl Sam nur jedes dritte, mit sich überschlagender Stimme vorgetragene, Wort verstand. Am Anfang fand sie das ganze noch halbwegs amüsant, aber als Cat ihr mit Gewalt eine andere Knoblauchkette überstreifen, und ihr mit Hilfe eines Trichters eine Portion Tzatzicki einflößen wollte, schien es ratsam, für heute das weite zu suchen. Auch in den nächsten Tagen besserte sich ihr Verhalten nicht, im Gegenteil. Sie sahen ihren neuen Nachbarn praktisch nicht, da er wohl größtenteils mit der Einrichtung seiner neuen Wohnung beschäftigt war, was natürlich viel Raum für Spekulationen gab. Zumindest bis zu dem einen Morgen, als Sam ihn zufällig das Haus verlassen sah. Er schien beschäftigt und ging gerade die Straße herunter zur U-Bahn Haltestelle, so dass Sam sich beeilte, die desorientierte Cat im Pyjama vor das Fenster zu zerren."Schau hin! Es ist Tag und der Typ zerfällt nicht zu Staub oder .... glitzert....", bei letzterem erschauerte sie, als sie an diesen furchtbar kitschigen Film dachte. "Aber... aber...", perplex gaffte Cat dem Mann hinterher. Ob er jetzt jung oder alt war, konnte man nicht sagen, da sie lediglich seinen kahlrasierten Hinterkopf betrachten konnte, aber es schien offensichtlich, dass er entgegen ihrer Meinung ziemlich lebendig war. "Der Sarg...""Hast du dich halt geirrt. Los, mach mir Frühstück!" Das hätte es gewesen sein sollen. Eine weitere fixe Idee der Rothaarigen, die genau so schnell erlosch, wie sie entflammt war. Oh, wie Sam sich das nur gewünscht hätte."Siehst du das?! SIEHST DU DAS?!""Ich sehe vor allem die Innenseiten meiner Augenlieder, was willst du verdammt?" Sam drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und versuchte krampfhaft, wieder in den Schlaf zurückzugleiten. Hände umfassten ihren linken Fuß und zerrten daran. "Das musst du dir ansehen! Unser Nachbar, er..." "Bist du immer noch an der Sache dran?" Sam strampelte kurz, bis sie ihren Fuß befreit hatte. "Bloß weil einer ständig schwarz trägt, macht ihn das noch nicht zum Blutsauger. Und wenn du jetzt wieder den Knofi rausholst, gibt’s die Buttersocke!" Einfach unglaublich, dass sich ihre Obsession sogar noch gesteigert hatte."Nein, nein, das mein ich nicht, er ist was viel schlimmeres! Komm schon, siehst dir an!" Sam vernahm ein schmatzendes Geräusch, Sekundenbruchteile bevor sich der mit Spucke befeuchtete Zeigefinger in ihr Ohr bohrte. In Rekordgeschwindigkeit stand sie schreiend im Bett.  "Niemand verpasst mir einen feuchten Fuzzi!!!" Mit so ziemlich allem nach der flüchtenden Cat werfend, was ihr unter die Hände kam, nahm sie die Verfolgung auf. Es war lediglich Cat´s Sammelleidenschaft für Stofftiere geschuldet, dass die geschleuderten Objekte keinen ernsthaften Schaden anrichteten. Erst im Wohnzimmer angekommen ging ihr auf, dass ihre Mitbewohnerin ihr Ziel erreicht hatte, nämlich, sie aus dem Bett und zum Fenster zu locken. "Kuck doch!" Mit beiden Händen deutete sie auf das Haus von gegenüber, als würde sich dort das Ende der Welt abspielen. Wutentbrannt versuchte Sam zu entscheiden, ob sie einen Blick nach draußen werfen, oder Cat an Ort und Stelle erschlagen sollte.   Aber ein Gedanke an ihre Vorstrafe ließ sie sich wieder beruhigen.  Sie war beim letzten Mal nur mit knapper Not davongekommen und wenn die Rothaarige unterm Boden war, wer sollte dann die Kaution bezahlen?  Mit einem Geräusch, welches an einen unpässlichen Oger erinnerte, drehte die sich mühsam beherrschende Sam zum Fenster.  „Und was genau schau ich mir da an?“„Bist du blind? Dieses Flackern hinter den Scheiben und hör mal genau hin!“ Tatsächlich war der dürftige Lichtschein von gegenüber geeignet, sich an flackerndes Kerzenlicht erinnert zu fühlen. Mit fahrigen Händen öffnete Cat betont leise die Haustür und legte den Zeigefinger an die Lippen, während Sam mit verschränkten Armen auf was auch immer zu lauschen versuchte. „…Gloria in profundis Satani. In profundis Satani Gloria….“Die Stimme war guttural und die gesprochenen Worte wurden mit derartiger Innbrunst vorgetragen, dass sie durch abgekippte Fenster  bis zu ihnen drang. „…Introibo ad altare dei nostri Satanis…“ „Ich sprech zwar kein Latein, aber er wird wohl irgendwie beten, nehm ich an.“ , seufzte Sam mit einem Schulterzucken.  „Kein Grund, gleich die Kavallerie zu rufen und übrigens auch kein GRUND, MIR EINEN VERDAMMTEN FINGER INS O..“ „Na sicher betet er, aber so oft wie das Wort Satan drin vorkommt, kann da doch was nicht stimmen!“  Ihre Augen waren geweitet und sie kaute auf ihrer Unterlippe. Mit Daumen und Zeigefinger massierte sich Sam die Schläfen. So etwas kam also dabei heraus, wenn man zu lange bei einer abergläubischen Großmutter wohnte. „Hör mal Kleines, das hier ist Amerika und das bedeutet, man kann so ziemlich alles und jeden anbeten, was man will. Hab selbst schon mal überlegt, den Tempel of Mettwurst in Leben zu rufen.“„Warum hast du`s nicht?“„Hab den Messias gegessen.“ „Hm… aber das hier ist was anderes!  Das hier ist etwas… böses. Ich weiß es genau, solche Leute sind gefährlich! Da lief doch kürzlich so was im Fernsehen über Teufelsanbeter und die haben ganz furchtbare Sachen gemacht, wir sollten wirklich die Polizei rufen. „„So weit kommt’s noch, du bist hier die einzige, die sich merkwürdig verhält und anderen Leuten nachspioniert. Lass es endlich auf sich beruhen und vor allem, lass mich weiterschlafen. „Hätte sie geahnt, dass dies der Anfang vom Ende gewesen war, sie wäre wohl nicht einfach so wieder ins Bett gegangen. Aber sie dachte, dass Cat es endlich aufgeben und sich die Dinge schon irgendwie regeln würden. Was für ein Irrtum.
Es war nicht die Dunkelheit, welche sie im Inneren der Wohnung erwartete. Es war auch nicht die Tatsache, dass die Haustür nicht abgeschlossen war und ein Luftzug auf ein offenes Fenster schließen ließ. Es war die Bedeutung, welche sich aus der Kombination dieser Umstände ergab. Sie tat es schon wieder.Einen entnervten Seufzer ausstoßend ließ Sam die Tür ins Schloss fallen und tastete an der Wand entlang, bis ihre Finger den Lichtschalter berührten. "Du hast fünf Sekunden um das Fenster zu schließen und das verdammte Fernglas wegzupacken!", keifte sie in die Finsternis. Ein erschrockener Aufschrei und ein Poltern verrieten ihr, dass Cat zumindest letzteres umgehend fallen gelassen hatte. Mit wippendem Fuß wartete Sam darauf, dass sie das Geräusch eines hastig zugeschlagenen Fensters und das bewegen der Vorhänge vernahm, ehe sie das Licht einschaltete. Eine ins erleuchtete Zimmer blinzelnde und schuldbewusst dreinblickende Cat trat von einem Bein aufs andere. "Oh, Hi Sam!""Nix mit "Hi Sam", du hast es schon wieder getan! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Nachbarn nicht ausspionieren sollst!" "Waren gar nicht DIE Nachbarn...", versuchte Cat die Anschuldigung zu umgehen. "Dann halt wieder nur der eine, das ist doch ganz egal! Die Leute beschweren sich schon, weil sie sich beobachtet fühlen und ich kann’s ihnen nicht mal verdenken!" Cat trieb sie noch mal in den Irrsinn. Vor geraumer Zeit hatte sich die Rothaarige eine üble Erkältung eingefangen und war seit dem ans Haus gefesselt. Dummerweise war sie nicht für ihre Geduld berühmt und versuchte seit dem sich die Zeit zu vertreiben.Dazu zählte auch, das auf den Kopf stellen der Wohnung und spontane Fondue-Partys. Was umso merkwürdiger war, da sie seit Ewigkeiten keinen Käse mehr im Haus hatten. Zeit sich über derartiges Gedanken zu machen, blieb jedoch nicht, da Cat, als sie das Schlimmste überwunden und eine knappe Woche in der Salbei-Hölle verbracht hatte, etwas anderes fand das ihre ganze Aufmerksamkeit fesselte.Ein Segen, dass dieses Etwas, oder besser gesagt, dieser Jemand keine Ahnung hatte, was sich auf der anderen Straßenseite abspielte. Eine Woche früherCat fing an, in der Sekunde am Rad zu drehen, als der Umzugswagen vorfuhr. Es war bereits später Abend und die Sonne war längst hinter ein paar hohen Gebäuden verschwunden, als der Kleintransporter mit quietschenden Reifen stoppte und ein paar Möbelpacker den neuen Mieter fragten, wo die Ladung zu verstauen währe. Dieser hatte sich die Kapuze seines dunklen Trenchcoats tief ins Gesicht gezogen, wohl um den langsam stärker werdenden Regen zu trotzen, während er den Arbeitern Anweisungen gab. Dies allein hätte wohl nicht ausgereicht um Cats Aufmerksamkeit zu fesseln, wohl jedoch das längliche, einem Sarg in Größe und Form nicht unähnliche Objekt, welches gleich als erstes in Haus getragen wurde. Andere Möbelstücke folgten und obwohl das Verladen nur zwanzig Minuten in Anspruch nahm, und die Arbeiter nach erhalt ihrer Bezahlung das Feld räumten, glaubte Cat von Stund an, einen Untoten zum Nachbarn zu haben. Sam erinnerte sich nur zu genau, wie sie an diesem Abend nach Hause gekommen war und eine aufgelöste Cat, mit einer Girlande aus Knoblauchzehen um den Hals dabei war, aus einem alten Stuhlbein einen Pflock zu schnitzen.Mit wedelnden Armen versuchte Cat ihr die neu gewonnene Erkenntnis beizubringen, obwohl Sam nur jedes dritte, mit sich überschlagender Stimme vorgetragene, Wort verstand. Am Anfang fand sie das ganze noch halbwegs amüsant, aber als Cat ihr mit Gewalt eine andere Knoblauchkette überstreifen, und ihr mit Hilfe eines Trichters eine Portion Tzatzicki einflößen wollte, schien es ratsam, für heute das weite zu suchen. Auch in den nächsten Tagen besserte sich ihr Verhalten nicht, im Gegenteil. Sie sahen ihren neuen Nachbarn praktisch nicht, da er wohl größtenteils mit der Einrichtung seiner neuen Wohnung beschäftigt war, was natürlich viel Raum für Spekulationen gab. Zumindest bis zu dem einen Morgen, als Sam ihn zufällig das Haus verlassen sah. Er schien beschäftigt und ging gerade die Straße herunter zur U-Bahn Haltestelle, so dass Sam sich beeilte, die desorientierte Cat im Pyjama vor das Fenster zu zerren."Schau hin! Es ist Tag und der Typ zerfällt nicht zu Staub oder .... glitzert....", bei letzterem erschauerte sie, als sie an diesen furchtbar kitschigen Film dachte. "Aber... aber...", perplex gaffte Cat dem Mann hinterher. Ob er jetzt jung oder alt war, konnte man nicht sagen, da sie lediglich seinen kahlrasierten Hinterkopf betrachten konnte, aber es schien offensichtlich, dass er entgegen ihrer Meinung ziemlich lebendig war. "Der Sarg...""Hast du dich halt geirrt. Los, mach mir Frühstück!" Das hätte es gewesen sein sollen. Eine weitere fixe Idee der Rothaarigen, die genau so schnell erlosch, wie sie entflammt war. Oh, wie Sam sich das nur gewünscht hätte."Siehst du das?! SIEHST DU DAS?!""Ich sehe vor allem die Innenseiten meiner Augenlieder, was willst du verdammt?" Sam drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und versuchte krampfhaft, wieder in den Schlaf zurückzugleiten. Hände umfassten ihren linken Fuß und zerrten daran. "Das musst du dir ansehen! Unser Nachbar, er..." "Bist du immer noch an der Sache dran?" Sam strampelte kurz, bis sie ihren Fuß befreit hatte. "Bloß weil einer ständig schwarz trägt, macht ihn das noch nicht zum Blutsauger. Und wenn du jetzt wieder den Knofi rausholst, gibt’s die Buttersocke!" Einfach unglaublich, dass sich ihre Obsession sogar noch gesteigert hatte."Nein, nein, das mein ich nicht, er ist was viel schlimmeres! Komm schon, siehst dir an!" Sam vernahm ein schmatzendes Geräusch, Sekundenbruchteile bevor sich der mit Spucke befeuchtete Zeigefinger in ihr Ohr bohrte. In Rekordgeschwindigkeit stand sie schreiend im Bett.  "Niemand verpasst mir einen feuchten Fuzzi!!!" Mit so ziemlich allem nach der flüchtenden Cat werfend, was ihr unter die Hände kam, nahm sie die Verfolgung auf. Es war lediglich Cat´s Sammelleidenschaft für Stofftiere geschuldet, dass die geschleuderten Objekte keinen ernsthaften Schaden anrichteten. Erst im Wohnzimmer angekommen ging ihr auf, dass ihre Mitbewohnerin ihr Ziel erreicht hatte, nämlich, sie aus dem Bett und zum Fenster zu locken. "Kuck doch!" Mit beiden Händen deutete sie auf das Haus von gegenüber, als würde sich dort das Ende der Welt abspielen. Wutentbrannt versuchte Sam zu entscheiden, ob sie einen Blick nach draußen werfen, oder Cat an Ort und Stelle erschlagen sollte.   Aber ein Gedanke an ihre Vorstrafe ließ sie sich wieder beruhigen.  Sie war beim letzten Mal nur mit knapper Not davongekommen und wenn die Rothaarige unterm Boden war, wer sollte dann die Kaution bezahlen?  Mit einem Geräusch, welches an einen unpässlichen Oger erinnerte, drehte die sich mühsam beherrschende Sam zum Fenster.  „Und was genau schau ich mir da an?“„Bist du blind? Dieses Flackern hinter den Scheiben und hör mal genau hin!“ Tatsächlich war der dürftige Lichtschein von gegenüber geeignet, sich an flackerndes Kerzenlicht erinnert zu fühlen. Mit fahrigen Händen öffnete Cat betont leise die Haustür und legte den Zeigefinger an die Lippen, während Sam mit verschränkten Armen auf was auch immer zu lauschen versuchte. „…Gloria in profundis Satani. In profundis Satani Gloria….“Die Stimme war guttural und die gesprochenen Worte wurden mit derartiger Innbrunst vorgetragen, dass sie durch abgekippte Fenster  bis zu ihnen drang. „…Introibo ad altare dei nostri Satanis…“ „Ich sprech zwar kein Latein, aber er wird wohl irgendwie beten, nehm ich an.“ , seufzte Sam mit einem Schulterzucken.  „Kein Grund, gleich die Kavallerie zu rufen und übrigens auch kein GRUND, MIR EINEN VERDAMMTEN FINGER INS O..“ „Na sicher betet er, aber so oft wie das Wort Satan drin vorkommt, kann da doch was nicht stimmen!“  Ihre Augen waren geweitet und sie kaute auf ihrer Unterlippe. Mit Daumen und Zeigefinger massierte sich Sam die Schläfen. So etwas kam also dabei heraus, wenn man zu lange bei einer abergläubischen Großmutter wohnte. „Hör mal Kleines, das hier ist Amerika und das bedeutet, man kann so ziemlich alles und jeden anbeten, was man will. Hab selbst schon mal überlegt, den Tempel of Mettwurst in Leben zu rufen.“„Warum hast du`s nicht?“„Hab den Messias gegessen.“ „Hm… aber das hier ist was anderes!  Das hier ist etwas… böses. Ich weiß es genau, solche Leute sind gefährlich! Da lief doch kürzlich so was im Fernsehen über Teufelsanbeter und die haben ganz furchtbare Sachen gemacht, wir sollten wirklich die Polizei rufen. „„So weit kommt’s noch, du bist hier die einzige, die sich merkwürdig verhält und anderen Leuten nachspioniert. Lass es endlich auf sich beruhen und vor allem, lass mich weiterschlafen. „Hätte sie geahnt, dass dies der Anfang vom Ende gewesen war, sie wäre wohl nicht einfach so wieder ins Bett gegangen. Aber sie dachte, dass Cat es endlich aufgeben und sich die Dinge schon irgendwie regeln würden. Was für ein Irrtum.

Schwarze Messen und rote Gnome

 

Es beschlich mich, als ich gerade zwei Tage hier war. Dieses unangenehme Gefühl, dass wie ein kalter Schauer den Rücken rauf und runter lief. Ich wurde beobachtet.

Keine Ahnung wer oder warum, aber ich bin sicher, dass dem so ist. Am Anfang, da war es noch eine undefinierbare Empfindung, aber im Laufe der Zeit wurde es immer mehr zur Gewissheit.

Irgendwer auf der anderen Straßenseite behielt mich peinlich genau im Auge.

Es waren Kleinigkeiten, wie ein sich Bewegen der Vorhänge, oder das sofortige Ausschalten des Lichtes, wenn ich nach Hause kam. Einmal, da stand ich gerade zufällig am Fenster und bemerke dort, wie die Haustür auf der anderen Seite einen Spalt weit aufgeht. Gerade weit genug, dass jemand durchschauen könnte.

Ich habe meine Nachbarn noch nie gesehen und irgendwie bin ich auch nicht mehr besonders erpicht darauf. Was waren das für Leute?

Wie dem auch sei, davon konnte ich mich im hier und jetzt nicht von meiner Arbeit abhalten lassen.

“In Nomine Dei Nostri Satanas Luciferi exelsi! In Namen Satans, dem Herrscher der Erde, dem König der Welt, befehle ich den Kräften der Finsternis, mir ihre infernalische Macht zu verleihen!“

Ich hatte die vorgeschriebene Kleidung angelegt, die Kerzen entzündet und die Messingglocke genau 9 mal geläutet. Ganz so, wie das Ritual es vorsah.

„Öffnet die Tore der Hölle und kommt heraus vom Abyssos, um mich als euren Bruder und Freund zu begrüßen! Gewährt mir die Freuden von denen ich spreche!“

Ein Rascheln irritierte mich. Irgendwo von der Einfahrt her. Aber jetzt bloß nicht nachlässig werden, ist wahrscheinlich nichts.

„Ich habe deinen Namen als einen Teil von mir selbst angenommen! Ich lebe wie die Tiere der Wildnis und erfreue mich am fleischlichen Leben! Ich schätze die Gerechten und verfluche die Vermoderten! Bei allen Göttern der Hölle befehle ich, dass alle Dinge, von denen ich spreche eintreffen werden!“

Jetzt klapperte es sogar. Wahrscheinlich ein Waschbär, ich hatte irgendwo mal aufgeschnappt, dass die um die Uhrzeit nach Essen suchen. Was soll´s, kann ja von mir aus meine Bio-Tonne durchstöbern, das stört mich nicht.Ich verlas weiter den Text, ging das Ritual Punkt für Punkt durch, trank aus dem Kelch und ergriff das Schwert vom Altar. Ich habe es extra für diesen Zweck gekauft, obwohl es eine kleinere Athame auch getan hätte. Aber hey, wer hat, der hat.

Ich drehte mich gegen den Urzeigersinn und wies mit der Schwertspitze in die jeweilige Himmelsrichtung.

„Aus dem Süden rufe ich SATAN.Aus dem Osten rufe ich LUZIFER.Aus dem Norden rufe ich BELIAL.Aus dem Westen rufe ich LEV….“

Erneutes Scheppern, gefolgt von einem leisen Fluchen. Waschbär am Arsch, da draußen war jemand!Ich wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte zur Tür. Ich würde den kompletten Ablauf nachher noch einmal von vorne beginnen müssen, aber gewisse Dinge gehen selbst hierbei als Notfall durch. Das Licht im Flur riss die komplette Einfahrt aus der Dunkelheit.

„Wer ist da ?! Sofort rauskommen!!!“

Irgendetwas, das sich hinter den Mülltonnen versteckt hatte, stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus und stürzte durch die nächste Hecke. Ich konnte gerade noch einen Blick auf so etwas wie einen zierlichen, rothaarigen, nagetierähnlichen Gnom erhaschen, bevor selbiger das Weite suchte.

„Was zum Henker….“, murmelte ich, als ich dem Ding hinterherstarrte. Dann fiel mir auf, dass ich quasi offen auf der Straße stand, immer noch in Zeremoniekleidung und mit Schwert in der Hand.Rasch ging ich wieder ins Haus, ehe noch irgendein Nachbar auf krumme Ideen kommt und die Polizei ruft.

Leben schließlich genug Verrückte hier.

 

 

15 Minuten zuvor

Es dauerte nur Sekundenbruchteile und Sam befand sich im Tiefschlaf. Eine beneidenswerte Eigenschaft wie Cat fand, da sie sich seit geraumer Zeit von einer Seite zur anderen wälzte. Es ließ ihr einfach keine Ruhe, was heute passiert war und auch wenn ihre Mitbewohnerin beteuert hatte, dass alles in Ordnung sei, nagte der Zweifel an ihr.Man las doch immer so viel von diesen Verbrechern und es kam doch auch so viel im Fernsehen. Nein, entschied sie, Sam befand sich im Irrtum und es war Gefahr im Verzug! Rasch schlüpfte Cat in ein paar Jeans und einen dunkelblauen Pullover, ehe sie aus dem Zimmer schlich. Sie war wild entschlossen, einen Beweis für die Schuld des Mannes zu finden und wenn sie dafür seinen Müll durchsuchen musste! Genau! Das war es, sie klopfte sich Gedanklich für diesen Geniestreich selbst auf die Schulter. Sie durfte nur nicht erwischt werden, also… Im Wandschrank fiel ihr nach einigem Kramen etwas in die Hände, wonach sie gesucht hatte.Es stammte von der Rückseite einer Cornflakes-Schachtel und war zum ausschneiden gewesen.Sam hielt es für kindisch, aber ihr gefiel die Eichhörnchenmaske. Das musste klappen, dachte sie sich, während sie das Stück Pappe mit Gummiband vor ihrem Gesicht platzierte.

Leise zog sie die Tür hinter sich zu und huschte im Schutz der Nacht über die Straße. Kein Mensch war zu sehen und die Laternen tauchten die Umgebung in schummriges Licht. Flackernder Kerzenschein konnte hinter zugezogenen Vorhängen erahnt werden. In den Schatten hockend, horchte Cat in die gar finstere Behausung. Welch fürchterliche Dinge mochten im Innern vor sich gehen? Man sagte doch immer, dass diese Satanisten Menschenopfer darbrachten, Kirchen schändeten und das Blut von Jungfrauen in ihre Fruchtzwerge mischten. Oder so ähnlich.

 

Mit unendlicher Vorsicht öffnete sie einen der Mülltonnendeckel. Nichts als Kartons und Verpackungsfolie. Sie wollte kein Geräusch machen, dennoch ließ sich ein leises Klappern nicht verhindern.Auf Zehenspitzen tippelte sie weiter zur nächsten, den Blick immer wieder zur Tür gerichtet. Wenn er sie hier erwischte… sie sah sich schon halb auf einem Altar liegen, einen Apfel im Mund und mariniert wie ein Brathähnchen. Die Vorstellung ließ sie erschauern und eine Sekunde nicht auf den Weg achten. Mit dem Knie stieß sie gegen einen Metalleimer, den sie in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Der Schmerz ließ sie einen Fluch ausstoßen, für den Nona sie zu einem Monat Hausarrest verknackt hätte. Nicht genug, dass sie hier auf einem Bein hopste wie ein Flamingo auf der Herdplatte, nein der Eimer hatte einen solchen Lärm gemacht, dass es völlig ausgeschlossen war, dass man sie nicht gehört hatte.

In der Haustür wurde ein Schlüssel gedreht, ein Geräusch, bei dem sich ihr die Nackenhaare aufstellten. Sofort ließ sie sich fallen und verkroch sich so tief in den Schatten, wie es ging. Die Tür flog auf und ER stand im Türrahmen. Hatte sie bis eben geglaubt, Angst zu haben? Nö.Sie wusste nicht was schlimmer war, die Kutte, die ihn aussehen ließ, wie einen mittelalterlichen Mönch, oder die lange Klinge in seiner Hand, auf der sich das Licht spiegelte.Aus welchem Film war der denn entsprungen?!

„Wer ist da ?! Sofort rauskommen!!!“

Nein danke! Cats Körper tat was notwendig war, lange bevor ihr Gehirn darüber nachdenken konnte. Mit einem Gekreisch, das ihrer Eichhörnchenmaske alle Ehre machte, schlug sie sich blindlings ins Gebüsch, wobei sie sich vorkam, wie eine Zeichentrickfigur. Bäuchlings im Gras gelandet, war ihr einziges Bestreben, so viel Raum wie möglich zwischen sich und diesen gruseligen Jünger Beelzebubs zu bringen. Im Zickzack zwischen Gartenzwergen umherwetzend und mit den Händen schützend über dem Kopf, rannte Cat wie nie zuvor.

Sie ignorierte die Tatsache, dass sie gar nicht verfolgt wurde. Oder die Tatsache, dass sie einen riesigen Umweg einlegte, wo sie doch nur zehn Meter bis zur ihrer Wohnung gebraucht hätte.Sie würde auch vergessen ihre Maske abzusetzen und zwei Straßen weiter einem Zeitungsausträger den Schock seines Lebens bescheren, der später bei seiner Großmutter schwören würde, einen mutierten Nager gesehen zu haben.

Aber sie war noch nie für logisches Denken bekannt gewesen.

Wie du mir, so ich dir!

Unruhig lief ich in meiner Wohnung hin und her. In Gedanken versunken kaute ich an den Fingernägeln, etwas, dass ich seit Jahren nicht mehr getan habe. Alles wegen meines Nachbarn. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es der Bewohner von Apartment 22 sind, der mich seit Wochen drangsaliert. Dieser unheimliche Freak beobachtete mich tagtäglich, hat meine Mülltonnen durchwühlt und was weiß ich nicht alles. Ich glaube zuweilen, dass ich es mit einem fehlgeleiteten, religiösen Fanatikern zu tun habe.Zumindest würde das die Bibeln und Kruzifixe erklären, die ich tagtäglich in meinem Briefkasten finde. Zumindest haben sie nicht wieder eine ganze verdammte Knoblauchknolle durch den Briefschlitz gequetscht, wie zu Anfang. Keiner will müffelnde Briefe. Ich bin hier her gezogen, weil ich hier einen gut bezahlten Job habe und ansonsten will ich nur in Frieden leben. Aber das scheint mir nicht vergönnt zu sein, wenn ich mir die letzte Zeit so betrachte.Wie weit dieser Typ bereit ist zu gehen, vermag ich nicht zu sagen, aber ich habe auch nicht vor zu warten, bis er seinen nächsten Zug machte. Ich habe mir extra ein paar Tage frei genommen und werde ihm zeigen, was es heißt, ehrliche und rechtschaffene Bürger zu bedrohen. Auf meinem Altar liegen eine Packung Kreide, ein halber Liter Schweineblut vom Metzger und eine tote Krähe, die ich im Park gefunden habe. Ich warte auf Einbruch der Dunkelheit.Er wird es bereuen, mich jemals belästigt zu haben."Du kannst mich doch nicht allein lassen!" "Klar kann ich und LASS MEIN BEIN LOS!" Doch Cat dachte nicht daran. Im Gegenteil, je mehr Sam versuchte, von ihr loszukommen, desto fester klammerte sie sich an ihr fest. Selbst als Sam entschlossen Richtung Tür humpelte, weigerte sich die Rothaarige, auch nur einen Millimeter nachzugeben und ließ sich stattdessen mitschleifen. "Warum kann ich nicht mit aufs Konzert?!" "Ich habe dich vor über einem Monat gefragt, ob ich auch eine Karte für dich kaufen sollte, aber du hast gemeint, du magst keinen Hip-Hop.""Aber da war ER noch nicht da!"Mit sanfter Gewalt bog Sam die Hände ihrer Mitbewohnerin auf, deren Fingernägel sich in ihren Oberschenkel gegraben hatten. Vor einer Woche war Cat mitten in der Nacht zur Tür hineingestürzt, die Haare voller Äste und Gras, mit einer Eichhörnchenmaske auf dem Gesicht.Nur ihre unverkennbar schrille Stimme hatte verhindert, dass Sam ihr reflexartig mit einem Baseballschläger eins übergezogen hätte. In einem Schwall von zum Teil unverständlichen Worten, hatte sie dann versucht ihr beizubringen, dass ihr Nachbar tatsächlich ein Satanist war. Sam selbst interessierte das relativ wenig, schließlich sollte doch jeder glauben, woran er wollte, solange man damit anderen nicht auf den Zeiger ging. Für Cat zählte dieses Argument jedoch nicht. Sie war der festen Überzeugung, dass der Typ von gegenüber bei Vollmond alleinstehende Damen erwürgte und dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sie selbst in einem obskuren Ritual geopfert würden. Sam hätte es ihm nicht einmal verdenken können und sei es nur, um diese Nervensäge loszuwerden. "Hör zu, solange du die Leute in Ruhe lässt, lassen sie auch dich in Ruhe, klar? Und das hast du schließlich auch."Cat schaute schuldbewusst zu Boden. In Ruhe gelassen ... das war eine ziemlich gewagte Aussage.Sie hatte extra einen Ebay Account angelegt um sich täglich heiliges Zeug schicken zu lassen, welches sie umgehend dem Kerl unterjubelte. Jeder wusste doch, dass Kreuze, Heiligenbilder und Bibeln den Teufel fernhielten, also galt das bestimmt auch für Leute, die den Teufel anbeteten, oder?Einmal hatte sie ihm auch ein paar Hostien unter der Tür durchschieben wollen, hatte diese jedoch aus lauter Nervosität auf dem Weg aufgegessen. Und doch stellte sich nicht die erwünschte Wirkung ein. Täglich beobachtete sie, wie der Mann seinen Briefkasten öffnete, seufzend den geweihten Gegenstand darin fand und in die Mülltonne rechts daneben warf. Er schrie nicht, ging nicht in Flammen auf, er qualmte nicht mal ein bisschen. Nun, zur Not hatte sie ja immer noch die Wasserbomben, welche sie im Taufbecken der katholischen Kirche um die Ecke befüllt hatte. Sehr zum Missfallen des zu diesem Zeitpunkt anwesenden Geistlichen übrigens, welcher sie beinahe zwei Blocks weit gejagt hatte, ehe er erschöpft aufgab.Sie wollte nichts unversucht lassen, um ihr Seelenheil und das von Sam zu retten, auch wenn letztere nicht realisiert hatte, in welcher Gefahr sie schwebten.Sicher ist sicher! "Hör mal, so langsam muss ich los. Ich geh noch auf die Aftershow Party, also sehen wir uns morgen Mittag irgendwann. Mach keine Dummheiten." Sie richtete ihr Outfit, welches sie dem Anlass entsprechend im Hip-Hop Stil gehalten hatte und setzte sich demonstrativ die Kapuze ihre Hoodys auf."Heute kommt "Der Exorzist" im Fernsehen, vielleicht ist der was für dich", schmunzelte Sam, als sie die Wohnungstür hinter sich ins Schloss zog.Frustriert stampfte Cat auf. Das durfte doch nicht war sein, da versuchte sie zu helfen und erntete nichts als Undank!Sie brauchte Hilfe, soviel war klar. Jemanden der sich mit den Untiefen der Verdammnis auskannte, der einen Drat zu dem hatte, was da unten alles so kreuchen und fleuchen könnte... Sie hatte Jades Nummer praktisch schon gewählt, bevor sie den Gedanken ganz zu Ende gebracht hatte. Eine Bewegung auf der anderen Seite erregte meine Aufmerksamkeit. Eine Person hatte gerade Apartment 22 verlassen, dass ich jetzt schon seit Stunden im Auge behielt.Ich verengte die Augen zu Schlitze und versuchte im Licht einiger Straßenlaternen etwas zu erkennen, was mir ehrlichgesagt schwer fiel. Die Person war eher klein und trug viel zu weite Kleidung. Die Hose und der Kapuzenpullover schlackerten an der Gestalt herum, aber ich hatte den Verdacht, dass dieser Kleidungsstil beabsichtigt war. Ich hatte schon viel von den Drogengangs von Los Angeles gehört, aber hier schien ich wirklich mal ein lebendiges Exemplar zu Gesicht zu bekommen. Entweder das, oder einen Gangster Rap Fan. Hatte selbst mit der Musikrichtung nie viel anfangen können, aber wem´s gefällt, bitte. Die kleine Gestalt verschwand hinter der nächsten Straßenecke. War das der gleiche Typ, der meine Mülltonnen durchforstet hat. Muss er wohl, außer...Das Licht in der Wohnung gegenüber ging an. Es sind mehrere.Die Erkenntnis traf mich wie ein Hammerschlag und ich überdachte meine Strategie. Vielleicht doch irgendwelche Gangmitglieder. Habe gehört, dass ein paar von denen ziemlich religiös sein sollen. Nun, sei´s drum.Ob einer oder mehrere, ich halte mich an das, was in den Schriften geschrieben steht."Wir müssen Unverstand mit inquisitorischer Schärfe züchtigen. Und ihnen den Hohn erweisen, den sie verdienen. Mit so etwas wie uns haben ihre alten Lehrmeister nicht gerechnet. In ihren Regelbüchern steht nichts davon, wie man mit echten Teufeln kämpft, die sich von mystischen Bannungen nicht unterkriegen lassen. Es ist Jagdsaison. In der Tat"Ich werde mich nicht vertreiben lassen. Komme, was da wolle."Ja?" Eine entnervte Stimme meldete sich. "Was willst du?" "Hi Jady! Ich hab da mal ne Frage und du bist genau die Person, die ich brauche.""Ach, ist das so?" Sie klang nicht sehr begeistert. "Hast in der Schule nicht sonderlich viel verpasst, es sei denn du findest Gefallen an ...""Nein, das mein ich nicht", fiel Cat ihr ins Wort. "Was weißt du über Satanisten?" Ein Moment der Stille am anderen Ende der Leitung."Hä?""Na, Satanisten! Du weißt schon, Ruchlose Teufelsanbeter! Luzifers Cheerleader! Diabolische Ziegenkuschler!" "Warum interessiert dich das?" Jade klang belustigt, oder zumindest so weit wie es zu ihr passte. "Kein besonderer Grund...", versuchte Cat auszuweichen. "Nur vielleicht...unter Umständen...könnte ich eventuell einem begegnet sein.""Aaaaaahaaaa..." antwortete ihre Gesprächspartnerin gedehnt. Offenbar wusste sie selbst nicht, wie ernst sie das ganze nehmen sollte. "Beschreib doch mal." "Erinnerst du dich an "Herr der Ringe"? Da gab es doch so Fieslinge mit Kapuzen.""Die Orks?""NEIN, die mit den Kapuzen und den Drachen, auf denen sie geritten sind! Genau so sah der aus!""Wie ein Drache?" Cat war versucht, das Handy aus dem Fenster zu schmeißen. "Wie so ein Kapuzentyp!" Ein Geräusch, dass entweder ein Nieser oder ein unterdrücktes Lachen war. "Ähm, ja... also wenn das so ist..."Sie schien eine Weile zu überlegen, bis sie schließlich mit todernster Stimme sprach.„Also… ich sage nicht, dass du in Gefahr bist …“„Oh, Super!“„…aber, du solltest überlegen, ob sich das sparen für das College wirklich lohnt.“„Huh?“ „Ich glaube, bei euch um die Ecke hat sich eine der gefährlichsten satanischen Sekten der ganzen Welt niedergelassen!“ Cat gab ein Geräusch von sich, das sich nach „Gnäää!“ anhörte.„Ja,ja! Der finstere, schwarze Orden, der blutigen, menschenfressenden Jünger des Antichristen!Der Name war aber zu lang, deswegen nennen sie sich einfach die „Peiniger“.“ „Oh mein Gott, die Peiniger!“ Cat war kurz davor zu hyperventilieren und hatte keine Ahnung, dass sich Jade sie gerade mächtig verkackeiert hatte. Selbige hielt sich gerade Mund und Nase zu, um das Lachen zu unterdrücken, während Beck, welcher neben ihr saß, sie vorwurfsvoll anstarrte. „Aber keine Sorge, sie schlagen nur bei Vollmond zu.“„ABER HEUTE IST VOLLMOND!“ „Oh, na dann. Viel Glück.“ „Jade, wa…“Mit einem trockenen Klicken wurde das Gespräch beendet. 

Nasse Finsterlinge und dämonische Paragraphen

 

Warum schaute sie sich so was nur an? Auf dem Sofa sitzend, ein Berg von Kissen und Decken wie einen Schutzwall um sich, schaute Cat die Originalversion von „Der Exorzist“. Eigentlich hatte sie schon zu Anfang wegschalten wollen, als das vom Teufel besessene Mädchen auf allen vieren die Treppe heruntergekommen war, aber Jades Worte hatten sie zum weitergucken veranlasst.Waren Satanisten überhaupt besessen? Cat hoffte inständig, dass nicht. Denn sich vorzustellen, wie ihr Nachbar den Kopf um 360 Grad drehte und anfing Erbsensuppe zu spucken, war nicht sehr erbaulich. Immer wieder schielte sie abwechseln zwischen dem Nachbarhaus und dem unregelmäßig hinter einigen Wolken hervorbrechenden Vollmond hin und her. Mir erschauern dachte sie an die „Peiniger“ und immer tiefer verkroch sie sich in den Kissenhaufen, während der Geistliche im Film aus der Bibel vorlas um den Dämon auszutreiben. Und je mehr der Schauspieler auf dem Bildschirm damit Erfolg hatte, desto stärker wuchs in Cat die Gewissheit, dass ein Exorzismus doch eigentlich gar keine so schlechte Idee wäre. Selbst, wenn ihr Nachbar nicht anfangen würde, wie ein dicker Käfer über die Zimmerdecke zu krabbeln, so wären etwas Weihwasser und ein paar laut vorgelesene Bibelstellen sicher geeignet, um ihn zu vertreiben.Sie war sich absolut sicher, dass er noch heute Nacht kommen würde, um sie zu holen und sie hatte keine Lust, ihm unvorbereitet entgegenzutreten.Die Wohnungstür war fest verschlossen. Cat hatte den Schlüssel zweimal herumgedreht, die Kette vorgeschoben und einen Stuhl unter die Klinke gepackt. Kurz dachte sie darüber nach, wie die Chancen wohl stünden, durch ein flink geöffnetes Fenster einen der Wasserbalons   auf ihn zu schleudern und ein paar gepfefferte Psalme gleich hinterher. Dann konnte sie das Fenster einfach wieder zumachen und währe sicher, ganz ohne Risiko. Ja, dachte sie, das ist eine gute Idee.Jetzt hieß es nur noch warten, bis er sein Haus verließ…  Ok, jetzt gilt´s! Ich packte meine Utensilien in einen Rucksack und machte mich mental bereit für das Kommende. Da drüben, auf der anderen Seite der Straße war der Feind. Ich war geduldig gewesen, wochenlang.  Hatte versucht, all die Belästigungen zu ignorieren.War eine Ausgeburt an Ruhe und Nachsichtigkeit gegenüber der Ignoranz meiner Umgebung.Ich rufe mir das elfte Gebot des Lex Talionis in Erinnerung. „Wenn du auf offenem Grund unterwegs bist, belästige niemanden. Wenn dich jemand belästigt, bitte ihn damit aufzuhören. Wenn er nicht aufhört, vernichte ihn.“Die erste Klausel der Regel gab mir zu denken. Ihn bitten, aufzuhören… Nun, ich habe ehrlich gesagt nie den Versuch gemacht mit meinen Nachbarn zu reden. War es rechtens, ihnen den Stuhl unter dem Arsch anzuzünden, ohne den Versuch zu machen, den Konflikt mit Worten zu lösen? Es wiederstrebt mir, den diplomatischen Weg zu gehen, da alles in mir danach schreit, kurzen Prozess zu machen. Aber Regeln sind Regeln und jeder Träger der schwarzen Flamme hat sich daran zu halten.Mist.Seufzend setze ich den Rucksack ab. Ok, ok, ich werde zumindest einmal das Gespräch suchen, meinen Verfolgern eine erste und letzte Chance geben die Sache zu erklären. Ich bin etwa zwei Schritte in die Auffahrt hinaus getreten, als mich das erste Geschoss trifft. Ha, sie wusste es doch! Cat balancierte eine weitere Weihwasserbombe in der Hand, nachdem die erste ihr Ziel erwischt hatte. Volltreffer! Der Satanist fuhr sich verwirrt über das Gesicht und betrachtete perplex seine nasse Hand. Ohne seine Kutte sah er eigentlich ganz normal aus,  ein ganz gewöhnlicher Mann um die dreißig, der sich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck die Wassertropfen von der Glatze wischte.  Aber eben nur das.Er wirkte gar nicht, als ob es ihn verbrennen würde, wie das besessene Mädchen im Film. Nein, als er die erste Überraschung verwunden hatte, wirkte er einfach nur noch stinksauer. Als er mit wutverzerrtem Gesicht auf sie zu stapfte brach bei Cat die helle Panik aus. Jeder andere Mensch hätte nun tunlichst das Fenster geschlossen, oder zumindest versucht, den Schaden durch eine Entschuldigung irgendwie zu minimieren, nicht jedoch Cat. Ihre Reaktion bestand darin, loszuschreien, wie Conan der Barbar und ihr gesamtes „Arsenal“ in Richtung des vorrückenden Finsterlings zu feuern, als gäbe es kein Morgen. Ohne hinzusehen warf sie einen Ballon  nach dem anderen, während sie mit der linken Hand wie wild in einer Bibel herumblätterte. Dummerweise hatte sie nicht vorher  nachgesehen, was sie eigentlich vorlesen wollte, deswegen fing sie an, vollkommen aus dem Kontext gerissene Textzeilen herumzuschreien. Und zumindest das, schien ihn mächtig zu irritieren.BEI DEN EIERN DES BEHEMOTH!!! Ich bin vollkommen durchnässt und wer auch immer in der dunklen Wohnung steht, er hört nicht damit auf noch mehr von diesen Dingern nach mir zu schmeißen. Das schlug dem Fass den Boden aus! Vor meinen Füßen explodiert ein weiterer Flüssigkeitsbehälter  und durchtränkt meine Hosenbeine. Hatte vorhin kurz an meiner Hand gerochen, aber es scheint nur Wasser zu sein, wenigstens was. Mich hätte es nicht gewundert, wenn diese grenzdebilen Wahnsinnigen mit Fäkalien geworfen hätten, mittlerweile überrascht mich gar nichts mehr.„…und sie trugen seltsame Kleider und irrten Ziellos umher… ähm…ääääähm… das Jesus Christus in die Welt gekommen ist, um die … äh… die… errette mich aus all meiner Furcht und… ER WIRD’S SCHON MACHEN!“  Was für ein sinnfreies Geschwafel war das?  Zumal mit derart hoher und nervtötender Stimme vorgetragen. Die nächsten Wurfgeschosse kamen ungezielt und verfehlten mich meterweit. Wer auch immer da am labern war, Multitasking war nicht seine Stärke.  „…UND SEGNE UNS… AAAaaaa… lehre mich deine Weisungen und ….. Sekunde, ich kann das nicht lesen…“Versuchte man gerade, mich zu exorzieren?! Es kamen keine Wasserbomben mehr nach, offenbar war dem Werfer die Munition ausgegangen.Das verschaffte mir genug Zeit, um eine Hechtrolle zum Fenster hin zu machen. „AHHH! Weiche ! WEICHE!“ Mit einem Knall wurde mir das Fenster vor der Nase zugeschlagen, aber nicht schnell genug. Für einen Sekundenbruchteil konnte ich das schreckverzerrte Gesicht des Feindes ausmachen, ehe er… pardon, SIE in der Dunkelheit verschwand. Leck mich am Arsch… Verdattert stand ich minutenlang vor dem verschlossenen Zugang. Nicht genug, dass der Feind so gar nicht dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte, nein, das Mädel erschien mir jung genug, dass eine vollkommen andere Regel des Lex Talionis griff.  Nummer neun.„Füge Kindern keinen Schaden zu.“ Klar, man konnte darüber streiten, bis wann man als Kind galt, aber sie sah aus wie zwölf. Leute nach dem Alter einzuschätzen, war nicht meine Stärke, aber ich konnte ja schlecht nach ihrem Ausweis fragen…Obwohl, das witzig wäre.„Hey, ich wollte dich gerade mit einem Fluch belegen, aber ich muss vorher noch überprüfen, ob ich da rechtlichen Ärger bekomme.“ Scheiß Bürokratie. Früher war alles einfacher, man hatte sein Ziel, vollzog das Ritual und verfolgte grinsend aus der Ferne, wie dem Opfer zuerst Pusteln und Beulen wuchsen, bevor es von einem Auto überfahren wurde. Aber seit knapp fünfzig Jahren, seit den Jahr eins Anno Satanas gibt es Anordnungen.Ich umrundete langsam das Gebäude, während es in meinem Kopf ratterte. Wochenlang war ich von einer verdammten Rotzgöre terrorisiert worden und das Gesetz versagte mir aggressive Maßnahmen. Ich konnte das Schadensritual nicht vollziehen, das war Fakt, aber ich musste auch etwas tun, um endlich in Ruhe leben zu können.  Meine Mundwinkel zuckten, als mir endlich die Idee kam.Ich musste sie nicht verfluchen. Ich musste nur dafür sorgen, dass sie das glaubte.

Schwarze Nacht und weißer Rauch

 

 

Aus.Die Lichter waren alle aus, als Cat den Hauptstecker aus der Wand riss und mit einem Schlag sämtliche Lampen und der Fernseher keinen Strom mehr bekamen. Das Wohnzimmer war Dunkelheit und Stille getaucht. Nur  ferner Verkehrslärm und die Strahlung des Mondes, der in fahlem Schein durch die Fenster drang, ließen sie sich im Raum zurechtfinden. Er war da draußen, irgendwo in den Untiefen der Nacht, die blutigen Lefzen zu einem Grinsen der unheiligen Gier und Vorfreude verzerrt  und…, haaaaalt, Stopp.  Cat spitzte die Ohren und hielt für eine Sekunde den Atem an. Er konnte sie nicht sehen, er konnte sie nicht hören und die Tür war fest versperrt. War doch egal, ob er jetzt wusste, wie sie aussah, sie musste nur bis morgen früh durchhalten, dann währe Sam wieder da und alles war in bester Ordnung. Und dennoch… Dieses unangenehme Gefühl, irgendwo zwischen Magenschmerzen und Fußpilz, dass doch noch irgendwo eine Gefahr drohen könnte. Dieses, „Sich beobachtet fühlen“, obwohl niemand da ist. Aber es war ja niemand da.Oder?ODER?!Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, das Licht auszuschalten, nicht in ihrem Zustand.Hecktisch warf sie Blicke umher. Lediglich die Konturen der Möbel um sie herum waren zu erkennen, aber  in Cats Fantasie lauerten in jedem Schatten geifernde Zombieclows und grässliche, Axtschwingende Massenmörder. Mit schlotternden Knien tastete sich die Rothaarige langsam an der Wand entlang, den Blick starr auf die imaginären Schrecken geheftet. War da nicht ein atmen? Ein unterdrücktes Kichern von jemandem der gerade darüber nachdachte, welchen Teil von ihr er zuerst fressen sollte? Ach komm schon, herrschte sie sich selbst an,  das ist alles nur Einbildung, ihre Nerven waren einfach wegen den Vorkommnissen der letzten Wochen zu sehr strapaziert.Warum glaubte sie dann, jemanden ihren Namen flüstern zu hören, mit einer derartigen Reibeisenstimme, dass ihr die Haare zu Berge standen. „Cat Valentine…“Ihre Finger strichen über die Unebenheiten der Raufasertapete. War ihr doch Wurscht, ob sie das Licht wieder einschalten musste, sie würde keine Sekunde länger…Das war der Moment, in dem der Schemen vor dem Fenster auftauchte. Eine diebische Freude hatte mich erfasst, als ich mich erneut der Behausung näherte. Mit einem Male fühlte ich mich glatt zehn Jahre jünger und wie damals, als Teenager, hatte ich Schwierigkeiten, das Lachen zu unterdrücken. Wie damals, als ich das erste Mal begriff, was ich war und nur eine nebulöse Ahnung von dem hatte, was ich alles mein Eigen nennen konnte, wenn ich nur den Mut hatte, zuzugreifen.Doch nun war nicht der Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen.Ich hatte meinen Rucksack geschultert und umrundete zum dritten Mal das Gebäude. Keine offenen Fenster oder andere Möglichkeiten, aber das war auch nicht notwendig. Man hatte alle Lichtquellen im Inneren abgeschaltet, so dass ich mich lediglich selbst im matten Glas spiegelte.  Als sich meine Augen halbwegs an die unzureichende Beleuchtung gewöhnt hatten, konnte ich zumindest das Namensschild an der Tür entziffern. „Cat Valentine…“, las ich halblaut. Von der anderen Seite der Tür hörte ich ein merkwürdiges Geräusch, das mich an einen niesenden Wombat erinnerte. Komisch. Ein letztes Mal versuchte ich etwas zu erkennen, konnte aber nichts ausmachen, außer teerartiger Schwärze. Cat sprang beinahe einen Meter hoch, die Hände auf den Mund gepresst, um einen Laut des Entsetzens zu unterdrücken. Mit mäßigem Erfolg. Der Mann stand einfach da, reglos wie eine Statue und starrte durch das dunkele Fenster.  Sie musste den Impuls niederkämpfen, einfach wegzurennen, schreiend und mit den Armen rudernd.Stattdessen kratzte sie zusammen, was von ihrer Selbstbeherrschung noch übrig war und tappelte so leise wie es ging von ihm weg ins innere des Zimmers. Hinter der Eingangstür waren Geräusche zu hören. Das Öffnen eines großen Reißverschlusses, das leise Klirren von Glas, sowie das Rascheln eines Plastikbeutels. Was machte er da? Es folgte ein Schleifender Laut, als würde er mit etwas auf dem Beton der Türschwelle herumkratzen.Nein, entschied sie nach einer Minute, nicht kratzen, sondern schreiben! Als dasselbe von der Tür selbst zu hören war, konnte sie sich absolut sicher sein. Es klang genau wie Kreide an einer Tafel. Sie wusste nicht, wie lange sie da im Dunkeln gestanden hatte, zitternd wie Wackelpudding und ihm zuhörte, wie er Worte in einer Sprache murmelte, die sie nicht verstand. „Nolens volens, Si tacuisses, philosophus mansisses !“(„Ob du willst oder nicht, hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben!“)Das fehlte noch, dass er hier vor ihrem Briefkasten einen Dämon aus der Hölle heraufbeschwor! Gegen so was war Nona bestimmt nicht versichert!Pizzam appeto, quaeso!(„Ich hätte gern eine Pizza, bitte!“)Beinahe glaubte sie schon den Schwefel zu riechen und das Summen der Fliegen Beelzebubs zu hören. Was auch immer er da für Flüche ausstieß, sie wollte nichts davon in ihr Hirn lassen, so dass sie sich mit Elan die Finger in die Ohren steckte.  Sich summend vor und zurückwiegend bekam sie nicht mit, dass sich ihr Nachbar, nachdem er an die Scheibe geklopft und ihr „n` schönen Abend noch“, gewünscht hatte, schon längst verschwunden war. Mit bester Laune schlendere ich zurück zu meiner Wohnung. Ich wünschte, ich könnte dabei sein, wenn sie die Tür öffnet und das findet, was ich ihr hinterlassen habe. Ein mit Kreide hin gekritzeltes Mandala aus vollkommen sinnfreien geometrischen Figuren, die zwar okkult aussehen, aber keinerlei Bedeutung haben. In dessen Mitte liegt die tote Krähe und in Verbindung mit dem  lateinischen Gebrabbel, welches ich vorhin mit meinem Smartphone aus dem Netz gezogen habe, wirkt das ganze Brimborium, wie ein halbwegs glaubhafter Fluch. Jeder, der sich so la la mit derartigen Praktiken auskennt, würde angesichts dieser offenkundigen Scharade nur müde den Kopf schütteln, aber ich will schließlich nur abschrecken und keinen ernsthaften Schaden verursachen. Ich denke, nach all dem hier werde ich endlich meine lang ersehnte Ruhe haben und mich nicht weiter mit der ganzen Sache beschäftigen müssen. Wie sich der Eingang hinter mir öffnet, bekomme ich nicht mit, aber das infernalische Geschrei, welches an meine Ohren dringt, spricht Bände und schmunzelnd trete ich in meinen Hausflur.Ich werde heute Nacht unter Garantie sehr gut schlafen.Am nächsten Morgen.Oh Mann, was für ne Party. Sam spürte in den Knochen, dass es schon eine Weile her war, dass sie derart lang aus gewesen war. Sie wurde doch nicht etwa alt, oder?  Ach was, alles eine Sache der Gewöhnung. Wenn sie so darüber nachdachte, war  sie immer seltener auf Achse, seit Cat´s  Entgleisungen ihren Alltag in Beschlag nahmen. Aber was sollte es. Nachdem der hyperaktive Pumuckel versprochen hatte, ihren neuesten Spleen außen vor zu lassen, würde Sam in Zukunft vielleicht etwas mehr  Zeit haben, um …Sie roch, das etwas nicht stimmte, bevor sie auch nur in die Auffahrt einbog. Irgendwie beißend, aber auch intensiv würzig. Etwas, dass ursprünglich wohl als angenehm gedacht, aber viel zu hoch dosiert war.Auch als Sam den Eingangsbereich musterte, runzelte sie die Stirn. Der Geruch war hier viel stärker, aber, das war nicht das Schlimmste. Irgendjemand hatte die Tür und die Schwelle mit einem Gartenschlauch bearbeitet und zwar so gründlich, dass das gesammelte Wasser am Boden ihr die Schuhe ruinierte. Was zur Nuss war hier los?Mit einer raschen Bewegung drehte Sam den Schlüssel im Schloss, dem schlechten Gefühl in ihrer Magengegend mit Skepsis vertrauend. Sie stieß die Tür auf und ihr war, als würde sie in eine Wand laufen. Rauch. Die ganze Wohnung war mit massivem, abartig stinkendem Qualm gefüllt, der ihr sofort die Tränen in die Augen trieb.  Brannte es etwa?„CAAAAAAAAAAT!!!???“ Ein starkes Husten, irgendwo aus den Tiefen des Nebels. „Sam?! - Hust- komm schnell rein und mach die Tür zu - Hust - du lässt noch die ganze Heiligkeit raus!“ Unvermittelt schlug sich Sam mit der flachen Hand vor die Stirn und wiederstand dem Bedürfnis, einen Anruf zu tätigen, der Cat in Begleitung von ein paar Männern in weiß aus ihrem Leben befördern würde. Schimpftiraden vor sich her murmelnd, öffnete sie stattdessen die Fenster und wartete, bis sich der Qualm sich so weit verzogen hatte, dass sie ihre Mitbewohnerin ausmachen konnte. Nicht, dass dies die Situation gebessert hätte.Mit offenem Mund starrte Sam auf das sich ihr darbietende Schauspiel. Einerseits fragte sie sich, woher Cat all die Kruzifixe und Amulette her hatte, die ihren Körper aufgrund des schieren Gewichtes in eine gebeugte Haltung zwangen. Andererseits, so dachte sie, konnte sie sich so zumindest keine Beulen in die Rübe hauen, während sie den metallenen Weihrauchschwenker herumwirbelte wie einen Morgenstern. „Ääääämmm …. Cat?“ Fragte sie vorsichtig, wohl wissend, dass man Wahnsinnige nie unnötig reizen sollte. „Kann jetzt nicht reden, muss den Fluch bekämpfen!“ „Aha…“ Sam lugte vorsichtshalber Richtung Tür und berechnete ihren Fluchtweg, nur für den Fall. Ihr Gegenüber wirkte vollkommen von der Rolle, hatte tiefe Augenringe und schien jeden Augenblick umfallen zu können. „Meinst du nicht, dass du dich für einen Augenblick hinsetzen solltest?“„Du verstehst das nicht!“ Kreischte sie. „Gestern! Vollmond! Peiniger! PEINIGER!“ Sam wich dem erneut vorbeiwirbelnden Weihrauchschwenker aus und griff Cat am Handgelenk. Sie hatte endgültig genug. Mit ein paar bestimmten Handgriffen hatte sie ihre Zimmergenossin „entwaffnet“ und auf die Couch buchsiert.  „Lass mich raten, du hast gestern Nacht durchgemacht.“Ein stummes Nicken, von Cat. Nun, da sie einmal saß, schien die Müdigkeit und Erschöpfung langsam aber sicher über ihr hereinzubrechen. Im Gegensatz zu Sam war sie es nicht gewohnt lange aufzubleiben und brauchte eigentlich ihre acht Stunden tägliche Ruhephase.„Ok, weißt du was? Du holst dir jetzt einfach mal ne Mütze Schlaf und ich geh jetzt einfach zu unserem Nachbarn und kläre die Sache.“„Nein.. nicht..“, versuchte Cat zu protestieren, aber ihre Augen begannen bereits zuzufallen. „Kein aber. Hinlegen und Augen zu.“Cat wollte aufstehen, wollte Sam warnen und davon abhalten in das Heim dieses Wahnsinnigen zu gehen, aber ehe sie auch nur noch einen Ton sagen konnte, war sie bereits eingeschlafen.

Waffenstillstand

 

 

Die Tür öffnete sich, bevor Sam Gelegenheit hatte, dagegen zu klopfen.Offenbar war ihr Nachbar gerade im Begriff zu gehen, von der Jacke die er trug und dem Haustürschlüssel in seiner Hand zu schließen.

Überrascht hielt er inne und warf einen prüfenden Blick auf die junge Frau an seiner Schwelle.„Hey“, sagte er schließlich um die peinliche Stille zu überbrücken.

„Hey, mein Name ist Sam und ich wohn gegenüber“, sie wies mit dem Daumen in die angesprochene Richtung. „Meine Mitbewohnerin Cat haben sie wohl schon zu genüge kennengelernt.“

„Die Bekloppte?“

„Genau die. Kann ich reinkommen, ich würde das nur ungern hier draußen klären.“

Der Mann warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Hm, ich werde gleich zur Arbeit abgeholt, aber ein paar Minuten kann ich noch warten. Komm rein.“

Im Inneren der Wohnung bot sich so in etwa das, was sich Sam bereits gedacht hatte. Neue, erst vor kurzem zusammengebaute Möbel, Umzugskartons, manche geöffnet, andere noch mit Tesafilm verschlossen. Das typische Bild einer Behausung, die erst im Begriff stand, zu einem Zuhause zu werden.

„Kann ich dir was anbieten? Ich hab noch Kaffee vom Frühstück über.“

Obwohl Sam durchaus etwas Koffein hätte vertragen können, lehnte sie ab. Trotz aller Normalität würde sie kein Getränk von jemandem annehmen, den sie eben erst kennengelernt hatte. Das gebot der gesunde Menschenverstand.Er selbst goss sich allerdings eine Tasse ein und sie nutzte die Gelegenheit, einen Blick in das Wohnzimmer zu werfen und erspähte dort etwas, dass sie innehalten ließ.

Inmitten der halbfertigen Baustelle um sie herum wirkte der Altar akkurat und deplatziert. Er musste ihn direkt als erstes aufgebaut haben, bevor er sich daran gemacht hatte, den Rest einzurichten. Er bestand aus einem silberfarbenen, mit Verzierungen versehenen Tisch, auf dem ein Buch, mehrere Halterungen mit schwarzen Kerzen, eine kleine Anzahl Tierknochen und eine etwa zwanzig Zentimeter hohe Statuette ihren Platz fanden.

Vor allem letzteres fesselte ihre Aufmerksamkeit. Die Figur stellte ein Lebewesen dar, soviel war sicher. Es hatte einen halbwegs menschlichen Rumpf und saß im Schneidersitz als würde es meditieren. Sam konnte erkennen, dass es Flügel und den Kopf eines Ziegenbockes besaß und die Arme mit menschlichen Händen in einer merkwürdigen Geste ausgestreckt hatte. Ein Arm zeigte nach oben, der andere nach unten.

„Baphomet.“ Ihr Nachbar schien Sams Blick bemerkt zu haben. „Um 1300 herum, wurde der Orden der Tempelritter von der römisch katholischen Kirche zerschlagen, einer der Hauptanklagepunkte war, dass sie dieses Wesen anbeten würden.“

Er stand lässig im Türrahmen, eine Hand in der Hosentasche und trank seinen Kaffee. „Das war allerdings vollkommener Unsinn, die Templer waren dem Papst zu mächtig geworden und mussten beseitigt werden. Baphomet ist streng genommen eine Erfindung, die ihr Aussehen einem Okkultisten Namens Eliphas Levi verdankt, dessen Abbildung aus dem Jahr 1854 die Grundlage für das moderne Bild des Teufels geschaffen hat.“

Sam hatte eigentlich keinen Geschichtsvortrag hören wollen, aber dennoch musste sie die folgende Frage stellen. „Sie beten etwas an, das erfunden ist?“

„Der Mensch hat schon immer seine Götter erschaffen und nicht seine Götter ihn. Realistisch betrachtet, sind alle Gottheiten erfunden. Genau wie allen so genannten heiligen Bücher neben ein paar geschichtlichen Fakten einen riesen Batzen Fiktion enthalten. Es spricht nichts dagegen, sich einen Gott oder Göttin zu wählen, aber man sollte nie vergessen, dass es sich dabei immer um einen Aspekt der eigenen Persönlichkeit handelt. „

„Sie beten sich also praktisch selbst an?“

„Darum geht es im Satanismus, das Finden, Akzeptieren und Fördern der eigenen Göttlichkeit.“

„Tja, sehen sie, meine Mitbewohnerin hat da eine völlig andere Meinung. Sie glaubt, dass sie im Grunde ein bluttrinkender, Jungfrauenschändender Wahnsinniger sind. Vorhin hat sie versucht, mit Weihrauch unsere Bude abzufackeln, im Glauben, sie wäre verflucht.“

Er wirkte mit einem Male peinlich berührt und trat von einem Bein aufs andere. „Möööööglicherweise bin ich daran nicht ganz unschuldig…“ Er warf einen Blick aus dem Fenster und dann auf seine Armbanduhr. Seine Mitfahrgelegenheit hatte sich offenbar verspätet und seufzend zog er sich die zu warme Jacke aus.

„Sieh mal, ich wollte wirklich nur meine Ruhe.“Aber Sam hörte ihm nicht mehr zu und hielt stattdessen den Atem an, als ihr Blick an der in einem Gürtelholster steckenden Pistole hängen blieb.

 

 

 

 

 

 

 

Officer Carl nahm seine Mütze ab und wischte sich mit der freien Hand über den Nacken. Das hüpfende, schreiende Ding da vor ihm raubte ihm noch den letzten Nerv. Er warf einen Blick auf den Notizzettel, den er vorhin in aller Eile bekritzelt hatte, nachdem ihn der dringende Notruf ereilt hatte.

„Also, Miss Valentine… sie haben gemeldet, dass sich ihre Mitbewohnerin Miss ähm..“

„Sam Puckett!“

„Richtig, also sie sagen, dass Miss Puckett das Opfer einer Entführung geworden ist.“

„Na ja, also nicht so richtig… Also ich bin vorhin kurz eingeschlafen, aber war nach fünfzehn Minuten wieder wach und…“

„Was hat das mit der von ihnen angegebenen Straftat zu tun?“ Officer Carl hatte Mühe ruhig zu bleiben. Diese Adresse galt auf dem Revier schon als Hort des Irrsinns, aber er hatte die Geschichten für Übertrieben gehalten, bis er tatsächlich hier war.

„ Dazu komm ich doch noch! Also Sam ist drüben, bei meinem Nachbarn! Meinem gruseligen Satansanbetenden, tote-Vögel-auf Schwellen-legenden, Latein sabbelden Nachbarn!“

„Sind sie die gleiche Cat Valentine, die vor zwei Monaten unser Dezernat angerufen und behauptet hat, ihr Goldfisch sei von Aliens entführt worden?“

„Glupschi ist noch nicht wieder aufgetaucht!“

„Und die vor einem halben Jahr sogar persönlich vorbeikam, um anzugeben, dass der verstorbene Michael Jackson ihr die Post bringt?“

„Ich weiß, was ich gesehen habe!“

Entnervt kniff er die Augen zusammen und gab ein Seufzen von sich. „Ok, bringen wir das hier hinter uns, ich habe in der Nähe noch einen Termin. Wo sagte sie, wohnt ihr Nachbar?“

„Direkt gegenüber!“„Ach… das ist ja interessant. Kommen sie mit.“

Cat wusste nicht genau, was der Mann meinte, aber trotz aller Verwirrung warf sie sich eine Jacke über und zog die Tür zu. Unsicher dackelte sie dem beleibten Polizisten hinterher, der beim Laufen ständig den Kopf schüttelte, als würde er sich permanent über etwas verwundern.

Früher hatte sie immer Witze über dicke Gesetzeshüter gerissen, aber jetzt war sie froh darüber, dass sie sich vollständig hinter ihm verstecken konnte. Sie drängte den Gedanken zurück einfach wehzulaufen. Es würde jetzt und hier enden, der Polizist würde den Teufelsanbeter verhaften und man würde ihn ganz weit weg bringen, wo er keinen Schaden mehr anrichten konnte. Hoffentlich ging es Sam gut und sie hatte noch keinen Vertrag mit ihrem eigenen Blut unterschreiben müssen. Officer Carl klopfte an und auch wenn nur Sekunden vergingen, wirkten sie auf Cat wie eine Ewigkeit.

„Da! Das ist er! Verhaften sie ihn!“ Sie brüllte bereits, als die Klinke gerade mal nach unten gedrückt wurde. Und tatsächlich, da stand es, das ans Tageslicht gezerrte Monster!

„Grüß dich.“ Sagte das Ungeheuer in saloppem Tonfall.

Ihre Augen weiteten sich zu Untertassen, als sie die Pistole am Gürtel des Satanisten bemerkte….. und die Dienstmarke direkt daneben.

„Grüß dich.“ Antwortete Officer Carl. „Bereit für die Schicht?“

„Na muss ja.“ Er wies auf Cat, die immer noch mit offenem Mund da stand. „Was macht DAS da?!“Sam tauchte hinter ihm auf und stupste ihre Zimmergenossin in die Seite, um sie ins hier und jetzt zurückzuholen. „Solltest du nicht schon längst schlafen?“

„Was, aber, wie … WIESO?“ Die Rothaarige wirkte vollkommen mit der Gesamtsituation überfordert. Abwechselnd zeigte sie auf Sam, ihren Nachbarn, Carl und sich selbst. Dann und wann auch auf einen Hydranten. "Wie kann er Polizist sein?! Er ist doch, er ist...." Sie zuppelte Carl am Ärmel, "wissen sie davon?!"

Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Wir haben auf dem Revier ein paar Christen, Moslems, Juden und einen Schintoisten in der Buchhaltung. Solange jeder seinen Job macht, kümmert es keinen woran man glaubt."Cat schien nun völlig neben sich zu stehen. "Aber doch nicht SO JEMAND..."

Sam lächelte. Ihr Nachbar mochte einer eher ungewöhnlichen Glaubensrichtung angehören, aber gefährlich im eigentlichen Wortsinn war er nicht.„Ich denke“, meinte sie und drehte Cat, bis sie wieder in Richtung ihres Apartments stand, „es genügt wenn ich sage, dass alles in Ordnung ist und ich dir den Rest erzähle, wenn du ausgeschlafen hast. Wir wollen die Bull..Äh die Herren Polizisten schließlich nicht weiter belästigen nicht wahr.“

Cat reagierte nicht, so dass Sam ihr unauffällig gegen das Schienbein trat. „NICHT WAHR?“

„Aua, äh Ja klar…“

Sie wandten sich bereits zum gehen, als Cat noch einmal herumfuhr und mit dem Finger auf ihren Nachbarn zeigte. „Keine Flüche mehr!“

Der Angesprochene machte eine "Mir doch egal" - Geste. „So lange du meine Mülltonnen und meinen Briefkasten in Ruhe lässt und keine Wasserbomben nach mir wirfst, von mir aus.“

Carl wirkte ahnungslos, „hab ich irgendwas verpasst?“

„Versprechen sie es“, nuschelte Cat zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Bei allem was ihnen heil... na, halt irgendwie wichtig ist.“

"Ja, sicher doch." er hob den Arm, "Hand drauf."

Zögernd ergriff sie diese. "Versprochen."

 

Halbwegs beruhigt hakte sich die Rothaarige bei ihrer Zimmergenossin unter und ließ sich wiederstandslos zurück zum Apartment führen. "Willst du mir irgendwas sagen?" Prüfend musterte Carl seinen Kollegen. Doch dieser grinste nur und schüttelte den Kopf.

 

 

 

 

Ich schaute den beiden nach, als sich die Tür hinter ihnen schloss.Möglicherweise hätte ich noch einen Witz reißen sollen, dass die Kleine mit einem Handschlag einen Deal mit Teufel abgeschlossen hätte. Allerdings, wenn ich mit die letzten Wochen so anschaue, bin ich froh, dass ich das nicht getan habe. Es ist eine Sache, sich seinen Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen, eine andere, die gängigen Klischees zu bestätigen.

Schätze Mal, es ist gut, wie es ist.

Unter den falschen Umständen sind solche Nachbarn echt die Hölle.

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Tag der Veröffentlichung: 03.01.2015

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