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Die lustigen Geschichten erzählen auf kindgerechte Weise von Tieren und Pflanzen. Jeder Geschichte sind im Anschluss Seiten angefügt, in denen den Kindern, weiteres Wissen und Zusammenhänge näher gebracht werden.

Text: Ma R I O n Hiller
Bilder: Co N N Y Kailuweit

Die Seiten des Wissens wurden unter der Beratung des NABU Weinstadt erstellt. Wir bedanken uns für die Unterstützung!
Der Naturschutzbund Deutschland e.V. - NABU – ist die größte deutsche Naturschutzorganisation. Besonderes Anliegen ist die Erhaltung einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, die Sicherung unserer natürlichen Lebensräume und die Schaffung einer weniger belasteten Umwelt. www.nabu-weinstadt.de

© 2011 Marion Hiller und Cornelia Kailuweit
Alle Rechte vorbehalten.
Weitere Informationen finden sie unter
www.rionny-kinderbuch.de


Eine Geschichte aus Band 2



Ach du dickes Ei




Herr und Frau Meise, saßen in ihrem immer noch leeren Nest. Rings um sie herum hatten die Nachbarn bereits ein, zwei, drei, manche sogar vier Eier gelegt. Nur in ihrem Nest war nicht die Spur von einem Ei.

Viele Tage hatte Herr Meise damit zugebracht, eine passende Baumhöhle zu suchen. Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Eben genau richtig für eine junge Meisenfamilie.
Und Frau Meise legte den Boden des Nestes
mit dem kuscheligsten Moos und den weichsten Tierhaaren aus, die sie finden konnte.
Als das Nest fertig war, waren sie sehr stolz auf ihr Werk. Es war wirklich wunderschön. Viele Vögel, die an ihrem Zuhause vorbei flogen, nickten anerkennend und lobten die saubere Arbeit.

Jetzt fehlte ihnen nur noch der Nachwuchs zum Glück. Doch das war genau das Problem. Frau Meise gelang es einfach nicht, ein Ei zu legen. So sehr sie sich auch bemühte, es passierte einfach nichts. Herr Meise versuchte, sie so gut er konnte zu unterstützen. Er brachte ihr dicke Regenwürmer und schmackhafte Käfer. Er massierte ihr den Rücken und streichelte ihren Bauch.
Er sang ihr schöne Lieder und wippte dazu im Takt auf und ab. Aber nichts half. Frau Meise wurde immer ungeduldiger.

Nervös saß sie in ihrem Nest und presste aus Leibeskräften. Nichts geschah. „Du musst Geduld haben!“, tröstete sie Herr Meise, „du wirst sehen, es dauert bestimmt nicht mehr lange.“ Frau Meise zwitscherte empört: „ Du hast leicht reden. Die Nachbarn schauen mich schon ganz mitleidig an. Jeden Morgen muss ich mir von Frau Amsel anhören, wie schön ihre Eier sind. Kein Wunder. In jedem anderen Nest liegt bereits ein Ei, nur unser Nest ist immer noch leer!“
Herr Meise wusste bald nicht mehr, wie er seiner Frau noch helfen konnte. So beschloss er, mit ihr einen schönen Ausflug zu unternehmen, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
Frau Meise war zunächst nicht sehr begeistert. Sie wollte sich keinen Millimeter von ihrem Nest wegbewegen aus Angst, vielleicht doch bald ein Ei zu legen. Aber schließlich gab sie nach und flog mit Herrn Meise mit.
Sie flogen über den Wipfeln der Bäume hinweg, bis weit hinaus aufs Feld. Die Sonne schien hell am Himmel und zwischen den Ähren leuchtete der Klatschmohn. Herr Meise flog voraus und Frau Meise folgte ihm.

Frau Meise war froh, mitgekommen zu sein. Sie fühlte sich leicht und genoss es, wie der Wind sie davon trug.
An einem kleinen Teich machten sie Rast, tranken einen Schluck Wasser und beträufelten ein bisschen ihr Gefieder. Und da es ihnen hier gut gefiel, verbrachten sie den Rest des Tages damit, dicke Mücken am Teichrand zu jagen und zu fressen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Erst als die Sonne langsam unterging, flogen sie zurück.
Kurz vor ihrer Baumhöhle, wurden sie von einem seltsamen Anblick überrascht. Die halbe Nachbarschaft hatte sich um ihr Nest versammelt. Langsam kamen sie näher und jetzt konnten sie sehen, was die Nachbarn so erstaunte. „Ach, du dickes Ei“, rutschte es Frau Meise heraus. Überrascht blickten sich die Nachbarn um. „Da seid ihr ja endlich“, zwitscherte eine ältere Vogeldame und die anderen tuschelten aufgeregt miteinander. Mitten im Nest von Herrn und Frau Meise, lag ein Ei.

„Hat es endlich geklappt?“, wollte Frau Star neugierig wissen. „Es ist ja ein ganz schön stattliches Ei“, stellte Frau Fink fest.
Das Ei war oval und etwas größer als man es von Meiseneiern gewohnt war. Es war weiß, mit wolkenartigen, rotbräunlichen Flecken bedeckt und glänzte matt.

Herr Meise blickte sich ungläubig um: „Wo kommt das denn her?“ Jetzt waren die Nachbarn noch erstaunter. „Das Ei ist nicht von euch?“ fragte Herr Fink neugierig.
Herr und Frau Meise schüttelten beide den Kopf. Herr Meise nahm am Nestrand Platz und versuchte vorsichtig das Ei etwas zu bewegen.
„Dann ist es ganz klar“, ertönte es auf einmal etwas weiter unten zwischen den Zweigen.
Es war Frau Amsel. Sie plusterte sich mächtig auf, um die Aufmerksamkeit noch mehr auf sich zu ziehen.
Und als sie sich ganz sicher war, dass auch wirklich alle zuhörten, fuhr sie fort: „Das ist ein Kuckucksei.“

„Ein Kuckucksei!“, raunte es durch die Menge. Herr und Frau Meise sahen sich an.
Jeder wusste, dass Kuckucke, bei den meisten Vögeln, nicht sehr angesehen waren.
Das war auch kein Wunder.
Kuckucke waren faul und hinterlistig. Sie machten sich nicht einmal die Mühe ein eigenes Nest zu bauen. Und das Weibchen legte einfach ihre Eier in andere Vogelnester.
„Wir müssen das Ei loswerden!“, krächzte der Rabe aufgebracht. „Ja genau!“, bestätigte Frau Schwalbe.
Frau Schwalbe hatte gehört, wie einmal eine Kuckucksfrau heimlich ihr Ei in das Nest einer Schilfrohrsängerfamilie gelegt hatte. Es sah in Form und Farbe genauso aus wie die restlichen Eier. Es war zwar ein kleines bisschen größer, doch das bemerkte niemand.
Und als die Küken geschlüpft waren, begann das Kuckucksbaby damit, alle anderen Küken aus dem Nest zu werfen, nur damit es das ganze Futter für sich alleine haben konnte.
Die armen Pflegeeltern mussten dann das riesige Kuckucksküken ständig mit Futter versorgen.
Frau Schwalbe schüttelte sich, bei dem Gedanken daran.


„Aber was wollt ihr denn mit dem Ei machen?“, fragte Frau Meise besorgt.
„Wir werden es aus dem Nest werfen, so wie es die Kuckuckskinder mit den anderen Vogelkindern machen!“, erklärte ein Spatz.
Die anderen stimmten wohlwollend zu.

Frau Meise blickte ihren Mann besorgt an. „Und was ist, wenn sich Frau Amsel täuscht?“, wollte Frau Meise wissen, „was ist, wenn es gar kein Kuckucksei ist?“
Darauf wusste niemand eine Antwort und Frau Meise legte ihren Flügel um das Ei und sagte: „Nein, das werden wir nicht! Wir werden das Ei behalten!“

Die anderen Vögel zuckten mit den Achseln und flogen davon. Nur Frau Amsel rief empört: „Das wird euch noch leidtun!“, dann breitete auch sie ihre Flügel aus und flog kreischend davon.
Herr und Frau Meise waren wieder alleine. Mitten im Nest lag das Ei und beide sahen sich schweigend an. „Wenn wir schon kein eigenes Ei haben können, dann möchte ich wenigstens für dieses Ei sorgen“, begann Frau Meise vorsichtig. „Hm“, machte Herr Meise nur.
Er war sich nicht so sicher, ob sie das Richtige taten.

Aber Frau Meise war fest davon überzeugt, dass Ihnen der Himmel das Ei geschickt hatte. Sie rückte es in die Nestmitte und sammelte noch etwas weiches Moos, damit das Ei auch wirklich bequem lag.
„Die Nachbarn sind davon nicht sehr begeistert“, sagte Herr Meise.
„Lass die Nachbarn doch reden! Du wirst sehen, es wird wunderbar. Wir werden nun endlich eine richtige kleine Familie!“, schwärmte Frau Meise. Und als Herr Meise sah, wie seine Frau strahlte und wie glücklich sie aussah, vertrieb er seine Zweifel und begann sich langsam daran zu gewöhnen, bald Vogelvater zu werden. Die Tage kamen und die Tage gingen. Herr und Frau Meise kümmerten sich fürsorglich um ihr Ei.
Während Frau Meise das Ei schön warmhielt und darauf brütete, suchte Herr Meise Futter, für sich und seine Frau.

Sie hatten das Ei inzwischen so lieb gewonnen, als ob es ihr eigenes Ei gewesen wäre.
Und wenn die Nachbarn sie strafend anblickten oder nicht mehr grüßten, dann versuchten, Herr und Frau Meise ihnen so gut es ging, aus dem Weg zu gehen.
Langsam aber sicher schlüpften in den Nachbarnestern die Vogelbabys aus ihren
Eiern. Und hier und da konnte man ein leises Zwitschern vernehmen.
Im Ei von Herrn und Frau Meise rührte sich jedoch nichts. Wieder mussten sie warten und warten und warten.

Sie glaubten schon fast nicht mehr daran, dass noch ein Vogelbaby aus ihrem Ei schlüpfen würde, als plötzlich an einem Sonntagmorgen, ein leises Knacksen zu hören war. „Ich glaube es geht los!“, rief Frau Meise aufgeregt und Herr Meise starrte gespannt auf das Ei. Immer wieder war ein leises Klopfen oder Pochen zu hören. Langsam bekam das Ei Risse und schließlich sprang die Schale auf. Heraus kam ein kleines niedliches Rotkehlchenbaby.

Frau Meise war überglücklich und gab dem Kleinen einen liebevollen Kuss.
Das sperrte seinen Schnabel sofort weit auf und begann jämmerlich zu schreien.
„Schnell, du musst losfliegen und dem Kleinen etwas zu Fressen holen!“, krächzte Frau Meise aufgebracht und stupste Herrn Meise kräftig mit dem Schnabel in den linken Flügel.

Herr Meise, der immer noch ganz verdattert auf das Junge blickte, zuckte zusammen. „Natürlich!“, stotterte er „ich bin schon unterwegs.“ Und dann flog er los. Beinahe wäre er gegen den gegenüberliegenden Baum geflogen, er konnte aber gerade noch rechtzeitig abbremsen.
Frau Meise schüttelte besorgt den Kopf. Doch dann wandte sie sich sofort wieder dem schreienden Piepmatz zu. „Du bekommst ja gleich etwas.“

Es hatte sich schnell im Wald herumgesprochen, dass kein Kuckucksbaby aus dem Ei von Herrn und Frau Meise geschlüpft war. Die Nachbarn waren erleichtert und begannen wieder damit, normal mit Familie Meise umzugehen. Frau Meise ging ganz im Mutterglück auf und Herr Meise war ständig damit beschäftigt, Futter zu suchen. Sie liebten das kleine Rotkelchen wie ihr eigenes Baby und Herr Meise seufzte des Öfteren und meinte dann zu seiner Frau: „Das haben wir nur dir zu verdanken!“ Und Frau Meise seufzte dann ebenfalls und meinte: „Ich hab es ja gesagt, das Ei hat uns der Himmel geschickt!“ Und dann liebkoste sie ihr kleines Baby und strahlte über das ganze Gesicht.

Und wenn Herr Meise gewusst hätte, dass damals die kleine Marie mit ihrem Vater durch den Wald spaziert war, und das Ei auf dem Boden des Waldes gefunden hatte. Wenn Herr Meise mitbekommen hätte, wie der Vater von Marie ihr erklärt hatte, das Ei nicht mit der Hand anzufassen, da es die Vogeleltern sonst nicht mehr annehmen würden, weil es nach Mensch „riecht“ und wenn Herr Meise gesehen hätte, wie Marie das Ei dann ganz vorsichtig mit einem Tuch aufgehoben hatte und es in das leere Nest von Herrn und Frau Meise legte, wie sie sich ganz fest wünschte, aus dem Ei würde ein Junges schlüpfen, dann hätte auch Herr Meise gewusst, dass ihnen das Ei der Himmel geschickt hatte.

Und wenn Frau Amsel gewusst hätte, dass ein Kuckucksbaby das Ei aus dem Nest der Rotkehlcheneltern geworfen hatte, dann hätte sie sich wieder ganz dick aufgeplustert und sich mächtig wichtig gemacht!


„Wissi“ unser Hundekind,
will es wissen ganz geschwind.

„Professor Knobel“, sehr gescheit,
kommt sofort herbeigeeilt.

Und erklärt es, ist doch klar,
„Wissi“ und der Leserschar.



Der Kuckuck

Der Kuckuck ist etwa taubengroß und sein Gefieder ist größtenteils grau.
In Europa ist er fast überall zu Hause.
Der Kuckuck ist ein Brutparasit. Das bedeutet, dass das Weibchen seine Eier einzeln in Nester von bestimmten Singvögeln legt. Die Eier sind farblich an die des Singvogels angepasst, sie sind etwas größer und oftmals bemerkt der Singvogel den Betrug. Dann wird das fremde Ei entfernt oder die ganze Brut aufgegeben.
Wird das Ei jedoch angenommen, wirft der Jungkuckuck nach dem Schlüpfen die anderen Eier oder Jungen aus dem Nest. Der Jungkuckuck hat einen großen roten Rachen, welcher einen sehr starken Fütterungstrieb bei den Wirtseltern auslöst. Der Jungkuckuck kann die fehlenden Nestgeschwister durch schnelle Rufe imitieren und erhält so mehr Futter.
Nach etwa 20 Tagen wird der Jungvogel flügge, dann fliegt er den Wirtseltern entgegen und wird noch mehrere Wochen außerhalb des Nests gefüttert.


Spaß und Lernen mit Wissi und Professor Knobel
Band 1 3 Geschichten in einem Buch
Sei nicht traurig, kleine Pusteblume


Die kleine Pusteblume hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihre Pusteblumensamen nicht herzugeben. Ob ihr das gelingt?

Gegen den Strom


Als sich die Freunde des kleinen Lachses Lenny auf den Weg machen, das Meer zu verlassen, versteht dieser die Welt nicht mehr. Wozu sollte er seiner Heimat den Rücken kehren? Aber einsam und allein wollte er auch nicht im Meer zurückbleiben.

Trag du mich doch mal


Was immer so war, muss nicht immer so bleiben! Oder doch? Die Krötenfrau Berta und ihr Mann Fred sind auf dem Weg zum Teich. Wie jedes Jahr trägt Berta ihren Mann auf dem Rücken. Doch dieses Jahr ist der Weg für Berta so beschwerlich, dass sie nicht mehr kann.

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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.09.2011

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