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Dir





Wenn ich das Gift anschaute
das durch meinen Körper floss
dann fand ich es
schleichend
homöopathische Dosen bloß

Geöffnete Schleusen
dann Wahnsinn im Blick
ein Dämon im Kind
zum Morden bereit
von Liebe gehalten
zurück
gehalten
ein Traum
nur ein Traum
...
Traum
verfolgt dich
reißt Narben auf
leere Gesichter
Seelen der Vergangenheit
hätte
ich
halten
können?



Ich bin ein Maibaum
schaut mich an
bin Fleisch Blut Wasser
Speichel Seele
Lorbeerkranz auf meinem Haupt
dreh mich
spinn mich
streck mich aus
web Fäden in mein hölzern

Haut

bunte Bänder lass ich flattern
fliegen leicht
auf einem Hauch
sprech ich Worte
schick ich

Liebe

und aus meiner tiefsten Tiefe
inn’res Kind
zum Spielen aus


die Bänder recken sich
berühren
finden Seelen
streicheln sie
tanzen
summen

Melodie

ein Reigen könnt es sein
ein Kreisen
Maibäume um Maibaums Stand
Liebe wächst
vermehrt sich
wandert
doch
...


WORTE
wie

GIFT

schleichen zurück
unterstellen

WILLEN

dein Kind
zerschnitten
da
dein

BALG

wie missgestaltet
nimm
es
wieder


Worte:

komm
sei mein
SCHNEID AB
nur meins noch
meine
ERLÖSUNG
du allein

hackt Axt
in Fleisch
saugt Blut
stielt Wasser
spuckt der Seele
ins Gesicht

Maibaum bin ich
war ich
werd’ ich
irgendwann
wieder
sein?





Ich kannte einen Gärtner, der einem Zauberer gleich
seinen Garten pflegte.
Bunt war es dort, prachtvoll! Farben und Düfte durchströmten die Luft, zogen Bienen und manch anderes, teils seltenes, Getier, boten
ein Zuhaus.
Jahre hatte er gebraucht, voller Behutsamkeit und mancher Nacht, in der Schlaf hinter Gedanken zurücktrat.
Dann setzte er sich in seinen Garten, spürte ihn, lauschte und ließ die Worte in seinem Herzen
keimen.
Und aus einem dieser Keime wuchs eine Blume: so wunderschön, wie noch nie gesehen. Voll Freude griff der Gärtner sie, grub ein Loch, setzte sie ein, goss sie und sprach mit ihr.
Hegte.





Doch der Sommer schritt fort und der Gärtner musste kalten Auges sehen, dass diese Blume, diese wundervolle, liebliche Blume, sich als
Gift
entpuppte.
Sie wucherte, die drängte, sie veränderte ihre Gestalt. Stinkend, hässlich und voll triefender, klebriger Säfte tötete sie Farben, Gerüche, Bienen und
manch anderes, teils seltenes, Getier.
Gelähmt war der Gärtner, voll Entsetzen und Grauen erfüllt.
Doch als er entstarrte, nahm er sein Werkzeug - die Schere, die Schaufel, die Axt -, und er ging in den Garten und hackte und grub und schnitt.
Er zerstückelte und verbrannte bis tief in die Nacht.
Er sammelte die Asche in einem goldenen Kästchen.

Und dann
weinte er
so sehr.

Wenn der goldene Septemberfluss
sich dieser Tage
aus seinem Bett erhebt
sich versprüht
und die letzten Farben des Frühlings
des Sommers
in sanfte Arme einfängt
werden lässt
Nebel
sitze ich
zuhause
kitte
mein Herz
das zersprang
dieses Jahr
aus Freude
aus Trauer
aus Liebe
aus Angst
viel zu oft
und ich flüstere
meine Botschaft
setze Splitter um Splitter
zusammen


genug
es ist genug
schlaf jetzt
du darfst

Und der Nebel wird niedersinken
in seinen Tod
wird von Vergessen bedeckt
hält auch dem Spiegel
die Augen zu
schläft
schläft
schläft
zerspringt
in neue Farben.

Es ist
die Krähenschar
die sich in den Baumwipfeln
sammelt
und wieder
zerstreut
ihre Rufe
über den Wald tragend
Botschaften
des Todes

Es ist
der freie Blick auf
zerrissene Spinnweben
an denen
Moder
haftet


Es ist
die Unruhe der Vögel
die
nur leise schimpfend
durch die Äste huschen
auf der Suche
nach Vorräten

Es ist
das gefallene
Laub

Es ist
der Herbst



Neumondblau
Wisperwind
Berührung
reitet
lichtgeschwind

Wolfsgeheul
Hexennacht
Fühlen
wird
vollbracht





Seelen
spiegeln
berühren
einander
sanft

ein Zittern
ein Flattern
ein
wacher
Blick
wacher
Sinn

spürst du?

Liebe
fliegt
nie
allein


Liebe
findet ihr Echo
in meinem Puls
meinem Atem
dem Zittern
meiner Hände
im am tiefsten gelegenen
Schmerz

Liebe will
küsst sie
den Schlafenden
getrunken werden
voller Gier
von bebenden Lippen
verschlungen

Liebe
streckt ihre Hände
in die Welt
sucht
berührt
nährt
Liebe


Einen anderen Gärtner kannte ich,
der lebte auf dem Lande inmitten blühender Gärten und fruchtbarer Felder.
Eines Tages jedoch beschloss er, an den Rand einer Stadt zu ziehen, dorthin, wo die Häuser grau waren und streng abgetrennte Rasenstücke das Bild bestimmten.
Ein Jahr lang bereitete er sich vor: Er sammelte Samen von jeder seiner Blumen.
Und als es soweit war, als er in sein kleines, graues Häuschen am Rande der Stadt einzog, zu seinem eigenen kleinen, quadratischen Rasen, da fühlte er sich sehr einsam, denn es war Winter.
Jeden Abend öffnete er die Schachtel, in der die Samen seiner Blumen lagen, zog ihren schwachen Duft ein, schloss die Augen und träumte sich zurück. Eine Träne mochte dabei aus seinem Auge gekrochen sein.
Oder auch zwei.
Doch im Frühjahr öffnete er seine Schachtel am Morgen. Tage zuvor bereits hatte er den Rasen gelockert, Erde zugeschüttet, hier und da
ein paar hartnäckige Disteln entfernt.
Er verstreute die Samen.
Er wartete.
Wartete auf Sonne, auf Regen, auf Wärme.


Und aus seinem kleinen, quadratischen Rasenstück wurde
eine blühende, duftende Oase inmitten des Graus.
Des Gärtners Herz war erfreut, doch auch seine Nachbarn kamen
immer öfter
herbei.
Sie staunten und ließen sich von ihm durch seinen Garten führen. Sie setzten sich mit ihm an einen Tisch. Und jedes Mal, wenn sie gingen, gab ihnen der Gärtner
Eine kleine Tüte
mit.
Darin lagen Samen.
Und im Laufe der Jahre
trugen der Wind und
die Tüten
Samen
von blühenden Blumen
in alle Quadratrasenstücke der Stadt.
Schlussendlich, eines Tages,
begannen die Menschen
sogar damit,
ihre Häuser

bunt anzustreichen.





Und Du sagst
Du seiest blind?

Du, der Du mich
sehend
machtest?

Dann guck halt
für eine Weile
aus meinen
Augen.




Impressum

Texte: (c) 2009
Tag der Veröffentlichung: 25.10.2009

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