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Das Monster unter meinem Bett


Es ist Mitte August und ich wache, wie so oft, schweißgebadet auf.Ich greife auf mein Nachttisch mache das Licht an und nehme mir ein Taschentuch um das Blut, dass aus meiner Nase läuft aufzufangen und wegzuwischen. Nach einem schnellen Blick auf meinen Wecker stelle ich fest, das es gerade mal zwei Uhr in der Nacht ist. Das Monster hat mich wieder besucht, wie immer zu dieser Jahreszeit. Ich nehme mir das Küchenmesser aus meinem Nachttisch und laufe einmal durch die komplette Wohnung um sicher zu sein das Er nicht hier ist. Das Er mich nicht gefunden hat. Ich erinnere mich an den Tag als alles begann vor genau sieben Jahren.
Andreas und ich waren anfangs sehr glücklich, ein normales Paar das jede freie Minute mit einander verbracht hat. Kennengelernt haben wir uns durch meine Schwester Viktoria. Er war ein Bekannter von ihr und ich bin mir sicher das sie insgeheim dankbar dafür ist dass er damals mich gewählt hat und nicht sie. Ich hätte beim ersten mal Schluss machen sollen, als ihm die Hand „ausgerutscht“ ist. Aber ich habe mir die Schuld dafür gegeben. Wer weckt denn auch einen betrunkenen.
Er hat sich am nächsten Tag auch sofort entschuldigt, hat mir Blumen mit gebracht und es bereut. Allerdings nicht lange eine Woche später, es war Anfang August 2004 wurde er sehr besitzergreifend, besonders wenn er was getrunken hatte. Sein lieblings Besitz war ich. Wie viele Frauen auf dieser Welt bin auch ich eine von denen, die mehr Freunde als Freundinnen hat, was ihm auf einmal ein Dorn im Auge war. Am Abend des ersten Vorfalls rufte mich mein guter Freund Piere an, wir wollte uns noch kurz vor dem Haus treffen um über unsere Probleme zu reden. Er war der einzigste mit dem ich darüber reden konnte. Über meine Angst dass die eine Ohrfeige vielleicht nicht die letzte war. Meine Eltern mochten Meinen Partner, genau so wie Viktoria, sie würden mir nicht glauben. Ich wartete vor unserem Haus an der Straße auf Piere doch noch bevor er auftauchte kam Andreas angefahren und mit ihm erfasste mich eine Angst die ich bis dahin noch nie gespürt hatte. Mein Herz pochte so laut, dass selbst er es gehört haben musste. Um ihn nicht wütend zu machen sagte ich, dass ich auf ihn gewartet hatte. Was er mir allerdings nicht geglaubt hatte. Kaum waren wir in meinem Zimmer fing er an mich auszufragen was ich wirklich unten an der Straße wollte. Er bohrte solange nach bis ich ihm sagte was er wahrscheinlich eh schon wusste. Er wurde lauter und wütender und die Angst in mir wuchs ins Unermessliche.Ich betete innerlich das meine Mutter aufwachen würde, dass sie ihre Hörgeräte aus Versehen nicht abgemacht hatte bevor sie ins Bett ging, doch es brachte nichts. Er stand vor mir und stellte mir die Frage auf die ich nicht in diesem Moment antworten wollte. Er fragte, ob ich mit ihm zusammen bleiben wollte oder ob nun Schluss war. Wie in Trance antwortete ich mit einem zaghaften und für mich kaum hörbarem „ich weiß es nicht“ und sofort bereute ich es. Doch gegen meine Erwartungen schaute er mich an und verabschiedete sich mit dem Satz : „ Bis morgen solltest du es wissen. Denke daran ich liebe dich und würde dir nie etwas antun.“
Am nächsten Tag wachte ich auf und von diesem Zeitpunkt an wusste ich, dass ich die Antwort auf seine Frage kannte. Ich konnte nicht mit jemandem zusammen sein vor dem ich solche Angst hatte. Abends kam er dann zu uns, meine Mutter war mit Viktoria bei meiner Oma die im Haus neben an wohnte. Er kam herein und setzte sich vor mir in den zweiten Sessel. Ich schaute ihn nicht direkt an, was die Worte leichter aus mir raus kommen lies.
„ Ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein bitte versteh das. Nach dem gestrigen Abend geht das nicht mehr. Mir hat noch nie jemand geschweige denn etwas so eine Angst eingejagt wie du es gestern geschafft hast.“
Stille. Das erste mal schaute ich ihm direkt in die Augen und bereute es sofort. Ich nahm plötzlich alles nur noch in Zeitlupe war. Wie er aufstand sich vor mir aufrichtete. Mit seiner rechten Hand ausholte und diese erst auf meiner linken Wange und auf dem Rückweg auf meiner rechten Wange aufschlug. Zwischen den einzelnen Schlägen sah ich Sterne vor meinem Auge aufblitzen. Er lies sich wieder in den Sessel fallen und schaute mich mit so wutentbrannten Augen an wie ich sie noch nie in meinem Leben gesehen habe. Wie in Trance stand ich auf und rannte aus dem Haus. Viktoria kam mir gerade entgegen, sie sah meine Wangen und schaute mich entsetzt an. Einige Sekunden später saß ich in ihrem Auto die Türen verriegelt.
„ Bleib hier drin, mach die Türen nicht auf, außer wenn ich es bin. Wir werden mit ihm reden es gibt bestimmt eine vernünftige Erklärung dafür.“
Dieser Satz machte mir nur noch klarer was ich schon vermutet hatte. Meine eigene Familie glaubt mir kein Wort. Sie glauben Ihm. Dem Monster.
Ich wartete im Auto es wurde schon recht dunkel ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es elf Uhr abends war. Mein Peiniger saß mit einem Teil meiner Familie in meinem Haus und ich musste im Auto warten.
Plötzlich klopfte es an der neben mir an der Beifahrertür. Er stand davor und sagte, ich solle aufmachen er möchte mit mir reden.
„Ich verstehe dich such so und du mich ebenfalls. Rede.“ Mit diesem Satz wollte ich mir selber Stärke und Mut einreden nur leide hielt dies nicht sehr lange an.
„ Mach die Tür auf oder ich bringe dich um!“ mehr brauchte es nicht um mich dazu zu bewegen die Türe zu entriegeln was sich direkt danach als größer Fehler meines Lebens rausstellte .
Patsch! Seine Faust landete in meinem Gesicht die Türe ging wieder zu und er verschwand im Haus. Entsetzt saß ich im Auto, mein Ohr tat weh, mein Kiefer tat weh und meine Nase lief. Im ersten Moment dachte ich es kommt vom weinen doch nachdem ich ein Stück der Küchenrolle, die meine Schwester immer im Auto hatte, zum abputzen benutze sah ich, dass es Blut war. Ich blickte an mir runter, mein T-Shirt hat war rot gesprenkelt. Ich wartete noch etwa eine Minute. Kein Lebenszeichen von Viktoria oder meiner Mutter. In meiner Verzweiflung und Angst beschloss ich zu gehen. Ich wollte ein Haus suchen in dem Nachts um halb eins noch jemand wach war. Jemand der mir helfen würde, der mir glauben würde und der diesem Albtraum ein Ende machen würde. Ich lief also los, nach einer halben Stunde fand ich endlich ein Haus in dem noch Licht brannte.Ich klingelte und eine ältere Frau machte mir die Tür auf sie sah erst verwirrt aus und musterte mich von oben bis unten, als sie sah, dass ich geblutet habe fragte sie mich, ob alles in Ordnung sein.
„Könnten sie bitte die Polizei für mich rufen ich wurde soeben geschlagen und weis nicht wo ich hin soll“.
Sofort lies sie mich in ihr Haus, und rief die Polizei.Nachdem diese das Protokoll aufgenommen hatten, fuhren sie mit mir nach hause. Der Weg kam mir ewig vor und mich lies das Gefühl der Angst und der Schuld nicht los. Zuhause angekommen wollte mich das Monster gerade suchen gehen, zumindest behauptete er dies. Die Polizei befragte ihn und ich sah in seinem Blick, dass ich das bereuen würde.Sie schickten ihn nach Hause. Und er ging. Wir erstatteten Anzeige und in diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass meine Familie mir glaubt.Es verging eine Woche bis ich ihn wieder sah. Eine Woche voller Droh- und Liebes- SMS. Ich verbrachte das Wochenende bei einem Bruder von mir „aus Sicherheitsgründen“ wie meine Mutter mir vorschlug. Ich genoss das Wochenende es hatte einen Tick Normalität ohne Angst ihm über den Weg zu laufen.Nur seine Drohnachrichten erinnerten mich an ihn. Sonntags fuhr ich mit dem Zug zurück. Was ich nicht wusste war, das er bei uns zuhause war. Meine Mutter hatte sich hin gelegt und hat dadurch meine Nachricht nicht mit bekommen, in der ich ihr schrieb wann ich am Bahnhof sein werde. Nachdem ich dort ankam und sie nach zehn Minuten immer noch nicht dort war um mich abzuholen entschloss ich mich die zwei Kilometer bis nach Hause zu laufen. Ich kam am Ortsschild an und mich erfasste wieder diese Angst. Ich wollte erst einen Umweg nehmen, dachte mir dann aber, nein. Ich lief die Hauptstraße entlang welche etwas bergauf ging und dann sah ich ihn. Er lief mir entgegen. Deswegen war meine Mutter nicht gekommen er hatte nie Nachricht gelesen und sofort gelöscht. Ich wechselte die Straßenseite in der Hoffnung jemanden in den Gärten zu sehen. Er kam immer näher und ich saß in der Falle. Sollte ich weg rennen? Es hätte nichts gebracht, er hätte mich eingeholt. Und dann sah ich diesen Mann der in seiner Garage an etwas rumbastelte. Ich lief a,lso weiter. Andreas stand nun vor mir ich wollte an ihm vorbei doch er lies mich nicht. Ich wurde lauter und zum Glück wurde der Mann auf uns aufmerksam. Er fragte ob alles in Ordnung wäre und erkannte die Antwort sofort an meinem Blick. Er wollte gerade mit dem Handy die Polizei anrufen, als ein Auto angefahren kam und dirkt neben mir anhielt. Thomas mein zweiter Bruder. Ich dankte Gott dafür, dass er Andreas aus dem Haus gehen sehen hat und er sofort nachgeforscht hat wann ich ungefähr am Bahnhof sein müsste. Er brachte mich nach Hause. „ Schließ die Tür hinter mir zu falls er wieder kommt.“ Ich tat was er sagte.
Eine halbe stunde später stand plötzlich Andreas im Wohnzimmer. „ Wie konnte das sein die Tür war verriegelt. Alle Fenster waren zu. Wie konnte er hier rein kommen“ Meine Gedanken überschlugen sich. Er wollte gerade ausholen, als Thomas in der Tür stand mit zwei Polizisten im Schlepptau.
„ Er ist durch das Kellerfenster eingedrungen“erklärte mein Bruder. Aber natürlich, ich habe nicht daran gedacht dieses ganz zu schließe. Es kam vor Gericht bei dem er alles zugegeben hat. Ich habe ihn danach nur noch einmal gesehen. Doch mit seinem Versprechen, dass ich das alles bereuen würde hatte er recht. Jedes Jahr zur gleichen Zeit besucht Er mich. Er mein persönliches Monster unter meinem Bett. Er sorgt jedes Jahr aufs neue dafür, dass ich ein Küchenmesser weniger in der Küche habe. Meine Fenster und Türen verschlossen sind und ich jede Nacht schweißgebadet und mit Nasenbluten aufwache.

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Tag der Veröffentlichung: 15.10.2011

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