Man mag es nicht glauben, aber auch im Schulsystem gibt es den einen oder anderen Drabble. - Wenn man mich jetzt bitten würde, mal frei von der Leber weg die eine oder andere Schote zum Besten zu geben, sollte man sich auf jeden Fall jede Menge Zeit mitbringen.
Diese Schulgeschichte hat sich wirklich so zugetragen! - Es wurde nichts dazu erfunden und auch nichts weg gelassen. Lediglich Namen der handelnden Personen wurden geändert. So will ich Rücksicht auf die Personen nehmen, die ich nicht mehr fragen kann, ob sie einer Veröffentlichung zustimmen.
Inspiriert wurde ich zu dieser Schulgeschichte, durch den 42. Wettbewerb im Februar 2014 der Gruppe "Biografisches". Der Aufruf, doch etwas über die eigene Schulzeit zu schreiben, hat mir so manchen Stoff geliefert. So kam es, dass ich eine Geschichte tatsächlich einreichte und dann eine Zweite für ein Gemeinschaftsbuch schrieb.
Doch nun wünsche ich
GUTE UNTERHALTUNG!!!
„Guten Morgen!“ Unser Direx kam mit weit vor gestrecktem Bauch in die Klasse geschritten, zwirbelte mit der rechten Hand seine Rotzbremse und baute sich vor der Tafel auf. Erwartungsvoll ließ er seinen Blick über uns schweifen.
„Guten Morgen, Herr Krause!“, antworteten wir gehorsam im Chor.
Uns allen war klar, dass dieser Mann nicht ohne Grund zu uns in die Klasse kam. Wir hatten mehrfach Grund zu der Annahme, dass er Kinder nicht besonders mag und er den Kontakt zu den Klassen mied, wo es nur ging.
Aber er ließ uns nicht lang warten. „Ich möchte euch jemanden vorstellen!“
Wie auf Kommando kam ein junger Mann in die Klasse gehetzt. Er trug eine abgewetzte Lederjacke, eine neu glänzende Mappe und ein recht dümmliches Gesicht zur Schau. Verlegen wischte er sich mit der freien Hand über die Stirn. Dann trat er nervös von einem Bein auf das andere.
„Das ist Herr Häußer. Er befindet sich im Studium. Mit diesem ist er so gut wie fertig und heute tritt er an unserer Schule sein Referendariat an. Er wird die Fächer Sport und Geschichte in drei Klassenstufen Schritt für Schritt übernehmen.“
Unter uns kam bereits abfälliges Gemurmel auf. Endlich hatten wir fachlehrertechnisch auch mal Glück und dann wurde so ein Neuling auf uns los gelassen.
Mit einem Räuspern verschaffte sich unser Direktor wieder Gehör: „Bitte benehmt euch! Herr Häußer ist ab jetzt eine Autoritätsperson für euch!“ Und schon verließ der Direx den Raum fast fluchtartig.
Herr Häußer trat unruhig von einem Bein auf das Andere und ließ den Blick durch die Klasse schweifen.
Wir starrten ihn gebannt an und erwarteten eigentlich, dass er zumindest selber mal ein paar Worte zu sich sagt. Das tat er aber nicht. Statt dessen fixierte er die Jungs in der hintersten mittleren Bankreihe und schritt dann leicht unsicher auf sie zu.
„Setzt euch bitte woanders hin. Ich hospitiere anfangs nur und möchte das Geschehen von hinten betrachten.“
Die Jungs waren erst einmal wie erstarrt und zu keiner Regung fähig. Auch wir beobachteten die Szene gespannt. Ausgerechnet diese beiden Jungs brachte er gegen sich auf. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
„Was ist denn jetzt bitte? Ihr könnt euch doch da drüben hinsetzen.“
Die Jungs taten nicht dergleichen. Statt dessen sagte einer: „Da können wir aber nicht nebeneinander sitzen. Das wollen wir aber, weil wir uns nämlich gegenseitig helfen.“
Der Referendar riskierte eine ganz schöne dicke Lippe, als er meinte: „Dann helfen euch eben eure neuen Banknachbarn. Und jetzt macht bitte die Bank frei!“
Wir schnappten alle erschrocken nach Luft. Erst war der Typ unsicher ohne Ende und dann urteilte er über Schüler, von denen er noch nicht einmal den Namen kannte. Der Typ hatte sie nicht mehr alle.
Trotzdem blieben die Jungen sitzen, wo sie waren. Sie trieben es sogar auf die Spitze, indem sie den Herrn neben sich einfach ignorierten, ein Schulheft raus nahmen und sich gemeinsam auf die nächste Schulstunde einstimmten, indem sie ihr Referat noch einmal durchgingen.
Wir anderen waren alle mehr als gespannt, wie der Typ auf dieses Spielchen reagierte. Bisher hatten die Lehrer alle spätestens an dieser Stelle aufgegeben. Dieser hier aber nicht. Demonstrativ nahm er die Tasche, die vor seinen Füßen stand, und brachte sie einfach zu einem freien Platz. Dann kehrte er zu dem Tisch, den er so begehrte, zurück und lies seine Mappe vor dem Jungen auf die Tischplatte klatschen. „So, deine Tasche wäre dann schon mal umgezogen. Wenn du jetzt bitte die Höflichkeit hättest, diesen Platz frei zu machen!“ Sein Gesicht fing schon an, rot anzulaufen, vor lauter Wut. „Der Herr Direktor hat doch gesagt, dass ich eine Autoritätsperson bin. Also bitte akzeptiere diesen Umstand und mach was ich sage!“
Erst jetzt erhob sich der Junge langsam, packte seine Sachen zusammen und trollte sich zu dem ihm zugewiesenen Platz. Aber nur, um seine Tasche von da weg zu holen und sich woanders zu platzieren. Sofort begann er, mit seinem neuen Banknachbarn zu tuscheln und dieser setzte sich dann auf den Platz, wo der Referendar die Tasche platziert hatte. In dem Moment räumte dann auch der zweite Junge seinen Platz und konnte sich wieder neben seinen Kumpel setzen.
Das schien dem Herrn wohl auch nicht recht gewesen zu sein. Sofort polterte er los: „Ich habe nicht gesagt, macht eine neue Sitzordnung, sondern ich wollte lediglich diesen Platz hier haben. Hey du, komme zurück!“ - Damit meinte er wohl den zweiten Jungen. Der war aber schon wieder in den Stoff des Vortrages vertieft.
Der Referendar ließ es dann auch bleiben, weiter Unruhe zu stiften, richtete sich auf seinem Platz ein und schon kam unser Geschichtslehrer und der Unterricht konnte beginnen.
Die Tage zogen ins Land. Der Referendar schwebte jeden Morgen, wie ein böses Omen, in unsere Klasse, nahm seinen Platz in der hintersten Bank ein und war ansonsten still wie ein Mäuschen. Wenn es nicht in jedem Fach bei einem neuen Lehrer Ärger gegeben hätte, wegen der neuen Sitzordnung, hätte man glauben können, der Typ war nur ein böser Traum. - Aber irgendwann hatte auch jeder Fachlehrer akzeptiert, wie wir jetzt saßen und so langsam schien wieder so etwas wie Normalität einzukehren.
Der Referendar hospitierte in den Stunden, die er als Lehrer übernehmen sollte und wenn er durchs Schulhaus lief brachte er die Zähne nicht auseinander. Wir hielten ihn alle für hochgradig eingebildet und und hatten so nette Spitznamen wie „Eierkopf“, „Filzlaus“ oder „Versuchskaninchen“ für ihn. Wir machten uns über ihn und seine Art lustig und glaubten, dass dieser ziemlich belustigende Zustand jetzt anhalten würde. - Aber das war leider nicht so, denn eines Tages kam er, der Moment, an dem die Filzlaus den ersten Geschichtsunterricht abhalten sollte.
„Guten Morgen zusammen!“ rief es von der Tür und schon stand die Filzlaus am Lehrertisch und ließ einen Packen Bücher und Papier auf die Tischplatte knallen.
Uns wurde es ganz anders, als wir mitbekamen, dass die Zeit mit dem fähigen Lehrer nun vorbei sein sollte und wir die Versuchskaninchen für diesen Anfänger wären. Aber zu unserer Erleichterung stellte sich heraus, dass unser Fachlehrer erst einmal noch in der Klasse blieb, wenn die Filzlaus ihren Unterricht abhielt.
Schon in der ersten Stunde machte die Filzlaus keine wirklich gute Figur. Er stand vorn, zermalmte ein Stück Kreide in der einen Hand und las von einem Blatt Papier in der anderen Hand ab. - Zwar setzte er an der Stelle an, an der wir in der vorangegangenen Stunde aufgehört hatten, aber wie gesagt, er las es lediglich ab. Und wenn er nicht stur auf sein Blatt starrte, malte er ein Tafelbild an, welches er aus einem Notizbuch Stück für Stück abkopierte. - Nicht nur mir, sondern auch dem Rest der Klasse wurden die Augenlider von Minute zu Minute schwerer und die meisten hatten sich längst eine andere Beschäftigung gesucht. Der Typ hielt seinen Monolog und wir langweilten uns gewaltig.
Das Resultat bekam er zum Ende der Stunde. Denn unser Fachlehrer bekam wohl mit, was bei uns los war und sprang zehn Minuten vor Ende ein und war der Meinung, wir sollten doch einen kleinen Test schreiben, über das, was wir in der Stunde behandelt hatten. Er gab uns eine Frage, die wir beantworten sollten und sammelte die Blätter dann mit dem Stundenende ein. - Das Ergebnis bekamen wir dann zu Beginn der nächsten Stunde. Eine wirklich ziemlich angefressen aussehende Filzlaus musste einsehen, dass diese Form von Unterricht nichts brachte. Wenn der Test benotet worden wäre, hätten wir alle die wohl schlechtesten Noten ever bekommen.
Die Filzlaus hatte sich nun sämtlichen Respekt in der Klasse verspielt. Ein Unterricht war mit dieser Person nicht mehr möglich. Immer war unser Fachlehrer mit im Raum und unterrichtete nicht nur uns, sondern auch die Filzlaus...
Aber das war nur der Geschichtsunterricht. Da war ja noch das Fach „Sport“ welches er unterrichten wollte. Wir alle fragten uns, wie er da Monologe abhalten wollte... Aber der Sportunterricht war eine ganz andere Klasse für sich.
Zunächst einmal war er auch hier nur am hospitieren. - Da es draußen gerade kalt und winterlich war, wurde in der Halle Geräteturnen gemacht. Die Filzlaus musste also Hilfestellungen geben. Sichern beim Bockspringen und Vorturnen, wenn wir eine neue Übung machen sollten.
So schlacksig und komisch dieser Typ auch aussah, turnen konnte er. Wo er sich allerdings leicht dämlich anstellte, war die Hilfestellung bei den Jungen am Barren. - Als er dann allerdings auf die Mädchen los gelassen wurde, sah die Sache schon ganz anders aus:
Wir waren sehr viele Mädchen in der Klasse und wurden deshalb in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe machte jeweils eine viertel Stunde lang Bodenturnen, Übungen auf dem Schwebebalken oder am Stufenbarren. Beim Bodenturnen und am Schwebebalken ließ er uns vollkommen freie Hand. Wir durften turnen wie wir wollten, Hauptsache wir bewegten uns irgendwie. Allerdings legte er auf den Stufenbarren besonders viel Wert. Seine Lieblingsübung war der Hüftaufschwung am oberen Holm. - Eine Übung die nicht jeder kann, die sich auch nicht jede von uns zutraute, die er aber von allen verlangte.
„Ich helfe euch, jeder schafft das!“, versuchte er uns zu motivieren. Problem an der Sache war nur, dass wir noch immer kein besonderes Vertrauen in die Filzlaus gefasst hatten.
Auch im Sportunterricht stellte er sich als kein sehr guter Lehrer heraus. Schon während der ersten zwei Stunden mit ihm als Lehrer, gab es unter uns Mädchen zwei Verletzte. In der einen Stunde viel eine von uns so unglücklich vom Schwebebalken herunter, dass sie sich das Fußgelenk brach und nun mit einem Gipsbein von Klassenzimmer zu Klassenzimmer humpelte. In der nächsten Stunde ging beim Bodenturnen eine Rolle rückwärts gründlich schief und die betreffende verrenkte sich die die Schulter. Ihre Schmerzen waren so schlimm, dass sie nicht zur Schule kommen konnte.
Die Filzlaus hatte wohl einen Einlauf bekommen, denn schon in der dritten Stunde wurden wir im Bodenturnen und auf dem Schwebebalken benotet und alles wurde weg geräumt. Von nun an mussten wir also alle mal am Stufenbarren herumturnen, während der Rest von uns dabei auf der Bank sitzen musste und zusah.
Das war dann schon die Zeit, in der die jungen im Sportunterricht an die frische Luft durften. Sie machten Leichtathletik und hatten einen riesigen Spaß im Unterricht, wenn sie die letzten fünfzehn Minuten noch Fußball spielen durften.
Wir Mädchen quälten uns nun schon geschlagene vier Wochen am Stufenbarren herum. Die Filzlaus war der Meinung, dass er das so lang mit uns durchexerzieren würde, bis ausnahmslos jede von uns den Hüftaufschwung am oberen Holm ohne Hilfestellung hinbekäme.
Dadurch, dass wir nun alle beim Üben zuschauen konnten, viel uns auch endlich auf, dass die Hilfestellung bei der Filzlaus schon sehr unkonventioneller Natur war. Während unser eigentlicher Fachlehrer beim Hüftaufschwung seine Hand am unteren Rücken der Turnerin liegen hatte, lagen die der Filzlaus immer direkt auf dem Hintern. Seine Finger konnten immer eine Pobacke so richtig schön stützen. - Die Frage war nur, ob das auch wirklich in der Form nötig war.
Während unser eigentlicher Fachlehrer uns immer so von einem Holm zum anderen greifen ließ, wie wir das gern machen wollten, verlangt die Filzlaus einen Schwung, in dem wir umgreifen sollten. Dabei ruhte immer eine Hand auf dem Oberschenkel der Turnerin, welcher über den Holm geschwungen war.
Es wurde unter diesem Unterricht immer wärmer draußen. Alle Klassen, welche von einem richtigen Lehrer unterrichtet wurden, machten inzwischen draußen Sport. Ausdauerlauf, Kugelstoßen, Weitwurf, Weitsprung und und und... nur wir, die Versuchsklasse, waren mit der Mädchenriege noch immer am Stufenbarren.
So langsam begann sich bei uns Unmut breit zu machen. Zum Einen ging uns langsam aber sicher auf, dass uns die Filzlaus einfach nur begrapschen wollte, so stellte es sich für uns zumindest dar, und zum anderen waren einige unter uns, die sich mit Leichtathletik endlich ihre Sportnote etwas aufbessern wollten.
Die erste Beschwerde brachten wir bei unserem eigentlichen Sportlehrer vor. - Dieser konnte uns aber nicht weiter helfen, da er ja nun nicht mehr für uns Mädchen zuständig war.
Wir Mädchen zogen nun also weiter zu unserer Klassenlehrerin. Diese wollte mit der Filzlaus reden. Aber ob sie es je getan hat, konnten wir nicht heraus finden, weil wir weder einen besseren Sportunterricht, noch eine irgendwie veränderte Filzlaus bekamen.
Auch die Jungen mischten sich so langsam aber sicher in die Sache ein,denn ihnen fiel auf, dass wir noch immer am Stufenbarren herumhingen. - Sie besuchten uns immer mal wieder kurz in der Halle. Und bei so einem Besuch kam es auch um Eklat:
Die Filzlaus hatte sich für den Unterricht richtig schick gemacht. Er trug eine schwarze Radlerhose und ein fast bauchfreies Shirt an diesem Tag. Allein für dieses Outfit erntete er schon den einen oder anderen Lacher. Doch aus diesem Lacher wurde dann ein Schock! - Wir alle waren zwischen 12 und 13 Jahren alt. Junge Mädchen, die langsam aber sicher wussten, wo der Hase lang läuft. Und so eine enge Hose kann wirklich sehr sehr viel verraten.
Eine von uns turnte gerade ihre Übungen durch. Dann kam es zu dem Teil, in dem sie Hilfestellung benötigte. Die Filzlaus legte also zunächst die Hand auf den Oberschenkel. - Das Mädchen brach die Übung sofort ab und schrie herum: „Jetzt nehmen sie endlich Ihre Griffel von meinem Bein! Noch ein Stück und sie greifen mir in die Hundert!“ - Betretenes Schweigen bei uns, empörtes Gesicht bei der Filzlaus. Er entließ sie und die nächste musste ran.
Ausgerechnet Clara war das Opfer. Sie war zwar rank und schlank, sportlich gebaut und nicht gerade unansehnlich, aber Geräteturnen war einfach nicht ihre Stärke. Und gerade der Stufenbarren machte ihr immer eine höllische Angst. Trotzdem schritt sie todesmutig auf das Gerät zu und begann langsam und konzentriert ihre Übungen. Die Filzlaus gab auf ihre übliche Art Hilfestellungen und bekam nicht mit, dass wir mal wieder Jungenbesuch in der Halle hatten. - Im Nachhinein war es aber ganz gut, dass wir den Besuch hatten, denn die Filzlaus wurde wohl irgendwie erregt durch die Hilfestellungen. Seine Radlerhose begann sich an einer wirklich sehr verräterischen Stelle erst auszubeulen, und keine Minute später hatte er ein richtiges „Zelt“ in der Hose. Das kurze Shirt war rein gar nicht dazu geeignet, solch verräterische Spuren zu verstecken. Allerdings hatte das die Filzlaus auch nicht vor. Denn Clara hatte ihre Übungen vollendet und trollte sich zum Ende der Bank, als sich die Filzlaus mit leicht gespreizten Beinen und in die Hüften gestemmten Händen vor uns aufbaute und nach der Nächsten verlangte.
„Los, jetzt du!“, sagte er zu Manu.
„Nee, ganz bestimmt nicht!“, meinte Manu nur und blieb sitzen.
„Alles klar, entweder wir Turnen jetzt die Übungen durch, oder du bekommt ne sechs!“
In dem Moment kam aber unser Fachlehrer in die Halle. Er bekam wohl nur den letzten Satz von der Filzlaus mit und sah die Bescherung in seinem unteren Bereich. - Unser Stufenbarrendauerschleifenunterricht war an dieser Stelle jedenfalls beendet.
Was genau passiert ist, bekam niemand mit. Ich weiß nur noch, dass wir den Rest dieser Stunde ganz freiwillig mit den Jungen Fußball gespielt haben. Das Ganze ging ohne Streit und ohne Lehrer ab, denn unser Fachlehrer hatte sich die Filzlaus geschnappt und war mit ihr im Schulgebäude verschwunden.
Unseren Respekt hatte die Filzlaus an diesem Tag komplett verloren und an einem Freitag holten wir zum finalen Schlag aus.
Es gab an diesem Tag Mohrenköpfe in der Schulspeisung. Und diese Mohrenköpfe haben es ja an sich, dass sie wirklich sehr sehr süß und klebrig sind. Entweder man mag diese Dinger, oder man hasst sie. - Jedenfalls war an diesem Tag jede Menge Nachtisch übrig, sodass einige fünf oder sechs solcher Dinger bekamen.
Aber auch dem größten Süßmaul wird von zu viel Mohrenkopf irgendwann einmal übel und man begann mit den Teilen zu handeln. Wir handelten und feilschten auch noch, als die Filzlaus mal wieder in Form eines Geschichtslehrers auf uns los gelassen wurde. Er kam in die Klasse, in der es an diesem Tag wirklich sehr lautstark zuging, und versuchte sich Gehör zu verschaffen. Da wir aber keinerlei Respekt mehr hatten, hatte die Filzlaus null Erfolg mit seinen Bemühungen. Irgendwann hat es ihm wohl gereicht und er fing an zu schreien. Aber nicht lang, denn in dem Moment flog der erste Mohrenkopf an ihm vorbei und blieb an der Tafel kleben. Schlagartig war Ruhe in der Klasse. Nur die Filzlaus wollte jetzt den Täter heraus finden. „Wer war das?“, presste er mühsam hervor. Man konnte seine Anspannung richtig sehen.
Am Ende waren wir es alle, denn in dem Moment flogen noch mehr Mohrenköpfe. Aus allen Ecken der Klasse tauchten diese Dinger plötzlich auf und landeten als klebrige braun-weiße Klumpen an der Tafel.
Die Filzlaus verließ den Raum an diesem Tag zum letzten Mal, denn sie wurde nie wieder an unserer Schule gesichtet.
Was die Sauerei im Klassenraum angeht, die mussten wir natürlich weg machen. Aber erstaunlicherweise waren wir uns da mal alle einig und erledigten das in der nächsten Stunde einfach gemeinsam. Die wäre sowieso ausgefallen, weil wir dann nämlich Sport gehabt hätten, eine Stunde die die Filzlaus mal allein leiten sollte, weil unser Fachlehrer an dem Tag nicht im Haus war...
Texte: Rika Wächter
Lektorat: * keins *
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2014
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